Zwei Bayern auf Reisen

Reisezeit: Mai - Dezember 2009  |  von Georg Holl

Australien 2.Teil: Outback

27.08. - 05.09.

Für das "Outback" Australiens, für viele DAS wirkliche Australien, kann man die virtuelle Grenze und Ausmaße nicht genau bestimmen. Für einige ist "nur" der Bereich bei Alice Springs und Ayers Rock ("Uluru") das Outback, für andere die gesamte Länge des "Stuart Highways" von Adelaide bis Darwin, und für wiederum einige Stadtmenschen beginnt das Outback schon 100km westlich von Sydney.
Für dieses Kapitel wähle ich unseren ca. 3.000km langen Weg von Coober Pedy bis zur Ortschaft Katherine, das ca. 350km südlich von Darwin liegt.
Mit den Eindrücken des "Oodnadatta Tracks" im Rücken machten wir uns sehr erwartungsvoll von Coober Pedy in das "Rote Zentrum" zum Ayers Rock auf, dem Wahrzeichen Australiens. Und was uns laut einigen Erzählungen, Berichten und Bildern alles erwarten sollte: Absolut Nichts, stundenlang keine Menschenseele auf der Straße, sehr lange "Roadtrains" (Lastwägen mit noch so vielen Anhängern), deren Gegenwind einen fast von der Straße bläst, Hitze, Dürre, endlose Sicht, unzählige Kängurus und Kamele am Horizont, usw.! Einfach ein riesiges Abenteuer!
Doch diese Zeit ist scheint schon lange vorbei zu sein und die Wirklichkeit war größtenteils ganz anders:
Wir begegneten andauernd Autos, die uns entgegen kamen, die "Roadtrains" waren auch nicht so beeindruckend wie alle behaupten (zwar haben die Lastwägen 3 Anhänger und sind maximal 53,5m lang, aber muss unser deutscher Hostelmitbewohner etwas falsch verstanden haben, als er uns von Lastwägen mit 350m Länge erzählt hat) und die wilden Tiere sieht man größtenteils nur überfahren am Straßenrand liegen; um Abfall und toten Tieren scheint sich hier eh keiner zu kümmern, die Straßenseiten sind voller Kadavern (Kängurus, Kühe, Kälber, Pferde, Kleintiere, Wildsäue, Emus, ...), unendlich vielen Autoreifen, Müll und Autos, die dort verrosten. Man sieht regelmäßig im Gebüsch Autos stehen, teilweise auf dem Dach liegend, die hier einfach zurückgelassen und von anderen Personen anscheinend ausgenommen wurden und nun hier neben der Straße verrosten. Teilweise ein skurriles Bild.

Nach 600 km Fahrt erblickten wir dann die erste "Erhebung" in der Steppenlandschaft, und kurzfristig vermuteten wir auch, wie wahrscheinlich jeder, den "Ayers Rock" zu sehen. Was wir zuvor nicht wussten, dass es nach dem Ayers Rock und den "Olgas" noch eine dritte Erhebung dort gibt, den "Mt. Conner". Zwar nicht ein reiner Monolith, aber auch sehr beeindruckend. Nach weiteren 200km waren wir dann in der Ortschaft "Yulara", die vor ca. 20 Jahren extra für die Touristenattraktion "Ayers Rock" aus dem Boden gestampft wurde und standen nun mehr oder weniger am Fuße des Wahrzeichen Australiens. Für einige ist es nur ein großer Stein, der inmitten der Wüste steht und sind sehr enttäuscht, für andere das Highlight schlecht hin in Australien, zu dieser Gruppe wir eher dazugehören. Aber von weitem sehen die "Olgas" noch faszinierender aus!
In "Yulara" erwartete uns erst einmal ein kleiner Sandsturm und eine brutale Hitze, die uns beinahe erschlägt: Ab sofort freuen wir uns auf eine kalte Cola anstatt wie vor ein paar Wochen noch auf einen heißen Tee!
Abends hatten dann die Wolken etwas dagegen, dass wir den Ayers Rock in roter Farbe leuchten zu sehen, dafür hatten wir dann nächsten Tag in der Früh bei Sonnenaufgang mehr Glück. Schon sehr faszinierend, wie der Felsen in verschiedenen Farbtönen strahlt.
Eigentlich haben wir uns vorgenommen, auf den Berg (etwas mehr als 300m Höhe) nicht hinaufzusteigen und den Wunsch der Aborigines zu respektieren, doch wenn man davor steht juckt es schon einen sehr, und wenn man dann noch die "Autobahn" an Leuten sieht, die dort hinaufströmen, fällt (leider) die letzte Hemmung. Man darf den Berg rein rechtlich besteigen und es ist dort auch ein Weg mit Aufstiegshilfen ausgeschildert, doch für die Aborigines ist der Berg ein großes Heiligtum und diese bitten deshalb, den Berg nicht zu besteigen, auch weil es dort schon viele Unfälle, sogar Todesopfer gab, da viele Leute die Hitze (kein Schatten) und die Schwierigkeit unterschätzen. Schon auf den ersten Metern hinauf verwunderte uns nichts mehr: Wir waren die einzigen mit Bergschuhen (sogar Flip-Flops waren unterwegs) und etwas festere Leute, die schon mit einer 100-Meter-Wanderung Schwierigkeiten haben, kämpften sich den sehr steilen Aufstieg bei brutaler Hitze mit gerade einmal einer 0,33l Flasche hinauf. Kurz vorm Gipfel verging dann kurzzeitig auch uns der Spaß: Bei einem "Graben", bei dem es fünf Meter beinahe senkrecht runter und gegenüber wieder nach oben ging und den wir auf allen Vieren hochkraxelten, fühlte sich ein ca. 50jähriger Mann anscheinend im 2. Frühling und rannte die fünf Meter hinunter. Und man kennt es ja, wenn der Oberkörper schneller ist als die Beine. Sehr zu meiner Überraschung schaffte er es auch nach unten, doch war da noch der Gegenbuckel: Ihm zog es die Beine weg, er brachte die Hände nicht mehr rechtzeitig hoch, schlug mit dem Kopf auf dem Felsen auf, zappelte kurz und blieb bewusstlos auf der Seite liegen. Wir eilten sofort zu ihm und sahen nur Blut am Felsen hinunter fließen, welches irgendwo von seinem Kopf her kam. Nach kurzer zeit kamen noch zwei weitere Männer vorbei, und wir versuchten verzweifelt Hilfe zu rufen, doch kein Handy konnte eine Verbindung aufbauen. Nach ein paar Minuten kam der Mann dann Gott sei Dank wieder zu sich, und außer einer Platzwunde an der Stirn und einer offenen Nase hat ihm anscheinend nichts gefehlt. Aber da wird es einem schon anders, und aus diesen Gründen ist es leicht zu verstehen, weshalb die Besteigung angeblich ab nächstem Jahr verboten wird. Zwar ist sie nicht allzu schwierig, aber wird total unterschätzt. Die Sicht oben ist dann schon sehr toll: Außen herum nichts, man sieht nur die "Olgas" und den "Mt. Connor" aus der Ebene herausragen, und ansonsten nur Steppe. Aber auch die 10km Wanderung um den Berg herum, die wir mit Flo und Tina aus Deutschland (schönen Gruß auf diesem Wege zurück) gingen, ist sehr zum empfehlen und sehr abwechslungsreich: Höhlen, Löcher, Spalten, Malereien, Wasserfälle (meist ausgetrocknet), usw. gibt's dort zu sehen.

50 Kilometer weiter befinden sich die "Olgas", einer beeindruckenden Ansammlung von Monolithen, die mindestens genauso spektakulär wie der "Ayers Rock" sind, besonders die 8km lange Wanderung zwischen den Felsen hindurch, die wir wieder mit Flo und Tina unternahmen. Aber auch dort hatten wiederum Wolken etwas gegen einen rot-leuchtenden Sonnenuntergang. Beim Weg zurück zum Zeltplatz zog dann eine Herde wilder Kamele und Dromedare an der Straße vorbei, sehr eigenartig, wenn man die dann doch live an einem vorbeiziehen sieht.
Weiter ging es dann 400km zum "Kings Canyon", einer weiteren tollen Sehenswürdigkeit im Outback, wo wir unbedingt die 3 Stunden-Wanderung empfehlen können. Über 250km unbefestigter Straße erreichten wir dann "Alice Springs", mit 25.000 Einwohnern die größte Stadt inmitten Australiens. Und dort erwartete uns der nächste Schock: Die Aborigines! Man hört hier von allen möglichen Leuten schon die schlimmsten Geschichten und Erzählungen (speziell über die Aborigines in Alice Springs, Tennant Creek, Katherine und Darwin) über deren Alkoholproblem, es wird gewarnt, dass man auf der Straße auf keine Fälle anhalten soll. Eine Person sagte sogar uns, wenn eine Person auf der Straße liegt, soll man notfalls drüber fahren, bevor man anhält. Naja, so weit wollen wir es sicher nicht kommen lassen! Aber als wir dann abends dort ankamen, konnten wir unseren Augen nicht trauen: Überall wo man hinblickt sitzen Aborigines herum, können vor lauter besoffen sich gerade noch auf den Füßen halten, schreien, pöbeln, usw. Und am schlimmsten und betrunkensten sind die Frauen, echt abartig, kann man nicht erzählen, muss man einfach selbst gesehen haben. Die Aborigines werden finanziell vom Staat unterstützt, doch diese Personen, die man in den Städten sieht, arbeiten nichts und tragen zumeist das gesamte Geld in den "Bottleshop" um Alkohol zu kaufen. Einfach erschreckend, egal zu welcher Tageszeit und Uhrzeit, immer das gleiche Bild und das gleiche Geschreie, wenn man wieder eine sehr große Ansammlung Aborigines sieht, kann man sich sicher sein, dass in der Nähe eine Kneipe oder ein "Bottleshop" ist.

Es ist absolut verständlich, weshalb die Australier nicht gut auf die Eingeborenen zum sprechen sind und sich für diese schämen.
Natürlich ist das nur ein kleiner Teil der Aborigines, aber auch nur dieser wird von den Reisenden gesehen und wahrgenommen und ist dann das allgemeine Bild der Aborigines, der große Rest, der deren "wirkliches" Leben im "Outback" weiterführt, bekommt kaum einer zu Gesicht.
Nach einer weiteren Nacht inmitten des "WestMacDonnell-Nationalpark", welcher sehr zu Empfehlen ist, ging unsere Fahrt weiter Richtung Norden, immer den Stuart Highway entlang.
Und die Straße wurde noch öder und langweiliger, man fährt 20km, dann kommt eine kleine Kurve, dann wieder 20km gerade aus... Und links und rechts riesige Felder mit Termitenhügeln, sieht teilweise aus wie ein übergroßer Friedhof. Direkt am Highway kommt man nach einem Tag Fahrt an den "Devils Marbles", einem Felsenfeld, auf dem auf wundersamerweise riesige Steine übereinander gestapelt sind, vorbei. Einen Tagestrip weiter erreicht man die Ortschaft "Daly Waters", welche durch seinen Pub sehr bekannt ist. Der Pub hat die älteste Ausschanklizenz im Northern Territory und ist wegen seiner Dekoration sehr bekannt: Wie in der Kneipe in "William Creek" hängen überall Unterwäsche, Bilder, Flaggen, Ausweise, Abzeichen, usw. herum, man fühlt sich sofort wohl und wir hatten einen sehr netten Abend dort: aus einem Bier wurde ein wenig mehr, ein Australischer Countrysänger freute sich so, dass ihm ein paar Leute bei seinem Gitarrenspiel zuhörten, dass er gleich eine komplette Runde schmiss, ...
Ein wenig verkatert ging es dann nächsten Tag weiter: In "Mataranka" stoppten wir für ein paar Stunden und ließen es uns in dem Thermalbecken dort gut gehen, welches inmitten eines Waldes, in dessen Baumkronen unendlich fiele Flughunde hängen, liegt und umsonst hinein darf. Traumhaft! Weitere 100km weiter erreichten wir dann Katherine und sind nun nur noch einen Katzensprung (350km) von Darwin entfernt. Die Steppe ließen wir nun hinter uns und wir befinden uns nun voll in tropischen Verhältnissen: Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit, aber dafür sattes Grün anstatt staubiges Rot.
Es ist sehr schwierig, das Outback zu beschreiben, da zumindest wir und auch einige Leute, die wir dort getroffen haben, ein ganz ein anderes Bild davon hatten. Und auch wenn man verzweifelt nach dem großen Abenteuer sucht, welches man wahrscheinlich nur noch in Australien findet, wenn man gewisse Strecken von west nach Ost fährt, so war es dennoch ein super Erlebnis und Erfahrung den Kontinent auf diesen Wege zu durchqueren, vor allem abseits des Stuart Highways, und die großen Entfernungen richtig zu spüren und natürlich vor und auf dem Wahrzeichen Australiens zu stehen.

Mt. Conner

Mt. Conner

Sandsturm in Yulara |pm

Sandsturm in Yulara |pm

Ayers Rock (Uluru)

Ayers Rock (Uluru)

|pm

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Aufstieg auf den Ayers Rock

Aufstieg auf den Ayers Rock

"Olgas"

"Olgas"

Kings Canyon

Kings Canyon

Kings Canyon

Kings Canyon

Zwischen "Kings Canyon" und "Alice Springs"

Zwischen "Kings Canyon" und "Alice Springs"

Devils Marbles

Devils Marbles

Termitenfelder

Termitenfelder

Roadtrain

Roadtrain

Im Pub "Daly Waters"

Im Pub "Daly Waters"

© Georg Holl, 2009
Die Reise
 
Worum geht's?:
Vom entspannten Liebesurlaub zur abenteuerlichen Männerreise in 2 Akten mit kurzem Zwischenspiel (Solo): 1. Akt: Schorsch und Claudi auf den Fiji-Inseln und in Neuseeland. Zwischenspiel: Schorsch von Cairns nach Melbourne 2. Akt: Schorsch und Piet über Australien und Indonesien quer durch Süd-Ost-Asien (Malaysien, Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam, China, Tibet, Bhutan, Nepal, Indien).
Details:
Aufbruch: 10.05.2009
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Dezember 2009
Reiseziele: Fidschi
Neuseeland
Australien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Georg Holl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.