Bis nach Südamerika und noch viel weiter.... :-)

Reisezeit: Juni 2011 - Juni 2013  |  von Matthias Juranitsch

Galapagos Inseln: Isla San Cristobal

TAG 1 - 19.07.2011

An diesem Morgen hieß es früh aufstehen, Sachen packen und ab zum Flughafen Quito - Mariscal Sucre, denn um 10:15 ging mein schon länger mit großer Vorfreude erwarteter Flug Richtung Galapagos. Leider nahm der Flug noch den Umweg über Guayaguil, was im Nachhinein gesehen aber doch kein großes Problem war, da der Flug nur rund 35 Minuten dauert (und ich somit auch vom Flieger aus bestätigt bekam, dass Guayaguil keine schöne bzw sehenswerte Stadt ist- wurde daraufhin aus meinem Plan gestrichen).

Bereits beim boarding wuselten rund 30 Kindern im Alter von ungefähr 8 bis 10 Jahren um mich herum. Alle im Einheits-T-Shirt wie eine Gruppe besoffener deutscher Ballemannbesucher (man kennt diese Typen ja - mit T-Shirts wie "Kegelclub Oberkümmelbach - Ballermanntour 2011" und Zusatzprüchen a la (tatsächlich gerade gegoogelt !!!!!!): "Blau wie das Meer, Voll wie der Strand", "Wer tanzt hat kein Geld zum Saufen" oder "Ich hab Joana gevögelt".......?!?!)
Die Kids dürften jedoch mit so einer "Sommercamp für Kinder"-Travel Agency unterwegs gewesen sein. Beim Einsteigen erinnere ich mich zunächst mit Schrecken an die erste Stunde meines Fluges Madrid - Quito ein Monat zuvor (siehe Kapitel 2),...."Schon wieder überall Kinder,....diese kleinen lästigen Dinger ....überall krabbeln sie herum,....oh Südamerika du Kontinent kleiner Menschen und unzähliger Kinder,... Warum immer auf meinen Flügen? WARUM?.....",....ok, mag sein, dass ich hier ein wenig übertreibe Im Endeffekt war es dann jedoch sehr lustig, da bei beiden Starts (Quito & Guayaguil), bei beiden Landungen (Guayaguil & San Cristobal) und bei jeder noch so kleinen Turbulenz alle Kids wie in der Achterbahn aufkreischten und johlten... (zum Amüsement sämtlicher Erwachsenen)

"Wuhuuu!,...Hihiii!,....AAAAhhh!,....Huhuuuu!,....NOCHMAAAL!!!".

(Inter)National Airport Galapagos Island - San Cristobal
...und ich dachte unser Flughafen in Graz ist klein,.....

(Inter)National Airport Galapagos Island - San Cristobal
...und ich dachte unser Flughafen in Graz ist klein,.....

Von wegen: Stromkabel machen Vögeln nichts aus,....da sie nicht geerdet sind ,..blablabla   ,.....sagt das mal diesem armen Grillhähnchen

Von wegen: Stromkabel machen Vögeln nichts aus,....da sie nicht geerdet sind ,..blablabla ,.....sagt das mal diesem armen Grillhähnchen

Um 12:30 Uhr erreichten wir San Cristobal, die östlichste, fünft größte und älteste Insel der Galapagos Inseln. Während San Cristobal rund 3,5 Millionen Jahre alt ist, haben die Inseln Isabella oder Fernandina nur rund 750.000 Jahre am Buckel. San Cristobal wurde zum ersten Mal 1880 besiedelt, aber erst als Manuel Cobos 1891 eine Zuckerfabrik auf der Insel gründete zog es mehr Personen auf die im englischen Namen "Chatham" genannte Insel. Übrigens besitzen alle Inseln zumindest 2, wenn nicht sogar 3 Namen - einen spanischen, einen englischen und einen offiziellen von der ecuadorianischen Regierung 1892 vergebenen Namen.

Puerto Baquerizo Moreno

Puerto Baquerizo Moreno

Bei unserer Ankunft war es ein wenig bewölkt, dennoch herrschte eine angenehme Temperatur von rund 24 bis 26 Grad. Für mich aufgrund meines einmonatigen Aufenthaltes in Quito auf 2850 m war die laue Temperatur eine willkommene Abwechslung, ungewohnt hingegen die doch erhöhte Luftfeuchtigkeit. Trotz der Wolken merkte man sofort, dass die Sonne hier ein wenig intensiver scheint als zu Hause am Schwarzl-Teich und so wurde aufgrund meiner Sonnenbranderfahrung des Vortages (Altstadtbummel in Quito in gleißender Sonne ohne Sonnenschutz und Kappe) mal kurzer Hand ein 50er Faktor aufgelegt,....man will ja nix riskieren.

Noch kurz mit einer amerikanischen Gruppe von High-School-Schülern geplaudert, ging es schließlich zu Fuß vom Flughafen Richtung Puerto Baquerizo Moreno,...der Stadt auf San Cristobal.

Seelöwenbaby,.....glaubt mir, dass ist nicht das einzige Seelöwenfoto

Seelöwenbaby,.....glaubt mir, dass ist nicht das einzige Seelöwenfoto

Nach rund 500 Meter Fußmarsch stand ich dann auch schon im Zentrum der 10.000 Einwohner-Metropole und so ging's ans Hostel suchen, denn ich wollte hier beginnend, ganz im Sinne meiner Reise, erst vor Ort eine Unterkunft suchen. Auf dem Weg zwischen den verschiedenen Hostels stolperte ich dann auch noch über einen sich ebenfalls nach einer Unterkunft umschauenden Japaner namens Hiroshi. Als wir da so ein wenig ratlos und verschwitzt aufgrund der Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit am Wegesrand standen, fühlte sich ein reizendes Ehepaar aus Guayagil, welche jahrelang auf Galapagos gelebt hatte, gleich verantwortlich, uns bei der Suche nach einem Hostel zu unterstützen. Und so wurde bei Hostels angerufen und nach freien Zimmern und Preisen gefragt. Da nichts brauchbares dabei war, bedankten wir uns freundlich und machten uns auf Rat des Pärchens auf Richtung Hafen, zum Hostel "San Francisco" - und schau an "Hostel gesucht - Hostel gefunden". Mit 15 Dollar pro nach auf Galapagos als sehr günstig anzusehen (normal 20 Dollar aufwärts) genießen wir somit jeder ein sauberes, hübsch eingerichtetes Einzelzimmer mit, wenn man aus dem Hostel heraustritt, Blick aufs Meer - was wiederum bedeutet, dass man morgens als erstes freundliches Gesicht, das eines Seelöwen sieht, aber dazu später. Und so verabschiedete ich mich zum ersten Mal von meinem vermutlich berufsbedingten Sicherheitsdenken,...kein "Ich muss mir eine Unterkunft organisieren!,...am besten 3 Monate vorher, um sicher zu gehen!",...ein recht befreiendes Gefühl
Kleine Info am Rande - lustig war auch beim ecuadorianischen Pärchen und der Hostelbesitzerin meine kürzlich erworbenen Spanischkenntnisse anzuwenden......"Si, es posible y me gusta mucho hablar espanol con otras personas!"

Thema Seelöwen: Was wirklich ein wahnsinns Spass ist, Seelöwen überall. Unter und auf Parkbänken, auf Mauern, mitten über Gehwege liegend, in Wartehäuschen, am Pier, auf Booten im Hafen und selbstverständlich auf Stränden. Interessant und einzigartig dabei ist, dass so gut wie alle Tiere hier keine schlechten Erfahrungen mit der Spezies Mensch haben und somit den Menschen nicht als Feind ansehen. So schrieb der Bischof von Panama Tomas de Berlanga der diese Inseln als Erster entdeckte (als er auf seiner Reise in den Süden mit seinem Schiff ein wenig vom Kurs abkam ,.....hmmm......also die rund 1000 km, die die Galapagos Inseln vom Festland entfernt sind,.......?!?.....offensichtlich ein ganz toller Seemann seiner Zeit ) an den spanischen König "....und Vögel, so blöd, dass sie nicht wussten wie man flüchtet und somit einige per Hand gefangen wurden."

......

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so und jetzt rücken wir mal alle ein bissl zusammen....

so und jetzt rücken wir mal alle ein bissl zusammen....

Und es ist tatsächlich so. Egal ob Vogel, Seelöwe oder Schildkröte, denen sind Menschen komplett egal. Wenn man sich also einem Seelöwen nähert, wird man meist aus zwei halbgeöffneten verschlafenen Augen - denn Seelöwen tun nichts anderes als faul in der Gegend herum zu liegen und zu schlafen - angeschaut und begutachtet. "Rivalisierendes Männchen? ,....Nein, check! Am Land laufender Hai?,.... Nein, check! .....?.....ok, kenn ich nicht, is mir egal!" Erst wenn man sich auf mehr als 1 Meter nähert und/oder den kleinen Seelöwen aufweckt, dann schnauzen sie einen mit ihrem unverwechselbaren "Huöööaaa! Huöööaa!!" an, rülpsen einem dabei vielleicht auch noch einige Fischreste entgegen und belassen es dabei. Ich sehe das mittlerweile eher so, dass sich die Seelöwen nicht bedroht fühlen, sondern einfach nur Morgenmuffeln sind und es hassen während ihres Mittagschläfchens geweckt zu werden - sind einfach nur grantig (und das kennen wir ja alle von unseren Geschwistern ,...oder?).

.....it was on a lazy Thuesday

.....it was on a lazy Thuesday

Nach dem Besuch des Interpretation Centers, in dem man viel wissenswertes über die Galapagosinseln "gestern und heute" erfährt und mehreren Fotos mit Seelöwen am Strand, klapperten wir noch verschiedenste Tourveranstalter ab. Im Grund bieten alle annähernd das Gleiche zum annähernd gleichen Preis. Bei www.tranquilodivers.com fand ich jedoch die Beratung am Besten. Angela die uns betreute, schilderte uns die möglichen Touren am informativsten, sagte uns wo man auf welche Tiere treffen kann und gab uns auch abseits der Touren gute Tipps für die Freizeitgestaltung auf San Cristobal. Aufgrund der guten Betreuung und des guten Zustandes des Leihequipments beschloss ich somit für den nächsten Tag um 55 Dollar eine Tagestour zu den Tauch- und Schnorchel-Highlights "Kicker Rock = Léon Dormido" und "Isla Lobos" zu buchen. Abends gingen wir noch in ein von Angela empfohlenes Lokal namens "Rositas" auf "un merienda, por favor". Im spanischen heißen das Mittagessen "almuerzo" und das Abendessen "cena",....in Ecuador wird das Wort "cena" jedoch überwiegend nur für eher offizielle Abendessen verwendet. Anders als in Spanien (so wurde mir zumindest gesagt) heißt hier das normale Abendessen "merienda", was eigentlich laut Langenscheidt Wörterbuch Vesper oder Picknick heißt,....hach, diese Ecuadorianer Jedenfalls ist auch "merienda", so wie die mir aus Quito um 1,5 bis 2,5 Dollar bekannten "almuerzos" (Mittagessen), eine wunderbare, meist sehr gute und ausreichende Möglichkeit günstig an ein Abendessen zu kommen (hier auf den Galapagos Inseln, wo alles bissl teurer ist, um rd. 4 Dollar zu haben).

Und so sank ich am ersten Abend auf den Inseln in Vorfreude auf mein am nächsten Tag stattfindendes Schnorchelabenteuer ins Bett.

Playa "La Loberia"
,.....Sonnenuntergang (ganz der Sohn seiner Mutter,....wir besitzen ungefähr 875 Sonnenuntergangsfotos aus 10 Jahren Kroatienurlaub  )

Playa "La Loberia"
,.....Sonnenuntergang (ganz der Sohn seiner Mutter,....wir besitzen ungefähr 875 Sonnenuntergangsfotos aus 10 Jahren Kroatienurlaub )

Zwischenszene: Tag 1 - Tag 2 ....und Exkurs: Rückkehr der Prohibition

Kurz nachdem ich abends ins Bett ging machte mich etwas unruhig,....irgendetwas hatte ich vergessen. Dazu kamen noch, aufgrund meines noch immer angeschlagenen Gesundheitszustandes, starke Kopfschmerzen.........?!?.......Nein, ich hatte keinen Hangover! Wirklich! Schwör! Doppel-schwör!......außerdem war zu dieser Zeit die ecuadorianische Prohibition ausgebrochen.

Die Prohibition:
In Ecuador gibt es ein recht eigenartiges Gesetz,.....du darfst die ganze Woche saufen so viel du willst, aber am Sonntag bekommst du in keinem Restaurant, in keiner Bar oder in keinem Laden auch nur einen Tropfen Alkohol zu kaufen. Nicht nur keinen Canelazo oder Vodka,...nein auch Bier und Wein dürfen am Tag des Herrn nicht verkauft werden. Ebenfalls "prohibido" also verboten ist der Verkauf von Alkohol einige Tage vor Wahlen (Denn hier will man, dass die Leute nüchtern zu den Urnen gehen und wissen wen sie wählen,.....ob das in Österreichs Wahlurnen tatsächlich gewünscht ist, weiß ich jetzt nicht so genau )......Nachdem ich hörte das auf den Galapagos Inseln grundsätzlich und auf den Tour-Yachten im Speziellen Drinks sehr teuer sind, kam mir die glorreiche Idee mir ein Mixgetränk im Rucksack mitzunehmen (übrigens ein Rat der auch vom Guide "Lonely Planet" vertreten wird) Mit US-Dollar bewaffnet begab ich mich somit Montags in Quito (nach meinem Sonnenbrandschaffenden Altastadtspaziergang) in den grööößten Supermarkt der Stadt (Megamaxi) um für meinen letzten Abend eine gute Flasche Wein und für Galapagos ein Mixtrankerl zu kaufen. "No Senor, hoy es prohibido!",....wie, heute verboten? Häää? Heute ist Montag!,...."Si, lo siento,....prohibido hasta miercoles!!",......wie, was, bis Mittwoch verboten?.....warum? WAAARRUUUMM?..........und so gab es, nachdem ich schon meinen Geburtstag krank im Bett verbracht hatte und auch die Woche darauf an dem Tag wo alle weggingen ebenfalls krank im Bett gelegen hatte, auch an diesem meinem letzten Abend in Quito keine Feier mit Bier und Wein, sondern mit Coca Cola und abgestandenen selbstgepressten "jugo" (zur Erinnerung, "jugo" heißt Saft, nachzulesen in der Geschichte mit den nur für Saft zu verwendenden Südfrüchten).

Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass die Regierung das Alkoholverbot als Vorsichtsmaßnahme verhängt hatte, nachdem an der Küste rund 20 Personen an mit Methylalkohol oder mit sonst irgendeiner giftigen Substanz versetzten alkoholischen Getränken gestorben waren. Um das Verbot zu beschließen haben die nicht mal einen Tag benötigt,....also effizient sind die hier schon, das muss man ihnen lassen. Bei uns hätte sich das Verbot vermutlich aufgrund der Sommerpause bis in den Spätherbst hineingezogen.

Ok, ich bin schon wieder abgeschweift,.....mitten in der Nacht aufgewacht,...ich hatte was vergessen. .....????.....ach ja, ich hatte vergessen meinen Wecker zu stellen, also suchte ich zunächst mit mittlerweile sehr starken Kopfschmerzen rund eine Stunde mein verdammtes Handy, welches am Flughafen in irgendeine Innentasche eines verborgenen Sicherheitszusatzfaches meines Rucksacks gerutscht war. Nächstes Problem war, und das kostete mich wiederum einige Zeit, während ich mittlerweile an höllischen Kopfschmerzen litt, herauszufinden wie das jetzt genau mit der Zeitverschiebung auf den Galapagosinseln ist. Ich wusste, irgendwas ist anders und da ich am Morgen pünktlich am Hafen für meine Tagstour aufkreuzen musste, musste ich das trotz der Kopfschmerzen noch an diesem Abend klären. Die Kopfschmerzen machten es nicht unbedingt einfacher mich zu konzentrieren. Quito ist sieben Stunden hinter Österreich. Wenn es also in Quito 12 Uhr ist, ist es in Österreich 19 Uhr. Auf dem Flug nach San Cristobal hab ich aber eine Stunde verloren. Das heißt ich muss die Uhr vorstellen? Zurückstellen? Wie beim Umstellen von Sommerzeit auf Winterzeit war ich an dieser Stelle schwerst verwirrt. Wenn es also in San Cristobal 14 Uhr ist, ist es In Österreich,.....?......21 Uhr,....nein 22 Uhr,....aua mein Kopf. In Quito ist es jetzt 22 Uhr daher ist es in Österreich,.....vier im Sinn,....mal Pi,.....Sinus von,......5 Uhr früh! Und somit ist es auf Cristobal,.........ahhhhhh!!!,............verdammt!!!,... .....hmm?.......23 Uhr,........???,.....nein, 21 Uhr..........(das war jetzt nur die Kurzfassung )
Schließlich konnte ich mich zurücklegen und das Licht ausmachen.,............Nachdem ich nun endlich den Wecker gestellt hatte, und mich in den Polster drückte,......fing es auf einmal auf das vor meinem Schlafzimmerfenster befindliche Blechdach lautstark zu regnen an. AHHHHH!!!!,....also wieder raus,.....aua mein Kopf,.....verdammt Fuß am Bettpfosten gestoßen!!!!,.....#!!§"$"+*§,.......Fenster zu,........zurück ins Bett,......und aus!

TAG 2 - 20.07.2011

Um 9 Uhr gings mit einem Recht gemütlichen Boot (jedoch sichtlich nicht in Besitz eines Diesel-Partikelfilters *hust*) Richtung "Kicker Rock". Dabei handelt es sich um eine geniale Steinformation die einige hundert Meter nördlich von San Cristobal einfach aus dem Wasser ragt. Von Weitem sieht die Formation wie ein schlafender Löwe aus (für mich eher wie ein Seelöwe, aber ok ), daher auch der spanische Name Leon Dormido (Leon - der Löwe, dormido - schlafend). Bei näherer Betrachtung zeigt sich dann jedoch, dass Kicker Rock nicht ein großer Felsmuggel ist, sondern mehrere durch mehr oder weniger breite und bis tief ins Wasser reichende Felsspalten zerklüftete Felsen umfasst. In diesen Felsspalten und an den steilen Felswänden findet man unzählige kleinere Fischarten aber auch Meeresschildkröten, kleine Haie, Seelöwen und wenn man Glück hat auch Hammerhaie.

Leon Dormido - Kicker Rock

Leon Dormido - Kicker Rock

Leon Dormido Felsspalten

Leon Dormido Felsspalten

Nach 45 Minuten Bootsfahrt erreichten wir Kicker Rock. Vier von uns wollten an dieser Stelle zwei Tauchgänge machen,...ein Unterfangen, dass mich auch sehr gereizt hätte. Da ich aber noch immer kränkelte entschloss ich mich erst auf Santa Cruz tauchen zu gehen. Da es für mich auch das erste Mal war, dass ich im Meer Schnorchelte (außer in Kroatien am Strand), war dieser Tag ein absolutes Highlight für mich. Schon vom weiten sahen wir, noch bevor wir ins Wasser gingen, sich Seelöwen an den Felsflanken tummeln. Ab und an tauchte der Kopf einer Meeresschildkröte aus den Wellen auf. Im Wasser selbst eine Vielzahl von kleinen bunten Fischen, die sich in den kleinen ausgewaschenen Felslöchern versteckten, heraushuschten und sich verschreckt wieder zurückzogen. Knapp unter der Wasseroberfläche, direkt vor meiner Tauchermaske, in Greifnähe ein Schwarm kleiner silber blinkender Fische - im Einklang mit dem Wellengang. Als ich mich auch nur treiben lasse und mich nicht schnell bewege, schwirren diese kleinen Wasserglühwürmchen unerschrocken um mich herum. Plötzlich sehe ich von etwas weiter entfernt etwas größeres auf mich zukommen. Drei an der Zahl. Kleine Haie schwimmen unbeirrt unter mir und neben mir. Selbst als ich auf sie zutreibe weichen sie nur ein wenig von ihrem Kurs ab. Einer der kleinen Racker ist etwas neugieriger und schwimmt zweimal im Kreis um mich herum, erst als ich meine Flossen bewege entschließt er sich wo anders weiter nach Nahrung zu suchen.

Ich treibe weiter an den Flanken von Leon Dormido. Plötzlich platscht etwas unerwartet neben mir ins Wasser. Ein Schatten im Augenwinkel. Ich drehe mich und habe im Abstand von ungefähr 1 Meter die Schnauze eines Seelöwen vor mir. Er beäugt mich schäl, taucht mehrmals unter mir durch, dreht wieder um, schaut mich an, lässt sich treiben, schwimmt in Kreisen um mich herum. Plötzlich taucht ein zweiter Seelöwe von der anderen Seite auf. Mitten zwischen beiden weiß ich vor lauter Aufregung und Freude gar nicht wo ich zuerst hinschauen soll, welchen der beiden ich zuerst fotografieren soll.....und so entschließe ich mich kurzer Hand die Kamera in den Videomodus zu schalten und mich zwischen den beiden treiben zu lassen. An diesem Tag (Nachtrag: bzw diese Woche ) werde ich noch öfters beim Schnorcheln auf Seelöwen treffen - jedesmal ein tolles Erlebnis, die an Land schlafend herumliegenden, schwerfälligen und nach Fisch stinkenden Faulpelze unter Wasser mit einer Wendigkeit, Geschwindigkeit und Aufgewecktheit zu erleben.

Als ich weiter vor mich hintreibe und mir die kleinen Fische in den Felsöffnungen näher betrachte, taucht wiederum ein Schatten im Sichtfeld auf. Innerhalb von kürzester Zeit bin ich von ca 4 Meeresschildkröten umzingelt. Da die Strömung hier recht stark ist lassen sich die Schildkröten (alle anfangs unter mir) einfach nur treiben. Eine Schildkröte beschließt an Höhe zuzulegen und paddelt schließlich neben mir, den Kopf ab und an aus dem Wasser streckend, herum. Das Erlebnis mit den Schildkröten in der Strömung zu treiben ist fantastisch. Um schließlich nach vermutlich 2 Stunden im Wasser (mir war schon saukalt) ins Boot zurück zu kommen, müssen wir durch eine ca 10 Meter breite und die Breite von Leon Dormido lange Felsspalte auf die andere Seite schwimmen, denn das Boot hat mittlerweile Kicker Rock umrundet und ist bereit uns auf der anderen Seite aufzulesen. In dieser Felsspalte tummeln sich unzählige kleine Haie die um einen herumschwimmen, eilig abtauchen um wenig später wieder vor einem aufzutauchen. Da dies mein erstes Erlebnis mit Haien war (neben "Der Weiße Hai Teil 1 bis 24") war meine Faszination riesig - und tatsächlich: Die haben mehr Angst vor uns als wir vor Ihnen.

Nach einem kurzen Mittagessen ging es dann nochmals für rund eine Stunde zum Schnorcheln. Für unser geplantes zweites Ziel "Islas Lobos" blieb leider nur noch rund eine halbe Stunde Aufenthalt übrig, da unsere Taucher bei Kicker Rock recht lange unter Wasser blieben und der Trip wohl eher auf die vier Taucher (die zahlten ja auch jeder das dreifache) ausgelegt war. Die Zeit reichte aber für einen kurzen Gang an dem wunderschönen, menschenleeren, weißen Sandstrand. Sandstrand ist hier aber eigentlich gar nicht das richtige Wort. Denn wie mir unser Guide erklärte, sind die Galapagos Inseln ja Vulkaninseln und bestehen somit vorwiegend aus Basalt. Weißer Sand ist somit gar nicht (bzw nur in Ausnahmefällen) möglich. Was aussieht wie weißer Sand ist das Ergebnis aus über Jahrmillionen im Meereswasser zerriebenen abgestorbenen Muscheln, Seesternen, Seeigel, Korallen, usw. Das wir keinen Schnorchelgang bei den Islas Lobos machen geht im Nachhinein betrachtet in Ordnung, da die Erlebnisse bei Leon Dormido einfach überwältigend waren. Da es für mich mein erster Meeresschnorchelgang mit Haien, Meeresschildkröten, Seelöwen und kleineren Fischen war, fand ich die Tour fantastisch. So zwischen all diesen Meeresbewohnern einfach nur zu treiben ist lustig, entspannend, interessant und vor allem aufregend.

Leon Dormido - Blick auf Cerro Brujo auf San Cristobal

Leon Dormido - Blick auf Cerro Brujo auf San Cristobal

TAG 3 - 21.07.2011

In der Nacht hat es wieder geregnet,...als ich um ca. 6 Uhr aus dem Fenster schaue,...Wolken, nichts als Wolken. Als ich jedoch eineinhalb Stunden später aus dem Hostel stapfe, strahlend blauer Himmel, nur vereinzelt kleine Wölkchen jedoch ein Regenbogen (kein "double rainbow", aber ein rainbow). Juhuuu!

Woow,....a rainbow!

Woow,....a rainbow!

Cerro Tijeretas mit Blick auf davorliegende Bucht

Cerro Tijeretas mit Blick auf davorliegende Bucht

Nach dem Frühstück gings dann auch schon Richtung Cerro Tijeretas, ein kleiner Fußmarsch. Am Aussichtspunkt angekommen zweigt rechts ein spärlich markierter Pfad durchs Gebüsch ab, den ich natürlich gleich mal weitergehe und so nach weiteren 20 Minuten an einen wundervollen (klarerweise menschenleeren) weißen Strand gelange, ...am Weg dorthin treffe ich übrigens auf meinen ersten Blue-Footed Boobie, der aber nicht sonderlich an mir interessiert scheint und sich schnell zurückzieht.

Cerro Tijeretas

Cerro Tijeretas

Zurück am Fuße des Cerro Tijeretas schnorchel ich zwischen Seelöwen, an den Felsen im Seichten Gewässer und bewundere die Farbenvielfalt der Fische und der anderen Meeresbewohner. Nach nur einigen Minuten fällt leider eine Horde US Amerikanischer Schülerinnen ein,....gackernd ("Hi, I'm Tiffany, Hi, I'm Britany....wohooo,....how gorgeos aaalll those sealions"), und kreischen dass sich sämtliche Seelöwen freiwillig ins Meer verziehen,......kurze entäuschte Stille,..... als die Mädels den Seelöwen dann allerdings mit Schnorchelequipment folgen, geht das Gegacker von vorne los

Blauer Seeigel,.....was macht er?,.....er leuchtet blau

Blauer Seeigel,.....was macht er?,.....er leuchtet blau

.....ey,....siehst du die amerikanischen Schülerinnen da drüben?,.....die sind ja sooo laut.....

.....ey,....siehst du die amerikanischen Schülerinnen da drüben?,.....die sind ja sooo laut.....

Am Rückweg besuche ich noch zwei weitere lange weiße wunderschöne und mit Seelöwen vollgestopfte Strände. Nach rund 4 Stunden erreiche ich wieder Puerto B. Nach einem Almuerzo bei Rositas schnapp ich für 40 Dollar ein Taxi bis zum Abend. Der Taxifahrer Mario fährt mit mir in den kommenden Stunden die Sehenswürdigkeiten der Insel ab. Zunächst mal rauf zur Lagune El Junco,...dabei handelt es sich um einen Vulkankratersee mit Süßwasser. Als wir den Hafen verlassen scheint die Sonne und es ist recht heiß. 20 Minuten später steigen wir bei kühlen Temparaturen, 800 Meter höher an der Lagune aus,....ähhmm,....zumindest glaub ich, dass ich dort war, denn als wir aussteigen dichtester Nebel, sodass man kaum die Hand vor Augen sah. Landschaftlich gleicht die Umgebung eher dem schottischen Hochland. Hatte was vom Film "Higlander" aus dem Jahr 1986,....fehlten nur noch Sean Connery und Christopher Lambert, der als Connor MacLeod mit gezücktem Schwert auf mich zuläuft und "Es kann nur einen geben!" brüllt. Aufgrund der tollen Sichtverhältnisse konnte ich nicht den beindruckenden Krater und die vielen Frigattenvögel die hier brühten sehen - Fotos bleiben daher auch aus.

San Cristobal ist die einzige Insel mit Süßwasser - genau diesem Kratersee. Die Experten sind sich jedoch noch nicht ganz einig woher all das Wasser kommt,....denn der See liegt in dieser Gegend am höchsten Punkt,...kann also nicht ausschließlich mit Regenwasser gespeist sein.

Danach ging es nach Galapaguera. In einem kleinen abgetrennten Reservat werden hier (wie auch auf Santa Cruz und auf Isabella) die Riesenschildkröten gezüchtet. Früher, schätzt man, gab es allein auf San Cristobal 100.000 von diesen Dingern,....das war bevor die Seefahrer die Schildkröten als Nahrung auf die Schiffe mitnahmen,...Riesenschildkröten können bis zu einem Jahr ohne Nahrung und ohne Wasser auskommen!!!....und waren folglich für die Seefahrt als Frischfleisch optimal. Derzeit leben rund 1000 Riesenschildkröten im Reservat. In der Aufzuchtstation sah ich einjährige, zwei und mehrjährige putzig kleine Schildkröten und einen schon bisschen größeren Brummer (den ersten hier gezüchteten im Alter von 5 Jahren). Auf dem Rückweg zeigte mir Mario ein Schild auf dem vor dem Baum "Manzanillo" gewarnt wird,....man soll ihn nicht berühren oder gar seine Früchte essen, denn sein Sekret reizt die Haut und die nach Äpfel schmeckenden Früchte (Apfel=manzana) sind giftig,...jedoch nur für Menschen,....Riesenschildkröten lieben das Zeug. Schließlich höre ich im Unterholz eine große Riesenschildkröte raschln......ich verlasse also verbotenerweise den Pfad (zu dem Zeitpunkt wusste ich das aber noch nicht, erst unser Tourguide hat uns die Regeln dann klar gemacht).....streife selbst durchs Unterholz um die erste richtig große Schildkröte zu sehen.......und tatsächlich: da ist sie!......ewig alt erinnert die Statur und vor allem das Gesicht an................die uralte Morla!!! ...ja, genau die!!!..........?...................?......Wie jetzt? Hallo?, fragende Blicke?,....uralte Morla?,........erinnert sich keiner mehr an seine Kindheit und somit an die uralte niesende Riesenschildkröte aus der unendlichen Geschichte? Morla!

Atreju: "Bist du Morla, die uralte Morla?".....................

Atreju: "Bist du Morla, die uralte Morla?".....................

.........Morla:"Es spielt zwar keine Rolle, doch es ist so."

.........Morla:"Es spielt zwar keine Rolle, doch es ist so."

.....hmmm....naja, egal,......also beim Versuch Fotos zu machen bin ich dann mit meinem Bein an einem dieser giftigen Manzanillobäumen angekommen. "Nichts,...garnichts,....was die alle haben, ok es kribbelt ein bisschen, aber so arg is das ni,.....ok, jetzt brennt es ein bisschen mehr und fängt zu jucken an, aber so arg ist d......OK, VEDAMMT DAS BRENNT,...AHHHHH!!!" Ich sag mal soviel, das Zeug ätzt und brennt wie eine Mischung aus Salzsäure, Meister Proper und Habanero Red Savina Chili (oder ich war nur wehleidig ),....aber zum Glück fuhren wir dann schnell an den Strand und ich konnte alles abwaschen.

....nur nicht bewegen,.....vieleicht sieht er mich ja nicht.....

....nur nicht bewegen,.....vieleicht sieht er mich ja nicht.....

Der Strand "Puerto Chino" war also unser nächstes Ziel, der einzige Strand mit tatsächlich weißen feinen Sand,...also nicht dem sonst hier gängigen zermalenen Muschel und Seesternzeugs. Der Strand ist auch sehr bekannt wegen den tollen Wellen zum Surfen,.....ich lies mich daraufhin nur chillig im Wasser treiben,......das heißt ich bin fast abgesoffen, weil die Wellen hier so hoch und stark sind,...aber lustig wars trotzdem.

Traum Strand, jedenfalls einen Besucht wert.

Puerto Chino

Puerto Chino

Die Welle

Die Welle

Am Rückweg noch schnell den letzten mir von der Angela aus dem Tauchshop vom Vortag empfohlenen Strand,...."La Loberia". -ich vereinbarte mit Mario, dass er mich um 19 Uhr wieder abholt, was er dann auch ganz verlässlich tat. Da es schon dunkel war und somit zu spät zum Schnorcheln, genoss ich die Zeit bis ich abgeholt wurde zischen Seelöwen sitzend am Strand und den Sonnenuntergang bobachtend.

Und wieder ging ein ereignisreicher Tag mit vielen Eindrücken zu Ende,...am nächsten Tag zu Mittag sollte es dann aufs Boot gehen,....meine fünftägige Tour auf der Sulidae sollte beginnen.

Playa "La Loberia"

Playa "La Loberia"

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ab Juni 2011 geht es einmal um die Welt,...so ist zumindest der Plan,…wie lange es tatsächlich dauert und wo es dann überall hingeht wird sich noch zeigen... Dieser Blog ist für alle, die wissen wollen wo auf der Welt ich mich gerade rumtreibe und was ich dort so erlebe. Das erste Jahr in Südamerika ist leider schon vorüber,...aber im Herbst geht's sofern alles klappt weiter in Richtung Asien und Ozeanien ,-) Freu mich natürlich über Nachrichten im Guestbook. Viel Spass beim „Mitreisen“!
Details:
Aufbruch: 15.06.2011
Dauer: 24 Monate
Heimkehr: Juni 2013
Reiseziele: Ecuador
Cotopaxi
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Paraguay
Uruguay
Brasilien
Österreich
Der Autor
 
Matthias Juranitsch berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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