Bis nach Südamerika und noch viel weiter.... :-)
Argentinien (Teil 1): Salta, La Rioja, Cordoba, Mendoza
Hallo liebe Mitreisende!
Wie schon erzählt, ging's am 8.1. mit dem zwölfstündigen Bus rein nach Argentinien. Grenzkontrollen wie immer umständlich! Ausreisestempel in San Pedro abgeholt, ging es einen Pass zwischen Chile und Argentinien hoch. Oben angekommen wurden drei vollbesetzte Reisebusse von EINER Grenzbeamtin abgefertigt,.....entsprechend lange dauerte unser Aufenthalt am Pass. Danach ging dann aber ruck zuck Richtung Salta, Argentinien.
Ich hab euch ja angekündigt (Kapitel Chile Teil 1), dass meine Reisepläne von nun an einen gewissen Mangel an Logik aufweisen,...dies hat aber einen guten Grund. Am 28. April bekomme ich nun überraschend Besuch von Zuhause,...gemeinsam mit Silvi (Huhuuu! Ich freu mich!), deren Interesse in erster Linie Argentinien betrifft, geht es von Buenos Aires aus in Richtung Iguazu Wasserfälle und schließlich, für mich zum zweiten Mal nach Salta. Da ich wegen den Osterinseln nochmal nach Santiago fahre besuche ich auf dem Weg nach Buenos Aires auch zum zweiten Mal Mendoza,....mit Silvie eventuell dann noch ein drittes Mal,.....ja ich weiß,...wie bescheuert is das denn?
Aus diesem Grund hab ich in Salta nicht wirklich was unternommen,....ich quartierte mich in ein kleines ruhiges Hostel nahe des Busbahnhofs ein und verbrachte den Großteil der Zeit mit einigen Mitreisenden im Garten des Hostels. Über die Stadt hab ich leider daher (noch) nichts zu berichten,...alles weitere dann im April/Mai.
Eine interessante Sache die uns Kopfschütteln und Grinsen bereitete hab ich allerdings doch zu berichten,....und so gibt es wiedermal neues zu berichten in der Kategorie
Unnützes Wissen, Erfahrungen und sonstige Absonderheiten:
An einem Nachmittag dürstete es uns nach einem kühlen Bier,....also ab in den Supermarkt im Zentrum von Salta. Eine kühle Flasche Bier aus dem Kühlschrank genommen stellten wir uns an der einzigen geöffneten Kassa an. Jetzt bin ich ja die Geschwindigkeit mit der die Einkäufe an den Kassen bei Hofer/Aldi in Österreich gescannt werden gewohnt. Die Kassadamen da sind ja annähernd so schnell wie die Jungs beim Reifenwechsel in der Formel 1 "bip...bip...bip....."... 34,3 Sekunden und der Wocheneinkauf ist in der Kasse.......da erleidet man Samstag Nachmittags bei den Einkäufen schon mal ein Stresstrauma. In diesem Supermarkt in Salta stirbt man allerdings eher an Altersschwäche bevor das Jausenweckerl, der Schokoriegel und das Bier eingescannt sind. "bip, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *gähn* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weckerl in eine Einkaufstüte, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .bip, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Schokoriegel in die Tüte . . . . . . . . . . . . . . bip"
So standen wir geschlagene 20 Minuten mit 3 Personen vor uns an der Kasse (alle mit durchschnittlich vielleicht zehn Produkten). .....aber darum geht's hier jetzt ja eigentlich gar nicht,...
....als wir schließlich an der Reihe waren murmelte die Verkäuferin irgendetwas Unverständliches daher und wollte uns das Bier nicht verkaufen. Wir sagten dann, dass wir alt genug sein,......nein daran lag's nicht,........sie wollte uns das Bier nicht verkaufen. Ich hatte einen kurzen Flashback hinsichtlich der Alkoholverbotsbestimmungen am Wochenende in Ecuador........aber es war Dienstag,.....daran konnte es also auch nicht liegen. Die Dame verwies uns dann schließlich an eine Theke im Eingangsbereich des Supermarktes,....wir benötigen einen Zettel von der Kollegin. Ich ging also zur Theke und bat um so einen Zettel,......nö, gibt's nicht. "Por que?!?!?!"...... und hier kommt der Knüller:
In Argentinien in den Supermärkten muss man mit einer leeren Flasche Bier hinkommen um eine volle zu bekommen. ....keine leere Flasche kein Bier,..... Ich fragte daraufhin "Aber Seniora,... ich bin nur Tourist und reise gewöhnlich nicht mit einer Bierkiste im Handgepäck,..... wo bekomme ich denn meine erste Bierflasche her?....also die zum Mitbringen?".... so unter dem Motto "Was war zuerst da,...das Ei oder die Henne?" ......von der Logik meiner Frage überwältigt schaute mich die Verkäuferin mit großen Augen an,.... "Ähm,...ja,....gute Frage,.... weiß ich auch nicht!"
Auch auf die Frage, warum sie denn nicht einfach einen Pfandeinsatz für die Flasche verlangen würden,....sowie ungefähr 99% der restlichen Welt,....groooooße Augen,....nö, nicht möglich. ....also zogen wir ohne Bier von Tannen. Lachend und kopfschüttelnd.
Diese Verkaufsstrategie revolutioniert ja irgendwie das Partywesen. Man stell sich das mal vor,....ein schöner Freitag Abend in Salta,....es ist warm,....die Sonne scheint,... man lädt einige Freunde zu einem Grillabend ein.... muss da dann jeder Gast sein Leergut mitbringen oder sogar schon einen Tag vorher beim Gastgeber vorbeibringen? Und auch da die Frage,...wo haben die dann ihre Eintauschflasche her? Marius den ich Wochen später in Santiago traf hatte ein ähnliches Erlebnis als er eine Coca Cola Glasflaschen kaufen wollte.
...wir kamen dann aber schließlich doch zu unserem Bier,...denn der kleine Shop um die Ecke ist so schlau und verlangt einfach Pfand,....naja,...auch eine Art dem Kreislersterben entgegenzuwirken.
Ich verließ also recht schnell Salta wieder und fuhr mit dem Nachtbus nach La Rioja auf halbem Weg nach Cordoba. Dort wollte ich eigentlich die naheliegenden Nationalparks besuchen,....als ich ankam war es allerdings bewölkt und so kaufte ich mir noch für den gleichen Abend ein Ticket nach Cordoba. "Gut!" dacht ich mir,...."Verbringst den Tag in La Rioja,...schaust dir alles an,...hängst ein bisschen in der Stadt herum"...... Um ca. 11 Uhr hatte es dann schon rund 38 Grad. Ab 12 Uhr war alles geschlossen,...Museen, Kirchen, Shops.
La Rioja ist ja ganz nett, aber zwischen 12 Uhr und 19 Uhr ist die Stadt wie ausgestorben,....und ich meine jetzt nicht, dass halt alles ein bisschen ruhiger zugeht,...die Leute auf der Straße und in den Parks rumhängen,....einige Shops Getränke oder Ähnliches verkaufen,....nein,... AUSGESTORBEN. Streift man nachmittags durch die Straßen hat das was von einem hollywoodfilmmäßigem postapokalyptischem Szenario. 28 Tage nachdem irgendeine Supervirus die Bevölkerung ausgerottet hat,... die die überlebt haben fristen ihr Dasein als apokalyptische menschenfressende Mutanten,..... man wartet richtig darauf von so einem Mutantenmob durch die leeren Straßen La Riojas gejagt zu werden.
Und so wanderte ich als "einziger Überlebender" wie Will Smith in "I am Legend" durch die leergefegten Straßen von La Rioja. Schließlich fand ich das wohl einzige geöffnete "Restaurant",....da die Temperaturen schon richtig unerträglich waren betrat ich das gut gekühlte Lokal. Der Kellner erzählte mir dann auch gleich, dass es in La Rioja immer so ruhig am Nachmittag sei,...wegen der Hitze. Den Tag zuvor hatte es 45 Grad,.....den Tag davor 50 Grad!!!,.....nein nicht Fahrenheit - CELSIUS. Na, dass da nichts abgeht ist verständlich. Ich war auch recht froh, dass ich meine Pläne die Nationalparks zu besuchen aufgegeben hatte,.... 50 Grad in einem trockenen sandigen Tal in der Umgebung von La Rioja,....reizt mich jetzt nicht so,....so schön kann die Landschaft dort garnicht sein, als dass ich mir diese Hitze antu. Nach einem ereignislosen Tag nahm ich schließlich den Nachtbus nach Cordoba.
Cordoba selbst gefiel mir richtig gut, weswegen ich gleich mal länger blieb. Ein nettes Zentrum,... große Straßen,...sehr europäisch, aber das kannte ich ja schon ein wenig von Chile.
An einem Nachmittag hieß es im Hostel, dass man ja geschlossen zum Fluss baden "gehen" könne. Franziska, die ich im Hostel kennengelernt hatte, und ich schlossen uns der Gruppe an,.... ich war da noch fest der Überzeugung, dass wir runter zu einem Fluss in Cordoba, vielleicht 15 Minuten vom Hostel entfernt, gehen würden. Nein wir nahmen einen Kleinbus. Na gut dann also in die Randgebiete von Cordoba,...soll mir recht sein.
Wieder einmal wurde ich von den Entfernungen in Südamerika eingeholt. Eineinhalb Stunden Busfahrt in ein "nahegelegenes" Dorf namens Tanti. 1,5 Stunden!,....wenn wir zu Hause schwimmen gehen liegt das Bad oder der See um die Ecke,.... 1,5 Stunden und ich bin in Ungarn oder ich bin halb durch Österreich durch,....verdammt das is ja alles sooooooo groß hier.
Tags darauf stand dann aber wieder mal Geschichte am Programm. Mit einem Minibus ging es nach Alta Gracia. Ein kleines verschlafenes Nest, welches seine Bekanntheit dem Südamerika-Revolutionär Nr#1 verdankt..... Ernesto Che Guevara!
Che Guevara wurde 1928 im Argentinischen Rosario als Sohn von gutbürgerlichen Eltern geboren. Da Che von Kindertagen an Asthma litt zogen die Eltern mit dem 3 jährigen im Jahr 1932 auf ärztlichen Rat ins klimatisch trockenere Alta Gracia, wo er auch seine Jugend verbrachte. Das Wohnhaus in Alta Gracia ist heutzutage ein Museum. In den Räumen wird chronologisch das Leben von Che Guevara gezeigt. Man sieht dabei das Kinderzimmer mit einigen persönlichen Dingen des Jungen Che,... daneben das Fahrrad mit dem er seine erste Argentinienrundreise startete.
Che unterbrach sein Medizinstudium mehrmals um mit dem Motorrad Südamerika zu erkunden. Als 23-jähriger brach er 1951 mit seinem Freund Alberto Granado zu seiner ersten Südamerikarundtour auf. Diese Reise wurde 2004 unter dem Namen "The Motorcycle Diaries" preisgekrönt verfilmt. Der junge Che dachte bei Beginn seiner Reise, dass die soziale und gesellschaftliche Situation in Südamerika durchwegs mit der Argentiniens vergleichbar sei. Auf seiner Reise wurde er sich aber angesichts des Elends der Landbevölkerung und der großen sozialen Gegensätze bewusst, welche Ausnahme sein Wohlstand darstellte. Er schrieb auch in seinem Reisetagebuch, dass ihn die Reise stärker als er glaubte verändert hat.
Nach seiner Rückkehr schloss er sein Medizinstudium mit Fachgebiet Chirurgie ab. 1953 startete er seine zweite große Reise die ihn über Bolivien, Peru, Ecuador, Guatemala, Panama schließlich nach Costa Rica führte.
Dort lernte er mehrere Kubaner kennen - Überlebende eines Misslungenen Putschversuchs gegen den Diktator Fulgencio Batista - unter ihnen auch Fidel und Raul Castro. Zu dieser Zeit begannen auch seine Verehrung für Stalin und seine revolutionären Gedanken "nicht eher zu ruhen, bis diese kapitalistischen Kraken vernichtet sind"
In Guatemala lernte er seine spätere Ehefrau Hilda Gadea kennen, die ihm Grundlagen des Marxismus näher brachte und Kontakte zu Mitgliedern der linken Regierung herstellte. 1954 erlebte er den von der CIA organisierten Putsch gegen den linkspolitischen Präsidenten Arbenz Guzman (zum Schutz wirtschaftlicher Interessen US amerikanischer Firmen).
1954 bis 1956 verbrachte Che in Mexiko, lernte Exilkubaner näher kennen (darunter auch Castro) und erhielt schließlich eine militärische Ausbildung in einem Rebellenlager in Mexiko. Seine Rolle war jedoch zu dieser Zeit eher auf ärztliche Tätigkeiten beschränkt. Das Lager wurde von der Polizei ausgehoben und Che erst nach 2 Monaten aus der Haft entlassen.
Im November 1956 setzte er mit 86 Rebellen nach Kuba über. Bereits bei den ersten Kämpfen wurde der Großteil der Rebellen getötet. Daraufhin begann ein Guerillakampf in dem sich die Rolle des Arztes Che schnell zu einer aktiveren Rolle hin änderte. Die Rebellen wurden teilweise von der Bevölkerung mit Waffen und Medikamenten unterstützt. Che Guevaras Einsatz und taktisches Geschick ließen ihn recht schnell zu einer militärischen Instanz werden. Gegenüber mutmaßlichen Deserteuren griff er dabei hart durch und schreckte auch nicht davor zurück, Todesurteile selbst zu vollstrecken. Nach 2 Jahren des Guerillakampfes floh im Januar 1959 der kubanische Diktator Batista schließlich aus Kuba und Castros Rebellen übernahmen die Macht. Am 9. Februar 1959 wurde Guevara zum "geborenen kubanischen Staatsbürger" ernannt. Bis 1965 war Guevara ein richtig hohes Tier auf Kuba,...nähere Ausführungen würden jetzt aber den Rahmen sprengen.
In den Folgejahren versuchte Che im Kongo und in Bolivien Revolutionen nach kubanischem Vorbild durchzusetzen,...seine Bemühungen scheiterten jedoch.
Am 9. Oktober 1967 wurde Ernesto Che Guevara in La Higuera auf Weisung des bolivianischen Präsidenten ohne vorherige Gerichtsverhandlung exekutiert. Der Tod im Namen einer revolutionären Bewegung machte ihn zu einem Märtyrer linker Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen weltweit. Das berühmte Foto von Che mit dem Namen Guerrillero Heroico (Link anklicken) (Der heldenhafte Guerilla), welches ihn mit starkem Kontrast mit Barett und einem roten Stern zeigt, wurde vom kubanischen Fotografen Alberto Korda bei einem Staatsbegräbnis (5. März 1960) aufgenommene und wurde anschließend bei vielen Demonstrationen und Studentenbewegungen verwendet. Es ist wohl das bekannteste Abbild von Che Guevara weltweit.
Das Museum zeigt interessante Fotos,...gibt ein wenig Einblick in das Leben des Ernesto Guevara,...wirft für mich aber auch die Frage auf: Wie konnte aus einem sympathisch wirkenden Medizinstudent ein Revolutionär werden. Ein skrupelloser, brutaler Revolutionär. Guevara wurde Folter und Ermordung hunderter kubanischer Häftlinge, der Mord an Kleinbauern im Operationsbereich seiner Guerillatruppen sowie später Freude an der Exekution von Gegnern und die Einrichtung der ersten Arbeitslagers auf Kuba vorgeworfen. Es wurde zB ein Schreiben an die Organización de Solidaridad de los Pueblos de África, Asia y América Latina bekannt in dem er mahnt, sich als Guerilla im Kampf von "unbeugsamem Hass" antreiben zu lassen, um eine "effektive, gewaltsame, selektive und kalte Tötungsmaschine" darzustellen.
Antworten auf die Frage wie ein Medizinstudent aus gutem bürgerlichen Haus zu so jemandem werden konnte gibt das Museum nicht, aber für mich persönlich liegt die Wesensveränderung und seine Sympathie zum Marxismus und Kommunismus in den Erfahrungen während seiner Reise.
Das Museum ist jedenfalls ein Besuch wert.
In Alta Gracia schauten wir uns dann noch das weniger beeindruckende Kloster an ehe es mit dem Bus zurück nach Cordoba ging. Dort angekommen verabschiedeten wir uns von Brian (mit dem ich in San Pedro das Valle de la Luna besucht hatte und den ich in Cordoba wiedergetroffen hatte). Franziska und ich nahmen aber gleich den nächsten Bus zum abendlichen Folklorefestival in Jesus Maria. Von der Musik haben wir nicht viel mitbekommen, denn wir hielten uns den ganzen Abend im Festbereich rund ums Stadion (in dem die Musik spielte) auf. Dort genossen wir dann wiedermal die hier üblich stark gemischten Alkoholischen Getränke. 800 ml Caipirina um knapp 5 Euro,..... meine Erinnerungen an diesen Abend sind aus diesem Grund etwas,...na sagen wir,..wage ...aber ich glaube wir hatten Spass
Am 17. Jänner nahm ich dann schließlich den nächsten Nachtbus,....12 Stunden nach Mendoza im Westen Argentiniens gelegen.
Mendoza ist sowas wie das Mekka der Weinliebhaber,...somit ein Muss für mich. Ich nahm mir ein Bett in dem von Brian (der ja schon einige Tage zuvor hier ankam, nachdem wir ihn in Cordoba verabschiedet hatten) empfohlenen Hostel Mendoza Lodging. Der Besitzer Gustavo ist sowas von nett und grinst einen immer an, wenn man an ihm vorbeikommt. Leider spricht er einen derartig schwer zu verstehenden argentinischen Dialekt, dass das was er während er einen angrinst sagt, kaum zu verstehen ist......ich beschränkte mich daher aufs zurückgrinsen.
Mendoza ist eine wunderschöne Stadt,... sämtliche Straßen in der Stadt sind von Bäumen gesäumt,.... der Park der Stadt riiiiiiesengroß. Am zweiten Tag machte ich dann dass warum ich hier war. Mit einem Lokalbus ging's ein bisschen raus aus der Stadt zu den Weinanbaugebieten rund um Mendoza. Dort leiht man sich um wenig Geld bei Mr. Hugo ein Fahrrad und fährt von Weinkeller zu Weinkeller,...wenn man sein Fahrrad zurückbringt, bekommt man bis spät abends Gratiswein - Mr. Hugos Hauswein,.... nicht gut aber er wirkt .
Schnell fand sich eine Gruppe zusammen die den Nachmittag über einige Weingärten abklapperte und die wundervollen Weine der Gegend verkostete. Das man je länger der Nachmittag voranschreitet dabei nicht mehr ganz nüchtern mit dem Fahrrad fährt interessiert die Polizei hier recht wenig,...die sind sogar behilflich wenn man den Weg zum nächsten Weingarten nicht findet Naja,....Argentinien ist eben anders,...bei uns hätten wir vermutlich alle unsere Führerscheine verloren und saftig Strafe bezahlt. Der Tag war wirklich lustig und die Weine sehr zu empfehlen (außer Mr. Hugos Hauswein ). Leider hatte mein Fahrrad auf dem Rückweg einen Platten,...so fuhr ich am Gepäckträger eines Verkostungskumpanen mit,... in den Filme sieht das ja immer so lustig und fröhlich aus,... ist es nicht,...für Wirbelsäule und Hinterteil sind Gepäckträger und Schlaglöcher eine schmerzhafte Kombination.
Die restlichen Tage verbrachte ich mit herumwandern in der Stadt,.... Leute beobachten,... Steaks essen (Bife de Chorizo,...350 g,....3 EUR,....der Hammer,....noch nie so ein gutes Steak gehabt),....und natürlich Weintrinken.
Am vorletzten Tag ging ich dann in den Park,.......
Nun kommt eine Story über die ich mich selbst so ärgere und die meine Intelligenz wirklich in Frage stellt. Monate zuvor hatten mich Reisende davor gewarnt,...
In Mendoza gibt es einen Belgier, der aber gar kein Belgier ist sondern ein blonder Argentinier, der aber belgisch spricht,...so richtig schön mit belgischem Akzent. Ich wurde gewarnt,...der Typ schleicht um den Busbahnhof herum und erzählt Leuten dass er gerade ausgeraubt wurde,...ohne Gepäck,...ohne Pass,...ohne Geld,....in Mendoza gestrandet. Er zieht einem so einige Pesos aus der Tasche.
"Tsss!" dacht ich mir,....da muss man schon ganz schön dämlich sein, dass man darauf reinfällt,...da muss man schon ein dummer Touri sein.... mir passiert das nicht! Ich verdrängte diese Information dann wieder,....denn mir passiert sowas ja nicht.
Ich ging also in den Park (NICHT zum Busbahnhof) und wurde von einem Belgier angesprochen (aber eben auf Deutsch),.....er habe als Jugendlicher 2 Jahre in Stuttgart gelebt,....wie spät es sei,....ob ich ein Hostel habe. Klar!....ich gab ihm gleich mal die Adresse zu meinem Hostel. Der Typ wirkte total aufgelöst,...schwitzte,....rote Augen,....zitterte leicht. Er verabschiedete sich von mir.
5 Minuten später hechtete er mir hinterher,.....ob ich wisse ob in meinem Hostel Belgier sein,.... ob der Hostelbesitzer nett sei,.....Klar! Gustavo is echt nett!,.....er verabschiedete sich wieder,.....jedoch diesmal mit den Worten "Hey,...aber pass hier gut auf,...Tschüss!",..
..ich fragte ihn "Wieso aufpassen,...hab nichts schlechtes über Mendoza gehört,...is doch sicher hier",....daraufhin er,...also auf mein Nachfragen hin....
"Ich bin gestern am Busbahnhof ausgeraubt worden,.... geh da so,... ein Typ fragt mich nach einer Zigarette,... und als ich mich umdrehe bedroht er mich mit nem Messer,..... ich war zwar bei der Polizei und auch beim Konsulat, denn mein Pass und mein Geld sind weg,.... aber der Konsul ist grad in Buenos Aires und kommt erst Montag wieder,.... die Hostels lassen mich nicht rein,....klar, hab kein Geld, keinen Ausweis und kein Gepäck,....glauben mir nicht dass ich ein Tourist bin..... eigentlich hätte ich übermorgen meinen Rückflug von Santiago aus,...aber ohne Pass komm ich nicht über die Grenze,.....deswegen muss ich jetzt zur Botschaft in Buenos Aires,.....ich muss irgendwie zu einem Busticket nach Buenos Aires kommen,.....aber meine Kreditkarten sind gesperrt und um ein Ticket zu buchen muss man einen Ausweis haben,....hab schon mit meinem Vater in Belgien telefoniert,...der überweist mir Geld mit Western Union,.... aber ich hab keine Ahnung wo ich diese Nacht über bleiben soll"......
"Arme Sau!" dacht ich mir.....und gab ihm meine letzten 20 Pesos (nach denen er nicht mal gefragt hatte).
Er schaue jetzt noch zu meinem Hostel,...wenn der dort so nett sei, vielleicht lasse er ihn ja rein,...man sehe sich später. Zitternd und total verwirrt verabschiedete er sich,...tausend mal bedankend und entschuldigend dass er mich damit jetzt genervt habe.....
Als ich wegging klopfte irgendetwas in meinem Hinterkopf......
"OH MEIN GOTT,....ICH BIN SO EIN VERDAMMTER IDIOT".....ich schlug mein kleines Notizbuch auf,....blätterte,.... "Mendoza - Achtung vor Belgier am Busbahnhof, erzählt er sei überfallen worden!"............."VERDAMMT!"
Ich könnte jetzt sagen ich war müde, wetterfühlig oder hatte Kreislaufprobleme,.....nö,...ich war einfach nur dumm
Ich traf im Hostel dann einen Deutschen dem 2 Stunden danach, dass exakt gleiche passiert war. Wir lachten dann aber darüber und meinten, dass wir für dieses Geld schon schlechtere Filme gesehen hätten und sahen es somit als "kleine Gage" für ganz großes Kino!
Ich mein,...der hatte das ja richtig genial gemacht. Punkt eins...er sprach nicht belgisch sondern deutsch,....Punkt zwei,...er sah wirklich nervös, ängstlich, aufgelöst aus,..........Punkt drei,... er fragte mich nie nach Geld, verabschiedete sich zweimal von mir und erzählte mir die Story erst auf meine Frage hin,....Punkt vier,..... Ich bin ein leichtgläubiger Idiot
Naja,....wiedermal um eine Erfahrung reicher
Am nächsten Tag (Sonntag) nahm ich schließlich den Bus nach Santiago de Chile. Von einer eeeelendslangen Busfahrt mit erneutem "Spaß" beim Grenzübertritt, meinem Aufenthalt in Santiago, dem besten Museum in Südamerika bisher, Valparaiso einer Stadt voller Graffitis und den Stränden von Vina del Mar und Renaca aber das nächste Mal.
Liebe Grüße
Euer Matthias
Aufbruch: | 15.06.2011 |
Dauer: | 24 Monate |
Heimkehr: | Juni 2013 |
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