Ruhrgebiet - unterschätztes Reisegebiet
Hagen: Jugendstil in Hohenlimburg
Hohenlimburg ist heute ein Stadtteil der kreisfreien Großstadt Hagen, früher war es eine eigenständige Stadt - , die 1903 die Stadtrechte nach der preußischen Städteordnung von 1856 erhielt. Bis 1914 entwickelte sich in der Stadt ein reges bürgerschaftliches Leben. Industrie und Wirtschaft blühten auf. Um 1900 war Hohenlimburg eine aufstrebende Kommune, die vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu den leistungsfähigsten Wirtschaftsstandorten im Bereich des rheinisch-westfälischen Industriegebiets zählte. In diesem Zeitraum entstanden zahlreiche Wohnbauten im Stil der 'neuen Zeit' - Eine pdf-Datei der Stadt Hagen führt uns zu zahlreichen Jugendstil-Bauten, die z.T. heute einen etwas heruntergekommenen Eindruck erwecken. Einzelne sind dagegen auch vollständig restauriert.
Der Architekt des ehem. Tabakwaren-Pavillons hat sich beim Entwurf dieses
Jugendstil-Fachwerk-Kleinods wohl an der Pariser Weltausstellungsarchitektur
von 1900 orientiert. Mit seinen Schlüssellochfenstern und Blumenmustern
stellt der Bau ein in Westfalen mittlerweile sehr selten gewordenes Beispiel
einer "Ära-1900-Pavillon-Architektur" dar.
Am "Platz der 7 Kurfürsten" (benannt nach einstmals hier stehenden 7
Ackerbürgerhäusern) steht die einstige Schlossbrauerei mit Gaststätte. Der
Komplex erfreut das Auge nicht nur mit zahlreichen zeitgeisttypischen "malerischen" Details wie Erker, Zierfachwerk, Säulen und Balkonen, sondern auch mit floralen Jugendstil-Verzierungen und mit der Figur des Gambrinus', des sagenhaften Erinders des Bieres.
ehem. Schlossbrauerei - Herrenstr. 15/Ecke Kaiserstr./
Platz der 7 Kurfürsten - Architekt Albert Loose- 1906/08
Das Nahmertal gehört zu den ältesten Gewerbetälern Westfalens.
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich hier nach und nach größere
Industriebetriebe, z.B. Walzwerke. Unter den Wohnbauten sticht -
trotz einiger unpassender Umbauten - die eigenwillig vom floralen
Jugendstil geprägte 2- geschossige Bürgerhauszeile Benekestraße
hervor.
Der Architekt schuf seine zuerst errichteten Bauten noch unter dem
Einluss des Historismus - mit "malerischen" Elementen wie Zierfach-
werk und asymmetrischer Erker-/Balkongestaltung. Doch schon
bald wandelte er sich zu einem Vertreter des loralen Jugendstils: Das
1904 erbaute Haus Nr. 3 gilt als eine der schönsten Jugendstil-Fassaden des westfälischen Raums - mit scheinbar schwebendem Erker, gerahmt vom Motiv eines rankenden Zwiebelgewächses.
Vom Zeitgeist der Weimarer Republik wird die "Colonie Oege", eine frühere Hoesch-Arbeitersiedlung, geprägt. Das Ensemble stellt eine Mischung aus Art Déco, Expressionismus und Heimatstil dar. Den Eingang bilden auf der Westseite zwei "Torhäuser" mit auffallenden Stufengiebeln. Ungefähr in der Siedlungsmitte deutet sich eine platzähnliche Erweiterung an. Seit 1997 ist die
Siedlung privatisiert worden - entsprechend sind manche Häuser modernisiert und gepflegt - andere ziemlich triste.
Aufbruch: | September 2014 |
Dauer: | circa 4 Wochen |
Heimkehr: | Oktober 2014 |