Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Sydney und Melbourne

Opera House und Harbour Bridge

Opera House und Harbour Bridge

Sonntag und Montag 16./17. März 2014
Bevor es abends endlich mal wieder mit einem Nachtbus durchs Land geht, vergammeln wir den Tag ein bisschen im Hostel und in Byron, wo eine riesige Demo gegen Tony Abbott stattfindet, der seit dem 18. September 2013 Australiens neuer Premierminister ist, den Klimanwandel für absoluten Mist hält und deswegen in Australien eine politische Kehrtwende eingeleitet hat, was Umwelt- und Klimaschutz angeht.
Irgendwann ist die Demo dann auch wieder vorbei und wir können in unseren Bus steigen, in dem ich es tatsächlich schaffe, einen erstaunlich großen Teil der 14 Stunden Busfahrt schlafend zu verbringen, bevor wir morgens kurz vor sieben Uhr in Sydney eintreffen. Erstaunlich, wie kalt es hier nachts schon wird, weshalb auch sofort ein Obdachloser ankommt und fragt, ob wir ihm einen heißen Kaffee ausgeben. Na klar, wo wir uns selbst seit zwei Monaten nur von Toast und Wasser ernähren. Unser Hostel, das "Maze", ist super gelegen und genau zwischen Busbahnhof und Zentrum. Einchecken können wir zu dieser Uhrzeit natürlich noch nicht, aber zumindest unsere Sachen unterstellen, bevor wir zu Fuß die City erkunden.

Sydney ist wirklich eine tolle Stadt, mit einer sehr schönen Skyline. Irgendwie erinnert uns das Ganze extrem an eine kleinere Version von Manhattan. Im Zentrum ist das Straßennetz ähnlich geometrisch aufgebaut und zwischen unzähligen Hochhäusern findet man plötzlich immer wieder irgendwelche alten Sand- und Backsteingebäude, die man überhaupt nicht erwarten würde. Außerdem rennen hier, genau wie in Manhattan, unzählige geschäftig wirkende Leute im Anzug herum und scheren sich einen Dreck darum, ob die Fußgängerampel nun rot ist oder nicht. Dabei ist es das erste Mal in Australien, dass die Ampeln sogar halbwegs logisch geschaltet sind. In Surfers hat man teilweise volle fünf Minuten gebraucht, um eine Kreuzung zu überqueren. Aber immerhin wissen die Australier auch selber, dass sie keine verkehrsfördernde Ampelschaltung gebacken kriegen, weshalb es hier, außer in den Großstädten, grundsätzlich Kreisverkehre statt Ampeln gibt.

Wir haben inzwischen also das gesamte Zentrum mit seiner echt schönen Skyline durchschritten und sind in "The Rocks" angekommen, ein Viertel zwischen Zentrum und Harbour Bridge, das für seine alten Backsteinhäuser und die vielen Kneipen und Pubs bekannt ist. Zum Weggehen sicherlich sehr nett, wenn man das nötige Kleingeld hat, aber warum man nun so einen Hype um die Backsteinhäuser hier macht, ist einem als Deutschen schleierhaft. Da ist die riesige Harbour Bridge schon wesentlich beeindruckender, zumal man von hier oben einen sehr schönen Fernblick hat. Aber meine Güte, gibt es auf der Brücke und eigentlich generell in Sydney viele Kameras. Wer weiß, wie schlimm es sonst mit der Gewalt wäre. Möchte man gar nicht drüber nachdenken. In Australien werden so schon pro Kopf fast dreimal so viele Autos gestohlen wie in Deutschland.

Harbour Birdge

Harbour Birdge

Blick auf City Centre von der HB aus "The Rocks" unten rechts

Blick auf City Centre von der HB aus "The Rocks" unten rechts

Das Opernhaus finden wir jetzt ehrlich gesagt nett, aber das Brandenburger Tor ist dann doch ein wesentliches beeindruckenderes Stadtwahrzeichen. Zugegeben die isolierte Lage, auf dieser kleinen ins erstaunlich klar und sauber wirkende Wasser hineinreichenden Landzunge ist wirklich genial.
Auf der anderen Seite der Brücke gibt es an sich nicht wirklich was zu sehen, außer Wohnhäuser. Ich werde dann fast noch von einem dämlichen Hund gebissen, der nicht nur nicht angeleint ist, sondern auch kein bisschen auf seinen Besitzer hört. Und während er mir noch "Entschuldigung" zuruft, kommt sein Köter schon wieder angerannt. Kotzt mich an so was Rücksichtsloses. Danach geht es dann wieder über die Brücke zurück ins Zentrum zum Darling Harbour, der seinen Namen wirklich verdient hat. Wirklich eine schöne Stadt dieses Sydney, dessen wundervolles Gesamtbild mit einzelnen Fotos leider nur zum Teil wiedergegeben werden kann.
Trotzdem wird schon für Morgenabend das etwas mehr als 40€ p.P. teure Weiterfahrtticket nach Melbourne gekauft, wo wir noch eine Greatoceanroad-Tour machen wollen, bevor unser Flug nach Tasmanien geht. Mit qualmenden Füßen verbringen wir dann den Rest des Tages auf dem Zimmer, bevor zum Abendbrot Spaghetti Bolognese in der großen sehr gut ausgestatten Gemeinschaftsküche gekocht wird. Das Preisleistungsverhältnis ist wirklich sehr gut in diesem Hostel.

auf der anderen Seite der Brücke, ganz links das Opera House

auf der anderen Seite der Brücke, ganz links das Opera House

ein kleiner Teil von Darling Harbour

ein kleiner Teil von Darling Harbour

Dienstag 18. März 2014
Das mit der Greatoceanroad klappt leider nicht, weil die Tour, die wir machen wollten, schon ausgebucht ist und jetzt auf die Schnelle was anderes zu organisieren klappt auch nicht. Aber um aus der Mail des Veranstalters zu zitieren: "So so, allas gut, bitte schon."
Na gut, müssen wir eben noch mal wiederkommen nach Australien. Gibt Schlimmeres. Das Gepäck wird untergestellt und durch den Hyde Park geht es dann zu Fuß zu dem Parkareal um die Royal Botanic Gardens. Ein sehr schönes grünes Fleckchen, das von geradezu abartig vielen Joggern und allen möglichen anderen Sportlern heimgesucht wird. Scheint, als würde hier jeder Arbeitnehmer in der Mittagspause Sport machen. Wirklich sehr lobenswert.

Woolloomooloo Bay (kein Scherz, heißt wirklich so)

Woolloomooloo Bay (kein Scherz, heißt wirklich so)

Die Botanic Gardens selbst sind dann etwas ruhiger und man kann, wie in jedem botanischen Garten auf irgendwelchen Schildern lesen, was für eine Pflanze man sich gerade anschaut. Ach ja und Spinnen gibt es hier, etwas kleiner als eine Vogelspinne, aber mit ihren riesigen langen Vorderbeinen sehen sie tausendmal gefährlicher aus, wie sie ihre überdimensionierten Netze bewachen. Bäh.
Wer, wie wir, Zeit hat, sollte auch noch den Abstecher zum schön anzusehenden Government House machen, bevor es dann über einige Umwege zum eigentlich direkt nebenan gelegenen Opera House geht. Na ja, von weitem sieht es dann doch besser aus.
Der Tag ist schon fast wieder rum und so geht es zurück ins Hotel, Sachen holen und ab zum Busbahnhof.

Gouvernment House

Gouvernment House

der in natura wirklich voll hässliche Fernsehturm

der in natura wirklich voll hässliche Fernsehturm

Mittwoch 19. März 2014
Der Busfahrer war der Meinung, den Fahrgästen einen Gefallen zu tun, wenn er uns schon eine Stunde früher in Melbourne ankommen lässt, wo wir uns dann um kurz nach sechs Uhr morgens in kurzer Hose und Sandalen fast zu Tode frieren. Unser Hotel, das Claremont Guesthouse, ist leider ziemlich weit außerhalb des Zentrums gelegen, weshalb wir fast anderthalb Stunden mit vollem Gepäck unterwegs sind. Aber immerhin wird uns beim Laufen warm. Abgesehen von der Lage ist das Preisleistungsverhältnis aber echt super. Gemeinschaftsbad bedeutet hier, dass die Badezimmer eben außerhalb des Zimmers liegen, man es aber trotzdem für sich allein hat, wenn man drinnen ist. Wassermangel gibt es wie eigentlich überall in Australien auch in Melbourne und während es in Surfers immerhin fünf Minuten waren, soll man hier bitte schon nach drei Minuten mit dem Duschen fertig sein. Pech, dass das warme Wasser erst nach vier Minuten kommt. Ansonsten ist das Hotel sehr schön sauber und da wir für das Doppelzimmer auch noch viel weniger zahlen als in jedem innerstädtischen Backpackerhostel, nimmt man die schlechte Lage gerne in Kauf. Mit der Tour hat es wie gesagt nicht geklappt und so haben wir jetzt volle vier Tage, um in Melbourne zu entspannen. Ach so, wir konnten übrigens auch schon einchecken, obwohl es erst kurz nach neun war. Entsprechend erleichtert fallen wir in die Betten und erholen uns bei vollen vier Stunden Mittagsschlaf von der Nachtbusfahrt. Mehr ist dann mit dem Tag an sich auch nicht anzufangen. Nach Käsetoast mit BBQ-Soße und Nudelsuppe zum Abendbrot gönnen wir uns dann wenigstens noch etwas Goon.

die Toorak Road, wo sich unser Hotel befindet

die Toorak Road, wo sich unser Hotel befindet

Donnerstag bis Samstag 20.-22. März 2014
Das Frühstück ist auch noch im Zimmerpreis inbegriffen und bietet neben Toast mit Marmelade sogar noch eine echt große Auswahl an Cornflakes. Wirklich ein schönes Hotel.
Am Donnerstag geht es dann zumindest in die nicht ganz so weit entfernten Royal Botanic Gardens. Etwas kleiner als in Sydney und wegen dem trockeneren Klima hier nicht ganz so saftig grün, aber trotzdem sehr schön. Aber apropos Klima; am Donnerstag steigt das Quecksilber einfach mal auf volle 30°C, während es dann zwei Tage später am Samstag kaum noch über 15°C kommt. Und diese schnellen Wechsel sind hier wohl vollkommen normal und regelmäßig. Krass. Arme Migränepatienten, sage ich da nur.
Ansonsten ist es, glauben wir zumindest und hat man uns erzählt, was Melbourne so beliebt macht, wirklich das Feeling in dieser Stadt. Es erinnert ein bisschen an Berlin und steht damit im totalen Kontrast zu Sydney, wo alle Leute ganz geschäftig und gut gekleidet rumlaufen. Hier steht Kunst und Kultur im Vordergrund, jeder läuft rum wie er möchte und es ist ihm auch egal, was andere über ihn denken.

Straße in der Innenstadt mit vielen kleinen Cafés

Straße in der Innenstadt mit vielen kleinen Cafés

Viel los ist also auch hier zwischen den Hochhäusern von Melbournes Zentrum, das, obwohl es nicht so wirkt, sogar eine höhere Skyline hat als Sydney. Erstaunlich, wie man sich täuschen kann. Ein Gebäude, das allerdings wirklich alles überragt, ist der knapp 300 Meter hohe Eureka Tower, der nach dem Q1 Tower in Surfers Paradise zweithöchste Wolkenkratzer der Südhalbkugel.

der südlich vom Zentrum gelegene Eureka Tower in der Mitte

der südlich vom Zentrum gelegene Eureka Tower in der Mitte

17AUSD kostet der Eintritt p.P. und wir haben sogar noch einen 10% Rabattcoupon. Leider gibt es nur einen kleinen eingezäunten Teil im Freien, weshalb sich das Fotografieren etwas schwierig gestaltet. Abgesehen davon tun die Scheiben der genialen Weitsicht allerdings keinen Abbruch. Für 12 AUSD kann man sich dann noch in einem Glaskasten mit Glasboden aus dem Gebäude ein Stück rausfahren lassen und hat dann die fast 300 Meter Tiefe quasi direkt unter sich. Naja, wenn man sich die Gesichter der Leute anguckt, denken die wohl das Gleiche wie wir: "Wirklich? Dafür 12 Dollar?"

Blick auf die Innenstadt vom Eureka Tower

Blick auf die Innenstadt vom Eureka Tower

Ansonsten gibt es jetzt eigentlich keine einzelnen Attraktionen, ich glaube, man müsste hier einfach eine Weile bleiben und dann entweder Einheimische kennen oder in einem Backpackerhostel übernachten, um Melbourne wirklich erleben zu können. Abgesehen davon, dass Marc und ich schon in der Kulturhochburg Berlin seltenst in ein Museum gehen, da werden wir hier auf der anderen Seite der Welt nicht damit anfangen. Und wenn wir schon gerade bei Kultur sind; wir sind genau zu irgendeiner Modeveranstaltung hier, weshalb immer mal wieder kleine Bühnen und Laufstege aufgebaut sind. An sich ganz nett, aber als dann irgendein Hippie mit unfassbar schlechtem Ausdruckstanz anfängt, ist der einzige Ausdruck, den Marc und ich dafür haben "ach du Scheiße". Im Ernst, jemandem beim Fußnägelschneiden zusehen, ist weiß Gott spannender.

Bourke Street (quasie Melbournes Kudamm)

Bourke Street (quasie Melbournes Kudamm)

Im Zickzackkurs wird also jede Straße der komplett im Schachbrettmuster angelegten Innenstadt mindestens zweimal abgelaufen und wenn wir es uns schon nicht leisten können, in einem der unzähligen Cafes das Melbourne-Feeling zu erleben, gehen wir wenigstens in Chinatown indisch essen. Wie gesagt abgesehen von den Hochhäusern erinnert Melbourne vom Feeling eben wirklich an die netten Cafe- und Kneipecken in Berlin. Mit dem einzigen Unterschied, dass es hier sogar noch mehr teure Subway-Filialen als in New York gibt. Aber ist auch klar, wenn es hier keine Konkurrenz durch Dönerbuden gibt, sondern schon ein einfaches Croissant mit Kaffee über 5€ kostet.
Samstag sind wir also nach dem Auschecken eh schon den ganzen Tag unterwegs, bevor wir dann abends mit vollem Gepäck die weite Strecke wieder zurück ins Zentrum zum Busbahnhof laufen, wo es mit einem echt teuren Shuttlebus zum Flughafen geht, die Nacht verbringen.

schlafender Marc auf dem Flughafen

schlafender Marc auf dem Flughafen

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.