Iran - 2014
Informationen Iran - Islamische Republik
Anhang zum Teil 2 - Iran
Informationen über den Iran, Geschichte und Islamische Revolution
Reiseführer: lonely planet - Iran (englische Ausgabe) - 2012
Iran (Peter Kerber), Trescher Verlag - 2013
Türkei (Bussmann - Tröger) Michael Müller Verlag - 2004
Weitere Quellen: Wikipedia etc.
Der Iran (Persien) ist ein Staat in Vorderasien mit ca. 78 Mio. Einwohnern. Er zählt zu den bevölkerungsreichsten und größten Staaten der Welt. Seit frühester Zeit wurde das Land von seiner Bevölkerung als Iran bezeichnet. Die altpersische Form dieses Namens - Aryanam Xsaora - bedeutet "Land der Arier". Die im Abendland bis ins 20. Jh. gebräuchliche Bezeichnung Persien geht auf Pars, das Kernland der Achämeniden zurück, die im 6. Jh. v. Chr. ein erstes persisches Großreich schufen. Von den Griechen Persis genannt, bezeichnete es die heutige Provinz Fars um Shiraz. Von ihr leitet sich der Name Farsi für die heutige Landessprache ab. Im Iran werden 77 verschiedene Sprachen gesprochen. Farsi ist jedoch die Haupt- und Amtssprache.
Der Iran grenzt an 7 Staaten: an den Irak (1.609 km Grenzlinie), an die Türkei (511 km), an Aserbaidschan (800 km), an Armenien (48 km), an Turkmenistan (1.205 km), an Afghanistan (945 km) und Pakistan (978 km).
Im Norden grenzt der Iran auf einer Länge von 756 km an das Kaspische Meer, dem größten See der Erde. Ferner hat der Iran eine 2.045 km lange Küste zum Golf von Oman und zum Persischen Golf, die durch die Straße von Hormus getrennt sind.
Der Iran ist ein Gebirgsland. Die Gebirgsketten des Zagros- und Kuhrud-Gebirges erreichen über 4.000 m Höhe. Östlich dieser von fruchtbaren Tälern und Hochebenen durchzogenen Gebirge liegen die großen Wüsten Dascht-e Kavir und Dascht-e Lut und ausgedehnte Salzpfannen. Der höchste Berg ist Iran ist der 5.671 m hohe Damavand im Elburs-Gebirge. Er ist ein erloschener, gletscherbedeckter Vulkan nordöstlich von Tehe-ran. Zum 60 km entfernten Kaspischen Meer hat er fast 6.000 m Höhenunterschied, ein Anstieg, der nicht einmal in den chilenischen Anden zu finden ist.
Die beschleunigte Industrialisierung im Iran hat zu einer umfassenden Luftverschmutzung in Teheran und anderen großen Städten geführt. Der Iran zählt zu den energieintensivsten Ländern der Welt. Dies ist auf das Fehlen von fortschrittlichen Infrastrukturen, staatlichen Subventionen an Energieträger und auf ineffizientes Konsumverhalten durch das Volk zurückzuführen. So sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2010 mind. 3.600 Menschen allein in Teheran an den Folgen der Luftverschmutzung gestorben. Im Gegensatz zu dem Gesundheitsminister scheint die iranische Regierung keine Bedenken deswegen zu haben. Im Gegenteil, sie fördert unaufhörlich, auch aufgrund ihrer eigenen Anteile in der Automobilindustrie, die PKW-Verkaufszahlen, wobei in Teheran mittlerweile viele Millionen Fahrzeuge das Straßenbild prägen.
Das iranische Atomprogramm verursacht ebenfalls ernsthafte Probleme in den die Atomanlagen umgebenden Gebieten, einschl. Wasserquellen, Flora und Fauna. Darüber ist die regionale Lage mehrer Atomanlagen sehr beunruhigend. Das Kernkraftwerk Buscher befindet sich z. B. in einem seismisch besonders bedrohten Areal. Experten argumentieren, dass ein Erdbeben am und im Gebäude Schäden hinterlassen könnten, die dem Ausmaß der Katastrophe von Tschernobyl entsprechen würden. Doch die iranische Regierung lehnt es ab, sich mit den Umweltproblemen zu befassen.
Offiziell bekennen sich 98 % der Bevölkerung zum Islam (89 % Schiiten und 9 % Sunniten). Es gibt viele religiöse Minderheiten, von denen je-doch die Hälfte aufgrund der massiven Repressionen ins Ausland geflohen ist. Sie gelten im Iran als Bürger zweiter Klasse und erfahren gesellschaftliche Benachteiligungen, in Ausbildung und Beruf. Im Iran herrscht keine Religionsfreiheit und laut Gesetz wird der Abfall vom Islam mit der Todesstrafe geahndet. Atheisten werden im Iran verfolgt und mit der Todesstrafe bedroht, wenn sie ihre Überzeugung öffentlich machen.
Im persischen Großraum führt die Geschichte vom Reich der Elamiter und der Meder zum Perserreich der Achämeniden (Kyros II. der Große bis Dareios III.) über Alexander den Großen zu den Parthern und Sassaniden. Seit dem Mittelalter folgten auf das islamische Kalifat, welches das Sassanidenreich beerbte, verschiedene einheimisch-persische, mongolische und türkische Dynastien bis zu den Safawiden, Kadscharen, Pahle-wis und dem heutigen Staat Iran.
Der Iran trat als Monarchie mit einem Schah als Oberhaupt und mit einer eigenen, freien Regierung in die Neuzeit ein. Die russische Sowjetrepublik versuchte, den Norden des Iran unter ihre Kontrolle zu bringen und unterstützte 1920 die Gründung der iranischen Sowjetrepublik. Mit Reza Schah Pahlavi (Reza Chan) begann 1921 unter dem Einfluss von Großbritannien und Irland eine politische Neuorientierung Persiens Richtung Westen. Durch den mit dem Öl verknüpften Reichtum entwickelte sich der Iran zur Regionalmacht. Dabei nahm der Kontakt zwischen Staat und Volk ab, die Unzufriedenheit im Land stieg.
Im August 1941 besetzten britische und sowjetische Truppen, wenig später auch US-Soldaten, den neutralen Iran. Reza Schah musste auf britischen und sowjetischen Druck hin abdanken, weil er den Alliierten die Nutzung der Transiranischen Eisenbahn als Nachschubweg für die Sowjetunion verwehren wollte. Seine Nachfolge trat sein Sohn Mohammad Reza Pahlavi an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1951 zu einer Verstaatlichung der Ölindustrie. Auslöser war die britische Anglo-Iranian Oil Company, die das Ölgeschäft beherrschte und sich weigerte, ihre Gewinne aus dem Ölgeschäft zur Hälfte mit dem iranischen Staat zu teilen. In der Folge kam es zu einem Boykott des iranischen Öls, allen voran durch die USA und Großbritannien, was zu einer internationalen Krise und im Iran zu einer Wirtschaftskrise und zum Staatsdefizit führte.
Trotz dieser Ereignisse wählte das Parlament Mohammad Mossadegh ein weiteres Mal zum Premierminister des Landes. Es kam zu Spannungen zwischen ihm und dem Schah, der 1953 das Land verließ. Wenig später wurde Mossadegh durch die Operation Ajax, eine Aktion der US-Regierung unter Eisenhower, mit Hilfe der CIA gestürzt. Der Schah kehrte in den Iran zurück. Es begannen neue Verhandlungen mit einem internationalen Konsortium von Ölgesellschaften. Am Ende stand ein Abkommen, das bis zur ersten Ölkrise Bestand haben sollte.
Schah Mohammad Reza Pahlavi leitete ab 1963 mit der "Weißen Revolution" umfangreiche wirtschaftliche, politische und soziale Reformen ein. Mit den steigenden Öleinnahmen konnte ein Industrialisierungsprogramm aufgelegt werden, das den Iran in wenigen Jahren von einem Entwicklungsland zu einem aufstrebenden Industriestaat machte. Dies führte von Anfang an zu Spannungen mit den konservativen Teilen der schiitischen Geistlichkeit. Insbesondere Ayatollah Chomeini sprach sich bereits 1963 gegen das Reformprogramm aus. Es kam zu großen Unruhen im Land. Nach der Konferenz von Guadeloupe im Januar 1979, auf der der französische Präsident Giscard D'Estaing, Präsident Jimmy Carter aus den USA, Premierminister Callaghan aus Großbritannien und Bundeskanzler Helmut Schmidt beschlossen hatten, den Schah nicht mehr zu unterstützen und das Gespräch mit Chomeini zu suchen, verließ Mohammad Reza Pahlavi den Iran. Die Islamische Revolution hatte begonnen.
Die Islamische Revolution war eine Bewegung im Iran, die 1979 zur Absetzung von Schah Mohammad Reza Pahlavi und zur Beendigung der Monarchie im Iran führte. Symbolfigur und Revolutionsführer war Ajatollah Chomeini, der ab 1979 gegen andere revolutionäre und säkulare Gruppen sein Staatskonzept von der Regentschaft der Geistlichkeit zum Teil mit Gewalt durchsetzte und neues Staatsoberhaupt wurde.
Das Reformprogramm der Weißen Revolution des Schah, vor allem die Abschaffung des Großgrundbesitzes (dieser lag meist in der Hand der Geistlichkeit!) und die Einführung des Frauenwahlrechtes, war Chomeini ein Dorn im Auge. Für ihn war das Programm, dessen Hauptpunkte aus einer Landreform, der Stärkung der Rechte der Frauen und eine Alphabetisierungskampagne bestand, ein Angriff auf den Islam. Trotzdem sprachen sich 1963 ca. 6.000.000 Iraner dafür aus und nur ca. 4.000.000 dagegen!
Nachdem der Schah im Januar 1979 den Iran verlassen hatte, landete Chomeini am 1. Februar in Teheran, begleitet von 40 hochtrainierten Libyern, die er zu seinem Schutz angeheuert hatte. Chomeini erklärte die gegenwärtige Regierung für illegal und machte klar, dass er innerhalb der nächsten Tage eine neue, islamische Regierung ernennen werde.
Am 19. Februar gründeten die Gefolgsleute Chomeinis die Islamisch-Republikanische Partei. Hier sollten die unterschiedlichen politischen Orga-nisationen zusammengefasst werden: Die Vereinigung der kämpfenden Geistlichkeit, die Gesellschaft der Dozenten der religiösen Seminare, die Vereinigung der Islamtischen Koalition, die von Kaufleuten aus dem Basar getragen wurde und die Gesellschaft der islamischen Ingenieure, die sich aus Technokraten zusammensetzte.
Innerhalb der Kreise der Ajatollahs sah sich Chomeini dem Problem gegenüber, dass er nur einer unter vielen Ajatollahs war und dass es inner-halb der Hierarchie ranghöhere Geistliche gab, die ihm den Führungsanspruch streitig machen konnten. Mit der Aussicht auf die Machtübernahme durch die schiitische Geistlichkeit, die Chomeini versprach, waren plötzlich für viele junge Religionsschüler Posten in Ministerien und dem Regierungsapparat in greifbare Nähe gerückt und damit die Möglichkeit, Macht auszuüben. Die Zahl der Befürworter der Ideen Chomeinis wuchs rasant und so konnte er die andere Großajatollahs zur Seite schieben und sich selbst zum Obersten Führer ernennen.
Bei der Durchsetzung seiner Vorstellungen wandte Chomeini die Strategie des Dschihad - gegen die eigene Bevölkerung gerichtet - an. So sollte die Islamisierung der Politik und der Gesellschaft mit Gewalt durchgesetzt werden.
Iran wurde zum Gottesstaat unter der Herrschaft einer Minderheit der höchsten geistlichen Autorität des schiitischen Islams, welche nicht zögerte, unter Anwendung von Gewalt ihre Herrschaft im Iran durchzusetzen.
Erstes Ziel war es, die wichtigsten Militärs, Politiker, Ideologen und Unterstützer des Schahs zu eliminieren. Was folgte, war eine Hinrichtungswelle.
Mitte August machte sich in der iranischen Mittelschicht der seit langem schwelende Unmut über die Entwicklungen der islamischen Revolution in einer Demonstration für Pressefreiheit Luft, es ging auch um Komitee-Übergriffe, Willkür der Revolutionsgarden, Schleierzwang für Frauen, Be-handlung der Minderheiten, Arbeitslosigkeit etc. Wut machte sich auch breit wegen der jüngsten unverfrorenen Wahlmanipulationen. Die größte Oppositionszeitung war geschlossen und mehrere Journalisten verhaftet worden.
Das zweite Ziel Chomeinis war, seine Gegner in den Reihen der Ajatollahs auszuschalten, zum anderen sollten die bürgerliche und die linke Opposition sowie die Guerillagruppierungen eliminiert werden. Oppositionelle Geistliche, Mitglieder der Tudeh-Partei und jegliche linker Oppositi-on wurden einer brutalen Verfolgung ausgesetzt. Auch die bürgerliche Opposition wurde Opfer von Inhaftierungen, Folterungen und Hinrichtungen, Mitglieder der Volksmudschahedin wurden verhaftet und hingerichtet, alles ohne Gerichtsverhandlung.
Im November 1979 kam es zur Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran durch radikale Studenten, zu der Chomeini indirekt aufgerufen hatte. Mit der Besetzung der US-Botschaft und der Geiselnahme begann die zweite Phase der Etappe, einen theokratischen Staat zu errichten.
Am 3. Dezember 1979 wurde ein Referendum über die neue iranische Verfassung abgehalten. Angeblich lag die Zustimmung bei 100 %. Andere Quellen sprechen von nur 60 %. Somit wurde Iran zur Islamischen Republik, einem schiitischen Gottesstaat, geführt von Chomeini als höchster religiöser und politischer Autorität.
Das dritte Ziel des von Chomeini ausgerufenen Dschihads war der Aufbau einer islamischen Ordnung mit einem Präsidialsystem, bestehend aus Exekutive, Legislative und Jurisprudenz, die sowohl ihm, dem Obersten Führer, als auch dem iranischen Volk verantwortlich waren. Das tägliche Leben der Bevölkerung sollte durch einen moralischen Kodex für Jedermann und Bekleidungsvorschriften für Frauen in eine islamische Konformität gezwungen werden. Die Pasdaran - Revolutionswächter - wurden gegründet, um die Einhaltung der islamischen Ordnung zu überwachen.
Die iranisch-amerikanischen Beziehungen kamen mit der Geiselnahme von Teheran völlig zum Erliegen. Die USA wurden von Chomeini als Feindbild aufgebaut und als "Großer Satan" bezeichnet.
Der Anspruch Chomeinis, die Revolution in die islamischen Nachbarländer zu exportieren, führte unter den dortigen Monarchien zu einer ableh-nenden Haltung gegenüber dem Iran. Saddam Hussein begann 1980 den Iran-Irak Krieg, der bis 1988 dauerte und die Export-Ambitionen des Chomeini-Regimes zunichte machte.
Der ehemalige britische Botschafter im Iran, Anthony Parsons, kommt in seinen Erinnerungen zu dem Schluss, dass es sich bei den politischen Umwälzungen des Jahres 1979 nicht um eine Revolution, sondern um eine Gegenrevolution gehandelt hat.
Er schreibt:
"Seit dem 16. Jahrhundert hat es im Iran nur eine Revolution gegeben, nämlich die von Reza Schah Pahlavi, die von seinem Sohn Mohammad Reza Schah Pahlavi fortgesetzt wurde. Definiert man Revolution als die Zerstörung vorhandener gesellschaftlicher Strukturen und den Aufbau einer neuen Gesellschaft, die sich von der vorherigen Gesellschaft unterscheidet, so war es genau das, was Reza Schah gemacht hat. ....
Chomeini dagegen hat lediglich die beiden Machtzentren wiederhergestellt, die die iranische Gesellschaft für hunderte von Jahren dominiert haben, die Hierarchie der Shia-Muslim-Geistlichkeit und die Kaufleute des Basars. ... Die neue Verfassung ist weit reaktionärer als die Verfassung von 1906. Die modernen administrativen und wirtschaftlichen Strukturen, die die Pahlavis geschaffen hatten, sind bis auf die Grundfesten erschüttert."
Die Islamische Republik Iran besteht seit dem 1. April 1979. Grundlage des Staates ist die iranische Verfassung, die hat Ajatollah Chomeini verfasst. Nach Chomeini kann eine islamische Regierung weder despotisch noch totalitär sein. Sie ist vielmehr an die Verfassung gebunden und demokratisch. Demokratie bedeutet hier allerdings nicht, dass das Parlament Gesetze nach den Willen des Volkes verabschiedet, sondern allein aus dem Koran und der islamischen Tradition herleitet. In einem islamischen Staat ist die Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und Jurisprudenz aufgehoben. Als höchste Instanz tagt ein Religiöser Rat, der die Regierung über die entsprechenden islamischen Gesetze unterrichtet. Religion und Staat bilden eine Einheit und sind nicht getrennt.
Staatsoberhaupt ist der Oberste Rechtsgelehrte, Oberste Geistliche Führer.
Die Regierung führt der Präsident. Aufgrund des großen Einflusses der schiitischen Geistlichkeit und der Anwendung der Scharia wird der Iran auch als "Gottesstaat" bezeichnet.
Der Oberste Geistliche Führer (Supreme Leader) wird vom Expertenrat auf Lebenszeit gewählt. Er gilt nach der schiitischen Glaubenslehre als unfehlbar. Nur der Expertenrat könnte ihn wieder absetzen. Er hat eine unbeschränkte Machtfülle. Ihm unterstehen die Streitkräfte, die Pasdaran-Revolutionswächter, die Basij-Freiwilligenverbände und die Polizei. Er ernennt den Leiter der staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten und den Leiter der Justizbehörden. Er ernennt und entlässt den Präsidenten. Er begnadigt oder mildert gerichtlich verhängte Strafen. Er ist befugt, Kriegs- oder Friedenserklärungen abzugeben. Er übt die Richtlinienkompetenz für die Außenpolitik aus und kann alle Beschlüsse des Parlaments kraft seines Amtes des Obersten Rechtsgelehrten aufheben.
Der Expertenrat wird vom Volk gewählt. Zur Wahl werden allerdings nur Kandidaten zugelassen, denen der Wächterrat zustimmt. Der Wächterrat setzt sich zur Hälfte aus Klerikern zusammen, die vom Geistlichen Führer ernannt werden. Die restlichen Mitglieder werden vom Leiter der Jus-tizbehörden ausgewählt.
Der Wächterrat ist zuständig für die Zulassung der Kandidaten zu den Parlaments- und Präsidentenwahlen. Er überwacht die Wahlen und hat das Vetorecht bei der Verabschiedung von Gesetzesvorlagen.
Der Präsident wird für eine Amtszeit von 4 Jahren vom Volk gewählt. Er ist zuständig für Außen- und Innenpolitik und ernennt die Kabinettsmitglieder. In der Realität ist er völlig machtlos gegenüber dem Obersten Geistlichen Führer.
Zusätzlich gibt es noch einen Schlichtungsrat, dessen Mitglieder vom Obersten Geistlichen Führer ernannt werden.
Eines der mächtigsten religiösen Unternehmen, die Astan-e Qods-e Razavi, gilt als der größte Grundbesitzer Irans. Sowohl diese als auch ande-re Stiftungen bilden Konzerne, die etwa 20 % der Volkswirtschaft ausmachen. Zu ihnen gehören Firmen, die in allen Wirtschaftszweigen tätig sind, wie die Getränkefirma Zam Zam, Zeitungen, Bauunternehmungen, Textilfirmen, Hotels, Banken, Touristikunternehmen und andere. Dadurch dass die Firmen dieser Stiftungen starke Konzerne hinter sich haben, ist es für Privatfirmen schwierig, mit ihnen zu konkurrieren.
Sämtliche Stiftungen unterstehen dem Obersten Geistlichen Führer.
Für mich ist das eine totalitäre Diktatur.
Diktatur ist eine Herrschaftsform, die sich durch eine einzelne regierende Person, den Diktator (Führer) oder eine regierende Gruppe von Personen (Partei, Militärjunta, Familie) mit unbeschränkter politischer Macht auszeichnet. Totalitarismus ist eine diktatorische Form von Herrschaft, die in alle sozialen Verhältnisse hinein zu wirken strebt, mit dem Anspruch, einen "neuen Menschen" gemäß einer bestimmten Ideologie zu formen.
All das versucht der Oberste Geistliche Führer, der unfehlbar ist, umzusetzen.
Chomeini, heute offiziell als Imam Khomeini bekannt, wird im Iran als Heiliger verehrt. Jede Stadt hat eine Straße, einen Platz nach ihm benannt und sein Bild hängt überall.
Nach Chomeini wurde Ayatollah Ali Khamenei der Oberste Geistliche Führer (seit 1989).
Präsident wurde zu der Zeit Rafsanjani, der 1993 wiedergewählt wurde. Er gilt als der reichste und korrupteste Mensch im Lande. Sein Privatvermögen wird auf über eine Milliarde Dollar geschätzt.
1997 gewann Khatami die Präsidentschaft. Besonders die herrschende Priesterschaft war geschockt.
Khatami war ein Liberaler, aber ein "Insider". Khatami versprach Änderungen in allen Bereichen und ging so auf Konfrontationskurs zu den kon-servativen Geistlichen des Landes. Als er 2001 mit 78 % wiedergewählt wurde, waren die Hoffnungen des iranischen Volkes groß. Aber was das Volk wollte und was Khatami wirklich ändern konnte, war zweierlei. Von den mehr als 100 neuen Gesetzen wurden mehr als 35 % durch das Votum des Wächterrates nicht umgesetzt. Aber damit gaben sich die konservativen Geistlichen nicht zufrieden. Intellektuelle wurden eingesperrt, protestierende Studenten geschlagen, Zeitungen geschlossen und die Journalisten wurden eingesperrt. Da die Reformer unter Khatami Angst bekamen, verloren die Iraner den Glauben an sie und den Glauben an eine Änderung des Systems.
So wurde 2005 unerwartet Mahmoud Ahmahdinejad gewählt. Trotz seines Konservatismus gelang es ihm, ein Image aufzubauen, welches ihn als "Mann des Volkes" darstellte. So appellierte er an die gefrustete Bevölkerung, die wütend auf die Clique der Geistlichen, der Militärs und ihrer Kumpane war, die die neue Elite des Iran geworden waren. Mahmoud Ahmahdinejad versprach, das Einkommen, das durch Öl gewonnen wurde, "auf alle Tische zu bringen"! Doch die Realität sah anders aus. Hohe Preise, Inflation, Arbeitslosigkeit, Pleiten etc. stiegen rapide an. Die Internationalen Sanktionen wurden stärker, besonders spürbar für die Menschen, die in Städten lebten. Außerdem ersetzte Mahmoud Ahmahdinejad Provinz-Gouverneure und erfahrene Angestellte mit seinen eigenen Leuten, ehemaligen Revolutionswächtern.
Bei den Präsidentschaftswahlen 2009 wurde Mahmoud Ahmanhdinejad schnell als Gewinner erklärt. Man teilte mit, dass auf ihn 63 % aller Stimmen entfallen seien, auf den gemäßigten Gegenkandidaten Mir Hossein Mousavi nur 33 % der Stimmen. Mousavi, der von Teilen des Reform-lagers unterstützt wurde, protestierte scharf gegen zahlreiche sichtbare Unregelmäßigkeiten bei der Wahl und kündigte an, den Wahlsieg Ah-mahdinejads nicht anzuerkennen. Auch zahlreiche westliche Politiker beurteilten den Wahlausgang skeptisch bis ablehnend. Das offizielle Wahl-ergebnis führte zur "Grünen Revolution", monatelange Proteste in den Städten, besonders Teheran. Die "Grüne Revolution" rief zu Protesten aufrief, über Twitter, Handy etc. Die Niederschlagung dieses Aufstandes kostete viele Menschen das Leben, sehr viele Regimekritiker kamen ins Gefängnis bzw. verschwanden spurlos. Es kam zu gewaltigen Massenverhaftungen.
Die "Grüne Revolution" war ein spontaner Aufstand des Volkes nach 10 Jahren der Unterdrückung. Durch die brutale Niederschlagung verloren die Menschen die Hoffnung auf Änderung, viele wurden paranoid. Sie entfernten bei Gesprächen ihre Handybatterien, bevor sie über Politik diskutieren. Es kam zu Übergriffen der Ershad (Moral-Polizei) und Basij (Hardliner-Militärs) bei Kleidungs- und Frisurenvergehen und auch viele der bisher tolerierten Sateliten-Schüsseln verschwanden.
Am 26. Dezember 2009, am Vorabend des Ashura-Festes, kam es vom frühen Morgen bis in die Nacht zu Demonstrationen in allen größeren Städten Irans gegen die Regierung Irans. In Irans Hauptstadt Teheran spielten sich brutale Szenen ab. Den ganzen Tag über lieferten sich regie-rungskritische Demonstranten und Milizen erbitterte Gefechte, bei denen es zum Einsatz von Schlagstöcken und Tränengas kam. Berichte belegen, dass die Polizei bzw. die Basij-Milizen mit scharfer Munition auf Demonstranten geschossen haben, wobei viele Demonstranten ums Leben kamen. Die Demonstranten riefen unter anderem "Tod dem Diktator" und "Habt keine Angst, wir halten alle zusammen". Der ehemalige Präsidenten Khatami musste seine Ansprache in einer Moschee im Norden Teherans aus Sicherheitsgründen nach wenigen Minuten abbrechen. Erstmals waren auch Rufe nach einem Ende des "Velayt-e fagih" zu hören. Tags darauf eskalierte die Situation weiter und es wurde von mindestens acht Todesopfern berichtet. Demonstrationen und teilweise gewalttätige Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften wurden aus 21 Städten Irans berichtet. Ziel der Protestaktionen war nun nicht mehr eine Reform des bestehenden Systems, sondern ein Regimewechsel. In Sprechchören, die am Tag des Ashura-Festes am 27. Dezember 2009 in den Straßen zu hören waren, riefen Demonstranten: "Wir werden kämpfen, wir werden sterben, wir werden unser Land zurückerobern."
Regierung, Justiz und Polizei reagierten am Tag nach dem Ashura-Fest mit einer großen Verhaftungswelle. Mehr als 300 Personen aus dem politischen Umfeld von Mir Hossein Mousavi und Mehdi Karroubi, den Anführern der Oppositionsbewegung, wurden verhaftet, darunter auch Ebrahim Yazdi, der Generalsekretär der Iranischen Freiheitsbewegung und die Medizinprofessorin Noushin Ebadi, Schwester der Friedensnobel-preisträgerin Schirin Ebadi. Der Geistliche Abbas Waes Tabasi, Vertreter des obersten Führers Ajatollah Ali Chamenei, dem Nachfolger Chomei-nis, bezeichnete laut staatlichem iranischen Fernsehen diejenigen, die hinter den derzeitigen Protestaktionen steckten "als "Feinde Gottes", die nach den Gesetzen der Scharia hingerichtet werden müssten.
Der schiitische Geistliche und Oppositionspolitiker Mehdi Karroubi erklärte: "Dieser Staat ist weder eine Republik noch islamisch."
Während der Aufstände der "Grünen Revolution" wurde u. a. auch Faezeh Rafsanjani Hashemi, die daran aktiv teilnahm, verhaftet. Sie setzt sich öffentlich für die Rechte der Frauen im patriarchalen Iran ein. Sie brach Tabus, indem sie den Frauensport förderte, sowie das Radfahren in der Öffentlichkeit. Sie war die erste Politikerin, die es wagte, unter ihrem Chador Jeans zu tragen.
Bei der Wahl für das Parlament in Teheran, erhielt sie überraschend die zweitmeisten Stimmen. Es gab Gerüchte, dass sie vielleicht den Spit-zenplatz erreicht haben könnte, aber es wäre undenkbar gewesen, dass eine Frau gegen einen religiösen Führer gewinnt. Obwohl 1996 mehr Frauen (14 von 290 Sitzen) ins Parlament gewählt wurden, konnten keine Verbesserungen der Frauenrechte erreicht werden. Im Gegenteil, es wurden sogar zwei Gesetze beschlossen, die die Rechte der Frauen weiter einschränken. So dürfen Ärzte nur noch Patienten gleichen Geschlechts behandeln und des Weiteren sollen Abbildungen und Diskussionen von Frauen nicht mehr veröffentlich werden dürfen. Damit war es nicht mehr möglich, die Frauenrechtsdiskussion fortzusetzen. Im Jahr 1999 wurde die Zeitung von Faezeh Rafsanjani Hashemi verboten. 2000 wurde sie nicht erneut zur Wahl aufstellt. Ihre wurden sämtliche politischen Aktivitäten verboten.
Faezeh Rafsanjani Hashemi wurde wegen eines Interviews angeklagt, darin hatte sie der Regierung vorgeworfen, das Land werde von einem Haufen "Schläger und Gauner" regiert.
Im Jan. 2012 wurde sie zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt und im März 2013 aus dem Gefängnis entlassen.
Mir Hossein Mousavi war von 1981 bis 1989 der letzte Premierminister der Islamischen Republik Iran. Bis zu seiner Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2009 arbeitete er als Architekt und Stadtplaner. Der im März 2011 im Alter von 103 gestorbene Vater von Mousavi war ein Cousin zweiten Grades vom Khamenei, den jetzigen Obersten Geistlichen Führer. Nach Berichten der Oppositionsgruppen im Iran durfte Mousavi seinen Vater vor dessen Tod nicht mehr sehen.
In einer Erklärung zum Jahresbeginn 2010 stellte Mousavi seine Treue zu der Verfassung der Islamischen Republik Iran fest. Was er anstrebe, seien Reformen innerhalb des bestehenden Systems, die die maroden politischen Strukturen zugunsten einer Demokratisierung erneuern, die wirtschaftliche Katastrophe beenden und international das zerstörte Ansehen des Landes wiederherstellen sollen. Konkret forderte er, ein neues Wahlgesetz, die Aufhebung des staatlichen Monopols über Rundfunk und Fernsehen, Pressefreiheit, Freilassung politischer Gefangener, Freiheit der Versammlung, Anerkennung von Parteien und regierungsunabhängigen Organisationen oder Autonomie der Universitäten.
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 31. Jahrestag der Islamischen Revolution übte Mousavi massive Kritik am iranischen Regierungssystem:
"In Iran seien die Grundlagen zu erkennen, die eine Diktatur hervorbringen - Medien mundtot machen, die Gefängnisse füllen und Menschen, die auf der Straße friedlich die Anerkennung ihrer Rechte fordern, brutal töten - das zeigt, dass die Wurzeln der Tyrannei und der Diktatur aus der Zeit der Monarchie immer noch existieren."
Seit Februar 2011 steht Mousavi zusammen mit seiner Frau unter Hausarrest und hat keinen Kontakt zur Öffentlichkeit.
"Um meine Situation zu verstehen, muss man "Nachricht von einer Entführung" von Gabriel Garcia Marquez lesen" - sagte Mousavi anlässlich des Besuches seiner Töchter im Sept. 2011.
Seit einem öffentlich geführten Streit zwischen Ahmanhdinejad und dem Obersten Geistlichen Führer Chamenei im Frühjahr 2011 galt das Verhältnis zwischen den beiden als zerrüttet. Vor den iranischen Parlamentswahlen 2012 wies der Wächterrat sechs Kleriker und sechs Juristen, die als Anhänger Ahmanhdinejads galten, als Kandidaten zurück, Webseiten, die ihm zugeneigt waren, wurden gesperrt. Das wurde als machtpolitischer Übergriff von Chamenei gegen seinen Rivalen gewertet. Ahmanhdinejad wurde als der große Verlier bei der Wahl gesehen. Er kündigte an, sich nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit 2013 aus der Politik zurückzuziehen und an einer Universität als Wissenschaftler zu arbeiten.
Hassan Rohani ist ein schiitischer Rechtsgelehrter und seit Juni 2014 Präsident des Iran.
Er betonte, er wolle eine Bürgerrechts-Charta einführen, die Wirtschaft wiederaufbauen und die Zusammenarbeit mit der Weltgemeinschaft verbessern. Rohani wurden bereits im Vorfeld wegen seiner gemäßigten Ansichten und seiner engen Verbindungen zu Irans führenden Geistlichen gute Chancen bei den Präsidentschaftswahlen im Juni 2013 ausgerechnet. Im Sinne einer konstruktiven Interaktion mit der Weltgemeinschaft bevorzuge er Verhandlungen als den besten Ausweg aus dem Streit um das iranische Atomprogramm. Sein Ziel sei, die Aufhebung der Sanktionen zu erreichen, die zu einer verheerenden Wirtschaftskrise führten.
Kritiker, u. a. die iranische Friedensnobelpreisträgrin Schirin Ebadj, kritisieren die Menschenrechtsbilanz von Rohani scharf. Ebadj und Amnesty International weisen auf einen deutlichen Anstieg der Hinrichtungen seit Rohanis Amtsantritt hin. Allein in 2013 sollen mind. 430 Menschen hinge-richtet worden seien. Auch im Jahr 2014 seien allein in der zweiten Januarwoche mit 33 Hinrichtungen mehr Todesstrafen vollstreckt worden als im gesamten Januar des Vorjahres.
Iraner, mit denen wir sprachen, befürchten, dass unter Rohani nichts besser, sondern alles schlimmer werden wird.
Heute ist der Iran ein gespaltenes Land, zwischen denen, die das existierende System unterstützen, meist die Landbevölkerung und die arme Stadtbevölkerung und denen, die eine Änderung herbei wünschen. Die letzteren haben die Hoffnung aufgegeben, dass sich durch Wahlen etwas ändern könnte und sie hoffen darauf, dass etwas passiert. Es gibt drei Wege, das System zu ändern: Ein reformwilliger und wirtschaftlich verant-wortlich denkender Präsident, der aus der herrschenden Elite kommt (Gorbatschow-Option), ein Außenseiter-Präsident, der die Macht der herr-schen Geistlichen bricht (Versuch unter Ahmadinejad gescheitert) oder eine Volksrevolte, hervorgerufen durch den wirtschaftlichen Niedergang des Landes.
Die Aussichten auf eine erfolgreiche Volksrevolte sind gering, der Oberste Geistliche Führer hat eine große Privat-Armee zur Verfügung, die Revolutionsgarden Basij, Sepah und Pasdaran berichten und unterstehen ihm, nicht dem Präsidenten. Da die meisten Städten von großen Militärkasernen umgeben sind, kann ein Aufstand schnell niedergeschlagen werden.
Als Mahmoud Ahmahdinejad dazu aufrief, die Zionisten von der Landkarte verschwinden zu lassen, wurden die Internationalen Sanktionen dras-tisch verschärft, was dazu führte, dass die iranischen Banken vom internationalen Bankensystem komplett abgeschnitten wurden.
Der Iran ist ein weit entwickeltes Land, doch die Exportwirtschaft ist stark rohstoffabhängig, 80 % der Exporte sind Erdölprodukte, wobei der Iran die zweitreichsten Ölreserven nach Saudi-Arabien und die zweitreichsten Gasreserven nach Russland besitzt. Der ehemals bedeutende Sektor der Perserteppiche macht nur noch 0,5 % der Exporte aus. Güter des täglichen und längerfristigen Bedarfs von zum größten Teil von der heimischen Industrie in Form von Lizenprodukten hergestellt, wie z. B. Autos (Renault, Peugeot, Kia, Hyundai). Auf ausländische Autos werden bis zu 400 % Zoll erhoben. In der Landwirtschaft sind ca. 25 % der Beschäftigen tätig. Pistazien, Safran, Reis und Tee werden exportiert (0,5 %). Die oben erwähnten Religiösen Stiftungen gewinnen immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung. Auch die paramilitärische Gruppe der Pasdaran - Revolutionswächter - ist ein bedeutendes Wirtschaftsunternehmen. Diese Paramilitärs sind die am besten ausgestattete Exekutivtruppe des Landes.
Teure Wohnungen in den Städten machen es notwendig, dass Mann und Frau arbeiten. Das steht in krassem Gegensatz mit der vom Regime verordneten Rolle der Frau, die in der patriarchalen Gesellschaft 100 %ig vom Mann abhängig ist. Frauen erhalten einen Reisepass nur mit Zustimmung des Vaters oder ihres Ehemannes.
Patriarchat - wörtlich Väterherrschaft - beschreibt ein System von sozialen Beziehungen, maßgebenden Werten und Verhaltensmustern, das von Vätern und Männern geprägt, kontrolliert und repräsentiert wird.
Matriarchat wird als Gesellschaftstyp bezeichnet, in dem alle sozialen und rechtlichen Beziehungen über die Abstammung der mütterlichen Linie organisiert sind, in dem Frauen eine zentrale Rolle in Gesellschaft und Religion einnehmen und/oder eine alleinige politische Macht innehaben.
Es ist eine Gesellschaftsordnung, die vorrangig von Frauen geprägt ist.
Die Jugend hat große Sorgen, sie ist teilweise gut ausgebildet, aber Arbeitsplätze sind rar, besonders für Frauen. Nur 17 % der Berufstätigen sind Frauen. Die Verdienste reichen weder bei Männern noch bei Frauen aus, ein Auskommen zu finden. Die hohen Inflationsraten (mehr als 25 %) machen es nötig, dass man oft zwei Jobs hat, um über die Runden zu kommen. Die Sanktionen des Westens hemmen die Investitionen und haben das Leben drastisch verteuert. Der Rial wird permanent abgewertet. Zurzeit ist 1 Euro = 35.200 Rials (Bankkurs), der offizielle Kurs der Geldwechsler - Sarafi - liegt bei 1 Euro = 44.300 Rials zurzeit. So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem junge, gut ausgebildete Menschen danach streben, den Iran zu verlassen.
Um die Leute ruhig zu stellen, zahlt der Staat 93 % der iranischen Bevölkerung ca. 40 Dollar/Monat. So ist es möglich, dass die jungen Burschen mit ihren billigen Mopeds durch die Gegend rasen, denn etwas anderes bleibt ihnen nicht zu tun.
Unmittelbar nach der Islamischen Revolution von 1979 war die iranische Geburtenrate noch eine der höchsten der Welt. Diese demografische Entwicklung ist umso erstaunlicher, da das Regime der Islamischen Republik zu Beginn Geburtenplanung als unislamisch ablehnte. Es gab den Wunsch, die Bevölkerungszahl zu verdoppeln. Erst mit dem Ende des blutigen Krieges gegen den Irak fand in Teheran ein Umdenken statt. Trotz der ideologischen Dogmen des Regimes erkannte man die Notwendigkeit, das damals explodierende Bevölkerungswachstum einzudämmen, möglicherweise auch aufgrund der Erfahrung, dass die Islamische Republik - einige Jahre zuvor - selbst durch die Unzufriedenheit einer jungen, schnell wachsenden Bevölkerung an die Macht gespült wurde.
Im Iran besteht Schulpflicht. Mit 6 Jahren werden die Kinder, nach Geschlecht getrennt, eingeschult. Die Universitäten haben hohes wissen-schaftliches Niveau. Der Anteil der weiblichen Studenten liegt bei über 60 %. Allerdings werden seit August 2012 Frauen zu Studienfächern wie Volkswirtschaft, Ingenieurwesen, Landwirtschaft, Forstwissenschaft und anderen nicht mehr oder nur noch beschränkt zugelassen.
Familie und Verwandtschaft bilden den Kern des gesellschaftlichen Lebens.
Wer auf Selbständigkeit Wert legt und nicht in Behörden oder staatlichen Verbänden arbeiten möchte, ist von Arbeits- und Perspektivlosigkeit bedroht. Dies gilt besonders für Frauen, die nur 17 % aller Beschäftigten stellen. Dadurch ist ein gravierendes Drogenproblem entstanden. Viele junge Leute sind auch mit dem religiösen Druck/Zwang unzufrieden und wenden sich anderen Strömungen zu.
Im Iran wird das islamische Recht der Scharia angewendet. Es wird die Todesstrafe verhängt, u. a. bei Abfall vom Iran, homosexuellem Verkehr eines Nicht-Moslems mit einem Moslem, Geschlechtsverkehr eines Nicht-Moslems mit einer Moslema. Beleidigende Äußerungen gegenüber dem Obersten Geistlichen Führer können zu strengen Strafen führen. Drogenvergehen werden streng geahndet, Drogenhandel wird mit dem Tod bestraft. Geschlechtsverkehr eines Moslems mit einer Nicht-Moslema wird mit Auspeitschung bestraft.
Mädchen dürfen mit 13, Jungen mit 15 heiraten. Beim Scheidungs- und Sorgerecht sind Frauen nicht gleichberechtigt. Polygamie ist für Männer möglich. Die Zeugenaussage einer Frau ist nur halb so viel wert wie die eines Mannes und eine Tochter erbt nur halb so viel wie ein Sohn. Die Staatsangehörigkeit iranischer Männer ist auf ihre Kinder übertragbar, aber nicht die von Iranerinnen auf ihre Kinder. Frauen dürfen nur mit Zustimmung ihres Vaters oder Ehemannes international verreisen. Sängerinnen dürfen nicht alleine Lieder vortragen.
Die Iraner sind sehr traditionsbewusst. Das wichtigste nicht-religiöse Fest ist das Nowruz, das Neujahrsfest, das am 20. oder 21. März stattfindet. In der Nacht vor dem letzten Mittwoch des Jahres werden Feuerkracher gezündet, Lärm gemacht und Weihrauch benützt, um die bösen Geister zu vertreiben. Zum Neujahrsfest trifft sich die Familie, auf einer Tischdecke werden sieben Glücksbringer, die mit dem Buchstaben S beginnen aufgestellt. Oft sind dies Sabze (Weizensprösslinge), Saat (Uhr), Sib (Äpfel), Sir (Knoblauch), Sonbol (Hyazinthen), Sekke (Münzen), Somaq (Gewürz), Serke (Essig), und andere. Dazu kommen Kerze als Symbole des Feuers und Goldfische als weitere Glücksbringer, Spiegel, um den bösen Blick abzuwenden und Fotos von abwesenden Familienmitgliedern. Die Nowruz-Feiertage schließen mit dem Sizdabedar, dem 13. Tag nach Neujahr. An diesem Tag gehen die Iraner in die Natur, um den Frühling zu feiern.
Eine typische iranische Verhaltensweise ist der Tarof, eine Art formalisierter Höflichkeit. Sie tritt in verschiedenen Formen auf, z. B. wenn man jemanden nach einer Straße fragt und dieser gibt trotz Unwissenheit vor, sich auszukennen, nur um einen nicht zu enttäuschen. Wenn man bei neuen Bekannten eingeladen wird, sollte man abwehren, erst dann wird man feststellen, ob die Einladung ernst gemeint war. Wenn einem bei einem Besuch in einer Wohnung etwas besonders gefällt, sollte man das nicht erwähnen, sonst kann es passieren, dass einem dieser Gegens-tand geschenkt wird. Durch den Tarof kann es für beide Seiten zu Problemen kommen.
Wenn man eine Moschee oder Wohnung betritt, sind die Schuhe auszuziehen. Kleine Geschenke wie Süßigkeiten sind bei Einladungen ange-bracht. In den Restaurants bekommt man meist kein Messer, da man das Fleisch mit der Gabel zerdrückt. Zum Tee wird kein Löffel gereicht, da man den Zuckerwürfel zwischen die Zähne nimmt und den Tee dadurch schlürft (sehr zum Ärger der Zahnärzte).
Männer und Frauen sollten distanziert in der Öffentlichkeit miteinander umgehen, das gilt auch für Ehepaare. Auf keinen Fall sollte man mit dem Daumen nach oben ein Taxi anhalten, dieses Zeichen gilt als obszön. Man gibt ein Zeichen mit der offenen Hand.
Anzumerken ist noch, dass man fast nirgendwo im Iran Männer mit Krawatten sieht. Krawatten sind im Iran ein Zeichen für die verpönte westliche Lebensart.
Aufbruch: | 25.04.2014 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 15.06.2014 |