Iran - 2014
Iran - Juni 2014: Teil 2 - Maku / Täbris (Ost-Aserbaidschan)
Durch das Flusstal des Aras, der mit 1.072 km der längste Nebenfluss der Kura in Vorderasien ist. Mitten durch den Fluss verläuft die iranisch-armenische Grenze, später die Grenze zu der aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan.
Flusstal des Aras - . Schilder, die vor den Minenfeldern warnen, stören die Idylle. Für Rolf bedeutet das außerdem, dass er nicht überall herumklettern kann wie er es sonst gerne tut.
Maku / Täbris (Ost-Aserbaidschan)
4. Mai 2014 10. Tag
Maku / Täbris (Ost-Aserbaidschan) 7 Std. / 290 km
Hotel Sina - 28,00 Euro mit Frühstück
Wir haben beide gut geschlafen, waren aber auch sehr müde von dem vielen Fahren in den letzten Tagen, der Kälte, dem Regen und dem starken Wind. Um 7.30 Uhr gehen wir zum Frühstück, ich "verkleidet" mit Kopftuch, da muss ich mich wirklich erst daran gewöhnen. Kopfbedeckungen stören mich schon seit Kindertagen. Das Frühstück ist sehr gut, Spiegeleier, Schafskäse, Honig, Butter, Brot, Tee.
Um 8.30 Uhr verlassen wir das malerische Tal und Maku. Die Fahrt geht ins Aras-Tal, zum Sankt Stephanos Kloster. Wir erwischen noch einen herrlichen Blick auf den Berg Ararat. Vorbei an ärmlichen Behausungen, das Elend der Kurden bedrückt uns.
Vorbei an einem riesigen See, durch das Flusstal des Aras, der mit 1.072 km der längste Nebenfluss der Kura in Vorderasien ist. Mitten durch den Fluss verläuft die iranisch-armenische Grenze, später die Grenze zu der aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan. Dies ist eine autonome Republik Aserbaidschans mit ca. 400.000 Einwohnern. Sie bildet eine Exklave, die vom Iran und Armenien sowie durch einen Grenzabschnitt von nur 11 Kilometern von der Türkei umschlossen wird. Hauptstadt ist Naxcivan. Nachitschewan hat eine eigene Verfassung und ein eigenes Parlament. Seit dem Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan verlaufen die wichtigsten Verkehrsverbindungen mit dem Mutterland über iranisches Territorium.
Eine traumhaft schöne Berglandschaft, farbenprächtig, oft aussehend wie der Westen in USA. Fotografieren ist eigentlich verboten, doch wir machen einige Bilder von dieser herrlichen Landschaft. Schilder, die vor den Minenfeldern warnen, stören die Idylle. Für Rolf bedeutet das außerdem, dass er nicht überall herumklettern kann wie er es sonst gerne tut.
Gegen 11 Uhr treffen wir am Kloster Sankt Stephanos ein, auch seit 2008 UNESCO-Weltkulturerbe. Dort ist Militär vor Ort. So können wir das Motorrad mit Gepäck beruhigt parken und uns auf den steilen Weg zum Kloster machen. Ein Soldat begleitet uns, er kann ein paar Brocken Englisch.
Kloster Sankt Stephanos
Das armenisch-apostolische Kloster liegt ca. 15 km nordwestlich der Stadt Jolfa und 150 km nordwestlich von Täbriz. Die Kirche soll bereits im 4. Jh. Bischofsitz gewesen sein. Bis 1830 war es die Hauptkirche einer Diozöse. Nach der Eroberung durch die türkische Armee am Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Kloster geplündert und die Bibliothek verbrannt, welch ein Vandalismus. Während der damit stattfindenden Verfolgungen verließen die Armenier die umliegenden Dörfer.
Das Kloster ist zwar dem Heiligen Stephanus geweiht, wurde aber der Legende nach bereits vom Apostel Bartholomäus gegründet. Während der Safawiden-Dynastie wurde es von Erdbeben mehrfach zerstört und wieder aufgebaut.
Der Klosterbereich wird von einer Wehrmauer mit Türmen und Bastionen geschützt. Die Klosterkirche geht auf das 13. Jh. zurück, während Wohnhaus, Wirtschaftsgebäude und Stallungen im 15. Jh. entstanden. Die gesamte Klosteranlage und die Kirche wurden zwischen dem 16. und 18. Jh. grundlegend erneuert.
Auch von dieser Klosteranlage sind wir begeistert, alles ist gut erhalten. Wir treffen auf zwei junge Paare (aus Frankreich bzw. Argentinien), die per Couch-Surfing im Iran unterwegs sind. Gleich mussten wir an Andreas Büttig denken, der auch so in der Welt unterwegs ist.
Das Wetter ist heute wunderbar und so können wir auch die weitere Fahrt bis Täbriz genießen. Zwar herrscht viel Verkehr, doch Rolf nimmt sich andere Verkehrsteilnehmer zum Vorbild und fährt auf einer Bus-Spur (eigentlich verboten) zum Hotel, welches wir nach Fragen gut finden. Ankunft 15.30 Uhr, nach 180 Meilen ( 290 km). Rolf kann das Motorrad in der Tiefgarage parken. Nachdem wir ausgepackt, geduscht haben gehen wir ins nahe gelegene Restaurant "Modern Täbriz" zum Essen. Rolf: Suppe, Salat, Auberginen-Eintopf. Uschi: Lammfilet, Reis, dazu 1,5 l Wasser und ein Peach-Bier (malzartiges Getränk), Kosten 15 Euro.
Nach dem Essen machen wir einen Spaziergang durch den nahen Park. Hier sind hauptsächlich gut gekleidete ältere Männer unterwegs. Zurück im Hotel trinken wir noch einen Tee und gehen früh schlafen. Das Fahren in den Städten, der enorme Verkehr und die vielen Speedbumps, z. T. lebensgefährlich, wenn man sie nicht sieht, erfordern doch sehr viel Aufmerksamkeit.
In allen Orten, die wir bisher gesehen haben, finden sich breite Boulevards, mit Blumen, Bäumen, herrlichen Skulpturen (Störche, Vögel, Ziegen - alles sehr schöne Arbeiten). Und wenn man hält, kommen gleich einige Männer, die helfen wollen. Hin und wieder spricht auch einer Englisch und so funktioniert dann die Verständigung, da wir ja leider kein Farsi beherrschen. Dem Motorrad wird viel Bewunderung gezollt und sie bewundern auch, dass wir den ganzen Weg von Deutschland bis in den Iran gefahren sind. Wie man uns erklärt, sieht man Harley-Fahrer im Iran so gut wie gar nicht. Auch Polizei und Militär lassen uns ohne Kontrolle passieren, nachdem sie das Motorrad angeschaut haben. Ein kleiner Junge ist fasziniert von meiner Lederhose. Die Freundlichkeit der Menschen ist einfach umwerfend, immer heißt es "Willkommen im Iran".
Täbriz
Der Ort ist die Hauptstadt von Ost-Aserbaidschan und hat ca. 1,5 Millionen Einwohner. Die Stadt liegt auf 1.340 m Höhe am Nordrand des Sahand-Gebirges. Die ersten Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt, die man im Bereich der Blauen Moschee nachweisen konnte, sind 2.500 bis 3.000 Jahre alt.
Unklar ist, wann Täbriz gegründet wurde. Manche Quellen bezeichnen die Stadt als den möglichen Ort des Biblischen Garten Eden. Einer anderen Überlieferung nach soll Täbriz von Zubaida, der Gemahlin Harun al-Rashids, gegründet worden sein. Jedenfalls förderte es sie nachweislich im Jahr 791 durch div. Schenkungen. Im 9. Jh. regierte in Täbriz die arabisch-kurdische Dynastie der Rawadids, die die Stadt befestigen ließen. Im 10. Jh. wurde der Ort als eine feine Stadt mit Freitagsmoscheen, guter Wasserversorgung und von Gärten umgeben beschrieben. Nach der Eroberung Persiens durch die Mongolen wurde Täbriz ab 1270 für 40 Jahre die Hauptstadt des ilkhanidischen Großreiches, das sich vom Hindukusch bis zum ägyptischen Herrschaftsbereich erstreckte. In dieser Zeit wurden in Täbriz einige der größten jemals im Iran errichteten Bauwerke geschaffen, darunter eine Moschee, deren Hauptiwan mit 30 m Breite und ca. 35 m Höhe bewusst den sassanidschen Königspalast in Ktesiphon übertraf. Der Rest dieser gigantischen Moschee ist die heutige Ali-Shah-Festung (Arg-e Ali Shah).
Täbriz war nicht nur Regierungssitz, sondern auch Universitätsstadt. Wissenschaftler aus dem ganzen Orient, aus Indien und China kamen hierher. Marco Polo beschreibt den Ort als einen der wichtigsten Handelsstädte, in der sich auch viele europäische Händler aufhielten.
Täbriz wurde mehrfach Opfer des russischen Expansionsdranges (1826 - 1829). Von 1941 bis 1947 wurde es von der Sowjetunion besetzt.
Wiederholte starke Erdbeben (1721 - 50.000 Tote) zerstörten die meisten historischen Monumente. Erhalten blieb ein monumentaler Mauerrest der Zitadelle Arg-e Ali Shah aus dem 14. Jh. und die Blaue Moschee. Sehenswert ist auch das Rathaus, dessen Turm eine deutsche Uhr besitzt.
Bilder auf meiner Facebookseite, Uschi & Rolf - Iran - Eine Tour der Besonderen Art und www.harley-rolf.de
Industrieanlagen blasen alles ungefiltert in die Luft ... außerdem findet sich dort oft Militär oder Polizei - Fotografieren eigentlich verboten
Aufbruch: | 25.04.2014 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 15.06.2014 |