Bis nach Südamerika und noch viel weiter.... :-)
Ecuador:: Quito - die letzten Tage & Mindo
Samstag, 9. Juli 2011
Wie schon erwähnt hat mich mein Cotopaxiabenteuer komplett niedergestreckt und so blieb ich mit Fieber und Muskelschmerzen für einen Tag im Bett,....und welcher Tag war das wohl? Ja, genau, ein Jahr kaum krank und an meinem Geburtstag (5.7.) lieg ich im Bett anstatt bis in die Morgenstunden zu tanzen und Canelazo zu trinken. Und auch Freitags (8.7.) gabs kein Weggehen, da wir Samstag früh raus mussten um den Bus nach Mindo zu erreichen (2,5 Stunden Busfahrt um 2,5 Dollar,.....klingt fair ). Um ca. 11 Uhr kamen wir Samstagvormittag im kleinen sehr touristischen Adventure-Dorf Mindo an. Schnell die Rückfahrkarte für die letzmögliche Zeit um 17 Uhr gelöst, denn die Tickets sind schneller weg als Karten fürs U2 Konzert, wurden wir auch schon von einem Tourveranstalter angequatscht. Ich bin bei diesen Tourveranstaltern ja normalerweise eher skeptisch. Caro (aus Quito) scheint da nicht so ein Problem zu haben und klärte mit besagtem Veranstalter mal schnell auf mir unverständlichem Spanisch wie und wo und was und um wie viel. Minuten später fand ich mich auf der Ladefläche eines Pickups wieder. Und so ging es über Lehmstraßen mit einigen unangenehmen Schlaglöchern in Richtung unserer ersten Destination - Canopy. Bereits bei unserer Ankunft am Busbahnhof kam uns unser am Tag zuvor angereister Hostalmitbewohner Dennis entgegen. Dennis, normalerweise ein eher ruhigerer und nicht so verhaltensauffälliger Typ wie ich, sprang sichtlich unter Adrenalinüberdosis wie ein Gummiball vor uns herum "Canopyyy,...soooo geil,....müsst ihr unbedingt machen,....es ist der Waahahhahansinn!!! "
Vielleicht kurz zur Erklärung,....bei Canopy sind Stahlseile quer durch den Nebelwald gespannt. In einem Sitzgurt steckend hakt man sich mit einer speziellen Rolle im Seil ein, stößt sich ab und gleitet einige hundert Meter zig Meter über den Baumkronen der in den darunter liegenden Tälern befindlichen Bäume mit einem ordentlichem Speed dahin. Während das erste der insgesamt dreizehn Seile noch kurz ist und eher einem Kindergeburtstag gleicht, weisen spätere Seile entweder hohe Geschwindigkeiten oder enorme Höhe oder beides auf. Das Gefühl so frei über den Baumkronen zu schweben ist fantastisch und macht unheimlich viel Spass. Man bekommt einen Adrenalinschub, aber es ist auch nichts wovor man Schiss haben muss. Um Dennis zu zitieren ",....es ist der Waahahhahansinn!!!" Und so sausten wir kurze Zeit später für 13 Dollar mit Karacho über 13 gespannte Seile, die Baumkronen von Mindo zu unseren Füßen. Es gibt übrigens auch eine verkürzte Canopystrecke mit nur 10 Seilen,.....aber wer gibt schon Analogkäse auf die Pizza, wenn er Mozzarella haben kann? Nein, nein! As much as possible!
Wem das Alles noch zu seicht scheint, dem bieten die zwei Guides, die einen auf dieser Tour begleiten, zwei weitere Alternativen an sich ins Seil zu hängen während man eine Schlucht überquert. Mariposa (Schmetterling) und Superman! Da ich mir für meine Reise geschworen habe, so viel wie möglich, wenn nicht sogar alles auszuprobieren (außer Bunji und Falschirmsprung, puhhh!,....beinahe hättet ihr mich gehabt ), hab ich beide Figuren ausprobiert,....und ES WAR DER HAMMER Zuerst versuchte ich den Schmetterling,....dabei hängt man zunächst mit dem Rücken zur Fahrtrichtung,....danach hebt einem der Guide die Beine soweit an, bis man kopfüber mit Blick in Fahrtrichtung am Seil baumelt. Josi hat das gleich mal als Erste vorgezeigt und so konnte ich natürlich auch nicht kneifen.
Normalerweise sollte man die Arme nach unten wegstrecken (siehe Foto von Josi),....da jedoch mein Sitzgurt eine komische Dehnung aufwies, es zu dieser Tageszeit eine unnatürliche Luftfeuchtigkeit gab,....ähhhh,....der Merkur im dritten Haus stand und der Vorname unseres zweiten Guides mit einem "S" anfing, was nie ein gutes Zeichen ist,....ääähmmm,.....hab ich die Arme verständlicherweise nicht weggestreckt, sondern mich selbstbewusst und mutig an meinen Gurt festge.......?!?,.....ach wem mach ich hier was vor,.....ok, ich war zu feig loszulassen, hab mich an meinen Sitzgurt geklammert und gewimmert wie ein kleines Mädchen als der Guide meinte ich soll endlich loslassen,...........und?,........zufrieden?
(halber) Mariposa,.....wenn man die Arme nicht wegstreckt sieht es weniger nach Schmetterling sondern vielmehr nach "Betrunkenem Koala" aus
Aber schon diese Kopf-über-Erfahrung lies mich auf der anderen Seite der Schlucht johlend und vor lauter Adrenalin zitternd ankommen. Nach dieser Erfahrung war mir klar, auch Superman muss daran glauben. Und so bat ich unseren Guide beim letzen und seeeehr langen und seeeehr schnellen und seeeehr hohen Kabel darum mit mir den Superman zu machen. Schnell war der Befestigungsgurt an meinem Rücken montiert und ich im Seil eingehakt. Der Guide fährt hinter einem zugleich los und hält die Beine hoch, dass diese nicht wie bei einer Marionette runterbaumeln, sondern eben gestreckt wegstehen,...wie bei Superman.
Als ich da so am Rücken eingehakt vor unserem Start meine Hände betrachtete, viel mir auf, dass ich mich diesmal nirgends festkrallen konnte. Gerade fertig gedacht hing ich auch schon mit voller Fahrt und Blick nach unten über den Bäumen,...die seeeeeehr weit entfernt schienen. Ich glaube erstmals seit längerer Zeit war ich wirklich sprachlos (ja, ich weiß,...einige von euch hätten diesen Moment eben mal gerne miterlebt ).....ab der Hälfte der Strecke schoss dann das Adrenalin in den Kopf und ich konnte nur noch schreien "Wuuuuhhuuuuuuu!!!! Yeaaaahhhhh!!!!",....ich weiß, Superman hat nie geschrien, aber ich bin mir fast sicher er hätte gerne ab und zu mal ein "Wuhuuu!" rausgelassen, dass hätte aber die ganzen Schurken gewarnt .
Nach diesem mehr als genialen Trip wurden wir mit unserem Pickup zur Mindo Mariposafarm gebracht. 5 Dollar Eintritt, im Nachhinein betrachtet vielleicht ein wenig hoch angesetzt, zahlt sich ein Besuch aber dennoch aus. In einer Art Glashaus werden Schmetterlinge gezüchtet. Und so sieht man die dicken fetten Raupen, die Kokons, gerade geschlüpfte und schon ausgewachsene Schmetterlinge. Und wenn ich hier von Schmetterlingen spreche, meine ich nicht unseren kleinen Zitronenfalter sondern richtig große Brummer. Keine Ahnung wie die heißen, Fakt ist jedoch, dass die ungefähr Handflächengröße haben und wenn man seinen Finger mit Banane beschmiert sich diese Riesenflattermänner auf den Finger setzen.
Daneben gabs auch noch kleinere in zig verschiedenen Farben leuchtende Schmetterlinge,....aber der Besuch lohnt sich schon alleine wegen den großen Dingern.
Wenn die großen Brummer übrigens still sitzen, zeigen ihre Flügel einerseits ein großes Auge und andererseits an der Unterseite die Form und das Aussehen eines Schlangenkopfes (siehe Beweisfoto).
Beim Rausgehen aus der Schmetterlingsfarm fielen uns dann in den Bäumen und Büschen hängende Futterbehälter auf,.......diese locken Kolibris an,.....ich hab auch einige gesehen,....aber selbst der Sport-super-trouper-schnell-shot-Modus meiner Kamera konnte kein ordentliches Foto schießen,....die sind ja sowas von flink diese Biester .
Gegenüber der Schmetterlingsfarm sahen und hören wir schon den Wildwasserfluss,....und Minuten später starteten wir auch schon unser letztes Highlight für diesen Tag "Tubing". Ungefähr sieben LKW-Autoreifen (also der aufgeblasenen Innenschlauch) werden hierbei mit Seilen verzurrt,.....jeder setzt sich auf einen Reifen und dann lässt sich die gesamte Gruppe den Wildwasserbach hinunter - Ähnlich wie Rafting, nur halt ohne Paddel und auf Autoreifen. Ich brauche jetzt vermutlich nicht dazusagen, dass in dieser Form so etwas in Europa vermutlich nicht möglich wäre,.....auch die Guides haben echt einen schweren und meines Erachtens nicht ungefährlichen Job,...denn sie sind quasi die fehlenden Paddeln. Halb im Wasser hängend steuern sie bei Höchstgeschwindigkeiten mit ihren Beinen das Reifenknäuel in dem sie sich unter Wasser gegen auftauchende Felsen stemmen,.....das dies wohl nicht das gesündeste für Knie, Schienbein und Knöchel zu sein scheint, sei hier kurz erwähnt. Großer Respekt den Guides,....war eine Supertour.
Noch kurz im Fluß gebadet, im Dorf was gegessen, die erste Halbzeit vom Südamerika-Cup-Spiel "Venezuela vs. Ecuador" angeschaut (btw Ecuador hat mit 1:0 verloren und Uruguay hat sich am Ende den Titel geholt), mit den Einheimischen kurz "Vamos Ecuatorianos, esta tarde tenemos gue ganar" gesungen und schon saßen wir nach einem mehr als aufregenden Tag wieder im Bus Richtung Quito. Ursprünglich wollten wir ja 2 Tage bleiben, haben uns dann aber doch entschlossen am Sonntag endlich Quitos Basilika zu besuchen - samt Besteigung der Glockentürme.
Sonntag, 10. Juli 2011
Sonntag ging's dann also Richtung Basilika von Quito. Auf dem Weg dorthin schauten wir noch im Parque el Ejido vorbei, ein großer und sehr netter Park nahe der Altstadt von Quito. Da es Sonntag war tummelte sich halb Quito in diesem Park,....Wir mengten uns gleich mal unters Volk, aßen frische saftige Orangen und kauften diversen Krims-Krams bei den zahlreichen Verkaufsständen. Das ist hier wie am türkischen Bazar,... man muss handeln. "Cuanto cuesta?" "15 Dolares" "No, Senora! 15?, por que?,..maximo 10" "No, Senor 12",....und dann geht man Kopfschüttelnd weiter und bekommts am Ende um 8 Dollar .
Am Ende langten wir aber doch bei der Basílica del Voto Nacional an. Die Basilica im romanischen Stil (was auch immer das heißen mag , denn mit den Baustilen kenn ich mich nicht wirklich aus) wurde ab 1892 gebaut. Der Hauptteil wurde bis 1909 fertiggestellt, aber wie die Sagrada Familia in Barcelona wurde auch diese Kirche nie vollends fertiggebaut. Lokale Legenden besagen, dass sobald die Basilika fertiggestellt ist, das Ende der Welt da ist. Es ist also im öffentlichen Interesse die Basilika nicht fertigzustellen, denn das "Ende der Welt" hört sich nicht so toll und gemütlich an und hätte vermutlich auch negative Auswirkungen auf den Fremdenverkehr.
Die Basilika misst 140 x 35 Meter und besitzt zwei 115 Meter hohe Türme von deren Spitze man eine wundervolle Sicht über Quito hat. Für zwei Dollar darf man dann auch auf die die zwei Türme raufklettern, auf einem wackligen Holzsteg über das Mittelschiff gehen und einen anderen kleineren Turm erklimmen,.......und das taten wir dann auch.
....nicht entdeckt? und nun in der Vergrößerung?,.....Fehler gefunden?........jaja, die Uhrzeit ist hier nicht sooo wichtig
11. bis 18. Juli
Am nächsten Tag brachen dann auch schon meine letzten Tage in Quito an, denn am 19. Juli sollte es endlich auf die Galapagos Inseln gehen. Auch Josi (am 17. Juli) und Dennis (am 18. Juli) würden in einigen Tagen Quito in Richtung Galapagos verlassen und so entschlossen wir uns ein vorerst letztes Mal gemeinsam Mittwochabend in unseren Lieblingsclub "The Attic" zu gehen. Aber nachdem es einige Tage geregnet hatte und ich noch immer nicht ganz gesund war, verbrachte ich Mittwochabend mit Aspirin im Bett,......toll, wieder nix mit Weggehen! Somit war für mich aber klar,....gesund werden und am Wochenende Versuch Nummer 2.
Und tatsächlich schafften wir es dann Freitagabend auszugehen. Als wir allerdings beim "Attic" ankamen, sperrten die gerade zu,...?!?!,.....also weiter zur nächsten Bar,....die sperrte aber auch gerade zu,...?!?! Es stellte sich nach einigen Minuten heraus, dass die Polizei Großrazzia machte und in allen Lokalen die notwendigen Papiere und Aufzeichnungen checkte. Da in Ecuador, dass mit Zulassungen, Lizenzen und ähnlichen Papieren nicht so genau genommen wird, konnten die meisten Lokalbesitzer Selbige natürlich nicht vorweisen. Ein Ecuadorianer erzählte uns dann, dass die Lokalbesitzer entweder der Polizei was zahlten (ob das jetzt Strafen oder Bestechungsgelder waren, konnte er uns aber nicht genau sagen) oder die Polizei den Laden dicht machte. Am nächsten Morgen sahen wir auch bei einem Club die Türen mit einem großen Aufkleber polizeilich versiegelt,....man kennt das normalerweise nur aus den CSI Serien, wenn irgendeine versiffte Wohnung in der ein noch versiffterer Drogendealer abgemurkst wurde von Horatio Cane mit einem Aufkleber versiegelt wird.
Als wir also durch Mariscal gingen (=Partyzone, von den Einheimischen "Gringolandia" genannt) sahen wir das ein Club nach dem anderen für diesen Abend zu machte,....na toll wieder nix mit Weggehen,...langsam reicht's mir. Auch das Pacha Quito machte die Vordertüren zu. Als wir dann leicht ratlos neben dem Pacha so dastanden und überlegten wo man noch hingehen könnte, ging plötzlich ein Garagentor auf. Ein Türsteher vom Pacha winkte uns und dem restlichen Partyvolk hektisch zu, schnell hinter das Garagentor zu kommen,...dass taten wir auch und schon schloss sich das Tor wieder. Der Vorgang wiederholte sich dann alle 5 Minuten. Tor auf - Leute rein - Tor zu. Der Besitzer vom Pacha, nix blöd, machte nämlich folgendes. Leute vorne aus dem Lokal werfen, dass die Polizei sieht, dass der Laden dicht gemacht wird und über die Hintertüre die Leute wieder rein ins Lokal. Dass das jetzt nicht ganz legal war, brauch ich an dieser Stelle wohl nicht zu erwähnen. Weiters haben Clubs sowas um 2:30 Uhr Sperrstunde. Da im Pacha das nun aber alles etwas illegal ablief, blieb der Club die ganze Nacht geöffnet und so tanzten wir die ganze Nacht durch. Als wir dann schließlich den Club um 7 Uhr verließen, war es bereits hell (auch schon länger nicht mehr erlebt ) und so nahmen wir den Bus nach Hause.
Die letzten Tage in Quito verbrachte ich dann mit diversen Vorbereitungen für Galapagos und einigen Ausflügen in die Altstadt von Quito. Am Dienstag dem 19. Juli ging's dann aber endlich auf die Galapagos Inseln. Davon aber nächstes mal mehr.
Bis dahin
Saludos Matthias
Aufbruch: | 15.06.2011 |
Dauer: | 24 Monate |
Heimkehr: | Juni 2013 |
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