Zwei Bayern auf Reisen

Reisezeit: Mai - Dezember 2009  |  von Georg Holl

Singapur

25.09. - 02.10.

Bevor wir unseren 4-Stündigen Flug nach Singapur antreten durften, gab es mal wieder kleine Probleme am Flughafen. Irgendwie steh ich mit Flughäfen ein wenig auf Kriegsfuß, in London konnten wir fast nicht mit, da wir ein falsches Formular ausgefüllt hatten, in LA durfte Claudi beinahe nicht rein, weil mit ihrem Antrag was schief lief, ein Rucksack kam dort mit einem anderen Flugzeug an, die Neuseeland verlieren dann mein Gepäck, beim Ausreisen vergessen die den Stempel in meinen Pass, dafür filzen mich die Australier vollkommen. Und dieses Mal durften wir beinahe nicht nach Singapur einreisen, weil wir kein "Weiter-Reise-Ticket" von dort hatten. Nach ein paar Telefonaten und einer immer größeren Schlange hinter uns versicherte die Flughafenangestellte telefonisch ihrem Vorgesetzten, dass wir nicht "pennerhaft" aussähen, und somit ging es dann doch. So wie wir total unrasiert, von der Hitze geplagt und schlampig dastanden, will ich nicht wissen, wie Leute aussehen müssen, dass sie unter die Kategorie "Pennerhaft" fallen. Gut, dass das unser letzter Flug gewesen sein sollte!
Mit etwas Verspätung erreichten wir dann gegen 19.30 Uhr Singapur, das eine Stadt, eine Insel und ein eigenständiges Land zugleich ist, und dessen Einwohnerzahl die letzten 10 Jahre von 4 auf 5 Millionen gestiegen ist.
Unsere Befürchtung, dass wir so spät und wegen dem Formel 1 Rennen kein Hostelzimmer bekommen würden und dadurch irgendwo auf einer Parkbank übernachten müssen, bewahrheite sich nicht: Gleich im ersten Hostel wurden wir fündig.
Der erste Eindruck von Singapur war dann ein ganz spezieller: Seit langem wieder eine Großstadt, reges Treiben auf der Straße, eine Menge kleine, billige asiatische Essensstände, und alles wurde übertönt vom Lärm der Formel 1 Autos. Eine sehr verrückte Stimmung, man konnte nicht erahnen, in welcher Richtung die Strecke lag, da sich der Lärm in den Hochhäusern brach und reflektierte. Er kam aus allen Richtungen. Nächsten Tag hieß es erstmal zu Fuß die Stadt erkunden und einen Eindruck bekommen, und natürlich Karten für das Rennen am nächsten Tag zu bekommen. Direkt an der Strecke hatten wir dann auch Glück, und konnten von einem Engländer zu einem sehr fairen Preis zwei Karten für das Rennen ergattern! (War günstiger als gedacht, ich glaube, für diesen Preis kommt man in Europa nicht ins Stadion)

Abends nach dem Public Viewing sahen wir dann das erste Mal die Strecke bei Nacht... Total irre, die Strecke leuchtete fast schon unreal, total überflutet mit Licht und Helligkeit. Alle drei Meter ein greller Scheinwerfer, unglaublich, was da nur für das Rennen jedes Jahr bewegt und aufgebaut wird.
Nächsten Tag war es dann soweit, nachmittags fanden zuerst diverse andere Rennen wie der "Aston Martin Asia Cup", "Formula BMW" und der "Porsche Carrera Cup Asia". Waren die Autos beim "Formula BMW" - Rennen schon verdammt laut, doch die Formel 1 Autos stellten alles in den Schatten. Hätte mir nie vorstellen können, dass die Autos so verdammt laut sind, wenn man direkt an der Strecke steht und die beschleunigen, tut das nicht nur in den Ohren weh, sondern am ganzen Körper, einfach nur abartig!
Auf einem herrlichen Platz auf der Tribüne mit Blick zur Skyline verfolgten wir etwa die Hälfte des Rennens, danach gingen wir an der Strecke ein wenig entlang und schauten dort das Rennen weiter. Obwohl es dort schon interessanter war, da man direkt bei Kurven stehen kann, so ist es doch sehr schwierig, dem Rennverlauf zu folgen, da man nur einen sehr kleinen Bereich einsieht und keine Leinwand wie auf den Tribünen hat.
Nach dem Rennen wurden einige Tore geöffnet, und man konnte über die Strecke laufen, ein super "Feeling"; wir schlugen den Weg Richtung Start-Ziel-Gerade und der Boxengasse ein.
Die nächsten Tage hieß es dann auf Piets Kamera zu warten, die beim reparieren war. Wir entschieden uns, nicht für eine Woche nach Borneo zu fliegen und auch nicht auf Sumatra (Indonesien) zu fahren, sondern Singapur intensiver zu erkunden und gleich aufzubrechen, sobald die Reparatur fertig ist. Als erstes wechselten wir gleich einmal unser Hostel, da sind wir sauber wo reingelaufen: Nicht das Sauberste, und in einem 28-Betten-Zimmer mit 1.90m langen Betten!!! Absoluter Wahnsinn, der Raum war voll gestellt mit Betten, Gänge waren so gut wie nicht vorhanden. Sah eher aus als in einem Kellerabteil, in dem Leute ihre gebrauchten Betten abstellten. Das einzige Gute daran war die Nähe zu Chinatown, wo man extrem billig und sehr gut essen konnte. Aber mit unserem neuen Hostel hatten wir einen totalen Glücksgriff. Mitten im Ortsteil "Little India", für die Hälfte des Preises und mit Frühstück im Preis inbegriffen. Und der Ortsteil ist in meinen Augen noch um einiges schöner als Chinatown. Sehr viele Tempel, wirklich nur Inder in dieser Gegend, und die Straßen voll mit noch so unterschiedlichen Geschäften. In Garagengröße ist ein Computerhändler neben einem Restaurant, daneben ein Reifenhändler, daneben gibt es Stoffe zu kaufen, dann Schmuck, Mopeds, wieder Restaurant, usw. Ein reines Potpourri an unterschiedlichen Geschäften! Und das Essen teilweise noch billiger als in Chinatown, weil es dort nicht so auf Tourismus aufgebaut ist als dort.

Ein absolutes Highlight in Singapur ist die "New Asia Bar" im 70. Stock im "Swiss-Hotel". Man kommt ohne Eintritt hinein, die Preise sind echt in Ordnung und man hat einen sagenhaften Blick über die Stadt, vor allem bei Nacht.
Ein ganzer Tag ging dann bei mir drauf, weil mich um mein Ohr kümmern musste. In Darwin putzte ich nach langem Wasseraufenthalt meine Ohren, und nächsten Tag konnte fast nichts mehr in diesem Ohr hören. Ich hatte die Befürchtung, dass den Dreck eher reingeschoben anstatt rausgeholt hab, doch der Doktor dort meinte nach 30 Sekunden und 50 Euro, dass ich eine Mittelohrentzündung habe. Nach 6 Tagen Ohrentropfen und Antibiotika (ich bin ein absoluter Tablettenverfechter, aber bei dem Pfeifen hatte ich dann doch eher etwas Angst) hörte dann so viel wie gar nichts mehr auf dem Ohr und das Pfeifen wurde täglich lauter.
Also ab ins Krankenhaus. Nach ca. vier Stunden Kampf mit einer extrem unfähigen Krankenhaussekretärin, die ihre wenigen Broken Englisch in ihren Mundschutz hineinflüsterte und nachdem ich bei ihr das 3. Mal meine kompletten Daten angeben musste und ihr ein 3. Mal erklären musste, dass ich nur eine deutsche Handynummer habe, durfte ich dann doch einmal zum Arzt, um dann dort zu erfahren, dass ich einen Ohrenarzt brauche (soso...) und es in diesem Krankenhaus kein Ohrenarzt gibt. Also musste ich zum anderen Krankenhaus am anderen Ende der Stadt. Der schmunzelte nur über meine Tropfen und Tabletten, sagte, er würde mich nun retten und spülte mein Ohr aus! Hör nun besser als auf dem anderen Ohr und das Pfeifen ist weg!
An einem weiteren Tag besuchten wir den "Bukit Timah Nature Park", etwas außerhalb der Stadt. Um einen Hügel herum gibt es noch einen reinen Urwald, den wildlebende Tiere bewohnen. Affen springen in den Bäumen umher, angeblich leben dort auch Pythons (wir sahen keine) und überall alten, hohen, wilde Pflanzen. Ein absolut schöner Platz in Singapur!

Weiter ging es dann bei Dunkelheit zum Singapur Zoo, zur Night Safari. Angeblich einzigartig auf der Welt kann man durch den Zoo bei Nacht gehen und die Nachtaktivität der Tiere beobachten. Bei einer eher mittelmäßigen Feuershow am Eingang wurde Piet auf die Bühne geholt und musste sehr zum Schmunzeln der Zuschauer mitmachen. Naja, es war dann jedenfalls lustig! Darauf ging es dann hinein, eine sehr einzigartige Stimmung, nachts durch einen Zoo zu laufen und z.B. Giraffen, Nashörner, Elche, usw. zu beobachten. Absolut faszinierend war das Fledermausgehege, durch das man hindurchgehen konnte: Die Fledermäuse flogen um einen herum und hingen am Essen direkt am Baum auf Augenhöhe.
Im Hostel zurück lasen wir im Internet von dem schweren Erdbeben auf Sumatra in Indonesien. Laut den Nachrichten war das Zentrum 440km von Singapur entfernt und man konnte hier das Erdbeben sogar noch spüren. Weder spürten wir etwas von dem Beben, noch bekamen wir etwas davon mit, dass einige Hochhäuser in Singapur evakuiert wurden, aber es war schon ein sehr komisches Gefühl, da wir eigentlich immer vorhatten durch Indonesien zu reisen, und sogar ein paar Tage zuvor noch überlegt hatten, speziell in dieses Gebiet für diese Woche zu reisen.
Am letzten Abend trafen wir noch Flo und Tina, die wir in Australien am Ayers Rock kennengelernt hatten und die an diesem Tag von Australien nach Singapur flogen.
Nun geht unsere Reise mit dem öffentlichen Bus hinein nach Malaysia, die ersten Ziele sind die zwei Städte Melaka und Kuala Lumpur, bis dann es in die weniger touristischen Ecken gehen soll. Aber lange wollen wir uns in Malaysia und Thailand nicht aufhalten, da wir in den Länder Laos und Kambodscha mehr Zeit verbringen wollen und eventuell noch versuchen möchten, nach Myanmar hinein zu kommen.
Aber jetzt schon sehr angenehm ist, dass nicht alles so touristisch überlaufen ist wie in Australien und nicht jeder zweite Satz, den man hört, auf deutsch ist.

asiatische "Disziplin"

asiatische "Disziplin"

Chinatown

Chinatown

Oper von Singapur

Oper von Singapur

soll das nächste Wahrzeichen Singapurs werden

soll das nächste Wahrzeichen Singapurs werden

Rennstrecke mitten durch die Stadt

Rennstrecke mitten durch die Stadt

alles doppelt festhalten

alles doppelt festhalten

die Massen strömen nach dem Rennen über die Strecke...

die Massen strömen nach dem Rennen über die Strecke...

... Pause in Asien...

... Pause in Asien...

Chinatown bei Nacht

Chinatown bei Nacht

© Georg Holl, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vom entspannten Liebesurlaub zur abenteuerlichen Männerreise in 2 Akten mit kurzem Zwischenspiel (Solo): 1. Akt: Schorsch und Claudi auf den Fiji-Inseln und in Neuseeland. Zwischenspiel: Schorsch von Cairns nach Melbourne 2. Akt: Schorsch und Piet über Australien und Indonesien quer durch Süd-Ost-Asien (Malaysien, Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam, China, Tibet, Bhutan, Nepal, Indien).
Details:
Aufbruch: 10.05.2009
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Dezember 2009
Reiseziele: Fidschi
Neuseeland
Australien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Georg Holl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.