DanInsis Reise ins Wunderland
Cook Inseln: Atiu
12.12.- 19.12.2006
Atiu...eine kleine Insel mitten im grossen Pazifik, mit sage und schreibe 568 Einwohnern, plus ca. 6 Touristen, 362 Pick-Up Trucks und noch ein paar 100 Motorraeder. Nach Atiu zu kommen ist allerdings nicht sehr einfach gewesen.
Als Insa am Dienstag um 10 Uhr morgens aus der Dusche kam, begegnete sie der Besitzerin unserer Unterkunft, die ihr zu verstehen gab, dass Air Raro den Flug nach Atiu von 14:00 auf 12:05 vorverlegt hatte. Da Air Raro von uns aber nicht wusste, wo wir auf Aitutaki wohnen, schrieb Insa diese Information als vielleicht unter Alkoholeinfluss entworfenen Scherz ab, und wollte in Ruhe mit dem Packen anfangen. Die steten Beteuerungen, dass es absolut kein Scherz ist, und wir um 11:00 am Flughafen sein muessen, ueberzeugten dann doch. Panisch (der komplette Inhalt unserer Rucksaecke verteilte sich, da kein Schrank vorhanden war, ueber den Zimmerboden und die Kueche, der Roller musste noch aufgetankt und bezahlt werden) haemmerte Insa an die Badezimmertuer, um Daniel zur Eile anzutreiben. Auch er glaubte an einen schlechten Scherz, so dass insgesamt kostbare 15 Minuten an Ueberzeugungsarbeit noetig waren. Unsere Vermieter erklaerten sich dazu bereit, uns um 11:30 zum Flughafen zu fahren, was auch voellig reichen sollte, da das Flugzeug selbst erst um 11:50 ankommen wuerde. Der Fluglinienabgeordnete, der um zehn nach elf erschien, und Insa zusammenbruellte, dass sie sich SOFORT mit ihren Sachen zum Flughafen bewegen soll, waehrend Daniel im Haus noch probierte, den Rollerverleih zu erreichen um Zahlung und Auftanken telefonisch zu regeln, sah das offensichtlich anders. Na, auch ein freundlicher Cook-Insulaner kann wuetend werden, aber da ist er bei Insa an der falschen Adresse gewesen. Um 11:25 erreichten wir den Flughafen (nur 5 Minuten entfernt von unserer Bleibe), wo um 12:15 unsere Streichholzschachtel nach Atiu startete. Insas Sitzplatz in Reihe 6 war leider nicht vorhanden, gottseidank sassen auf den verbleibenden 12 Sitzen nur 11 Fluggaeste. So ein Stress.
In Atiu gab es von Andrea erstmal zur Begruessung einen Ei um den Hals, das sind die typischen Blumenketten. Zusammen mit Elsa (Barcelona) und Rishi (London) bezogen wir das Are Manuiri Guesthouse mitten in einem der fuenf Doerfer. Rishi ist ein Medizinstudent aus England, der uebrigens Daniel auf Aitutaki behandelt hat. So konnten wir direkt Bericht ueber den Erfolg der Behandlung abstatten und unser physischer Zustand bis zu Elsas und Rishis Abflug am Donnerstag war gesichert. In den naechsten zwei Tagen haben wir die Insel zu Fuss erkundet, sind also quasi so richtig gewandert, wenn man zwei Stunden langschlendern so nennen kann. Das hat uns allerdings richtig geschafft, wir hatten sogar Muskelkater... oh je. Unsere erste Wanderung (nennen wir doch das Kind beim Namen ging zu einem Suesswassersee, der fuer eine 27 Quadratkilometerinsel doch schon eine Sehenswuerdigkeit darstellt. Sonderlich spektakulaer war er nicht, aber der Weg war wunderschoen. Costa Ricas Dschungel kombiniert mit Irlands Kuesten und entsprechendem Wellengang, hin und wieder begegnete uns eine Wildsau mit Ferkeln oder ein paar Huehner mit Kueken, ganz selten auch mal Hunde, deren Anblick wir nach Aitutaki schon gar nicht mehr gewohnt waren. Am Strand betrachteten wir noch eine Weile die hohen Wellen, die sich am Riff brachen, bevor wir uns auf den Rueckweg machten. Unsere zweite Etappe ging zu den Sinkholes, drei 10-metertiefen Loechern im Riff um Atiu. Da Atiu keine Lagune hat, faellt der Meeresboden schon nach ca. 20 Metern auf bis zu 600 Meter ab, so dass starke Stroemungen entstehen. Soll heissen: bloss nicht schwimmen gehen, sonst findet man sich schnell als Leckerbissen fuer die Haie. Dies teilte uns eine besorgte Einheimische auch gleich mit, wir vermuten, dass sie extra dafuer angehalten hat.
Der naechste Tag zeigte uns stark erschoepft, doch die Kinder im Dorf zeigten kein Erbarmen. Unser Fruehstueck bestand, da es auf ganz Atiu kein Mehl mehr gab, und somit auch kein Brot, aus Pfannkuchen mit Nutella. Die Terrasse war schnell mit Kindern gefuellt, obwohl keines auch nur ein Wort sagte. Die Sprachbarriere wurde mit einem kleingeschnittenen Pfannkuchen schnell ueberwunden, und sie plapperten munter auf Maori los. Ein 9-jaehriger diente als Uebersetzer fuer unsere Papa'a Ohren, und es wurden lustige zwei Stunden. Das war dann sehr zu unserer Belustigung auch anscheinend die Einladung, ab sofort unaufgefordert unsere Wohnung zu inspizieren und Gegenstaende "auszuleihen," aber wir denken, wir konnten alles wieder "zurueckborgen." Eigenartigerweise wuerdigten uns die Eltern keines Blickes, als sie ihre mittlerweile schreienden Kinder nach ca. 2,5 h abholten.
Freitag besuchten wir das Atiu Fibre Arts Studio, das eine Deutsche aus Duesseldorf gegruendet hat. Andrea webt dort mit einigen Einheimischen riesige Bettueberwuerfe, da wir noch ein weilchen reisen wollen und unsere Reisekasse nicht ueberstrapazieren wollten (ein handgemachter Bettueberwurf kostet ca. 800 Euro), beschraenkten wir uns auf einen Topflappen. Waehrend wir uns noch ein wenig mit Andrea unterhielten, rief Marshall an und fragte, ob wir nicht ganz spontan am Nachmittag mit auf die Hoehlenwanderung, die wir eigentlich fuer Samstag gebucht hatten, kommen wollten. Eine vogelverrueckte Englaenderin ist fuer eine Nacht nach Atiu gekommen, und wollte die Tour nicht alleine machen. Flexibel wie wir nun mal sind, sprinteten wir zurueck zum Guesthouse, um uns vor den anstehenden Strapazen noch einmal zu staerken. Die Vogelfrau wohnte auch im Guesthouse, und siehe da! Wer hat von unserem Milchpulver genommen? Wer hat den letzten Keks gegessen? Wie die sieben Zwerge fuehlten wir uns, als wir eine Bestandsaufnahme von unseren gierig verschlungenen Vorraeten machten. Hatte sich doch tatsaechlich unsere britische Nachbarin an unserem Essen guetlich getan, na so was.
Die Hoehlenwanderung mit Marshall war sehr eindrucksvoll, ein bisschen wie Carlsbad Caverns in klein. Um zu der Hoehle zu gelangen, jagte uns Marshall durch die angehobenen Korallenriffe. Bei kurzen Zwischenstopps klaerte er uns ueber die verschiedenen Pflanzen in Atius Dschungel auf und hielt uns drei bei Laune. Der Abstieg zur Hoehle erfolgte ueber eine drei Meter lange Leiter, dann hiess es Stirnlampen einschalten und gut auf die Koepfe aufpassen. In einer der Hoehlen wohnen die Kopeka-Voegel, die aus irgendeinem Grund im Dunkeln nisten muessen. Um sich zu orientieren, benutzen sie Echoortung. Zum Abschluss der Wanderung nahmen wir bei Kerzenschein ein Bad in einem unterirdischen See, obwohl "Teich" als Groessenbezeichnung eher angemessen ist.
Am Samstag hatten wir von der Dauerbassbeschallung unseres Nachbars genug, packten unsere sieben Sachen und zogen aufs Land, so man das auf Atiu sagen kann. Unsere neue Bleibe war ein Zimmer in Marshalls Haus, inklusive Brot (!), tropisches Fruehstueck, all-you-can-eat Obstbueffet und aeusserst netter Gesellschaft. Der Rest seiner Familie verteilt sich auf Rarotonga und Neu Seeland, so dass wir nur mit ihm in seiner wunderschoenen Blockhuette wohnten. Draussen huepften zwei zwei-wochenalte Zicklein umher, und auch sonst war das mit vielen Lammfellen und selbstgemalten Gemaelden eingerichtete Haus eine willkommene Zuflucht nach dem Stress der letzten Tage, in denen wir dem Vibrieren des Basses nicht entkommen konnten.
Samstag liehen wir uns einen Roller bei Marshall, der neben den einzigen Brotvorraeten anscheinend auch ueber die einzigen Spritvorraete verfuegte. Die aeusseren Inseln sind stark auf Schiffsversorgung angewiesen, Aitutaki hatte sogar mal eine Woche ohne eine Rolle Klopapier in den Laeden.
Am 3. Advent zog es uns wieder in eine Kirche, obwohl Daniel zu einem Zeitpunkt fast bereit war, dieselbige schnellsmoeglichst wieder zu verlassen. Zwei Reihen vor uns drosch eine aeltere Dame auf ihre Enkelin ein, die den Inhalt ihrer Handtasche interessanter fand als die Worte des Priesters, waehrend hinter uns ein Hund aufjaulte, als sich jemand daran stoerte, dass der kleine Wauwau draussen auf sein Herrchen wartete. Oh je...zudem singt hier nicht die gesamte Gemeinde, sondern jedem Dorfchor wird ein Lied zugeteilt, waehrend die anderen Choere zu schweigen haben.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit Marshall, erst schauten wir den Film "Longitude" an, den wir waermstens empfehlen koennen (Captain Cook wird sogar zweimal erwaehnt), und ehe wir wussten, wie uns geschah, hatte Marshall die Abendessenzubereitung in die Hand genommen. So gabs fuer uns das erste Mal seit langem Hackfleischsosse MIT Lorbeerblaettern! Abends musste Daniel wegen der stark abfallenden Temperaturen sogar sein Fleece und die warmen Socken rausholen...brrrrr.
Montag erkundeten wir den Rest der Insel, zum Beispiel Captain Cooks Landepunkt auf Atiu, sammelten Muscheln, die uns in Thailand hoffentlich nicht abgenommen werden, lagen am Strand rum, und genossen unseren letzten ruhigen Tag in den Cooks.
Aufbruch: | 10.10.2006 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 22.03.2007 |
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