Iran - 2014
Anreise (8 Tage): Teil 1 - Ulcinj / Ohrid-See, Mazedonien
Albanien. Viele schöne bunte Häuser sind zu sehen und an der Drin gibt es Fischreusen und eine Burg auf einem Felsen zu bestaunen.
Ulcinj, Montenegro / Ohrid See, Mazedonien
28. April 2014 4. Tag
Ulcinj, Montenegro /Ohrid See, Mazedonien 8 Std. / 326 km
D + L Guesthouse - 21,00 Euro ohne Frühstück
Wecker schellt um 7 Uhr, es regnet, doch noch ist es warm. Rolf packt die beiden Koffer des Motorrades um, da ja an einem Koffer das Schloss defekt ist und sich nicht mehr abschließen lässt. Um 8 Uhr starten wir, Ziel ist heute der Ohrid See in Mazedonien.
Wie in Kroatien sind auch hier die Straßenarbeiter schon früh an der Arbeit, selbst an Sonn- und Feiertagen. Die Touristensaison fängt am 1. Mai an, da gibt es noch viel zu tun.
Als wir uns von Herrn Pasha verabschiedet haben und los fahren, schüttet es wie aus Kübeln und die kurvige Straße gleicht mehr einem See als einem Weg. In einem kleinen Kaff sehen wir Licht in einer Bar und wollen frühstücken. Rolf bestellt Kaffee, Milchkaffee, Brot und Butter. Der Kaffee ist hervorragend und nach einer Weile kommen herrliche Pommes, die richtig nach Kartoffeln schmecken und Schafskäse. Brot und Butter scheint es nicht zu geben, doch was soll es, alles schmeckt hervorragend. Rolf genehmigt sich noch einen zweiten Milchkaffee, Kosten zusammen 6 Euro.
So gestärkt fahren wir weiter, passieren gegen 10 Uhr die Grenze nach Albanien. Viele schöne bunte Häuser sind zu sehen und an der Drin gibt es Fischreusen und eine Burg auf einem Felsen zu bestaunen. Die Fahrt geht weiter, Richtung Tirana. Eine Tankstelle nach der anderen, meist mit Hotel, Restaurant und Markt und unzählige Möbelgeschäfte. Der reinste Wahnsinn. Um 12.15 Uhr tanken wir und trinken Kaffee. Bauern führen ihre Kühe an der Autobahn spazieren. Viel Polizei an allen Straßen. Die Straße ist zwi-schendurch immer mal wieder eine reine Schlaglochpiste, tiefe Löcher, gefüllt mit sandigem Wasser. Wir sehen aus wie Sau durch die Spritzerei. Um 14.15 Uhr nächste Kaffeepause, im Cafe Thanes. Auch hier viele bunte halbfertige Häuser, auf den Dächern Wassertanks und merkwürdige Puppen, eine Art Vogel-scheuche? Leider kann ich niemanden fragen, was das zu bedeuten hat. Schlimm für mich, die ich immer alles ergründen will. Überall schöne Blumen. Große Schafherden sind unterwegs, sie grasen auch auf den Friedhöfen. Leider kann ich nicht fotografieren, da es dauernd stark regnet.
Albanien ist ein Staat in Südosteuropa, auf der Balkanhalbinsel. Er grenzt an Montenegro und den Kosovo, weiter an Mazedonien und Griechen-land. Albanien ist Beitragskandidat der EU. Hauptstadt ist Tirana. Lt. Verfassung betrachtet sich der Staat Albanien heute als laizistische Republik.
Laizismus (Laizität) beschreibt religionsverfassungsrechtliche Modelle, denen das Prinzip strenger Trennung von Kirche und Staat zugrunde liegt. Unberührte Natur und abwechslungsreiche Landschaften charakterisieren große Teile Albaniens. Es beherbergt einzigartige Arten an Fauna und Flora. Mit seiner vielfältigen Kultur sowie dem mediterranen Klima besitzt Albanien weitere Voraussetzungen für die Entwicklung verschiedener Arten von Tourismus.
Albanien hat heute allerdings mit großen strukturellen Problemen zu kämpfen, die der Wirtschaft im Weg stehen. Zu den größten zählen die Armut, die schwache Infrastruktur, die verbreitete Korruption, das auf den sogenannten Kanun zurückgehende Sozialproblem der Blutrache, die Geldwäsche, Vetternwirtschaft, Ämterkauf und Ähnliches.
Beim Kanun handelt es sich um das mündlich überlieferte alte Gewohnheitsrecht der Albaner.
Die Blutrache oder Vendetta ist ein Prinzip zur Sühnung von Verbrechen, bei dem Tötungen oder andere Ehrverletzungen durch Tötungen gerächt werden. Hierbei straft die Familie des Opfers den Täter und seine Familie aus der Absicht heraus, die vermeintlich verlorene Familienehre wieder-herzustellen. Unter Familie ist nicht nur die biologische Verwandschaft zu verstehen, sondern auch ein Clan oder eine Verbrecherbande. In Süditalien wird die Blutrache Vendetta genannt, in Albanien regelt der Kanun (örtliche gewohnheitsmäßige Vorschrift) die Blutrache.
Um 15.15 Uhr passieren wir die Grenze zu Mazedonien.
Hier in Mazedonien und auch in Albanien sehen wir viele Slums, entsetzlich, wie Menschen dort leben müssen. Es herrscht große Armut, sehr bedrückend. Und dann die vielen wilden Hunde, die in den großen Müllcontainern nach Fressen suchen, auch schlimm zu sehen. Auf den Feldern arbeiten Frauen und junge Mädchen. Auch die Schaf-, Ziegen- und Rinderherden werden größtenteils von Frauen gehütet. Die Männer, junge und alte, lungern in den Cafes herum. Ich erblicke eine alte Frau, die voll bepackt ist mit Brennholz auf dem Rücken und kaum noch laufen kann. Mich bedrückt so etwas sehr. Überall sieht man Nichtraucherschilder, trotzdem wird überall geraucht auf Teufel komm raus. An den Straßen warten Nutten, auch sehr alte Frauen, auf Kundschaft. Wenn man all das sieht, weiß man sein eigenes behütetes Leben sehr zu schätzen. Am Straßenrand finden sich viele Gedenkstellen für tödlich Verunglückte, mit großen Gedenksteinen, manchmal bestückt mit bis zu 6 Namen. Das scheint eine richtige Todesstraße zu sein.
Rolf findet auf Anhieb das D + L Guesthouse am Ohrid-See (vorgebucht mit booking.com und wärmstens zu empfehlen). Es ist 16 Uhr und wir haben 202 Meilen (326 km) hinter uns gebracht. Das Ehepaar, Daniela und Laza, bereitet uns einen freundlichen Empfang, wir bekommen heißen Tee mit leckerem selbstgemachten Honig. Auch in dem schönen Zimmer ist es kuschelig warm. Das tut uns gut, denn wir sind über einen Pass gefahren, wo es wie verrückt geregnet hat und saukalt war. Wir sind von unserem Zimmer begeistert, denn wir haben einen tollen Blick auf den See. Die Handtücher sind wie Schwäne gefaltet, was für eine nette Idee.
Um 18 Uhr gehen wir in ein nahe gelegenes Restaurant zum Essen. Der Sohn des Hauses begleitet uns und zeigt den Weg. Er spricht Deutsch und Englisch. Das Essen ist hervorragend. Anschließend sitzen wir mit Daniela und Laza im Wohnzimmer, bei selbstgemachtem Wein, Kirschwasser, Käse, Eiern, Wurst. Wir fühlen uns "Zuhause". Ein weiterer schöner Tag geht zu Ende.
Ohrid ist mit 55.000 Einwohnern die achtgrößte Stadt Mazedoniens, sie liegt auf ca. 800 m im Südwesten des Landes am Ohrid See, unweit der albanischen Grenze. Die gut erhaltene Altstadt, die mittelalterliche Festung, die vielen Klöster, Moscheen und Kirchen und der große, jahrmillionenalte See ziehen Menschen aus aller Herren Länder an. Der See und die Stadt gehören zum UNESCO-Welterbe.
Der Ohrid See ist einer der ältesten (man schätzt 2 bis 5 Mio. Jahre) und tiefsten Seen der Welt mit Pflanzen- und Tierarten, die es nur hier gibt. Der See hat eine max. Tiefe von 289 m, hat eine Länge von 31 km, eine Weite von 15 km und nimmt eine Fläche von 349 km² ein. Im Sommer beträgt seine Temperatur ca. 25 Grad. Der See entstand durch einen Grabenbruch. Die noch heute auftretenden tektonischen Aktivitäten bedingen auch die Existenz eines ca. 100 m hohen subaquatischen Berges.
An den Ufern des Sees zeugen byzantinische Bauwerke und archäologische Kostbarkeiten von mehr als zweitausend Jahren Menschheitsgeschichte. Durch die Stadt Ohrid führte einst die römische Militärstraße Via Egnatia. Sie verband das Römische Reich mit Saloniki und Konstantino-pel. Später war Ohrid ein Zentrum der frühen Christen. Deren Mosaiken zeigen Tiere und Pflanzen des Sees - Abbildungen Gottes durfte es nicht geben, es herrschte Bilderverbot. Kirchenfürsten und Potentaten entschieden, wer oder was dargestellt wurde. Es kam zum Bilderstreit, zum Krieg der Sehenden gegen die Voyeure.
Mazedonien ist ein Binnenstaat in Südosteuropa, Hauptstadt Skopje. Mazedonien ist Beitragskandidat für die EU Der Staat hat eine der schwächsten Volkswirtschaften Europas und befindet sich in einem Transformierungsprozess, sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Das Land hat mit hohen Arbeitslosenzahlen und einer schwachen Infrastruktur sowie fehlenden Investitionen zu kämpfen.
Mazedonien ist eine Republik mit dem Regierungssystem einer parlamentarischen Demokratie. Die Verfassung wurde maßgeblich vom deutschen Altbundespräsidenten Roman Herzog und dem ehemaligen französischen Justizminister Robert Badinter ausgearbeit und am 17. Nove. 1991 verabschiedet. Orthodoxes Christentum und der Islam prägen zusammen seit Jahrhunderten das Gebiet des heutigen Mazedoniens.
Mazedonien grenzt an Serbien, an Bulgarien, an Griechenland, an Albanien und an den Kosovo. Fast das ganze Land (ca. 80 %) besteht aus Gebirgen und Hügelländern. Die westlichen Gebirge sind Ausläufer des Dinanrischen Gebirges, dem wichtigsten Gebirge des Westbalkans. Viele von Menschenhand unberührte Regionen und eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt kennzeichnen die Flora und Fauna des Landes. Der Ohrid-See zählt zu den ältesten Seen der Welt und ist bekannt für seine Ohrid-Forellen, Felchen, Gründlinge, Rotaugen sowie für einige Schlangen-Gattungen, die bis zu 30 Mio. Jahre alt sind.
Aufbruch: | 25.04.2014 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 15.06.2014 |