Bis nach Südamerika und noch viel weiter.... :-)
Patagonien & Tierra del Fuego: El Calafate, El Chalten & Fitz Roy
16.03.2012 bis 25.03.2012
Hallo liebe Mitreisende!
Heute geht's um Riesengletscher und einen der schönsten Berge in Patagonien,....aber step by step. Ran und ich erreichten also am späteren Nachmittag auf der Ladefläche eines Pick-Ups vom Fahrtwind leicht durchfroren das Touristenstädtchen El Calafate. Dieser bei Touristen sehr beliebte Ort gehört nicht unbedingt zu den billigen Destinationen hier unten,... die Hauptstraße ist gesäumt von jeder Menge Souveniershops, teuren Outdoorläden, Restaurants und einem Casino. Die Hostels in der Stadt sind durch die Bank im oberen Preissegment angesiedelt,... wirklich günstige Hostels gibt's nur eine Hand voll.
Auf der Hauptstraße trafen wir auf einige Hitchhiker, die 6 Stunden lang vergeblich versucht hatten eine Mitfahrgelegenheit ins rund 3 Stunden entfernte El Chalten zu ergattern,.... da der Versuch vergeblich war, gingen sie nun am späteren Nachmittag wieder zurück ins Hostel und tags darauf ihr Glück erneut zu versuchen. Wir schlossen uns gleich mal an und landeten so in einem günstigen aber schäbigen Hostel,.... ich kann euch nicht mal mehr sagen wie es hieß,... also es war nicht soooo toll Wir wechselten einige Tage später ins Hostel Huemul mit dem netten und sehr hilfreichen Besitzer Eduardo.
Das Hostel ist auch eher einfach, aber mit guter Atmosphäre und sauberen Zimmern,... günstig,...ein richtiges Schnäppchen.
Der Grund für unsere Reise nach El Calafate war ein Besuch des imposanten Perito Moreno Gletschers. Dieser Gletscher, ein absoluter Touristenmagnet, liegt knapp 45 Minuten von El Calafate entfernt im Nationalpark Los Glaciares. Dort hinzukommen ist einfach,.... mit dem Taxi,...mit einer Tour,....die beste Variante ist allerdings, sich mit einem Mietauto auf eigene Faust in den Nationalpark aufzumachen. Ran traf am Abend zufällig zwei alte Bekannte aus Israel, Gilad und Tom. Die beiden hatten für den nächsten Morgen einen Leihwagen angemietet und da noch zwei Plätze im Auto frei waren, schlossen wir uns den beiden gleich mal an (und reisten auch die darauffolgenden Wochen gemeinsam mit ihnen die Carreterra Austral in Richtung Norden, wodurch ich mittlerweile ein wenig Hebräisch kann und weiß wie man Schakschuka kocht ).
Der Vorteil den Perito Moreno Gletscher mit eigenem Auto zu besuchen liegt darin, dass man keinen Zeitdruck hat,... nicht an ein wartendes Taxi oder die Abfahrtszeiten von Bussen gebunden ist. Auch verlassen die letzten Busse schon um rund 17 Uhr den Park, während der Park noch bis etwa 18 Uhr geöffnet bleibt,.... man kann somit eine Stunde mit weniger Touristen im Park zubringen.
Am nächsten Tag ging's am späteren Vormitttag in Richtung Nationalpark. Man fährt dabei den überaus beeindruckenden Lago Argentino entlang. Weite Wiesen im Kontrast zu mehreren unterschiedlich großen milchigen türkisen Gletscherwasserseen,... am Horizont weiße, hoch aufragende Andengipfel. Pferde, Guanacos und Alpacas tummen sich auf diesen menschenverlassenen Ebenen. Mehrmals von der Schönheit der Landschaft beeindruckt, hielten wir mit unserem Wagen am Straßenrand an - Fotopause! Die Fotos selbst können leider, wie so oft, die beeindruckende Landschaft und den damit verbundenen persönlichen Eindruck kaum wiedergeben.
Schließlich erreichten wir den Nationalpark, in dem es noch einige Zeit über gewundene Straßen, an einem milchigen See entlang Richtung Gletscherzunge ging. Von Weitem sieht man bereits den Gletscher der tief ins Hinterland ragt,... er erstreckt sich auf die Breite des Sees,... welche Ausdehnung. Erst später kommt man dahinter, dass der Teil den man da gesehen hat nur ein kleiner Teil des Gletschers ist. Denn der Gletscher kalbt in zwei Seen die an einer engen, teilweise vom Eis verschossenen Stelle zusammenstoßen. Die Seite die man aus der Ferne nicht sieht,....noch größer,...noch überwältigender. Der Gletscher somit in seiner Gesamtgröße,...riesig, erdrückend, beeindruckend, atemberaubend schön.
... 74 m hoch ab der Wasseroberfläche,...Gesamthöhe 170 m,...taglich schiebt er ungefähr einen Meter weiter
Wilkommen beim Perito Moreno Gletscher,....Teil des Südpatagonischen Eisfeldes,...der nach den Polen größten zusammenhängenden Eisfläche der Welt
Die erwähnte teilweise vereiste enge Stelle liegt zwischen einer kleinen in Richtung des Gletschers ragenden Halbinsel und dem Gletscher selbst. An dieser Stelle kalbt der Gletscher auf der einen Seite in den Lago Argentino und auf der anderen Seite in einen Nebenarm des Sees, den Brazo Rico. Alle vier bis zehn Jahre ist diese enge Stelle zugefroren, was dazu führen kann, dass die beiden Teile des Sees unterschiedliche Wasserstände aufweisen. Die Stelle bricht danach unter lautem Getöse und einem Schwall von Wasser auf. Wir waren allerdings zu einer Zeit hier, in der die Stelle offen lag.
Im Park selbst, gibt es einige Wege die einen zu unterschiedlichen Aussichtspunkten bringen. Auf Holzstegen geht es zwischen den Bäumen hindurch,.... mehrmals zeigt sich der Gletscher in seine ganzen Pracht. Immer wieder bieten die unterschiedlichen Aussichtspunkte einen neuen Blick, eine neue Perspektive auf die unendlich scheinenden Eismassen.
Der Gletscher ist bis zu 74 Meter von der Wasseroberfläche gemessen hoch.....Gesamthöhe 170 m. Er gehört zur neben den Polen größten zusammenhängenden Eisfläche der Erde,...dem südpatagonischen Eisfeld.
Die Stunden die man nahe des Gletschers verbringt sind durch ein ständiges Rumoren, Krachen und Knacken untermalt - der Gletscher fließt, schmilzt und kalbt schließlich. Eismassen brechen unter ihrem Eigengewicht, bilden neue Getscherspalten. Eismassen kragen am Ende des Gletschers aus der Gletscherzunge. Wird das überhängende Gewicht zu groß brechen Unmengen von Eis unter lautem Krachen aus dem Gletscher. Von der Weite denkt man sich "Das bisschen Eis...so ein Lärm?".... wenn man näher an den Gletscher kommt und dessen unfassbare Größe erkennt, sieht man, dass auch die "bisschen" Eismassen die hier raus brechen riesengroß sind. Bricht Eis vom Gletscher ab, entspricht das also zumindest einem Kleinwagen oder, falls größer, einem ganzen Haus.
Nach einem tollen Tag fuhren wir am frühen Abend wieder zurück nach El Calafate. Wir blieben hier noch einige Tage bis wir schließlich nach El Chalten aufbrachen. Nach langem hin und her konnten wir Ran davon überzeugen, dass ein Autostop nach El Chalten zwischen schwierig oder eher unmöglich einzustufen sei und so nahmen wir schließlich doch den Bus...... und das war gut so. Auf der dreistündigen Fahrt kamen uns 4 Autos entgegen und wir sahen kein einziges Auto in unsere Richtung fahren. Kaum jemand fährt in dieses verlassene Städtchen,... Touristen und Wanderer kommen mit dem Bus. Einheimische verschlägt es hierher kaum, denn der Ort liegt am Ende eines Tals.
Touristen und Wanderer kommen hier her, um einen oder mehrere Tage im Nationalpark zu verbringen und sich die geniale Bergkulisse des Fitz Roy Massivs anzusehen. Der Fitz Roy ist neben den Torre Torre in Torres del Paine die Attraktion für Bergbegeisterte hier in Patagonien. Der Fitz Roy ist den Torre Torre ähnlich,... ein spitzer Turm der bis zu 3.406 m in die Höhe ragt.
Wir beschlossen eine dreitägige Wanderung wieder mit Zelt und jeder Menge Pasta zu unternehmen. Den ersten Tag wandert man durch nette Wälder die ersten Anhöhen empor. Beim überqueren des Berggrates wird man vom Fitz Roy Panorama gerade zu erschlagen. Ein genialer wunderbarer Anblick.
Die Nacht verbrachten wir unterhalb des Fitz Roys in einem netten im Wald gelegenen Camp (Campamento Poincenot). Früh morgens ging es dann mit Stirnlampe bewaffnet im Dunklen rund 40 Minuten steil hoch an den Fuß des Fitz Roys. Wie bei den Torres liegt auch hier ein See am Fuße des Bergmassivs.
In absoluter Stille hieß es dann warten. Es war kalt und leicht windig, aber uns fror nicht. Warten.....
Am Horizont zeichnete sich langsam ein rötlicher Schimmer ab. Langsam stieg die Sonne immer höher,...tauchte das vor uns liegende Land in wunderschöne Rot-, Violett- und Orangetöne. Langsam wurde die Dunkelheit zurückgedrängt und intensive Farben kündigten den Tag an.
Nach endlos scheinender Zeit stieg die Sonne schließlich über die am Horizont liegenden Bergrücken. Immer stärker werdendes Sonnenlicht tauchten schließlich auch den Fitz Roy in warme Farben. Diese Stille und das Bergpanorama machten diesen Sonnenaufgang zu einem außergewöhnlichen Erlebnis auf meiner Reise.
Der Fitz Roy gilt unter Kletterern als einer der technisch anspruchsvollsten Berge die man erklettern kann. Wer sich für Klettern und den Fitz Roy interessiert, dem möchte ich an dieser Stelle den Bergfilm Patagonia Promise aus der First ascent Reihe nahelegen.
Klettern am Fitz Roy,...einer der technisch anspruchsvollsten Berge,.....ok,...das Foto is ein Fake und ich klettere da nur auf einem zwei Meter hohen Felsbrocken herum
Nach dem Sonnenaufgang ging's wieder zurück ins Camp und nachmittags noch schnell zum Fitz Roy Gletscher. Sitzt man am See der sich unter dem Gletscher bildet, glaubt man, dass der Gletscher ja gar nicht so groß ist. Ran beschloss daher ans andere Ende des "kleinen" Gletschersee zu gehen,....es dauerte mehr als eine Stunde ehe er wieder zurück war. Die Entfernungen täuschen hier komplett und so wurde er je weiter er ging immer kleiner und schwieriger auszumachen. Schließlich verloren wir ihn sogar ganz aus den Augen und konnten ihn nur mit Maximalzoom unserer Kameras wieder ausmachen. Folgendes Foto soll diese unglaublichen Größenverhältnisse mal darstellen. Das obere Foto zeigt den Gletscher,....links der kleine Rahmen ist ein Bildausschnitt den man vergrößert links unten genauer sieht,.... Ran ist hier nur schwer auszumachen,...auch hier ein Rahmen mit einem weiteren Bildausschnitt (Bild rechts unten)....sieht man nun genau hin,...erkennt man Ran im Geröllfeld herum klettern.
Nachdem Ran endlich zurückgekehrt war, ging's mehrere Stunden weiter ins am Lago Torre gelegene zweite Camp "de Agostini". Hier verbrachten wir die Nacht an einem großen laut tosenden Fluss (Rio Fitz Roy).
Am Morgen des dritten und letzten Tages gingen wir noch zum Rand des Lago Torre ehe wir den Rückweg nach El Chalten antraten. Die Wanderung war richtig genial,... Landschaft, Berge, Gletscher, Seen einzigartig schön.
Am folgenden Tag ging es wieder zurück nach El Calafate. Da ich die Chancen für eine Mitfahrgelegenheit gering einschätzte, kaufte ich mir ein Busticket und erreichte am frühen Nachmittag El Calafate. Ran, Gilad und Tom, leicht besessen vom Abenteuer Hitchhiking wollten trotz der geringen Chancen unbedingt ihr Glück versuchen.... vergeblich! Nach mehreren Stunden Warten am Ortausgang von El Chalten mussten sie sich um 19 Uhr doch eingestehen, dass das mit dem Autostoppen wohl nicht klappen werde und so nahmen sie den letzten Bus der El Chalten an diesem Abend verließ. Ich konnte mir bei ihrer späten Ankunft ein "Told you! - Ich hab's euch ja gesagt!" nicht verkneifen
Schließlich verließen wir El Calafate in Richtung Norden,...in Richtung Carreterra Austral,....davon aber nächstes Mal.
Liebe Grüße
Matthias
Aufbruch: | 15.06.2011 |
Dauer: | 24 Monate |
Heimkehr: | Juni 2013 |
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