Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Zwischen Brisbane und Airlie Beach 2

Montag 17. Februar 2014
Für Mama, Marc und mich geht es heute also auf die Whitsundays, während sich Jan eine Tauchertour zum Great Barrier Reef gebucht hat.
Mit dem inkludierten Shuttlebus geht es vom Zeltplatz zu unserem Schiff, wo wir den Rest der insgesamt wohl zwanzig Mann großen Gruppe treffen.
Nach zwei Stunden Bootsfahrt ist dann die Rückseite von White Heaven Beach erreicht, dem, so sagt man, weißesten Strand der Welt. Durch eine Hügelkette vom Strand getrennt geht es erstmal im Schatten eines niedrigen Waldes hinauf zum Lookout, von wo aus man auf den Strand hinabschaut. Leider sind auch heute ein paar Wolken am Himmel, aber besser als gestern ist das Wetter allemal. Der Strand ist wirklich extrem weiß, wenn auch leider mit einigen Blättern, Samen und Nadeln durchsetzt, aber das ändert nichts an seiner unfassbaren Feinheit. In der Tour für jeden mit dabei ist auch ein Quallenanzug, sodass wir uns unbedenklich ins Wasser trauen können. Alle anderen Badegäste sind zwar auch ohne Anzug im Wasser, weil die Quallensaison dieses Jahr wohl recht schwach sein soll, aber wenn man das Ding eh dabei hat, kann Vorsicht ja nicht schaden.
Zurück auf dem Boot gibt es dann Mittagessen, bevor es mit vollgegessenem Magen ins Wasser geht, schnorcheln. Mama und Marc finden die vielen Korallengebilde und Fische zwar nicht ganz so farbenfroh wie ich, aber spätestens die beiden Riesenschildkröten können auch sie von der hiesigen Unterwasserwelt begeistern.
Die beiden Tauchgänge bei Jan, erfahren wir wieder vereint auf dem Festland, waren leider nicht so ein Erfolg. Große Fische gab es kaum, die Sicht war auch noch trübe und auch sonst glich das Ganze wohl mehr einer Massenabfertigung als alles andere.
Für Mama und Jan ist die Reise auch schon fast wieder vorbei und der ferne Rückweg nach Brisbane ruft. Marc und ich wollten eigentlich noch bis nach Cairns hoch, aber was bringen uns die schönen Strände, wenn wir wegen irgendwelchen Quallen nicht baden gehen können. Außerdem beginnt hier eben wirklich schon die Regensaison und im Zelt ist das dann alles nicht mehr ganz so witzig.
Also geht es zusammen mit Mama und Jan noch am selben Abend Richtung Süden zurück, wo wir nach zwei, drei Stunden Autofahrt einen Parkplatz für die Nacht finden. Schade, dass wir ohne Strom die Klimaanlage nicht laufen lassen können...

Dienstag bis Freitag 18.-21. Februar 2014
Wir schaffen es am Dienstag tatsächlich, den ganzen Tag durchzufahren und am Abend wieder in Colundra einzutreffen am Dicky Beach, hier, wo wir schon die erste Nacht mit dem Wohnmobil verbracht haben. Allerdings ist die Rezeption zu dieser Uhrzeit schon zu und wir müssen uns auf den Parkplatz direkt nebenan stellen. An sich gar nicht schlimm, weil wir auf diese Weise Geld sparen, aber so ganz geklärt ist das hier eben immer nicht, ob campen nun erlaubt ist, nur weil hier kein Verbotsschild steht, oder nicht. Und angeblich sollen die Polizisten einen nicht mal an Ort und Stelle zur Rede stellen, sondern einfach ein Foto machen und sich entsprechend später an die Verleihstation wenden. Bis jetzt kam aber noch kein böser Brief...
Am nächsten Morgen geht es dann die dreißig Meter rüber auf den Zeltplatz, der unter der Woche im Übrigen auch viel, viel leerer ist, als noch vorletzten Samstag.
Den schönen Strand hier hatte ich ja schon beschrieben und so ist dieser Ort, keine hundert Kilometer über Brisbane, genau der richtige, um mit Mama und Jan die letzten beiden gemeinsamen Tage zu verbringen und abends gemeinsam beim BBQ Rinder- und Kängurusteak zu essen. Das bereits marinierte Kängurusteak schmeckt ehrlich gesagt überhaupt nicht, aber das ohne Soße, nur mit Pfeffer und Salz ist schon ganz okay; muss man mal gegessen haben, braucht man ansonsten aber auch nicht zu oft.
Der Abschied am Freitag ist für mich ehrlich gesagt schon ein bisschen traurig, dieses kurze Gefühl von Heimat und Familie wieder gehen lassen zu müssen, aber was soll's. Das erste halbe Jahr verging so schnell, das nächste halbe wird mindestens genauso schnell vergehen.
Marc und ich haben noch eine weitere volle Woche auf diesem Zeltplatz hier gebucht. Besser können wir es ja an sich nicht treffen.

ein Possum, keine Scheu vorm Menschen und laufen hier auch überall rum, sobald es dunkel ist

ein Possum, keine Scheu vorm Menschen und laufen hier auch überall rum, sobald es dunkel ist

Samstag bis Freitag 22.-28. Februar
Die Tage hier laufen an sich alle gleich ab. Wir spielen Karten, essen und gehen an den Strand. Ärgerlich ist natürlich, dass es gleich am ersten Tag nach Mamas und Jans Abreise, wo wir wieder im Zelt schlafen, immer mal kurz regnet. Selbst der Himmel weint über den Abschied, aber gut wollen wir mal nicht gleich melancholisch werden. Außerdem beschert uns das schlechte Wetter die mit Abstand geilsten Wellen, in denen wir je baden waren. Mit unnormaler Kraft schleudern einen die zum Teil über drei Meterhohen Brecher durch die Gegend wie in einer Waschmaschine. Einfach der Hammer.
Am Sonntag kriegen wir außerdem von unserem Nachbarn bei dessen Abreise ein riesiges Zelt geschenkt, in das wir unseres einfach reinbauen. Rückblickend hat uns sein Zelt weniger vor den vereinzelten Regenschauern bewahrt, als viel mehr vor unfassbar viel Vogelscheiße. Es ist generell nicht normal, was in Australien mit den Vögeln abgeht; Scheu vor Menschen haben sie sowieso keine und dann schreien und singen sie so unvermittelt los, in einer Lautstärke, dass wir nachts panisch aus dem Schlaf schrecken, ohne zu wissen, was abgeht. Und dann gibt es noch diese aufdringlichen Bürstentruthähne, die zwar nicht so kuriose Geräusche von sich geben, aber dafür eines Nachts in unser Vorzelt kommen und uns eine Packung Toast aufreißen und zu Hälfte leer fressen. Frechheit.
Am Montag geht's dann in die Stadt, eigentlich wollten wir Flüge buchen, aber selbst die Frau im Reisebüro meint, im Internet ist's billiger. Hm, sie scheint wohl nicht auf Provision zu arbeiten... Aber sehr nett, muss man ja mal sagen. Ein bisschen eingekauft wird auch gleich noch. 1,7kg Würstchen für knapp über 5€, zum Geschmack muss ich dann wohl auch nicht sagen...aber Fleisch ist Fleisch und mit Toast und BBQ-Soße passt das schon.
Am nächsten Tag buchen wir dann endlich unsere Flüge, im Internet, von Melbourne nach Tasmanien und von Tasmanien wieder zurück nach Brisbane. Wen's interessiert: mit Jetstar inklusive Gepäck für beide Flüge ca. 160€ p.P.

das geschenkte Überzelt

das geschenkte Überzelt

Ansonsten ist in dieser Woche hier vielleicht noch unser Weltreisehalbzeitjubiläum am Mittwoch zu erwähnen. Unsere neuen Nachbarn waren uns vorher ja schon ein bisschen suspekt, aber dieser Abend geht ganz klar in die Geschichtsbücher unserer Weltreise ein.
Es fängt damit an, dass Marc und ich in der BBQ-Ecke gerade mit Würstchengrillen fertig sind, nett beieinander sitzen und beim Kartenspielen den ein oder anderen Becher Wein genießen. Die Stimmung kippt, als wir mit den neuen Nachbarn ein paar unverfänglich Smalltalksätze wechseln und die Frau, man muss es wirklich so sagen, plötzlich total unvermittelt ausrastet. Sie fängt an rumzuschreien, wie sie "work and travel"-Touristen hasst, weil sie ihr die Arbeit wegnehmen und weiß ich was alles. Die ganze Sache wird noch schlimmer, als wir erwidern, dass wir nur traveln und gar nicht zum worken hier sind. Wie es sein kann, dass wir mit einer Selbstverständlichkeit und der Tasche voller Geld hierher kommen und uns das Gleiche leisten können (auf einem Zeltplatz übernachten, Wahnsinn...) wie sie, die sich die ganze Zeit abbuckelt. Ihr Vater war übrigens Österreicher und nachdem sie erfährt, dass wir Deutsche sind, brüllt sie noch ein paar Mal "GUTEN APPETIT", sodass es auf dem ganzen Zeltplatz widerhallt, während sie von dannen stapft.
Aber das soll's noch nicht gewesen sein an diesem Abend, denn eine gute halbe Stunde später, kommt ihr Mann, Freund, oder was auch immer zu uns und entschuldigt sich für seine Frau. Es sei schon der vierte Zeltplatz in einem Monat, auf dem sie sind, weil sie wegen den Wutausbrüchen der Frau immer wieder vor die Tür gesetzt wurden. Ob alles wahr ist, was er uns dann erzählt, wir wissen es nicht. Aber was hätte er für einen Grund, uns zu belügen und dass er wie ein Exknacki aussieht, haben wir uns vorher schon die ganze Zeit gedacht. Den Abend in Kurzfassung: Er ist Halbaborigine und gehört zur so genannten Stolen Generation. Aboriginekinder, die bis 1969 von ihren Eltern, nicht selten gewaltsam, getrennt wurden, um sie über Heime und Pflegeeltern als Arbeiter in die Gesellschaft der "Australier", englischen Zuwanderern, einzugliedern, statt sie zusammen mit den anderen Ureinwohnern in ihren isolierten Reservaten zurückzulassen. Seit wann er Alkoholiker ist, wissen wir nicht, auf jeden Fall hat er von der Regierung eine Karte, mit der er sich billiger Alkohol kaufen kann. Es soll Leute wie ihn ruhig und bei Laune halten, damit sie nicht aufbegehren und Stress machen. Warum er nun im Knast saß? Er hat einen Polizisten ermordet. Warum? Weil dieser seine gerade mal elfjährige Tochter zusammen mit einem anderen Polizisten vergewaltigt hat. Dass uns inzwischen schlecht ist, liegt weiß Gott nicht am Alkohol. Doch damit nicht genug, denn er ist jetzt in diese Gegend zurückgekommen, um von jemand anderem beenden zu lassen, was er angefangen hat. Auch der zweite Polizist soll seine gerechte Strafe bekommen.

Und da dachten wir, nach einem halben Jahr Weltreise kann uns nichts mehr schocken. Mindestens genauso Angst macht uns, dass wir am nächsten Tag keinen von den beiden sehen und er gestern noch angekündigt hat, die aufbrausende Halbösterreicherin für immer verlassen zu wollen. Irgendwann abends kommt er dann doch noch zurück, vollkommen besoffen, aber immerhin zusammen mit der Frau. Warum er schon wieder besoffen ist? Einer seiner besten Freunde, ein junger Vater, hat letzte Nacht auf tragische Weise den Tod gefunden. Und warum seine Frau so krass drauf ist? Ihr Vater, der Österreicher, ist vor kurzem seinem Krebsleiden erlegen und ihre Tochter ist schwer krank und wird von einem Stalker verfolgt. Erklärt sie uns dann am Freitag kurz vor unserer Abreise, nüchtern und sich für ihr aufbrausendes Verhalten entschuldigend. Und so viel Mitleid wir für die beiden wirklich vom Schicksal gebeutelten Menschen auch empfinden, sind wir schon ein bisschen froh, sie nicht noch länger als Nachbarn zu haben.
Mit dem Regionalbus geht es dann ein Stück wieder nach Norden zurück, nach Mooloolaba, von wo aus wir mit dem Überlandbus mit Zwischenstation in Brisbane nach Surfers Paradise fahren.

unser Strand in Colundra direkt neben dem Zeltplatz

unser Strand in Colundra direkt neben dem Zeltplatz

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.