Bis nach Südamerika und noch viel weiter.... :-)
Ecuador (Teil 2): Riobamba, Cuenca, Loja
Riobamba, 22.08.2011
Hola meine Lieben!
Wo sind wir letztes Mal stehengeblieben?,.....aja,....Josi und ich waren also in Riobamba angekommen und fragten nach einem verlässlichen Touranbieter für eine Mountainbike-Downhilltour runter vom Chimborazo. Uns wurde sogleich der Touranbieter "ProBici" empfohlen. Wir riefen auch gleich mal dort an, obwohl es schon 19 Uhr war. Der Besitzer von ProBici lud uns trotz der späten Stunde ein, mal eben vorbeizukommen um alles Nähere die Tour betreffend zu besprechen. Ganz ehrlich,....solch ein Bemühen und solch eine Professionalität hab ich selten erlebt und hatte ich mir auch nicht unbedingt in Riobamba erwartet. Der Typ von ProBici setzte sich mit uns über eine Stunde zusammen, zeigte uns Fotos von den einzelnen Abschnitten der Tour, unterstrich das alles noch mit Höhenprofilen und Ausführungen über die einzelnen Passagen. Danach ging er mit uns aufs Flachdach der Agencia und suchte für jeden von uns das passende Mountainbike für den nächsten Tag aus. Top-Räder in Topzustand! Die Vorbereitung auf die Tour, die Betreuung und die Tour selbst waren der Hammer,....kann also jedem ProBici nur empfehlen. Die Tour kostete uns übrigens nur 50 Dollar,....eine Tour die einen ganzen Tag dauerte,....mit Besuch des ersten und zweiten Refugios am Chimborazo und rund 5 bis 6 Stunden am Fahrrad, Guide inklusive.
Der Chimborazo ist mit 6.310 m der höchste Vulkan von Ecuador. Hier kann man ebenfalls Touren zur Gipfelbesteigung buchen (...tat ich aber aus bekannten Gründen nicht ) oder eben mit dem Mountainbike die bizarre Landschaft hinunterfahren. Landschaftlich war die Tour wundervoll. Nachdem wir um 8 Uhr vor unserem Hostel abgeholt wurden (man staune: pünktlich!) ging es mit einigen Zwischenstops hinauf zum ersten Refugium des Chimborazos. Von dort stiegen wir zum zweiten Schutzhaus auf 5000 m auf. Zu diesem Zeitpunkt waren wir dann aufgrund der Form der Erde weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als Mount Everest-Besteiger (... tss,...und die nennen sich Bergsteiger.... ).
....Reinhold Messner,...DU LOOOSER!!!
Oben angekommen sahen wir einige Wahnsinnige den Berg hinauflaufen (!),...wir konnten nicht mal g'scheit schnaufen und die rannten den Berg herauf. Es handelte sich um ein ecuadorianisches Team, welches in dieser Höhe und unter diesen Bedingungen für den Ironman trainierte
(R E S P E C T !)
.....ecuadorianisches Ironmanteam,.....nein, der gutaussehende Kerl im Hintergrund und Josi (ganz rechts) gehören nicht zum Team....
Die folgenden Stunden ging's dann aber mit dem Rad bergab. Da wir dabei einige hundert Höhenmeter zurücklegten veränderte sich die Umgebung und deren Fauna und Flora stündlich: von braun zu grün, von unbewachsenen Vulkansandebenen hin zu grünen Waiden. Neugierig dreinschauende Vicunjas auf den spärlich bewachsenen Sandebenen, später Kühe und Schafe auf den saftigen Wiesen.
...."Ähm, Entschuldigung!?! Ist das Ihr Rad in meinem Vorgarten?"
Die meiste Zeit ging's über holprige Schotterstraßen, was nach fünf Stunden dann schon in den Armen zu spüren ist. In einem Tal schauten wir uns einen alten Inka-Außenposten an und tranken Mineralwasser (!) aus einer natürlichen Bergquelle. Nach erfolgreich absolvierter, sehr lustiger, aber auch anstrengender Tour wurden wir um 18:55 Uhr müde bei unserem Hostel abgesetzt,...ein toller Tag.
.....groß,......sandig,.....karg,....absolut still....
....nach rund 2,5 Stunden der Blick zurück.....
Im Hostel blieben uns dann noch genau 35 Minuten (!!!) bis unser Bus nach Cuenca losfuhr, da es doch keinen (wie zunächst gedacht) Bus später in der Nacht gab. Schnell waren alle meine Sachen gepackt und etwas Gemütlicheres für die Reise angezogen,.....fertig! "Josi,...gehn wir?,....Josi?" .......Josi brauchte ein bisschen länger und schien auch nicht sonderlich gestresst,...sie kommt (nach eigener Aussage) immer zu spät zu den Busterminals,...in Südamerika aber kein großes Problem (und daran hat sich Josi im Gegensatz zu mir eben schon gewöhnt).
Wenn es heißt der Bus fährt um 19:30 los, wird um diese Zeit mal der Bus geöffnet,....danach wird in aller Ruhe das Gepäck eingeladen,....der kleine dicke Busfahrer kratzt sich nochmal dezent am Hintern und schleicht prüfend um den Bus herum....aufgeregt hermfuchtelnde Männer stehen neben den jeweiligen Bussen und versuchen noch vorbeigehende Passanten zu einer Mitreise zu überreden. Dabei schreien sie die Destinationen wild und ständig wiederholend durcheinander: "Aaambato!Ambato!Ambato!,...Quiiitooo!Quito!Quito!.... Riiiiobamba!Riobamba!Riobamba!"
....andere preisen noch ebenso lautstark Getränke, Kaugummis, Bananenchips und sonstigen Krimskrams für die Fahrt an:
"Aqua!Chicle!Chifles!Chifles!"
....bis sich dann im Bus auch mal alle entschlossen haben Platz zu nehmen und der kleine dicke Busfahrer auch tatsächlich losfahren will, vergehen schon mal 20 bis 40 Minuten...... eh tranquilo!
Cuenca, 23.08. bis 25.08.2011
Fünfeinhalb Stunden später kamen wir übermüdet, total verspannt und ohne Kniescheiben in Cuenca an. Das von uns von Riobamba aus 3 Minuten vor unserer Abreise gebuchte Hostal (da wir um 1 Uhr früh in Cuenca ankommen sollten, entschlossen wir uns diemal doch ein Hostel zu reservieren) stellte sich als schäbige Absteige heraus, weswegen wir beschlossen tags drauf ins Hostel auf der anderen Straßenseite zu wechseln. Erstmal hieß es aber ausschlafen nach dieser Bus(tor)t(o)ur.
Tags darauf wechselten wir also ins gegenüberliegende Hostal Posada del Rio. Um 7 Dollar geniest man hier ein fast schon heimeliges Flair,...nette Zimmer und einen super gemütlichen Gemeinschaftsbereich.
Den Tag verbrachten wir damit die Altstadt von Cuenca abzulaufen. "Jö schau, eine schöne weiße Kirche,.....und hier noch eine,....und da drüben auch,.....hui, eine Kathedrale,.....ist das dahinten eine Basilika?...." Ich kenne keine Stadt in der es so viele Kirchen gibt,....an jeder Straßenecke eine Kirche irgendeinem Schutzheiligen gewidmet..... Cuenca ist ein wunderschönes Städtchen nur nimmt verständlicherweise die Begeisterung mit jeder weiteren Kirche exponentiell ab.
Nur eine Auswahl: ....oben links: weiße alte Kathedrale,...daneben weiße Kirche,...daneben eine...ähm weiße Kirche und unterhalb eine...hmmm...weiße Kirche,....zur Abwechslung dann mal eine braune Kathedrale und weil's so schön war,....nochmals eine,...ja genau: weiße Kirche.....
Also beschlossen wir Kirche, Kirche sein zu lassen und besuchten das Cafe Austria (Ehrensache!) "Na und wos soll I eich jetz' sogn,...a Sachertortn und an Valängertn hob I g'habt",....ganz wie zu Hause und mein erster gebrühter Kaffee seit Wochen....nicht dieses Nescafe-Instant-Coffee-Gschloder
(für unsere deutschen Mitleser: siehe HIER "Gschloder: schlechtes Getränk, vor allem schlechter oder dünner Kaffee" ...also deutscher Kaffe,...oder wa? )
Am Abend hieß es dann erneut Abschied von Josi nehmen, denn sie fuhr weiter nach Peru. Wir sollten uns aber eine Woche später in Peru, Mancora nochmals treffen.
Tags darauf tat ich,....hmmm,....nix! Genauer gesagt verfolgte ich via Livestream das Championsleague Qualifikationsspiel meines Heimatvereins Sturm Graz,......verdammt wir haben verloren! Während Freunde daheim bei Bier und Bratwurst das Spiel im Stadion oder vor dem Fernseher verfolgten knabberte ich aufgrund der Zeitverschiebung noch an meinem Frühstücksweckerl. Und so wurde aufgrund der Zeitverschiebung von 7 Stunden (nach dem Spiel war es 14 Uhr) auch nach dem Spiel von meiner Seite auf das normal stattfindende Ritual "frustriert noch gemeinsam auf ein (?) Bier gehen um die im Spiel von der Mannschaft begangenen Fehler zu analysieren" verzichtet.
Fazit: Fußball und Frühstück sind keine optimale Kombination, vor Allem wenn das Spiel nicht gewonnen wird.
Am darauffolgenden Tag begab ich mich schon um 7 Uhr früh zur Busstation und nahm den Bus in den in der Nähe von Cuenca gelegenen Parque Nacional de Cajas. Der 30 km von Cuenca entfernt liegende Nationalpark liegt zwischen einer Meereshöhe von 3100 und 4450 m, erstreckt sich über 285 km² und ist vor Allem wegen der rund 270 Seen und einer artenreichen Fauna und Flora ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Ornithologen und Biologen.
Am Parkeingang erhält man gleich mal gegen 2 Dollar eine schöne große Wanderkarte in der sämtliche Wanderrouten eingezeichnet sind,....einzig die Zeitangaben sind wohl eher für Scheintote bemessen. Ich legte zwei Routen mit einer Gesamtzeit von vorgegebenen sieben Stunden zusammen (laut Karte: Tour 1: 4 Stunden + Tour 2: 3 Stunden),....nach 4,5 Stunden war ich schon wieder am Parkplatz und ich bin bei Gott nicht gerannt!
....hmmm,.....vieleicht haben die das an den kleinen ecuadorianischen Schrittlängen errechnet....?....na egal! .....der Ausflug hat sich jedenfalls ausgezahlt,.....über hohe Gipfel ging es in Täler an Bergseen vorbei,....landschaftlich wunderschön!
Am Freitagvormittag verließ ich entspannt und guter Dinge Cuenca Richtung Loja (schon recht nahe an der Grenze zu Peru). Ich wollte dort den Bus nach Vilcabamba nehmen, einem kleinen Ort im "Valle de los ancianos". In diesem Tal sollen weltweit (aufgrund des Klimas und des alkalischen Wassers in dieser Gegend) die ältesten Menschen leben,....die meisten über 100 Jährigen weltweit. Vilcabamba soll daneben ein wunderschöner Ort sein, in Mitten der Berge, der dazu einlädt länger zu bleiben und Touren entweder zu Fuß oder hoch zu Ross zu unternehmen. Als ich jedoch in Loja ankam, war einerseits das Wetter eher schlecht und irgendwie war ich Bergübersättig,... mich zog es mehr Richtung Strand und Meer. So änderte ich kurzer Hand am Busbahnhof stehend meine Pläne, kaufte ein Ticket nach Peru (Piura) und verbrachte den noch verbleibenden Nachmittag und Abend in Loja. Ein netter kleiner Ort der vor Allem wegen seiner Musik bekannt ist. Viel hab ich allerdings nicht zu berichten, da ich nur ein wenig durch die Straßen der Stadt schlenderte und mich nach dem Abendessen bis zur Abfahrt meines Busses um 23 Uhr in eine Bar zurückzog und bei Pisco Sour den Abend lesend verbrachte.
Die Busfahrt nach Peru war das Schlimmste bis dahin erlebte. Dachte ich bis dahin, dass Britisch Airways mit ihrem 25 cm Abstand zum Vordersitz die schlimmste Art zu Reisen darstelle, wurde ich in dieser Nacht eines Besseren belehrt. Kurz gesagt,....meine Kniescheiben kleben nun an der Rückenlehen eines schäbigen blauen Busses irgendwo auf der Strecke zwischen Loja (Ecuador) und Piura (Peru).
ZEHN STUNDEN!.....eingepfercht zwischen zwei Sitzen,...ein schnarchender, komisch riechender und unfreundlicher Ecuadorianer neben mir,....wir kämpfen die ganze Fahrt über, wem nun das Servitutsrecht auf die Armlehne und die 3 cm² zum Vordersitz zusteht,.....nach 5 Stunden Zwischenstop an der Grenze.....Ich pelle mich aus dem Sitz heraus und schleife meine geschundenen Knochen zum ecuadorianischen Ausreiseschalter. Ein in Uniform gekleideter streng dreinblickender Zöllner nimmt meine Ausreisedokumente entgegen, stempelt meinen Reisepass ab und entlässt mich nach aufregenden und schönen 72 Tagen in Ecuador in Richtung Peru. Im Dunklen gehe ich einsam auf einer Brücke im Niemandsland dem Grenzbalken von Peru entgegen. Die Szene hat etwas von einem Gefangenenaustausch bei Morgengrauen während des Kalten Krieges auf irgendeiner verlassenen Brücke im Süden Polens.
Der Grenzbeamte in Peru hat dann mehr was von Bananenrepublik. Im lässigen Addidas-Trainingsanzug hängt er in seinem Grenzhäuschen und stempelt emotionslos und unmotiviert die Reisepässe ab. Ich verhandle mit ihm mir doch anstelle der normal vergebenen 3 Monate ein viermonatiges Visum in den Pass zu stempeln. Nachdem ich ihm meine ganze geplante Reiseroute zweimal in spärlichem Spanisch erkläre und im ca 7 mal versichere, dass es nicht meine Absicht ist, nach den 4 Monaten gleich wieder ins Land zu kommen verlasse ich zufrieden mit einer 120 Tage Aufenthaltsgenehmigung das Niemandsland...
Bienvenidos a Peru! Hasta proxima vez y gracias por todo, Ecuador!
....und euch...alles Liebe bis zum nächsten Mal!
Aufbruch: | 15.06.2011 |
Dauer: | 24 Monate |
Heimkehr: | Juni 2013 |
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