Iran - 2014

Reisezeit: April - Juni 2014  |  von Uschi Agboka

Türkei: Teil 3 - Bogazkale / Uchisar

hethitisches Heiligtum Yazilikaya UNESCO-Weltkulturerbe

hethitisches Heiligtum Yazilikaya UNESCO-Weltkulturerbe

Wir kommen nach Kappadokien

Wir kommen nach Kappadokien

Cave-Zimmer, Hotel Kandil, Uchisar - sehr schön, aber ...

Cave-Zimmer, Hotel Kandil, Uchisar - sehr schön, aber ...

Hotel Kandil, Uchisar - es war so kalt im Zimmer, dass ich mich in eine Decke einwickeln musste ...

Hotel Kandil, Uchisar - es war so kalt im Zimmer, dass ich mich in eine Decke einwickeln musste ...

Bogazkale / Uchisar (Kappadokien)

5. Juni 2014 42. Tag
Bogazkale / Uchisar (Kappadokien) 5 Std. / 242 km
Hotel Kandil - 59,50 Euro mit Frühstück

Um 8 Uhr sitzen wir am Frühstückstisch, wieder bei herrlichem Wetter auf der Terrasse. Das Hotel "Demiranlan" hat alles, genügend Handtücher, Toilettenpapier, gute Bettwäsche, schöne Zimmer und besonders das Bad mit Badewanne samt Stöpsel ist herrlich.

Es ist wieder ein wunderbarer Tag, die Sonne scheint, die vielen Vögel zwitschern ihr Lied.

Nach dem Frühstück machen wir uns erneut auf zum Felsheiligtum Yazilikaya. Rolf will fotografieren, bei anderem Licht heute Morgen.

Dann fahren wir Richtung Yozgat. Eine einsame Strecke, durch eine herrliche grüne Landschaft, nur hin und wieder mal ein Haus. Auch der Weg von Yozgat nach Bogazliyan ist wunderschön, es geht bergauf, bergab, hin und wieder ist mal ein schönes Haus zu sehen, ein paar Kühe. Doch da die Straße enorm kurvig und holprig ist, kann ich nicht fotografieren.
Die weitere Strecke bis Dügler ist landschaftlich sehr schön, aber hier finden sich die ärmsten Behausungen, die wir je in der Türkei gesehen haben. Erschreckend, wie Menschen hier leben müssen. Der Unterschied zwischen arm und reich ist enorm groß in der Türkei.
Auf den Feldern sieht man Frauen und junge Mädchen schuften, ohne techn. Hilfsmittel. Die Männer hocken auf dem Traktor im Schatten, trinken Tee und schauen zu. Manchmal sieht man 3 oder mehr Frauen und Mädchen auf dem Feld arbeiten und ein Mann steht dabei, schaut zu, gibt hin und wieder Anweisungen. Da packt mich doch die Wut, wenn ich das sehe. Zwar haben hier alle Menschen Handys oder Smartphones, aber in ihrer Lebensweise sind sie noch nicht im 21. Jh. angekommen.

An Viechern sehen wir - außer Rindern, Schafen und Ziegen - eine leider überfahrene Schlange, eine muntere Schildkröte und eine lebendige Schlange auf der Straße. Leider kann Rolf mit dem Motorrad keine Vollbremsung auf der Autobahn machen und somit gibt es keine Bilder davon.

Wir ziehen unsere Regensachen an, denn der Himmel verdunkelt sich. Es kommt ein orkanartiger Sturm auf, mit viel Sand. Rolfs Karte fliegt weg und muss erst einmal wieder eingefangen werden. Ich habe das Gefühl, dass wir auch bald wegfliegen. Doch wir kommen heil in Avanos an. Hier erkennt man, dass wir schon in Kappadokien sind. Dann kommen wir nach Göreme. Mich stößt der Ort gleich ab, eine Fressbude neben der anderen, Verkaufsstände, die nur Ramsch verkaufen und unmöglich ausschauende Touristen. Und all die schönen Felsen von Göreme sind zugebaut. Katzen sitzen auf den Mülltonnen und suchen nach Futter. Mit einem Wort: scheußlich hier.

Wir fahren abenteuerliche Gässchen steil hinauf. Die Pension, die wir suchen, gibt es nicht mehr und der Mitarbeiter in der Touristen-Information ist so etwas von unfreundlich, dass wir sprachlos sind.

Göreme
Der Ort liegt inmitten einer surrealen Tufflandschaft, von der man leider nicht mehr viel sieht, da alles zugebaut wurde. Göreme lockt jedoch die meisten Besucher in Kappadokien an, schon allein durch das Göreme Open Air Museum. Das Kirchental ist heute UNESCO-Weltkulturerbe.

Früher war Göreme ein verträumtes Bauerndorf inmitten einer bizarren Ansammlung von Feenkaminen, Tuffkegeln und Höhlenwohnungen. Mit den großen Touristenströmen änderte sich alles für die ca. 2.000 Einwohnern. Japanische und australische Backpacker treten sich gegenseitig auf die Füße, jedes Haus ist eine Pension, ein Restaurant neben dem anderen - von dem idyllischen Ort ist nichts mehr geblieben. Göreme besitzt wenig Sehenswürdigkeiten: Die Überreste eines antiken Felsengrabens, mit zwei dorischen Säulen, kann man an der Roma Kalesi, auf auffälligsten Tuffsteinkegel Göremes entdecken - dort weht stets eine türkische Flagge. Das Konak Türk Evi, ein osmanisches Herrenhaus aus dem Jahr 1826 findet man in dem Gassengewirr östlich der Orta Mahallesi Moschee. Heute ist dort ein Restaurant untergebracht.

Mir gefällt der Ort Göreme nicht, alles viel zu viel Kommerz und so fahren wir weiter nach Uchisar, wo wir 2010 schon einmal waren.
Direkt an der steilen Straße am Eingang des Ortes finden wir ein schönes Cave-Zimmer mit neuem Bad, eigener Terrasse mit herrlichem Blick auf die Felsen von Kappadokien. Kosten 170 Türklira, 59,50 Euro incl. Frühstück. Es ist 14 Uhr. Wir waren heute 150 Meilen = 242 km unterwegs.

Es fängt an zu regnen. Wir haben Glück, dass wir ein so schönes Zimmer mit Aussicht und überdachter Terrasse gefunden haben. Unser Freund Hayrettin ruft an. Wir sind bei ihm Sonntag in Istanbul willkommen. Im Hotel können wir auch abends essen. Doch zunächst holen wir uns zwei Wolldecken, damit wir auf der Terrasse sitzen und die Aussicht genießen können. Die Temperaturen sind rapide gesunken und da wir eigentlich Sommer haben, werden die Höhlenzimmer nicht geheizt. Es ist ziemlich kalt. Wir hoffen, dass es Morgen nicht regnet und wir eine Tour unternehmen können.

Auf unserer Reise hat Rolf sich mal wieder als "Hausmeister" bewährt. So mancher Schrank, so manche Elektroleitung etc. wurde von ihm repariert. Auch hier muss er erst einmal ran, ehe das Fernsehen funktioniert.

Zum Abendessen gibt es Suppe, Omelett, Pommes, Hühnchen, Wasser, Tee, Kosten 14,70 Euro.

Wir sitzen noch lange auf unserer schönen Terrasse, warm eingehüllt in die Wolldecken und genießen die herrliche Aussicht.

Uchisar
Dies ist ein Ort in der Provinz Nevsehir in Kappadokien. Der Ort hat ca. 1.000 Einwohner und wird dominiert von dem ca. 60 m hohen Burgfelsen, der weithin sichtbar ist. Der Felsen ist wie ein Emmentaler Käse von zahlreichen unterirdischen Gängen und Räumen durchlöchert. Sie dienten als Wohnräume, in byzantinischer Zeit auch als Kloster. Ursprünglich lebten im Burgfelsen selbst etwa 1.000 Menschen. Heute ist der Burgfelsen unbewohnt. Uchisar ist umgeben von aus Tuffstein bestehenden Feenkaminen. Viele Einwohner von Uchisar leben von der Landwirtschaft, doch der Tourismus spielt eine immer größer werdende Rolle. Hier haben aus Frankreich zurückgekehrte Türken begonnen, die malerischen Felswohnungen zu restaurieren und in schöne Unterkünfte zu verwandeln. Im Ort wird viel Französisch gesprochen. Uchisar hat sich seine reizvolle, friedfertige, nahezu ursprüngliche Atmosphäre bewahrt.

Kappadokien - heute versteinerte Märchenlandschaft -
lag an der berühmten Seidenstraße. Die dort lebenden Menschen wurden von vielen unterschiedlichen Aggressoren überfallen. Deshalb haben die Bewohner das weiche Tuffgestein ausgehöhlt, um sich darin zu verstecken. Hier gibt es uralte Felskirchen, verlassene Höhlenwohnungen und gruselige unterirdische Städte, die heute noch zu sehen sind. Die frühesten Spuren von Siedlern stammen aus der Zeit um 6500 v. Chr. Auch die Hethiter machten sich den fruchtbaren Boden bereits 1600 v. Chr. zu Nutze und bauten Getreide an. Wegen der interessanten Kulturgeschichte und den atemberaubenden Landschaftsformationen wurde die Region 1985 von der UNESCO als Weltkulturerbe und Weltnaturerbe unter Schutz gestellt.
Tuffgestein unterschiedlicher Härte bildet die Basis für diese Landschaft: Vulkanausbrüche und Wasserläufe formten im Laufe mehrerer Millionen Jahre die typischen Gebilde heraus, die man heute kennt.
Die Tuffsteine gehen auf die Ausbrüche der Vulkane Erciyes Daği, Hasan Daği und Melendiz Daği zurück. Im 4 Jh. siedelten sich hier die ersten Christen an und schufen die ersten Kirchen versteckt im Tuffstein. Diese Schaffensphase wurde in den nächsten 800 Jahren fortgesetzt, so dass hier auf engstem Raum eine Vielzahl von Kirchen entstand. Leider sind die dabei entstandenen Fresken teilweise stark beschädigt, da sich bis 1964 niemand darum gekümmert hat.
Die ersten Christen nutzten die Tuffsteine, um in Abgeschiedenheit ein andächtiges Leben führen zu können, aber vor allem als Versteck vor ihren Feinden (Perser, Römer, Araber, Mongolen). Sie legten nicht nur Kirchen und Kapellen an, die ins Gestein gearbeitet wurden, sondern ganze Wohnanlagen für mehrere tausend Menschen: Zum Teil bis zu zehn Stockwerke tief, ermöglichten sie mit Einrichtungen wie Küchen, Lagern, Schlafräumen und sogar Tierställen und Leichenhallen samt Lüftungsschächten einigermaßen komfortable Lebensumstände.
Ein weiterer Vorteil bot das Wohnen im Tuffgestein bezüglich der Witterung: Im Sommer hält es kühl, im Winter kühlt es nicht so stark aus. Die Gänge konnten gegebenenfalls mit großen mühlsteinartigen Steinen versperrt werden. Man vermutet bis zu 100 Anlagen, die auch miteinander verbunden sein sollen. Derinkuyu ist die größte der touristisch erschlossenen Anlagen und beherbergte wohl um die 10.000 Menschen.

Blütenmeer

Blütenmeer

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Rolf in der Schule von Kyros, Darius und Xerxes hörte, entstand in ihm der Wunsch, einmal die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 wurde dieser Traum Wirklichkeit und für uns beide wird diese Reise unvergesslich bleiben.
Details:
Aufbruch: 25.04.2014
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 15.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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