Zwei Bayern auf Reisen

Reisezeit: Mai - Dezember 2009  |  von Georg Holl

Australien 2.Teil: Tasmanien 1.Teil

15.07. - 22.07.

Unsere ersten Tage in Tasmanien begannen leider nicht sehr gut, aber nach einigen Tagen änderte es sich und gingen sehr spektakulär und beeindruckend weiter.
Als erstes, großes Problem stellte sich unser norwegischer Reisepartner heraus. "Kennengelernt" haben wir ihn sehr spät in der Nacht im Hostel in Melbourne nach einigem Alkoholkonsum, und da war er noch sehr sympathisch und nett. Doch im nüchternen Zustand war er dann beim besten Willen nicht mehr zu ertragen, aber wir wurden ihn auch nicht mehr los. Schon auf der Fähre beschlossen wir, dass wir ihm gleich morgens in Devenport mitteilen werden, dass es mit ihm nicht funktionieren wird, nachdem er statt die nächsten Tage zu planen uns lieber alle möglichen Unfallstatistiken und Umfragewerte auf verschiedenste Länder bezogen hereindrückte. Er zeigte überhaupt kein Interesse an Aktivitäten in Tasmanien, ihm war nur wichtig, sagen zu können, dass er einmal in Tasmanien war, zudem reiste er mit kaputten und löchrigen Turnschuhen nach Tasmanien, dass eigentlich für Kälte und Nässe im Winter nicht unbekannt ist. Zudem hat er ein unglaubliches Talent, alle möglichen Gespräche an sich reißen zu wollen, stundenlang einen Mist zu reden ohne Luft zu holen und Leute zu verärgern. Nach 11 Stunden Fahrt mit der Fähre kamen wir kurz vor Sonnenaufgang in Devenport an, bekamen einen wunderschönen Sonnenaufgang zu sehen und suchten danach ein Cafe auf, um ihm mitzuteilen, dass es keinen Sinn macht, miteinander die nächsten 5 Tage zu reisen. Irgendwie hat er das nicht ganz verstehen wollen und sagte nur, dass er sich nun Schuhe für die Tracks kaufen wird. Mit ihm fuhren wir dann Richtung Süden in den "Walls of Jerusalem-National Park", um eine kleine Wanderung zu unternehmen und uns für die nächsten Wochen einzulaufen. Wir hofften auch, dass sich der Norweger übernimmt und sich in den neuen Schuhen Blasen läuft und von sich aus das Problem beendet. Die zwei Stunden Autofahrt durch die Landschaft Tasmaniens waren schon sehr wundervoll und wir waren uns nach wenigen Minuten sicher, dass es richtig war, nach Tasmanien zu kommen. (Irgendwann war dann auch der Norweger ruhig und schlief schnarchend auf der Rückbank, und das bei der Landschaft!!!). Uns hat diese Landschaft, die Einsamkeit auf den Straßen und die vielen toten Tiere auf der Straße ein wenig an die Südinsel Neuseelands erinnert. (In Neuseeland kommt man ca. alle 10 Minuten an einem überfahrenen Tier vorbei, hier liegen alle paar Minuten tote Tiere auf der Straße) Gegen Mittag begannen wir dann unsere "Walls of Jerusalem"-Tour und beschlossen, nach 2 - 2 ½ Stunden wieder umzudrehen. Nach unglaublichen 10 Minuten fiel dem Norweger, der ziemlich schnell ruhig wurde, auf, dass wir erst 10 Minuten unterwegs sind und auf vier Stunden gesehen das noch gar nichts ist. Wir jubelten schon innerlich, aber wie so oft bei Anfängern beißen die sich (leider) ziemlich gut durch das erste Mal. Nach einer Stunde Aufstieg kamen wir auf ein herrliches Plateau und wir sahen dann, was uns in den nächsten Wochen in Tasmanien erwarten wird, wenn es in die Berge geht: Schnee, Eisschichten auf kleinen Seen, keine Leute, denen man begegnet und zudem war es verdammt kalt. Aber die Landschaft war herrlich, und notgedrungen mussten wir mitten im Weg anhalten und umdrehen, da wir es nie rechtzeitig zum Auto zurück geschafft hätten. Diese Tour, für die man zwei Tage einplanen sollte, ist eine eher unbekannte Tour, doch sehr, sehr reizvoll. Uns hat es schon ein wenig geärgert, dass wir nicht noch weiter hinauf gehen konnten. Die erste Stunde Fahrt zurück durch den Nationalpark bei Dunkelheit war dann eine reine Tortur, weil andauernd an den Straßenseiten Wallabies, Possums und sonstige Tiere aus dem Gebüsch hervorhüpften und durch kleine Ausweichmanöver weckten wir unseren schlafenden Norweger auch noch ständig auf. Wir schafften es aber heil aus dem National-Park heraus und erreichten sicher die Ortschaft Launceston, der zweitgrößten Stadt Tasmaniens. Am nächsten Tag ging es dann durch den wundervollen Cataract-Gorge bei Launceston, bevor wir nach St. Helens im Nordosten der Insel aufbrachen. Direkt bei St. Helens liegen die "Bay of Fires", welches vor einigen Monaten als das schönste Reiseziel der Welt vom "Lonely Planet" ausgezeichnet wurde und 1 ½ Stunden südlicher die "Wineglass Bay". Und die Wettervorhersagen waren nicht schlecht für uns: 2 Tage wunderbares Wetter in der Gegend, dann Regen: also für beide Ziele einen ganzen Tag Zeit, dass sollte reichen. Unserem Norweger war es dann zu spät, Anfang nächster Woche in Hobart zum Flughafen zu kommen und beschloss, nächsten Tag mit dem Bus nach Hobart zu fahren. Wir konnten unser Glück gar nicht fassen! Doch der nächste Tag (Freitag, der 17.07.09) verlief dann sehr unglücklich für uns und stellte die ganzen Reiseplanungen für Tasmanien auf den Kopf.

Bei bestem Wetter und wolkenlosem Tag standen Piet und ich fertig gepackt und bereit zum losmarschieren in der Küche, und warteten, bis unser Norweger endlich einmal einen Zeitungsbericht aus dem Jahre 2004 zu Ende gelesen hat und nach über einer halben Stunde aus dem Bett gekrochen kam um dann zu erfahren, dass der Bus nach Hobart vor 10 Minuten ging und bis Sonntag Vormittag kein Bus die Ortschaft verlässt. Im Informations-Center erfahren wir, dass in einer Ortschaft, die eine Autostunde entfernt liegt, ein Bus gegen Mittag geht. Um den Norweger endlich los zu werden beschlossen wir, den halben Tag zu verschenken, ihn dorthin zu fahren, wieder zurückzufahren und nur ein paar Stunden bei den Bay of Fires zu wandern. Vorbei an wundervollster Landschaft bei wundervollstem Wetter ging es mit unserem (wieder einmal) schlafenden Norweger nach Süden. Ich war so sauer auf ihn, und gegipfelt hat es dann, als wir ihn bei der Bushaltestelle abgesetzt haben: Kein Danke, kein "Tut mir Leid" oder sonstiges von ihm, nicht einmal einen Cent Benzingeld bekamen wir von ihm, obwohl er wusste, dass wir nur wegen ihm da runter fuhren. Aber nach einer kurzen Zeit war die Freude, ihn los zu sein größer. Zurück in St. Helens ging es mit dem Auto kurz an einen Strand, um im Sand 3 Kilometer zurückzulegen, doch nach 200 Metern war dann der Spaß vorbei: Die Kupplung ist durchgebrannt, und da standen wir, alleine mit einem kaputten Auto, bei schönstem Wetter, ohne Handyempfang. Ich machte mich auf den weg, in die nächste Ortschaft, um Hilfe zu holen. Doch gab es anfangs große Verständigungsprobleme am Telefon! Kleiner Tipp: Wenn man im Wörterbuch ein Wort wie Kupplung nachschlägt, nicht gleich das erstbeste Wort nehmen, sondern weiterlesen. Was interessiert es einem Abschleppdienst, wenn ich sage, dass unsere "Coupling" (Verkuppelung von Personen) im Auto am Strand nicht funktioniert? Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich erstmal begriffen habe, dass das richtige Wort für die Kupplung im Auto "clutch" heißt. Noch länger hat es gedauert, bis der Abschlepper wusste, was ich eigentlich von ihm will. Nach einiger Zeit kam er dann, um festzustellen, dass wir nun in wirklich großen Schwierigkeiten sitzen, da er uns von dort nicht herausziehen kann, aber er kümmert sich darum. Als dann ein Ranger kam und uns mit seinem Traktor 200 Meter hinauszog und dafür 100 Euro verlangte, wussten wir schnell, dass das hier verdammt teuer werden kann. Ohne Handyempfang, ohne Internet in einem kleinen Ort und weit weg von der nächsten größeren Stadt (über 200 km) waren wir aufgeschmissen. Zum Glück haben wir mit unserem richtigen Abschlepper einen sehr netten Typen erwischt, der für uns auch einige Sachen organisiert hat. Und wir waren dadurch sehr schnell ein großes Gesprächsthema in dem kleinen Dorf, ziemlich schnell waren wir bekannt als die 2 Jungs mit dem kaputten Auto. Nächsten Tag fütterten wir vormittags fleißig die Telefonzelle mit Geld um zu erfahren, dass es hier in der Gegend nur eine Werkstatt gibt und vor Montag wir über Reparaturkosten nichts erfahren können. Also insgesamt 4 Tage in St. Helens, aber wir machten das Beste daraus. Samstags ging es dann hinaus zu den "Bay of Fires", und selten so eine spektakuläre Strand-Felsen-Landschaft gesehen wie dort. Einfach einmalig und absolut faszinierend.

Montags morgen erfuhren wir dann, dass das Auto mindestens eine Woche braucht zum reparieren, weil das Ersatzteil nicht vorrätig ist. Also beschlossen wir, den Overland Track vorzuziehen und die ca. 400km Entfernung dorthin per Anhalter zurückzulegen, da der nächste Bus nach Launceston erst Mittwoch fährt. Laut unserem Hostelbesitzer funktioniert das Trampen in Tasmanien sehr gut, und er sollte recht behalten und wir unglaubliche Situationen erleben:
Nach kurzer Zeit nahm uns eine etwa 25 Jährige für ca. 35-40 Kilometer in die nächste Ortschaft mit, die alleine mit ihrem einwöchigen alten Baby unterwegs war. Recht mutig von ihr. In dieser Ortschaft hatte dann nach einer Stunde ein älterer Typ Mitleid mit uns und nahm uns weitere 30 Kilometer mit nach St. Marys. Und dort hatten wir dann den Sechser im Lotto. Ein Australier namens Dave gabelt uns kurz vor Dämmerung auf und fährt genau die 120km nach Launceston, unserem Ziel für den heutigen Tag. Er fuhr dann extra einen kleinen Umweg, um uns große Känguruh's zu zeigen und fuhr uns dann zu sich nach Hause, wo es erstmal Tee und Kuchen für uns gab. Er und seine Freundin kümmern sich um die Babys von überfahrenen Tieren, ziehen sie groß um sie später wieder der Natur zurückzugeben. Im Garten war dann ein Wallaby, im Haus ein zutraulicher Wombat unterwegs. Auf dem Weg ins Hostel in Launceston schoben wir kurz einen Fahranfänger samt Auto aus dem Graben und Dave bestand dann darauf, uns nächsten Tag nach Cradle Mountain zu fahren, zum Start des Overland Tracks, weil er in der Nähe arbeitet. Perfekt für uns, waren das doch auch wieder zwischen 150-200km. Er holte uns nächsten Tag ab und dann erlebten wir die skurrilste und unglaublichste Nacht unseres Lebens, die ich nie vergessen werde.
Nach langer Fahrt in Dunkelheit durch einen Wald bogen wir ab auf eine Buschstraße ab, die nur mit Jeep befahren werden kann.
Plötzlich blieb er an einem See stehen und sagte, dass er auf dem See irgendwo arbeitet. Wir fuhren dann mit einem kleinen Boot in die Dunkelheit hinaus, um eine kleine Plattform herum (sah aus wie eine Öl-Bohrinsel) und gingen auf die Plattform. Nach einer Minute schmiss er ein Aggregat an, und wie in einem schlechten Horrorfilm gingen nach und nach die Lichter auf dieser Plattform an, und wir sahen eine kleine Kapsel auf der Plattform (wie eine winzige Raumschiffkapsel). Er erzählte uns dann, dass dies eine Lehrschule für Industrietaucher ist und er Lehrer davon ist, und gerade für zwei Woche Ferien sind. In der Druckkapsel, in die wir über eine kleine, runde Luke hineinkriechen mussten, waren Pritschen wie in einem U-Boot, auf welchen wir dann die Nacht verbrachten. Ein wenig unheimlich, aber sehr gemütlich und speziell!

Nächsten Tag fuhr er uns dann in der Früh noch eine halbe Stunde zu unserer Ortschaft, wo unser Track dann nächsten Tag starten sollte.

unsere Fähre in Devenport

unsere Fähre in Devenport

Sonnenaufgang in Devenport

Sonnenaufgang in Devenport

zu den Walls of Jerusalem |pm

zu den Walls of Jerusalem |pm

Im Nationalpark "Walls of Jerusalem" |pm

Im Nationalpark "Walls of Jerusalem" |pm

Cataract Gorge in Lauceston

Cataract Gorge in Lauceston

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Abschleppdienst Strand zum Parkplatz

Abschleppdienst Strand zum Parkplatz

Abschleppdienst Parkplatz zum Hostel

Abschleppdienst Parkplatz zum Hostel

Bay of Fires

Bay of Fires

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Schorsch mit Wombat

Schorsch mit Wombat

Unser Ausblick in der Früh

Unser Ausblick in der Früh

unser Schlafgemach für die Nacht

unser Schlafgemach für die Nacht

Piet, Kapsel, Beiboot, Flachmann

Piet, Kapsel, Beiboot, Flachmann

unser Nachtquartier

unser Nachtquartier

© Georg Holl, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vom entspannten Liebesurlaub zur abenteuerlichen Männerreise in 2 Akten mit kurzem Zwischenspiel (Solo): 1. Akt: Schorsch und Claudi auf den Fiji-Inseln und in Neuseeland. Zwischenspiel: Schorsch von Cairns nach Melbourne 2. Akt: Schorsch und Piet über Australien und Indonesien quer durch Süd-Ost-Asien (Malaysien, Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam, China, Tibet, Bhutan, Nepal, Indien).
Details:
Aufbruch: 10.05.2009
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Dezember 2009
Reiseziele: Fidschi
Neuseeland
Australien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Georg Holl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.