Zwei Bayern auf Reisen
Australien 2.Teil: Overland Track
23.07. - 28.07.
Erst einmal allgemeine Fakten zum Overland-Track:
Der Overland-Track ist der bekannteste Track in Tasmanien, und für viele einer der schönsten Mehr-Tages-Wanderungen auf der Welt. Er beginnt in Cradle Valley am Fuße des Cradle Mountains und endet nach 65km quer durch hochalpine Moore, felsige Gebiete, Schluchten, Wälder, Hochplateaus, Bergrücken und Tälern beim Lake St. Clair und diese Strecke kann man in 5-7 Tagen meistern. Zudem gibt es einige Seitenwanderungen auf Berggipfel, zu Wasserfällen, Seen und Seitentälern, die man noch hinzunehmen kann und dadurch eventuell noch ein paar Tage länger braucht. Entlang des Tracks gibt es einige unbewirtete Hütten und Zeltplätze, die zur Übernachtung genutzt werden können, doch muss man seine gesamte Verpflegung und Utensilien (Wechselwäsche, Zelt, Schlafsack, Matte, Gaskocher, usw.) selbst mitschleppen.
In den letzten Jahren haben die Wanderer (über 9.000 im Jahr) besonders im Sommer so zugenommen, dass man für die vier Sommermonate sich schon im Voraus anmelden muss, weil nur noch 60 Wanderer pro Tag losgehen dürfen.
Wir machten den Track im Winter, zwar sind die Tage kürzer und besonders die Nächte kälter, aber man fühlt sich nicht wie auf einer Autobahn und wird von anderen Leuten erdrückt (wir sahen auf unserer Wanderung nur drei Personen!!!).
Die Wettervorhersagen waren auf den Winter bezogen gar nicht einmal so schlecht für uns, die ersten zwei Tage schönes Wetter, am dritten Tag etwas Regen, dann zwei Tage absolut schlechte Vorhersagen. Doch wir hofften, dass wir nach den drei Tagen schon so weit südlich sind, dass wir doch besseres Wetter bekommen, da die Vorhersagen für den Zielort für diese Tage nicht ganz so schlecht waren. Wir planten insgesamt, dass wir 8 Tage unterwegs sein werden, weil wir einige Sidetracks (z.B. Mt. Barn Bluff, Mt. Ossa (höchste Berg Tasmaniens)) gehen wollten und eventuell einen Tag in einer Hütte bleiben müssen, falls uns das Wetter doch voll erwischt.
1. Tag: Nachdem es zwei Tage fast nur durchgeregnet hat, ging es Donnerstag früh bei schönstem Wetter mit ca. 30kg schweren Rucksäcken (meine Füße bekamen da schon mal einen Vorgeschmack, was sie in ca. 20 Jahren alles tragen müssen, wenn mein kleiner Wampenansatz weiter so wächst) in Cradle Valley los. Und schon nach den ersten Metern waren wir verzaubert von der Landschaft, besonders vom "Crater Lake" und dem "Marions Lookout". Dort trafen wir uns wie verabredet mit dem Franzosen Will, den wir tags zuvor in Cradle Valley kennen gelernt haben und mit dem wir uns dann auf den Weg zum Gipfel des Cradle Mountains machten. Bei der Abzweigung zu diesem Sidetrack legten wir unsere Rucksäcke ins Gebüsch und machten uns Richtung Gipfel, für den 2 ½ Stunden veranschlagt sind. Und schon nach wenigen Metern kamen zu den Felsen Schnee und Eis hinzu, die Auswirkungen der letzten kalten und regenreichen Tage. Zwar war dadurch der Aufstieg ziemlich anstrengend, doch das Bild was sich uns dabei ergab war phänomenal: Wir steigen und klettern durch Eis überzogene Felswände, die aussehen, als ob sie irgendeinmal gesprengt wurden und dann die Sonne, die sich durch kleine Nebelfelder kämpft! Einzigartig! Und wir kamen zu dritt bis zum Gipfel hinauf, und als Dank riss der Hochnebel kurze Zeit etwas auf und wir hatten eine herrliche Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Nach dem Abstieg und der Verabschiedung von Will (er stieg wieder ganz hinab zu Cradle Valley und wollte den Track nächsten Tag starten) ging es weiter Richtung "Waterfall Valley Hut", zur ersten Hütte, in der wir die erste Nacht verbringen wollten. Beim Weg dahin ging es über ein Plateau, und dort konnte ich dann plötzlich nachvollziehen, wieso beide Arbeitskollegen (2x Markus, was ist eigentlich die Mehrzahl von Markus???) ein gewisses Glitzern in den Augen hatten, als sie von diesem Track sprachen. Ein einzigartiges Gefühl, die Beine laufen trotz schwerem Rucksack von alleine und man ist nur am Genießen und will soviel aufsaugen und mitnehmen von der Landschaft, wie es nur geht. Ein herrliches und einzigartiges Gefühl. Kurz bevor es dunkel wurde erreichten wir nach über 7 Stunden Marsch die Hütte. Und dort wurde uns dann einige Sachen schnell bewusst: a) keiner auf der Hütte, das heißt, wir gingen heute alleine los und werden dadurch die nächsten Tage alleine unterwegs sein, b) wir haben Kerzen vergessen, c) Ersatzbatterien sind zu wenig, d) der Gasofen in der Hütte schafft nur die Temperatur im Umkreis von 50cm von 2° Celsius auf 8° Celsius (nicht gelogen!!!) hochzuschrauben und e) wir sind ziemlich verfressen!
2. Tag: Nach einer sternenklaren und sehr kalten Nacht (gefrorenes Wasser im Regenwassertanks, Raureif über der Landschaft) gab es für mich die nächste Erkenntnis: Mein Schlafsack ist wirklich zu kurz, auch wenn der Verkäufer behauptet hat, dass er für mich schon noch ausreichend ist. Danke, ist er nicht!!! Dafür haben sich die Einkäufe mit langer Unterwäsche, Gaiters, usw. schon super bewährt. Und der Wetterbericht hat auch nicht immer Recht: Nichts mit Sonne, sondern für die 8km zur "Windermere Hut" haben wir Wolken mit etwas Regen. Deshalb lassen wir unseren geplanten einstündigen Sidetrack zum "Lake Will" auch bleiben und kommen nach 2 ¾ Stunden in der nächsten Hütte an. Doch was sich uns auf dieser Strecke wieder an Landschaft bot, faszinierend. Sehr viele Seen, und ein Ausblick vom Plateau hinunter ins Tal, den man so schnell nicht vergisst. Und dazu diese Ruhe und Abgeschiedenheit, ein unbeschreibliches Gefühl (Handyempfang hatten wir schon drei Tage vor Wanderungsbeginn schon nicht mehr). Über das Hüttenbuch wussten wir, dass vor drei Tagen ein Typ als letztes vor uns den Track gelaufen ist und dass eventuell der Franzose Will, den wir als letzten sahen, einen Tag hinter uns ist. Doch da waren wir uns nicht ganz sicher, ob er wirklich bei diesem Wetter gestartet ist. Nur einige Wallabies und Wombats entlang der Strecke und um die Hütten, wie in einem Tierpark.
Nach dieser eher kurzen Etappe hieß es dann sich ein wenig zu erholen und sich auf den nächsten Tag vorzubereiten (Wasser abkochen, Essensvorräte), da die nächste Hütte erst nach 17 Kilometer kommt und man dabei einiges an Höhenmetern zurücklegen muss. Die Nacht verbrachten wir auf den Bänken direkt am Ofen. Doch es war eine unruhige Nacht, denn der Ofen schaltet sich alle 45 Minuten ab, und man muss das Gas wieder neu starten. Wenn es uns zu kalt wurde, mussten wir uns gegenseitig wecken: Piet muss einen Knopf drücken, um den 45-minütigen Timer zu starten und ich das Gas neu entzünden.
3. Tag: Bei bewölktem Himmel geht es los, Tagesziel: "New Pelion Hut".
Der erste Streckenabschnitt führt über ein herrliches Hochplateau mit Blick in die umliegenden Täler, umringt von einigen steilen, felsige Bergmassiven und führt dann in einen Wald, der einen mystischen Eindruck vermittelt. Ich fühlte mich, als ob ich nun mitten im Film "Herr der Ringe" wäre. Nach über einer halben Stunde wieder raus aus dem Wald und wieder über ein Moorland hindurch mit besten Aussichten, bevor es in den nächsten Wald geht. Und dort dann das nächste Ausmaß des Dauerregens der letzten Nacht: Wasser, überall Wasser. Wir haben das Gefühl, wir gehen nicht auf einem Weg, sondern durch einen Bach. Man ist dauernd beschäftigt, Wasserläufen auszuweichen, nicht auf nassen Baumwurzeln auszurutschen und tief hängende Äste mit nassen Blättern zu umgehen. Der bisher schlimmste Streckenabschnitt, und der Weg beginnt sich dadurch plötzlich unendlich zu ziehen und will kein Ende nehmen, statt Aussicht gibt's Wasser im Überfluss! Irgendwann kommen wir dann doch hinaus aus dem Wald und sind nun sehr tief in einem kleinem Tal drinnen, und um uns herum türmen sich die Felswände einiger Berge auf. Doch wir haben aber noch den schlimmsten und härtesten Streckenabschnitt des heutigen Tages noch vor uns: Steiler Aufstieg, durch den nächsten Wald mit wieder einem Weg, der eher nach einem Bach ausschaut: 45 Minuten reinste Quälerei! Doch kurz danach kommt dann schon unsere Hütte, welche an einer schönen Lichtung liegt. Genau als wir nach den 6 Stunden Marsch die Hütte betreten, fängt es draußen an, richtig zu schütten, perfektes Timing. Doch in der Hütte müssen wir dann feststellen, dass wir (leider) nach 2 ½ Tagen jemanden treffen werden und wir hatten uns schon sehr angefreundet mit dem Gedanken, eine Woche lang keinen Menschen zu treffen. Ein Ehepaar aus Tasmanien stieß über einen Seitenweg zu dieser Hütte, um die Gegend hier zu erkunden und Fotos zu machen. Am Abend beschlossen wir, nächsten Tag mit leichtem Gepäck auf den "Mount Oakleigh" (3-4 Stunden) zu gelangen und eine weitere Nacht in dieser Hütte zu verbringen, um auf Will zu warten (wenn er wirklich einen Tag hinter uns ist) und mit ihm einen Tag darauf den "Mount Ossa" zu besteigen.
4. Tag: Es kommt immer anders, als wie geplant! Eine dicke Nebelsuppe hängt im Tal, also nichts mit dem "Mount Oakleigh". Und nachdem wir festgestellt haben, dass wir noch verfressener sind als angenommen, beschlossen wir unseren Track auf 7 Tage zu kürzen und auf keiner Hütte zwei Nächte zu verbringen. Also auf zur nächsten Hütte, zur "Kia Ora Hut". Dorthin sind es nur 9 Kilometer (1 ½ Stunden hoch, dann 1 ½ Stunden wieder hinab), doch vom höchsten Punkt der Tagesetappe ("Pelion Gap") geht der Track zum "Mount Ossa" los. Wir hoffen, dass der Nebel nur im Tal sitzt und wir oben herauskommen und auf den "Mount Ossa" gehen können. Nach ca. 30 Minuten begegnen wir einen Engländer, der uns entgegenkommt, die dritte Person, die wir treffen. Oben am "Pelion Gap" geht es aus dem Wald heraus und wir haben zwar keinen Nebel mehr, dafür jetzt richtig Regen! Aber die Landschaft ist herrlich hier oben, links und rechts von uns schneebedeckte Berge. Das schlechte nur daran ist, dass einer von den schneebedeckten Bergen der "Mount Ossa" ist und wir dadurch keine Chance haben, den heute oder in den nächsten Tagen zu besteigen! (Eigentlich sind wir ganz froh darum, der gestrige Tag und dieser Aufstieg zerrten ganz schön an unseren Kräften). Nach fast 3 ½ Stunden erreichen wir dann die nächste Hütte, und wir können es nicht fassen: Kein Gasofen, der sich alle 45 Minuten abschaltet und nicht richtig heizt, sondern ein Kohleofen! Wahnsinn! Ich freu mich schon brutalst, die erste Nacht, in der ich nicht frieren werde!
5. Tag: Es regnet und regnet in Strömen, wir warten bis 12.00 Uhr in der Hütte und hoffen, dass es endlich aufhört oder zumindest nachlässt. Genau als wir auf unsere 11,5 Kilometer lange Etappe aufbrechen, lässt der Regen ein wenig nach. Nach einem kurzen Sidetrack zu den "Hartnett Falls" geht es in den letzten steilen Anstieg des Overland Tracks. Und nun wird es richtig ungemütlich... es fängt an zu schneien, und der Schnee bleibt liegen. Eine atemberaubende Landschaft tut sich auf: Links von uns eine beeindruckende Felswand, rechts ein riesiger schneebedeckter Berg, und wir inmitten eines nassen Regenwalds, auf dessen Pflanzen und Bäumen sich der Schnee setzt. Eigentlich ein schöner Annblick, den man nur genießen kann. Die Kehrseite ist aber, dass bei dieser Nässe unsere Schuhe und Regenklamotten den Kampf gegen das Wasser aufgeben und wir vollkommen durchnässt nach 4 ½ Stunden in der Hütte ("Ben Nichols Hut") ankommen. Weil auch dort der Ofen nicht annähernd fähig ist, unsere Schuhe und Regensachen zu trocknen, beschließen wir, morgen nicht in ein Seitental zu gehen, sondern mit Sonnenaufgang loszumarschieren, um am Lake St. Clair gegen Mittag anzukommen und den Overland-Track nach 6 Tagen zu beenden.
6. Tag: In nassen Schuhen und Klamotten geht es früh am Morgen auf die letzten 9 Kilometer des Overland Tracks, die sehr flach und unspektakulär verlaufen. Nach fast drei Stunden Marsch kommen wir an der "Narcissus Hut" an, von wo es mit einer kleinen Fähre über den "Lake St. Clair" wieder unter die Zivilisation geht. Direkt am Steg verabschiedet sich der Overland Track von uns von seiner besten Seite: Direkt im See vor dem beeindruckenden, schneebedeckten "Mount Olympus" spannt sich ein großer, durchgängiger Regenbogen auf. Ein herrlicher Abschied, und auch ein wenig wehmütig, dass die wunderschönen Tage (auch wenn es Regen und Schnee gab) schon vorbei sind.
Als kleines Fazit braucht man eigentlich nur Folgendes zu sagen: Sehr nass, sau kalt, aber wunderschön!!!
Zwar hätte das Wetter die letzten Tage etwas besser sein können, doch auch der Regen und der Schnee haben im Nachhinein betrachtet auch ihren besonderen Reiz gehabt und möchte ich ehrlich gesagt gar nicht mehr missen, da wir dadurch auch noch ganz andere Eindrücke mitnehmen konnten.
Ich kann es nur jedem ans Herz legen, den Overland Track zu gehen und seine eigenen Erfahrungen zu machen. Auch wenn sicherlich der Sommer wegen seiner Blütenvielfalt, längere und wärmere Tage einige gute Argumente auf seiner Seite hat und dadurch leichter mehr Sidetracks zu schaffen sind, würde ich den Track alleine wegen der Menschenmengen niemals im Sommer gehen. Das einfach Tollste und Beeindruckenste im Winter ist diese Ruhe, Abgeschiedenheit und das "Alleinsein", man kommt zur Ruhe, kann einfach nur genießen und bekommt den Kopf frei.
Für unseren 2. Teil in Tasmanien wollen wir nun noch einige schönen Ecken besuchen und es heißt nun für uns, quer durch Tasmanien zu reisen und unsere quer auf der Insel verstreuten Sachen wieder einzusammeln. Das (hoffentlich) reparierte Auto in St. Helens, meine Kamera, die irgendwo in einem Abschlepper durch diese Gegend herumfährt und ein Teil unserer Ausrüstung in Cradle Valley.
Aufbruch: | 10.05.2009 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2009 |
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