Iran - 2014
Iran - Juni 2014: Teil 2 - Damghan / Chalus (Mazandaran)
Damghan / Chalus (Mazandaran)
25. Mai 2014 31. Tag
Damghan / Chalus (Mazandaran) 7 ½ Std. / 431 km
Hotel Malek - 30,00 Euro mit Frühstück
Wir sind früh auf. Ich sehe, dass meine große Brandblase am Bein (heißes Motorrad durch die Hitze und ich trage ja keine Stiefel), die Rolf aufgestochen und mit "Wundermittel" versorgt hat, gut abheilt. Nachbehandlung damit nichts zurück bleibt mit meiner guten Indianersalbe. Gut, dass ich letztes Jahr in USA Vorrat gekauft habe. Es handelt sich um eine Natursalbe der Navajo-Indianer, gegen Sonnen-brand, Verbrennungen, Insektenstichen, kleine blutende Verletzungen und hat bisher immer geholfen.
Das Badezimmer fotografiere ich noch. Ich habe es mit Handtüchern ausgelegt, denn es ist zwar sauber, aber irgendwie sieht es knüselig aus und die Squat-Toilette (Stehclo) ist auch nicht sehenswert.
Um 7 Uhr gehen wir zum Frühstück, das ist hervorragend. Es gibt gut gebratene Spiegeleier, viel frisches Obst. Eine ältere Dame, Iranerin, spricht uns an. Sie will alles über unsere Reise durch den Iran erfahren. Da sie sehr gut Englisch spricht, können wir alles erzählen. Diese Begegnungen sind einfach wunderbar.
Um 8 Uhr starten wir.
Heute geht die Fahrt durch die Wüste, durch das Gebirge, eine phantastische Berglandschaft. Es wird angenehm kühl. Alles ist herrlich grün. Wir passieren Semnan und halten einige Male, um zu fotografieren. Die Landschaft ist überwältigend.
In Pol-e Sefid machen wir um 11.15 Uhr Teepause. Abenteuerlich, was wir so sehen können. Natürlich muss ich all diese Dinge fotografieren, auch wenn Rolf meint, das interessiere niemanden. Pole-Sefid ist eine kleine Stadt (11.000 Einwohner) in der Provinz Mazandaran.
Es geht weiter, leider nur schleppend, Stopp and Go. Es ist heiß, hinzu kommt der Dreck in der Luft, ätzend. Die Fahrt durch Babol ist nervig, viel Verkehr, alle sind unterwegs, Lunchtime!
Endlich haben wir wieder freie Fahrt. Zwei junge Arbeiter halten an und schenken uns eine Tüte mit leckeren kleinen grünen Äpfeln. Und weiter geht es. Gegen 14.10 Uhr erreichen wir das Kaspische Meer, in dem Ort Nur. Es weht ein angenehmer Wind.
Und wieder spricht uns eine junge Frau an. Ihr Name ist Cobra. Sie stellt uns ihren Mann und Sohn vor und natürlich werden wieder viele Bilder gemacht.
Ich bin, ehrlich gesagt, vom Kaspischen Meer enttäuscht. Alles sieht hier sehr heruntergekommen und verwahrlost aus. Ferien möchte ich hier nicht machen. Das Kaspische Meer hat viele Umweltprobleme, eingeschleppte Pflanzen und Fische, die das natürliche Umfeld des Meeres zerstören und damit auch dem Stör seinen Lebensraum verseuchen. Der Wasserspiegel steigt 15 bis 20 cm pro Jahr. Die überlebenden Strände sind grau und hässlich. Aber die einheimische Bevölkerung scheint das nicht zu stören. Man sieht Männer in modischen Badehosen und Frauen im Chador baden, was daran Freude machen soll, ist mir persönlich schleierhaft. Da bleibe ich doch lieber in meiner Badewanne.
Nur ist eine kleine Stadt an der südlichen Küste des Kaspischen Meeres in der Provinz Mazandaran. Der Ort, dessen Name sich von dem Fluss Nur ableitet und die von zahlreichen weiteren Flüssen durchflossen wird, zählt zu den ältesten Städten im Westen der Provinz und gilt als eine der bedeutendsten touristischen Städte des Landes. Neben einer Reihe von Sehenswürdigkeiten ist die stark kulturell geprägte Stadt landschaftlich durch die sie umgebenden Reisfelder und dem größten Waldpark des Mittleren Ostens charakterisiert.
Die iranische Provinz Mazandaran ging aus der alten Provinz Tabaristan hervor. Hauptstadt ist Sari. In Mazandaran wird Mazandarani ge-sprochen, unter den lebenden iranischen Sprache hat sie die älteste geschriebene Tradition. Die Grenze zur Provinz Teheran verläuft über den Damavan, dem mit 5.671 m höchsten Gipfel des gewaltigen Elburs-Gebirges. Durch das Elburs-Gebirge wird Mazandaran vom trockenen wüstenartigen Binnenland abgeschirmt. An den Berghängen herrscht ein gemäßigtes, feuchtes Klima. Hier wachsen Ausläufer des Hyranischen Waldes. An diesen gemäßigten Regenwald schließt sich die Elburs-Waldsteppe mit einem trockenen Klima an.
Das Kaspische Meer ist der größte See der Erde. Es liegt in West-Asien und im äußersten Osteuropa ohne natürliche Verbindung zu den Ozeanen. Über die Wolga, den Wolga-Don-Kanal und den Don besteht eine schiffbare Verbindung über das Asowsche Meer zum Schwarzen Meer.
Im Norden grenzt es an Russland (Küstenlänge ca. 960 km) und Kasachstan (Küstenlänge ca. 1.894 km), im Osten an Turkmenistan (Küsten-länge ca. 1.768 km), im Süden an den Iran (Küstenlänge ca. 750 km) und im Westen an Aserbaidschan (Küstenlänge ca. 800 km).
Das Kaspische Meer ist - je nach Definition - Teil der Grenze von Europa und Asien und zerteilt somit Eurasien in zwei Kontinente.
Die Fläche des Kaspischen Meeres beträgt 386.400 km², damit ist es die größte von Land umschlossene Wasserfläche der Erde beziehungsweise deren größter See. Die Fläche des Kaspischen Meeres entspricht der Fläche von Deutschland und Belgien oder auch der Ostsee ohne das Kattegat. Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 1.200 km, seine West-Ost-Ausdehnung umfasst 435 km. Während der große Nordteil nur etwa 6 m tief ist, beträgt seine tiefste Stelle im Süden 995 m. Weil seine Wasseroberfläche 28 m unter dem Meeresspiegel liegt, befindet sich dieses Tiefenmaximum 1.023 m unter dem Meeresspiegel und ist damit die zweittiefste natürliche Depression der Erde nach dem Baikalsee, dessen Seegrund sich 1.182 m unter dem Meeresspiegel befindet. Das Kaspische Meer besitzt keine natürliche Verbindung zu den Ozeanen. Es ist damit ein See und trägt die Bezeichnung "Meer" nur aufgrund seiner Größe und des Salzgehalts des Wassers
Unter dem Seeboden befinden sich insbesondere bei Baku sehr große Reserven von Erdöl und Erdgas. Man vermutet zwischen 15 und 50 Milliarden Barrel Erdöl auf dem Grund und an den Küsten des Kaspischen Meeres. Optimistische Schätzungen lauten auf bis zu 100 Milliarden Barrel, die einen Wert von 5 Billionen US-Dollar verkörpern.
Der internationale Status des Kaspischen Meeres ist bis heute nicht endgültig geklärt. Deshalb wurde von den Anrainerstaaten, Aserbaidschan, Iran, Kasachstan, Russland und Turkmenistan 1992 die Kooperationsgemeinschaft Kaspischer Staaten gegründet. Ziel ist ein Ab-kommen zum Schutze und zur Nutzung des Kaspischen Meeres.
Vor diesem Schritt gab es nur zwei gültige Verträge aus den Jahren 1921 und 1940 zwischen dem Iran und der Sowjetunion zur Regelung der Schifffahrt und der Fischerei. In ihnen wurde das Kaspische Meer als Binnengewässer mit dem Recht der gemeinsamen Nutzung definiert.
Die neuen Anrainer Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan sehen darin für sich eine Benachteiligung und möchten, dass das Kaspische Meer als internationales Gewässer behandelt wird. Hintergrund dieser Forderungen sind vor allem die Förderrechte für Erdöl und Erdgas.
Käme es zu jenem Status, den Russland und der Iran favorisieren, würde es zu einer Aufteilung der Bodenschätze unter den Anrainern zu gleichen Teilen kommen, unabhängig der Küstenlänge. Käme jedoch - entsprechend der überwiegenden Meinung der Völkerrechtler - das internationale Seerechtsabkommen von 1994 zur Geltung, hätte jeder Anrainer das alleinige Recht der Ausbeutung seiner Zone. Dies würde zu großen Unterschieden führen, da völlig ungleiche Küstenlängen. Unterstützung finden die drei neuen Anrainerstaaten durch die westlichen Staaten und deren Mineralölkonzerne, die keine Beteiligung Russlands oder des Irans möchten. Die Staaten konnten sich bis heute nicht einigen, bei der Erschließung neuer Erdölfelder sind sich die neuen Staaten mittlerweile auch nicht mehr einig.
Die Fahrt von Nur bis Chalus ist nicht schön. Die Straße ist eine Hoppelpiste, dazu die vielen Speedbumps. Es gibt einige pompöse Villen, inmitten schöner Gärten, direkt am Meer, doch alles von hohen Zäunen und Mauern umgeben. Viele Teheraner haben am Kaspischen Meer ein Ferienhaus. Es ist sehr heiß, doch Gott sei Dank weht ein leichter Wind.
Gleich auf Anhieb finden wir das Hotel Malek und checken ein, 15.30 Uhr, nach 268 Meilen = 431 km.
Das Hotel hat wie fast überall eine pompöse Lobby, doch in den Zimmern liegt Einiges im Argen. Typisch, wir haben es oft gesehen: Eine verschleierte Putzfrau und ein junger Mann überwacht deren Arbeit, ohne etwas zu tun. Ich krieg immer die Krise, wenn ich so etwas sehe.
Auch auf den vielen Reisfeldern, die wir unterwegs gesehen haben, arbeiten nur Frauen und junge Mädchen. Die Männer sitzen im Schatten, geben Anweisungen und sehen zu.
Wir duschen und gehen dann in den Hotelgarten. Dieser riesige Garten ist leider auch total verwahrlost. Tut einem in der Seele weh. Es gibt einen großen Swimming-Pool, arg verschmutzt, ohne Wasser (Männer und Frauen dürfen ja nicht zusammen baden!), eine nicht mehr zu benutzende Sauna, eine Mini-Golf Anlage, auf der nun Tische und Stühle stehen. Junge Männer und Frauen, ziemlich freizügig angezogen, sitzen dort zusammen und rauchen Wasserpfeifen, eigentlich verboten. Rolf und ich merken es erst später, dass wir wohl in so einer Art Absteige/Bordell gelandet sind.
Rolf stellt leider wieder mal fest, dass jemand auf seinem Motorrad gesessen hat. Er merkt es an seinem Alarm. Viele der jungen Männer haben einfach keine Achtung vor fremdem Eigentum. Ich bin immer froh, wenn unser Motorrad heil geblieben ist, denn mit Ersatzteilen etc. ist das im Iran so eine Sache. Rolf geht kurz einkaufen. In einem kleinen Büdchen in der Nähe des Hotels kauft er 3 alkoholfreie Bier (Holsten), 1 Saft, 1 Paket Kekse, Kosten 1,10 Euro.
Gegen 18.30 Uhr verziehen wir uns in unser kühles Zimmer, da uns der Lärm der Musik im Garten und der süßliche Geruch der Wasserpfeifen auf den Geist gehen.
Von unserem Zimmer aus haben wir einen guten Überblick über das Geschehen im Garten. Männern kommen, verhandeln mit den Frauen, rauchen und trinken und verschwinden dann in den Zimmern des Hotels. Uns stört das nicht, auch in der Türkei haben wir mal aus Versehen in einem Puff übernachtet.
Um 20.30 Uhr gehen wir ins Hotelrestaurant zum Essen. Rolf hat "Mirza Ghasemi", das sind Auberginen, Kürbis, Ei, Knoblauch, Tomaten, alles klein gematscht. Es schmeckt sehr gut, ist aber nur lauwarm. Außerdem verputzt Rolf noch eine Portion Pommes, die sind wirklich ausgezeichnet. Ich nehme Shrimps-Cocktail, das reicht mir bei der Hitze. Der Cocktail besteht zu 90 % aus Salat und scharfer Sauce, dazu 5 kleine Krabben. Dazu haben wir 2 Pfirsich-Biere, 1 Wasser, Kosten 9,03 Euro. Für iranische Verhältnisse ist das Essen überteuert.
Und der "Kellner", eine Katastrophe, völlig lustlos, versteht nur Bahnhof, trotz zweisprachiger Karte, so dass wir mit dem Finger zeigen können, was wir wollen.
Auch dieses Hotel war mal ein Luxushotel, doch nun ist es verstaatlicht und niemand hat Bock zu arbeiten. Wir können das Hotel auf keinen Fall empfehlen, abgesehen von dem zwielichtigen Publikum, gibt es kein Toilettenpapier, schmutzige Gläser und alles ist sehr ungepflegt.
Um 22 Uhr sind wir zurück im Zimmer. Es war ein langer heißer Tag.
Ich schreibe mal wieder SMS an einige Freunde, in der Hoffnung, dass sie ankommen. Heike Heidenreich und Barbara Szymanski antworten, das freut mich sehr, weiß man doch nie, ob die SMS die irani-schen Kontrollen passieren. Unsere Tage im Iran gehen nun bald zu Ende. Wir haben bisher viel gesehen und erlebt. Vieles ist bedrückend und wir hoffen für die Iraner, dass sie eines Tages frei sein werden.
Chalus liegt in der Provinz Mazandaran, direkt an der Küste des Kaspischen Meeres. Einwohner ca. 50.000. Die Stadt liegt auf einer Schwemmebene des Flussdeltas des Gebirgsflusses Chalus, der in den Kandovanbergen enspringt.
Westlich der Stadt gibt es ein touristisches Erholungsgebiet, Tourist City, genannt. Zwei Seilbahnen führen auf den Berg. Von Chalus aus führt eine wichtige Überland- und Passstraße durch das Elburs-Gebirge nach Karadsch (Karaj) und dann in die Landeshauptstadt Teheran.
Die iranischen Könige der Kadscharen- und Pahlavi-Dynastie nutzen das Tal von Kelardascht nördlich von Chalus als Jagd- und Erholungs-gebiet.
Bis 1931 war Chalus nur ein Dorf, dass im Auftrag des iranischen Herrschers Reza Shah Pahlavi zu einer Modellstadt ausgebaut wurde. Das hing mit der Konstruktion der 202 km langen Autobahn von Teheran über den Kandovan-Pass nach Chalus am Kaspischen Meer, die zwischen 1931 und 1933 fertig gestellt wurde, zusammen. Am Gebirgspass wurde ein Hotel und in Chalus ein Hafen errichtet. Innerhalb kurzer Zeit wurden industrielle, kommerzielle und touristische Anlagen und Gebäude gebaut. Über den Chalus-Fluss wurde eine Stahlbrücke errichtet. Das Herzstück der neuen Stadt war eine Fabrik zur Herstellung von Seidenware, in der auch ausländische Arbeiter beschäftigt waren. Es wurden jährlich 1.500 Tonnen produziert. Chalus kam durch die Fabrik als eine der ersten Städte Irans in den Genuss von Elektrizität und modernen Abwasseranlagen. Arbeitersiedlungen wurden genauso gebaut wie Villen für die Fabrikbesitzer und reiche Einwohner.
Der Wohlstand der Stadt endete mit dem Zweiten Weltkrieg, der sowjetischen Besatzung Nordirans und dem Exil Reza Shahs. Die Einwoh-nerzahl sank, die Fabriken wurden geschlossen oder in andere Städte verlegt. 1956 hatte Chalus noch 10.000 Einwohner. Andere Städte entwickelten sich durch den Tourismus am Kaspischen Meer. Chalus ist eine der am langsamten wachsenden Städte der Provinz. Es ist eine reine Touristenstadt, die vier größere Hotels, einen Campingplatz und einen Basar beherbergt. Viele Menschen aus Teheran verbringen ihre Wochenenden in Chalus.
Aufbruch: | 25.04.2014 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 15.06.2014 |