Bis nach Südamerika und noch viel weiter.... :-)
Bolivien: Titicaca & Copacabana
10.11. bis 13.11. 2011
Hola y bienvenido en Bolivia!
Ich kam also morgens um 4:30 Uhr in Puno (noch auf der peruanischen Seite) am Titicacasee an. Danach hieß es erst mal warten auf den Bus um 7:30...... 3 Stunden im Busterminal von Puno. Dreckig, stickig,... kein Ort an dem man gerne 3 Stunden seines Lebens verbringt,.....aber was soll man machen dacht ich mir. Es folgten Stunden psychischer Folter vom Feinsten . Wie überall in Südamerika werden Bustickets nicht still am Ticketschalter verkauft, wie das in anderen Ländern üblich ist. Wie schon früher mal erzählt rufen aufgeregt wirkende Bedienstete der einzelnen Busgesellschaften lautstark, hektisch und unverständlich die möglichen Destinationen in die Wartehalle. Sie begnügen sich dabei allerdings nicht damit die Orte einfach nur zu nennen, nein sie formen richtige Zungenbrecher aus den Reisezielen,......also sie hängen zB irgendwelche Silben an die Namen ran oder wiederholen in einer Endlosschleife die letzte Silbe des Städtenamen. So wird aus Copacabana.... "Coooopacabanabanabana!!!!" oder wenn der Bus mehrere Orte ansteuert "LlaveeeeeeYunguyoCopacopacopacabanananaLaPaaaaaaaz". Dieser südamerikanische "Flair" ist recht lustig wenn man nur rund 20 Minuten im Busterminal wartet. Nach drei Stunden in denen einem ein kleiner dicker Peruaner "Aaaaaarequipaquipaquipapapapa!!!!!! "(Anmk.: Arequipa) ins Ohr schreit, ist man kurz davor als amoklaufender Gringo mit einer abgesägten Schrotflinte den Terminal zu stürmen. Da ich keine Schrotflinte bei mir hatte und ich mein Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen wollte quälte ich mich dann aber doch zähneknirschend durch die Stunden des Wartens.
Der 7:30-Bus fuhr dann mit peruanischer Pünktlichkeit um 8 Uhr Richtung bolivianische Grenze ab. Immer am Ufer des Titicacasees entlang. Nachdem der See doch fünfzehnmal so groß wie der Bodensee ist dauerte das dann allerdings rund 1,5 Stunden bis man am anderen Ende des Sees angekommen ist.
An der Grenze wurden wir dann zur Erfüllung der Grenzformalitäten aus dem Bus geworfen. Schnell mal einige Dollar in Bolivianos gewechselt ging es zum Stempeln......
Grenzübertritte sind ja meist mit Warten und bürokratischem Schnickschnack verbunden,... dennoch wunderte ich mich auch an dieser Grenze wiedermal über die Effizienz mit der die Grenzbeamten hier arbeiten,... bzw deren Fehlen. Bis man da über der Grenze ist, kann sich aufgrund der bolivianischen Putschhäufigkeit in Bolivien schon zweimal die Regierungsform geändert haben .
Zunächst muss man mit seinem weißen Migrationszettel den man bei der Einreise in Peru erhalten hat in ein kleines Polizeihäuschen gehen. Darin sitzt ein unmotivierter Grenzbeamter samt Kollegen (der aber nicht arbeitet),.... dann heißt es ..... warten,.... anstellen,.... warten,... Stempel abholen. Dieser Stempel ist TOTAL WICHTIG und bedeutet so viel wie "Der Tourist will das Land verlassen"...ah, echt? Danach geht man ins Nebengebäude,...hier drei unmotivierte Grenzbeamte,... einer arbeitet,... zwei tun,... ähmm,... nichts,.... es heißt wieder..... warten,.... anstellen,... warten,... Stempel abholen. Dieser Stempel BESTÄTIGT nun den vorher mittels Stempel kundgetanen Wunsch das Land zu verlassen,.....dadurch ist man jetzt auch offiziell ausgereist (?!?!?).
Man schlendert dann über eine Brücke im Niemandsland zwischen Peru und Bolivien. In Bolivien,..... eine kleine unscheinbare Hütte, in der ein dicker verschwitzter Bolivianer und sein Kollege hinter einem grooooßen Schreibtisch sitzen (nicht extra zu erwähnen, dass nur einer von beiden arbeitet ),.... und es heißt warten,.... anstellen,... warten,... Migrationszettel in grün ausfüllen,... und dann mit dem Grenzbeamten über die Aufenthaltsgenehmigung streiten. Normal darf man 90 Tage in Bolivien verweilen,.....aus einem Grund der mir bis heute unklar ist, wollen die Grenzbeamten aber nur 30tägige Stempel vergeben,.....wollen sie Stempeltinte sparen?,...ich weiß es nicht! Nach fünfminütiger Diskussion ("Senor,...was soll ich mit 30 Tagen,....ich möchte doch das Land sehn,...") gab er mir dann allerdings doch, zwar mit verzwicktem Gesicht und etwas mürrisch, ein 60-Tages-Visum,.....
Danach wurden wir wieder in den Bus geworfen,.....die US Amerikaner fluchten über die 130 Dollar die sie bezahlen mussten (Anmerkung: die meisten Nationalitäten (zB Österreicher) müssen nichts zahlen ),......und 10 Minuten später betraten wir das idyllische Städtchen Copacabana am Titicacasee.
Der Titicacasee ist mit seinen 3.810 Höhenmetern der höchstgelegene See der Welt in dieser Größe,.... 15mal der Bodensee,.... 8.288 km²,... also knapp ein Zehntel der Fläche Österreichs. Wenn man da so am Strand steht, hat man eher das Gefühl am Meer zu stehen,...
Ich beschloss gleich am selben Tag mit der Fähre auf die Isla del Sol überzusetzen, die Insel auf welcher der Legende folgend der erste Inkakönig die Erde betrat. Mein Plan war, ein bis zwei Tage auf der Insel zu verweilen, ans Nordende der Insel zu wandern und danach zurück nach Copacabana zu schippern.
....15 Bolivianos und 2 Stunden später stand ich dann auch schon im "Hafen" vom südlichsten Örtchen auf der Sonneninsel - Yumani. Dort stürzten sich dann gleich mal an die 30 Kinder auf die ankommenden Touristen um sich als Hostelguide ein kleines Taschengeld dazu zu verdienen. "Tu necesitas un Hostal? Ey, Gringo? Need Hostal! ...."....Minuten später stapften dann alle Bootankömmlinge mit ihrem persönlichen Kinderguide den Berg hinauf.
Irgendwie erinnert die Isla del Sol anfangs an eine kleine Insel in der Adria oder der Ägäis. Der große Unterschied?... die Meereshöhe. Geht man auf einer Adriainsel gemütlich den Berg hoch, keucht man hier aufgrund der Höhe auf allen Vieren röchelnd dem Hostel 200 Meter höher entgegen. Alles über eine Inkatreppe,...... tsss,.... das diese Inkas überall Treppen hin bauen mussten... "Sind.....japs.....wir......keuch......schon......schnauf......daaaahhh??????"
Oben angekommen wird man dann allerdings mit einer Wahnsinnsausicht belohnt. Die Insel sieht noch immer wie eine schöne kleine Adriainsel aus, wie am Meer reicht der Blick über endlose Wassermassen bis zum Horizont. Aufgrund der Meereshöhe hängen allerdings sämtliche Wolken wesentlich tiefer,....und am Horizont sieht man den bolivianischen Küstenstreifen.....dahinter ragen die Cordillera Real mit sechs 6-Tausendergipfeln empor. Dieser Kontrast aus meeresähnlicher Wasserfläche, Küste und vergletscherter Sechstausender ist unbeschreiblich.
Als Unterkunft wählte ich das nette Inti Wasi Hostel,.... für 4 Euro genoss ich da ein Einzelzimmer mit Wahnsinnsaussicht auf den See. Im angeschlossenen "Restaurant" gab's abends dann eine riesige Portion leckeren frisch gefangenen Titicaca-Fisch um 2,5 Euro....Hammer!
Am nächsten Morgen ging's dann mit Federico und Nacho aus Argentinien in Richtung Norden der Insel,.... normalerweise eine kurze Wanderung von 2 Stunden benötigten wir aufgrund unserer Fotografiererei doch etwas länger .....hmmm.... .....3,5 Stunden.
Im Norden bei den alten Inkaruinen hüpften singende in weißen Stoff gehüllte Hippies in einem Kreis herum,..... die Körper teilweise komisch verbogen (scheinbar irgendeine Mischung aus Yoga und Beckenbodengymnastik)........ Andere murmelten unverständliche sich ständig wiederholende Phrasen vor sich hin und kreisten dabei wild ihren Kopf hin und her (in mir verschob sich bereits nur vom Zusehen der eine oder andere Halswirbel *knack*).....?!?!?.....
Wie sich rausstellte, handelte es sich um eine Gemeinschaftsmeditation,..... an diesem Tag war nämlich der 11.11.2011,...ein mystisches, spirituelles Datum,...... jedenfalls für die in weiße Schlabbermode gekleideten Hippies. Angeblich handelte es sich um eine weltweite Meditation an unterschiedlichsten Orten.
Ich verzichtete die netten Leute darauf aufmerksam zu machen, dass rein wissenschaftlich gesehen der 11.11.2011 nicht besonderes sei,..... nur so am Rande: der Julianische Kalender begann nicht mit dem 1. Jänner 0000 sondern mit dem 1.Jänner 0001 und hatte sowieso 11 Minuten Abweichung pro Jahr zum tatsächlichen Sonnenjahr, bei Einführung des gregorianischen Kalender folgte auf Donnerstag den 4. Oktober 1582, Freitag der 15. Oktober 1582 (also man ließ einfach mal so 10 Tage unter den Tisch fallen),....das nach wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Stern von Bethlehem korrigierte aktuelle Jahr im gregorianischen Kalender wäre das Jahr 2004, daneben schreiben wir das Jahr 5772 im jüdischen und das Jahr 1433 im islamischen Kalender,............. hmmmm.......... also ich hab keine Ahnung welcher Tag der 11.11.2011 tatsächlich war, aber er war genau so mystisch und spirituell wie ein Käsebrot
......aber die Hippies schienen mir sehr glücklich und so soll mir das recht sein
Nach Besichtigung der Nordspitze der Insel ging's dann ins nahegelegene Challapampa, wo ich eigentlich übernachten wollte um am nächsten Tag wieder in den Süden der Insel zurückzuwandern. Da aber Regen aufkam und die Aussicht in Yumani wesentlich besser ist, beschlossen die Argentinier und ich uns mit einigen andern Touristen ein Boot zu teilen, welches uns zurück nach Yumani brachte wo wir bis zum nächsten Morgen blieben.
Morgens ging's dann mit dem Fährboot zurück nach Copacabana. Auf der Fahrt dorthin machte ich einen unüberlegten folgenschweren Denkfehler. Mich gedanklich auf Meereshöhe wähnend dachte ich mir mein Körper könnte etwas Sonne zwecks der Farbe vertragen,......normal nicht besonders anfällig auf Sonnenbrand verzichtete ich für die kurze Überfahrt auf Sonnenschutzcreme........ hmmmm...... nicht gut! (Hummerröte und Blasenwerfende Haut *autsch* )..... naja, wenn Reiseführer davon sprechen man solle die Intensität der Sonne auf 3.800 Meter Seehöhe und die Wasserreflexion nicht unterschätzen sollte man dieser Empfehlung eher Folge leisten
Den folgenden Tag verbrachte ich bis zur Abfahrt Richtung La Paz in Copacabana,.... Nettes kleines Örtchen.... Morgens stieg ich den anstrengenden Weg hinauf zum Aussichtspunkt über der Stadt und genoss nochmals einen Wahnsinnsblick auf den Titicacasee. Zu Mittag ging's dann aber auch schon weiter Richtung La Paz,....davon aber nächstes Mal.
Euer Matthias
Aufbruch: | 15.06.2011 |
Dauer: | 24 Monate |
Heimkehr: | Juni 2013 |
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