Bis nach Südamerika und noch viel weiter.... :-)
Brasilien
Wie immer (denn ich nehme das sehr ernst) folgt nun: Brasilien - ein Land stellt sich vor.
Brasilien mit seinen 8,5 Millionen Quadratkilometern ist der fünftgrößte Staat der Erde und würde ganze 100-mal da rein passen. Im Land leben rund 192 Millionen Menschen, wodurch Brasilien das Bevölkerungsreichste Land Südamerika ist und weltweit an fünfter oder sechster Stelle steht (je nachdem welcher Datengrundlage folgend). Wenn man auf die Südamerikakarte schaut ist es der riesige Fleck im Nord Osten,...oder eigentlich eh fast der ganze Kontinent Es grenzt an den Atlantik und außer Chile und Ecuador an jedes andere südamerikanische Land.
Der Name Brasilien geht auf den Namen des Brasilholzbaumes zurück, der heute eine beinahe ausgestorbene Baumart ist. "Brasa" bedeutet im Portugiesischen "glutartig" und spielt auf die Farbe des Holzes an.
Bei der Größe des Landes, dass sich über 28 Breitengrade und 39 Längengrade erstreckt, verwundert es nicht das wir mit einer Vielzahl von Klimazonen konfrontiert sind,....die aufzuzählen ich jetzt mal lasse. Großes Land....viele Klimazonen....irgendwo gibt's Dschungel (ja, genau,... das Amazonasbecken),...und Savanne sowie Berge gibt's auch jede Menge. Wobei der höchste Berg gerade mal 2.994 Meter hoch ist,....von den Anden ist hier also nichts mehr viel zu merken. Viel beachtlicher ist da schon der Amazonas, der mit seinen 209.000 m³ /sec der weltweit größte Fluss ist. Nimmt man dann die folgenden sieben kleineren Flüsse zusammen, fließt im Amazonas immer noch mehr Wasser. In einem vorherigen Kapitel hab ich die Wolga, den größten Fluss Europas erwähnt,... in dieser fließen gerade mal 8.000 m³ / sec.
Die Hauptstadt von Brasilien ist die 1891 am Reißbrett geplante Stadt Brasilia,...irgendwo in der Mitte von Brasilien. Die bekannteste Stadt hingegen ist sicherlich Rio de Janeiro mit ihrem Zuckerhut, der Copacabana und den Armenvierteln, den Favelas.
Im Gebiet von Brasilien siedelten schon sehr früh diverse indigenen Völkergruppen. Die ältesten Funde gehen auf 11700 v.Ch. zurück,...dann lebten diese Gruppen einige Jahrtausende bis im 15. Jhdt. Die Europäer kamen. Spanien und Portugal teilten sich Südamerika im Vertrag von Tordesillas 1494 brüderlich auf - Westküste an Spanien - Ostküste an Portugal. Am 22. April 1500 landete schließlich der Seefahrer Pedro Alvares Cabral an der Küste Brasiliens und nahm das Land für Portugal in Besitz. Was dann folgte war der übliche traurige Teil der Geschichte. Die indigene Bevölkerung wurde zur Zwangsarbeit verpflichtet und/oder niedergemetzelt. Der Rest dezimierte sich fortlaufend aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen und eingeschleppter Krankheiten. Den "Arbeitskräfteverlust" kompensierte man daraufhin mit jeder Menge afrikanischer Sklaven.
1549 wurde das heutige Salvador de Bahia zur Hauptstadt ernannt. Die Portugiesen stießen immer tiefer ins Landesinnere vor, sodass sie bis 1580 faktisch das ganze Land unter ihre Kontrolle brachten. Im 17. Jhdt. meinten die Niederländer im Norden Brasiliens eine Kolonie gründen zu müssen, wurden aber recht schnell wieder mit Waffengewalt vertrieben. Im selben Jhdt. entstanden reiche Barockstädte, da je tiefer man ins Hinterland vorstieß jede Menge Gold und Juwelen gefunden wurden. Im 18. Jhdt. verschob sich der Handel immer weiter in den Süden und so wurde 1763 Rio de Janeiro neue Hauptstadt von Brasilien.
1807 marschierten Napoleons Truppen in Portugal ein. Der portugiesische König João VI packte seinen gesamten Hofstaat zusammen und übersiedelte kurzer Hand nach Rio. Brasilien hatte dadurch (und vor Allem beim Wiener Kongress 1815) plötzlich den gleichen Status wie das Mutterland Portugal. Um seinen Thronanspruch zu sichern musste João 1821 nach Abzug der französischen Truppen aber wieder nach Portugal zurückkehren und überließ die Staatsgeschäfte seinem Sohn Pedro. Dieser undankbare Fratz erklärte sogleich 1822 Brasiliens Unabhängigkeit von Portugal und krönte sich um das Ganze zu untermauern auch mal schnell zum ersten brasilianischen Kaiser. Im Zuge des dreijährigen Krieges gegen Argentinien löste sich die Provinz Uruguay von Brasilien und erklärte ihre Unabhängigkeit. Irgendwann um 1831 herum revoltierte das Militär... und Pedro Nummer 1 musste Abdanken. Sein Nachfolger wurde sein fünfjähriger Sohn Pedro Nummer 2. Pedro I aber ging zurück nach Portugal und riss sich den Thron seines Vaters unter den Nagel. Pedro II wurde mit 14 Jahren zum brasilianischen Kaiser gekrönt. Für Österreich ist Pedro II nicht unwichtig, da er in erster Ehe Maria Leopoldine von Österreich (Tochter von Franz II) ehelichte,...so viel nur am Rande.
1864 kam es dann zum blutigen Krieg mit Paraguay (siehe Kapitel Paraguay). Trotz des Krieges war die wirtschaftliche Situation Brasiliens hervorragend, denn der Kautschukboom mit einhergehendem Monopol Brasiliens führte zu einem erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung.
Von Pedros Tochter Isabella wurde 1888 die Sklaverei abgeschafft, was natürlich den Großgrundbesitzern bitter aufstieß. Die Unzufriedenheit wiegelte sich auf und so kam es 1889 zum Militärputsch in dessen Folge der Kaiser ins Exil nach Paris ging...Effekt: Die erste brasilianische Republik war ins Leben gerufen (ab 1891). Die Wirtschaft florierte weiter denn nun kam auch noch der Kaffee als Handelsware Nummer 1 hinzu.
Im ersten Weltkrieg trat Brasilien offiziell auf Seite der Alliierten gegen Deutschland, beteiligte sich aber nicht an den Kämpfen. In den Weltkriegsjahren stagnierte der Kaffeehandel und die gesamte Wirtschaft zunehmend. Als dann 1930 der Kaffeepreis weiter einbrach und sich die soziale Lage entsprechend verschlechterte kam es unter Getúlio Vargas, der "Vater der Armen" zum Aufstand... in dessen Folge Vargas neuer Präsident wurde. Schon in den ersten Tagen seiner Amtszeit verbesserte sich die wirtschaftliche Lage erkennbar und so wurde Vargas' Herrschaft als "wohlwollender Diktator" festgeschrieben.
Auf Drängen der USA war Vargas gezwungen in den zweiten Weltkrieg aktiv einzugreifen. Ein 25.000 Mann starkes Heer wurde nach Italien entsandt und kam unter anderem bei der Schlacht um Monte Cassino 1944 zum Einsatz. Am Ende des Krieges wurde Vargas vom Militär abgesetzt aber fünf Jahre später vom Volk erneut zum Präsidenten gewählt. Wieder mischten sich die USA in interne Angelegenheiten ein. Die sozialistische Politik Vargas war ihnen zuwider. Die Rechte und die Armee forderten daher erneut den Rücktritt Vargas,...1954 beging er schließlich Selbstmord.
Dann gab es einiges hin und her bei der Präsidentschaft,...die Wirtschaft ging den Bach runter und schließlich kam es 1964 zu einem weiteren Militärputsch und ein Regime unter Humberto Castelo Branco war etabliert. Was folgte war die Unterdrückung der oppositionellen Linken, 300 Menschen wurden die politischen Rechte entzogen und neue Gesetze schränkten ab 1965 die bürgerlichen Freiheiten massiv ein. Es kam zwar zu Präsidentschaftswahlen, die aber aus Mangel an zugelassenen Oppositionen wohl eher eine Farce darstellten. 1968 kam es zu Studentenunruhen und Streiks auf die das Militärregime mit Säuberungsaktionen reagierte.
In den 70er Jahren kam es aufgrund gezielter Förderungen zum großen Wirtschaftsaufschwung und die Ansiedlung deutscher Unternehmen in Brasilien boomte. Sao Paulo wurde zu jener Zeit zur "größten deutschen Industriestadt außerhalb Deutschlands". In den 80ern ging's wirtschaftlich aber wieder bergab,...es kam zur Wirtschaftskrise und Hyperinflation. Aus Mangel an eigenen Optionen im Militärkader und aufgrund der wirtschaftlichen Lage wurden 1985 somit doch freie Wahlen zugelassen - was das Ende der Militärdiktatur hin zur Demokratie bedeutete. Seit damals gab es jede Menge Reformen die der wirtschaftlichen Krise, der Inflation und der Armutsschere entgegenwirkten (neue Währung, Privatisierung,...)... aber die Probleme existieren immer noch. So kämpft Brasilien immer noch mit der Inflation und einer Staatsverschuldung von rund 60% des BIP (Werte 2007,...trotz Haushaltsüberschuss). Weiteres großes Problem stellt die Armutsschere dar - einer wohlhabenden, gut ausgebildeten Bevölkerungsminderheit steht eine schlecht ausgebildete, großteils am Existenzminimums lebende Mehrheit gegenüber. Neue wirtschaftliche Impulse erwartet man sich durch die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016.
Nachdem Brasilien ja eigentlich gar nicht am Plan stand, wusste ich jetzt auch nicht all zu viel über das Land und dessen Sehenswürdigkeiten,...und da es so riiiiiesengroß ist und ich ja schon Mitte Juni in die Heimat zurückkehren würde, hatte ich leider gar nicht die Zeit mir das Land näher anzuschaun bzw. großartig herumzureisen. So beschloss ich also genau drei Destinationen anzusteuern. Zunächst sollte es nach Porto Alegre gehn.... und danach weiter mit dem Bus nach Florianopolis zum Strandurlaub. Dann wollte ich mich eigentlich mit dem Bus bis nach Sao Paulo durchschlagen,...was ich dann aber aus Zeitmangel und fehlender Motivation bleiben lies. Als mein letztes Highlight in Südamerika stand dann noch Rio de Janeiro am Plan,....Zuckerhut,.....Copacabana.....
Von all dem aber im nächsten Kapitel,...
Liebe Grüße
Euer Matthias
Aufbruch: | 15.06.2011 |
Dauer: | 24 Monate |
Heimkehr: | Juni 2013 |
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