Zwei Bayern auf Reisen

Reisezeit: Mai - Dezember 2009  |  von Georg Holl

Australien 2.Teil: Tasmanien 2.Teil

29.07. - 11.08.

Einen Tag nach unserem Overland Track standen wir guter Dinge an der Straße nach Hobart, um per Anhalter in die 180km entfernte, größte Stadt Tasmaniens zu kommen. Doch als nach über einer Stunde nur sieben Autos vorbeikamen, kamen uns die ersten Zweifel, ob wir überhaupt hier wegkommen. Ein altes Ehepaar (um die 70 Jahre alt), das aus dem Cafe in der Tankstelle kam, hatte dann mit uns Mitleid und nahm uns mit nach Hobart. Die 2 ½ Stunden Fahrt für die 180km verbrachten wir auf dem Radkasten sitzend mit deren Hund im Kofferraum eines Mercedes-Bus. Nicht die bequemste Art zu reisen, aber die billigste und schnellste, da der nächste Bus erst am nächsten Tag gegangen wäre! Wir gönnten uns dann zwei ruhige Tage in Hobart, in der wir nur kleine Touren quer durch die Stadt unternahmen. Überraschend in der Stadt war für mich, dass man doch sehr viel neue und gute Architektur in der Stadt fand, habe ich nicht erwartet in Tasmanien. Und als absoluter Tipp in Hobart ist das Viertel "Salamanca": Herrliche Atmosphäre,
und dort haben wir sogar ein kleines Cafe entdeckt, dass hinsichtlich Flair und Gemütlichkeit mit dem Cafe in der Glyptothek in München mithalten kann. Nach den Tagen in Hobart machten wir uns dann per Anhalter auf den Weg, um wieder in den Nordosten nach St. Helens zu kommen, wo unser Auto fertig repariert stand. Und mit sechs unterschiedlichen Mitfahrgelegenheiten schafften wir die 235km an einem Tag. Und auch dieses Mal waren wieder sehr eigene Typen dabei: Der 1. wollte uns gleich allerhand Drogen verkaufen, der 2. war total besoffen und wir waren froh, dass wir die 15km ohne Unfall überstanden, der 3. war ein Photo-Student, der einfach auf Motivsuche kopflos durch die Gegend fuhr. Die längste Etappe nahm uns eine Mutter und deren 17 Jährige Tochter mit, die in Anwesenheit ihrer Mutter mit dem Auto die 95 km fahren durfte. Zwar fuhren die beiden schon an uns vorbei, aber unser "bayrischer Charme" muss sie überzeugt haben, den Rückwärtsgang einzulegen und wieder zurückzukommen!

Insgesamt legten wir mit 10 Mitfahrgelegenheiten über 750 Kilometer quer durch Tasmanien zurück, wir waren echt überrascht, wie gut es dort funktioniert.
Nachdem wir in St. Helens das Auto (uffff, war die Reparatur teuer, das sprengt unser Reisebudget ganz schön gewaltig) und meine Kamera abholten, befolgten wir den Tipp der Mutter-Tochter-Mitfahrgelegenheit und marschierten auf den Berg "St. Patricks Head" bei St. Marys. Und wir wurden nicht enttäuscht: Nach kurzem, steilem Aufstieg hatten wir einen grandiosen Ausblick über die Westküste Tasmaniens, kann man nur jedem empfehlen. Und ein Wind pfiff dort oben, dass es uns fast vom Gipfel geblasen hat.
Über Bicheno mit dem bekannten "Blow Hole" ging es dann nach Coles Bay im "Freycinet National Park", von wo die Wanderung zur "Wineglass Bay" startet. Wegen schlechter Wettervorhersagen gingen wir nicht die große Tour über zwei Tage, sondern machten "nur" die Tageswanderung zur "Wineglass Bay" und dem "Hazards Beach". Obwohl man die "Wineglass Bay" von sehr vielen Fotos kennt, ist es schon irgendwie besonders, wenn man plötzlich direkt davor steht. Nachmittags zurück ging es weiter Richtung Süden nach Port Arthur, einem altem Gefängnis aus dem Jahre 1830, in welchem Schwerstverbrecher untergebracht wurden und Schwerstarbeit verrichteten mussten. So fuhr dort z.B. die erste "Eisenbahn" Australiens: Auf einer Strecke von sieben Kilometern mussten die Gefangenen die Waggons hin und her schieben. Jeder 7. Sträfling überlebte den Aufenthalt dort nicht. Wir kamen gegen 20.00 Uhr in der Gegend an und fanden kein günstiges Hostel, zudem begannen wir komische Geräusche vom Vorderrad wahrzunehmen. Aus diesen Gründen verbrachten wir eine doch eher ungemütliche Nacht auf den Sitzen im Auto an einem Parkplatz. Nächsten Tag kurz das rechte Vorderrad abgeschraubt, aber wir zwei "Muster-Mechaniker" sahen natürlich nichts und wir waren der Meinung, dass vielleicht der Reifen nur eine kleine Umwucht hat. Aber super, wieder etwas nicht in Ordnung mit unserem Auto und wieder weit und breite keine größere Ortschaft mit einer Autowerkstatt. Da das Wetter für die zwei Tage hervorragend werden sollte, beschlossen wir kurzfristig, eine 2-Tages-Wanderung zum "Cape Pillar" zu unternehmen: Eine sehr gute, spontane Entscheidung, auch wenn wir erst mittags starteten. Die ersten Stunden Marsch verlaufen eher unspektakulär durch einen vor einigen Jahren abgebrannten Wald. Es ist interessant zu sehen, wie aus den schwarzen, verkohlten Baumstämmen neue grüne Pflanzen und Triebe hervor kommen. (Es ist vielleicht interessant zu wissen, dass die Buschfeuer in Australien für die Eukalyptusbäume wichtig sind: Das Feuer fegt schnell mit einer enormen Hitze durch die Wälder und verbrennt "nur" die Pflanzen und Blätter, nicht aber die Stämme, die bleiben stehen. Durch die abgebrannten Kronen kann das Sonnenlicht wieder bis auf den Grund hindurch kommen und durch die Hitze gehen die Blüten des Baumes auf und ermöglicht dadurch, dass neue Pflanzen und Bäume nachwachsen können. Nach einigen Wochen sprießen dann aus den schwarzen, verkohlten Baumstämmen wieder neue Triebe, ein verrücktes Bild! Das einzig schlimme an den Buschfeuern ist eigentlich nur, dass Menschen und einige Tiere zu schaden und ums Leben kommen).

Nach über 4 Stunden Wanderung kamen wir dann aus dem Wald heraus und standen das erste Mal direkt am Riff, wo es vor uns über 300 Meter gerade nach unten ging. Dort schlugen wir mitten im Gebüsch unser Zelt auf. Nächsten Tag ging es gleich in der Früh eine Stunde weiter zum "Cape Pillar", und es bot sich uns eine absolut spektakuläre Landschaft, dies zu beschreiben fehlen mir ehrlich gesagt die Worte. Es geht die ganze Zeit am 300-Meter hohen Kliff oben entlang bis zur Spitze, und davor eine kleine Insel. Atemberaubend und einfach nur spektakulär, hab so etwas vergleichbares noch nie gesehen. Von diesen Anblicken begeistert vergaßen wir ein wenig die Zeit und kamen kurz vor Dunkelheit zu unserem Auto zurück und beschlossen, die 100 Kilometer nach Hobart noch zu fahren, damit wir morgen unser Auto zum richten bringen können. Die Autofahrt hatte es in sich: aus dem Geräusch wurde ein leises Quietschen in den Kurven, dann immer lauter, zum Ende quietschte die ganze Achse. Wir waren froh, dass wir überhaupt noch bis Hobart kamen. Nächsten Tag auf zur Werkstatt und erklärt, dass mit dem rechten Vorderrad etwas nicht stimmt. Naja, nach kurzer Sichtung fand der Mechaniker heraus, dass das Problem nicht rechts vorne, sondern links vorne war: Das Lager war total kaputt, der Reifen wackelte ohne Ende und sein Kollege erstaunte und wunderte sich ernsthaft, wie wir die 100km geschafft haben ohne den Reifen zu verlieren. Wieder zwei Tage erholen in Hobart, nach den vier Tagen Wanderungen auch nicht so schlecht. Darauf ging es für zwei Tage auf "Bruny Island", einer Insel südlich von Hobart. Zwar hat die Insel nichts großartig Besonderes, aber im Gesamten ist sie herrlich. Unser Zelt für die Nacht schlugen wir in einem National-Park im Süden auf, schmissen die Angel ins Meer und es gab abends hervorragend frischen Fisch über dem Lagerfeuer zubereitet! Was will man mehr!? Nächsten Tag kurz auf den höchsten Berg der Insel (nicht zum empfehlen, gar kein Ausblick) und eine mehrstündige Wanderung bei der "Adventure Bay" (sehr zum empfehlen!!!), bevor es mit der kleinen Fähre wieder zurück aufs Festland Tasmanien ging. Nach einer weiteren Nacht in Hobart sollte nun endlich auch kurz der Westen besucht werden: Queenstown das Ziel! Auf dem Weg geht es durch den "Franklin-Gordon-Wildriver-National-Park" hindurch, der für seine wilden Flüsse, großen Wasserfälle und mystischen Wäldern bekannt ist. Zwar war regnete es den ganzen Tag, doch für die kurzen Wanderungen, die von der Straße wegfuhren, war der Regen gar nicht einmal so schlecht. Kurz nachdem es aus dem National Park herausgeht kamen wir nach Queenstown, und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so einen harten Kontrast gesehen wie dort! Man kommt heraus aus einer Landschaft, in der es nur von Bäumen, Pflanzen und Grün nur so wimmelt, und kommt in eine Hügellandschaft, die durch Berg- und Minenbau vollkommen zerstört wurde und kein Grün zu sehen ist. So etwas Hässliches sah ich noch nie, und mittendrin in dieser Landschaft liegt der Ort Queenstown! Und der Ort ist wie die Umgebung, einfach total heruntergekommen, man kann förmlich sehen, wie die Leute frustriert und unglücklich sind. Wie eine bewohnte Geisterstadt, sehr alte, heruntergekommene Gebäude ohne Charme. Tief im Inneren hat man Mitleid und mich würde mal interessieren, wie die Selbstmordrate in dem Ort ist! Eigentlich wollten wir gleich wieder raus aus dem Ort, doch als wir an einem altem, riesigen Hotelgebäude vorbeifuhren, das nun ein Hostel ist, blieben wir interessenhalber doch eine Nacht dort. Total skurril: Das Gebäude total heruntergekommen, nur mit dem Nötigstem eingerichtet, eine pompöse Treppenanlage im Foyer, die Türen schlossen nicht richtig, komisches Personal und wir waren die einzigen Gäste. Wir waren eher ein wenig enttäuscht und konnten es irgendwie nicht glauben, dass es die ganze Nacht nicht gespukt hat in dem Gebäude, nicht einmal das leiseste Knarren!

Nächsten Tag ging es dann die Westküste hinauf nach Stanley, das beeindruckend an einem felsigen Berg am Meer liegt und von dort über den "Rocky Cape National Park" (sehr schön, aber leider brutalst windig an dem Tag, so dass wir nicht viel unternehmen konnten) zu Devenport, wo abends unsere Fähre zurück nach Melbourne ging.

Statt den geplanten zwei Wochen waren wir nun genau vier Wochen auf Tasmanien, und es war eine großartige Zeit. Zwar lief nicht alles so geplant wie gedacht und leider wurde unser Aufenthalt durch die durchgebrannte Kupplung verdammt teuer, doch was sich dadurch ergeben hat (trampen) war eine riesige Erfahrung für uns und wir haben speziell mit Dave einen guten, neuen Freund gewonnen, welcher kurz vor unsere Abfahrt noch mal anrief um uns alles Gute zu wünschen.
Einerseits war an den letzten zwei Tagen ein wenig die Luft raus und wir sind nun froh, dass wir wieder etwas Neues sehen werden, doch andererseits verließen wir auch etwas wehmütig diese riesige Insel, weil wir uns schon ein wenig heimatlich dort gefühlt hatten: Auf Straßen kamen immer wieder bekannte Gesichter vorbei, die uns gleich grüßten, wir fuhren einen längeren Straßenabschnitt sage und schreibe 5x (!!!), man traf dauernd andere Personen an unterschiedlichen Orten wieder (zum Beispiel den Engländer, der uns am Overland Track entgegen kam, von ihm erfuhren wir, dass der Franzose Will wirklich einen Tag hinter uns den Track lief), eine Frau in einem Cafe in einem kleinen Ort wusste nach 2 ½ Wochen noch unser Frühstück vom letzten Mal und bereitete es selbstverständlich noch einmal zu, der Abschlepper Dale ging mit den Worten "Hi Peter" schon ans Telefon wenn wir anriefen, beim Hostel in St. Helens waren wir schon so "heimisch", dass wir über die Hintertür "einbrechen" durften, natürlich Dave und Kelly, usw. Irgendwie fast schon wie daheim in meinem, kleinen Dorf!

Apropos Heimat: Ab sofort führt uns unser Weg immer Richtung Heimat, Richtung Norden und Westen!
Richtung Norden, der Sonne hinterher (in Australien steht die Sonne mittags im Norden, nicht im Süden), die Tage werden nun länger, die Temperaturen wärmer und auch das Leben bald um einiges günstiger. Da die Reparaturkosten für unser Auto ein großer Loch in unsere Budgetplanung gerissen hat und mein Visum für Australien in vier Wochen ausläuft, beschlossen wir nun, die Westküste Australiens nicht zu besuchen sondern über Adelaide, Alice Springs direkt nach Darwin zu fahren und von dort mit einem Schiff nach Asien zu gelangen.
Davor warten aber noch der "Great Ocean Track", der "Grampians National Park", der "Ayers Rock", die "Olgas", der "Kakadu National Park", und einige Sachen mehr auf uns.

180km in 2,5 Stunden so zurückgelegt

180km in 2,5 Stunden so zurückgelegt

Hobart

Hobart

St. Patricks Head

St. Patricks Head

Auf St. Patricks Head

Auf St. Patricks Head

Blowhole bei Bicheno |pm

Blowhole bei Bicheno |pm

Wineglass Bay

Wineglass Bay

Wineglass Bay

Wineglass Bay

|pm

|pm

Maria Island

Maria Island

Am Cape Pillar 
(m Gebüsch zwischen See und Abhang schlugen wir unser Nachtcamp auf)

Am Cape Pillar
(m Gebüsch zwischen See und Abhang schlugen wir unser Nachtcamp auf)

Wildcampen

Wildcampen

Am Cape Pillar, es geht weit hinunter... |pm

Am Cape Pillar, es geht weit hinunter... |pm

... über 300m!!!

... über 300m!!!

Spektakulärer Brotzeitplatz

Spektakulärer Brotzeitplatz

Bruny Island

Bruny Island

warten auf unser Abendessen...

warten auf unser Abendessen...

... und wir haben es (gerade noch) erwartet

... und wir haben es (gerade noch) erwartet

Bruny Island

Bruny Island

Franklin-Gordon-Wildriver National-Park

Franklin-Gordon-Wildriver National-Park

Tasmanische Teufel bei Cradle Valley |pm

Tasmanische Teufel bei Cradle Valley |pm

Stanley mit "the Nut"

Stanley mit "the Nut"

Rocky Cape National Park

Rocky Cape National Park

© Georg Holl, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vom entspannten Liebesurlaub zur abenteuerlichen Männerreise in 2 Akten mit kurzem Zwischenspiel (Solo): 1. Akt: Schorsch und Claudi auf den Fiji-Inseln und in Neuseeland. Zwischenspiel: Schorsch von Cairns nach Melbourne 2. Akt: Schorsch und Piet über Australien und Indonesien quer durch Süd-Ost-Asien (Malaysien, Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam, China, Tibet, Bhutan, Nepal, Indien).
Details:
Aufbruch: 10.05.2009
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Dezember 2009
Reiseziele: Fidschi
Neuseeland
Australien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Georg Holl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.