Bis nach Südamerika und noch viel weiter.... :-)
Peru:: Ica & Huacachina & Nazca
04.10.2011 bis 08.10.2011
Hola y bienvenido!
Nach mittlerweile 5.014 Kilometern in ecuadorianischen und peruanischen Busen (errechnet mit Google Maps) kam ich am 4.10. in Ica an, einem Ort im peruanischen Küstengebiet, ca. 30 Kilometer vom Meer entfernt, rund 300 Kilometer südlich von Lima.
Der ganze Küstenstreifen Perus ist eine Wüste, oder sagen wir mal: Eine eher trockene Angelegenheit,....die dann weiter südlich in die Atacamawüste in Chile übergeht. Sand wohin das Auge reicht. Mitten in dieser Wüste nur rund 2 Kilometer von Ica entfernt befindet sich mitten zwischen den Dünen die Oase Huacachina. Hierher kommen fast alle Backpacker irgendwann einmal,....warum?,......man kann in den Dünen Sandbuggy fahren und sich mit einem Sandboard die Dünen hinunterwerfen.
Genau da wollte ich hin!
Als ich den Bus verließ umschwirrten mich wie immer eine Hand voll Taxifahrer die mich alle zur Oase bringen wollten. Aufgrund der Horrorstories die man so hinsichtlich Taxientführungen etc. hört, hab ich mir jedoch angewöhnt immer nur ein Taxi aus dem Verkehr zu wählen,....und noch dazu eines das zumindest offiziell aussieht. Vermieden werden jedenfalls normale Autos, die nicht mal eine Taxiaufschrift besitzen. Ein solcher "Taxi"-besitzer wollte mich auch zur Oase bringen und blieb unheimlich hartnäckig. "Senor,....8 Soles,.....ok,....6 Soles,.....ok,.....5 Soles....". Das ich in kein nicht offizielles Taxi einsteigen würde war ihm gleichgültig und so rannte er mir weiter hinterher,...."Amigo,....a la Huacachina,....amigo,....tengo un taxi,.....".....als ich dann schließlich in ein Tuk-Tuk Motortaxi stieg (für 2 Soles), wollte er mich auch für denselben Preis führen,.....ich denke ich weiß warum ich das "Taxi" nicht genommen hab
Naja, jedenfalls erreichte ich schließlich die Oase Huacachina bezog den Dorm im gemütlichen und günstigen Hostal "Desert Night" direkt an der Oase und meldete mich im Hostal sogleich zum Sandboarden am späteren Nachmittag an.
Um 16 Uhr wurden wir mit "Snowboard" und Softboots ausgestattet und setzten uns in einen großen Sandbuggy mit Überrollbügeln. Ich ging eigentlich davon aus, dass wir dann mit besagtem Gefährt eher gemütlich in Richtung Sonnenuntergang fahren würden, den Dünen entgegen,.....denkste!,......den Sicherheitsgurt noch nicht ganz angelegt bretterte unser Buggy-Fahrer mit hundert Sachen die Dünen bergauf.
Dort wo es bergauf geht, geht es auch immer wieder bergab. Unter lautem Geschrei und Gekreische sämtlicher Buggy-Insassen ging's somit stets nach Erreichen des Dünenkamms auf der anderen Seite wieder steil hinunter,......vergleichbar mit einer Fahrt in der Achterbahn. Yeepeeehh!!! Mehrmals raste unser Buggy eine Düne hinauf, an dessen Spitze lenkte der Fahrer scharf nach rechts und so ging es schräg in der Düne hängend in einer langgezogenen Kurve wieder hinab. Wuhuuuu!!!! Aaaahhhh!!!
Mit voller Geschwindigkeit fahren wir auf den Abgrund einer Düne zu,.....60 Grad und mehr Gefälle vor uns,......wir kreischen "Nooooooo!!!",.....ruckartig bleibt der Buggy nur Zentimeter vom Abgrund stehen,....."Das war knapp!" *schwitz* .....wir haben unsere erste Sandboarddüne erreicht (wir werden diese Düne jedoch wieder sehen )
Insgesamt besuchen wir fünf Dünen unterschiedlichen Gefälles und unterschiedlicher Höhe. Es gibt zwei Möglichkeiten die Düne hinunter zu fahren. Einerseits wie beim Snowboarden stehend mit einem Brett uner den Füßen, andererseits am Brett bäuchlings liegend - einfach runter!
Ich hab beides ausprobiert - einfach am Brett liegend hat mir besser gefallen. Sandboarden wie im Schnee ist zwar lustig, aber nachdem der Sand doch wesentlich härter ist als die vereisteste Piste braucht man gute Nerven, Mut,.....oder muss einfach nur komplett bescheuert sein sich da mit voller Geschwindigkeit hinunterzulassen.
(Anm.:Jedes Jahr gibt's da mehrere Verletzte)
Nach einigen Versuchen stehend probierte ich dann doch die einfachere Variante aus,....liegend,....rauf aufs Brett und los geht's. Die ersten Sekunden rutscht man immer schneller werdend hinunter,.....immer schneller,....schneller,......Wahhhhhh!!! Wuhuuuu!!!,.........*hust*,.....man schluckt Sand,......aber man muss weiter schreien so lustig wie es da runter geht. Unten angekommen ist man in Gesicht und Kleidung voller Sand,.....später unter der Dusche wird man feststellen, dass man Sand in Körperöffnungen hat von denen man noch nicht mal wusste .
Sandboarden.....Wahnsinn!
(Auch wenn meine Kamera durch den dort ständig umherwehenden Sand einige Schäden am Zoom davontrug und die Linse nach dem Sandboarden einige Kratzer mehr hatte)
Am Ende der Tour fuhren wir noch tiefer in die Dünenlandschaft hinein, zu einer Stelle an der wir die untergehende Sonne auf einer Düne sitzend beobachten konnten (ein Vorteil der Nachmittagstour).
Die Fahrt dorthin ging's wieder Düne rauf und runter,....Achterbahn pur! Nachdem die jungen Engländerinnen im hinteren Teil des Buggies so laut quiekten legte unser Fahrer grinsend noch einige Extrarunden ein und einiges drauf,...noch wilder,...noch schneller.
Plötzlich steuerte er erneut auf den Abgrund der ersten Sandboard-Düne zu,....bremst ruckartig ab,.......die Engländerinnen kreischen vor sich hin,........der Buggyfahrer hat seinen Spass daran,......der Buggy bleibt wie zuvor nur Zentimeter vor dem Abgrund stehen....."Puhuuu! Glück gehabt!,...ich dachte schon diesmal fährt er da hinaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaab!!!!!!!" Der Wahnsinnige gibt kurz Gas und schon schießen wir den 60-Grad-Abhang hinab. Wuhuuuuuu!
Die nächsten zwei Tage verbrachte ich dann noch in der Oase, ... stieg die hohe Düne hinter der Oase hoch (traumhafte Aussicht),....ließ mich dann halb laufend, halb rutschend den sandigen Abhang hinunter,....und besuchte schließlich die Stadt Ica
(Anm.: 3 Wochen später wurden bei einem Erdbeben der Stärke 6.7 rund 500 Gebäude zerstört und rund 100 Menschen verletzt).
Die Stadt Ica bietet nicht viel,....laut, verdreckt, sandig,...
Ich wollte ursprünglich das Museum von Dr. Cabrera besuchen,...der gute Doktor hielt sich aber zu der Zeit leider in Europa auf und so war das Museum dieser Tage geschlossen. Zu sehen hätte es hier von Dr. Cabera angeblich in einer Höhle gefundene runde Steine gegeben. Das besondere an diesen Steinen ist, dass sie mit Mustern und Bildern graviert sind die Menschen mit Tieren (darunter auch Dinosaurier) oder sowas wie Aliens und Ufos darstellen. Der Doktor besteht darauf, dass die Steine tausende Jahre alt und keine Fälschung seien,....Akte-X lässt grüßen
....in den Straßen von Ica: Männer sitzen mit Schreibmaschinen am Straßenrand,....wer nicht selber tippen will (oder kann)...lässt tippen...
Das zweite Museum der Stadt, das Museo Regional umfasst eine nette Sammlung von Artefakten aus der Gegend. Darunter sehr interessant, aber ein bissl gruselig, Mumien eines Erwachsenen und eines Kindes. Die Sammlung beinhaltet auch Totenschädel einer der vielen Prä-Inkakulturen dieser Gegend. Das Besondere daran: Diese Kultur wickelte ab dem Kindesalter ihre Köpfe mit eng ansitzenden Bandagen straff ein. Dadurch verformten sich über die Jahre ihre Köpfe und wurden zum Hinterkopf hin länglich.
(Diese Besonderheit wurde offenbar von den Machern von Indiana Jones 4 aufgegriffen, in dem es um genau diese länglichen Köpfe in Peru ging.)
Am 6.10 ging's dann gemeinsam mit Sabine (BRD) die ich in der Oase kennengelernt hatte mit dem Nachmittagsbus nach Nazca. Weite leere trockene Wüstenlandschaft. Am Horizont im Osten ragen tausende Meter die Anden empor.
Ein Blick auf die Uhr im Bus: .....hmmm....80 Uhr 5....."Waaas schon sooo spät?"......"Ob wir noch pünktlich zum Abendessen in Nazca ankommen???"
Von Zeit zu Zeit geht es durch fruchtbarere bewohntere Gebiete - grüne Täler flankiert von braunen Bergkuppen. 3 Stunden später erreichen wir Nazca, berühmt wegen der mystischen Nazcalinien.
Bei den Nazcalinienhandelt es sich um Geoglyphen, also um in den Untergrund gescharrte Bilder (oberflächliches dunkles Gesteinsmaterial wird abgescharrt, sodass darunterliegende hellere Gesteinsschichten hervortreten). Die teils riesigen Bilder wurden erst um das Jahr 1920 durch die ersten kommerziellen Fluglinien entdeckt. Teilweise führen Straßen und Wege direkt durch diese Bilder da deren Erbauer die Bilder vom Boden aus nicht erkennen konnten. Die Geoglyphen stellen verschiedenste Figuren dar, darunter Menschen, Tiere wie den Kondor, den Kolibri, den Wal oder den Affen, Dreiecke, Trapeze und bis zu 20 km lange kerzengeraden Linien. Zeitlich sind sie zwischen 800 VOR Christus bis 200 NACH Christus anzusiedeln. Erforscht wurden diese Linien vor allem von der Deutschen Maria Reiche in den Jahren 1941 bis 1998. Auf ihre Initiative hin wurden die Linien auch 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Was sie bedeuten weiß derzeit leider niemand so genau. Es gibt lediglich Hypothesen über deren Bedeutung.
Ich wollte diese Linien unbedingt sehen: Uralt und Unverstanden!
Der einfachste Weg die Linien zu sehen, ist einfach zum Flughafen von Ica zu fahren und einen der von unzähligen Fluggesellschaften angebotenen Flüge um rund 100 Dollar zu buchen. Vor einigen Jahren waren die Flüge noch billiger - von Zeit zu Zeit stürzte jedoch auch das eine oder andere Flugzeug ab. Die Verschärfung der Bestimmungen führte zu einer Verbesserung der Sicherheit aber eben auch zu einem Anstieg der Preise.
Die Linien waren und sind für mich super interessant - den Flug muss man aber nicht unbedingt machen. Ruckelige 30 Minuten die einem trotz Reisetablette den Magen umdrehen halten das Flugvergnügen in Grenzen. In Windeseile schießt man mit dem Kleinflugzeug über die Linien. "Schauen sie links - der Kondor,......Schauen sie rechts - der Kolibri" Teilweise erkennt man die Linien nur sehr schwer und so ist man an der Linie meist auch schon vorbei ehe man sie richtig gesehen hat. Ein Hubschrauberflug bei dem man über den Linien verweilen kann wäre in diesem Fall wohl besser, wird aber leider (noch?) nicht angeboten.
Wenn man jedoch eine Linie erspäht ist das schon sehr beeindruckend. Die genaue Geometrie der Dreiecke und Trapeze ist in Hinblick auf das Alter der Linien und die damaligen technischen Möglichkeiten äußerst faszinierend. Durch den Flug erhält man darüber hinaus und wenn man nicht gerade seinen Magen hält einen wundervollen Blick über die Gegend von Nazca - verschiedenste Braun-, Grau- und Anthrazittöne wechseln sich mit Weiß, Orange, Rot und Grün ab. Ein Blick zum Horizont hinter Nazca zeigt die vermutlich höchste Düne der Welt - Cerro Blanco Sand Düne 2070m.
Nazca - ein Erlebnis! Wenn man es auslässt ist aber auch nix verloren.
Wir blieben dann noch einen Tag in Nacza da sämtliche Buslinien für diesen Abend mit Destination Arequipa bereits ausgebucht waren. Am 8.10. ging's dann aber schließlich mit dem rund 9-stündigen Nachtbus nach Arequipa im Süden von Peru. Dort stand neben der schönen Stadt ein Ausflug in den zweittiefsten Canyon der Welt auf dem Plan,.....dazu aber nächstes Mal.
Euer Matthias
Aufbruch: | 15.06.2011 |
Dauer: | 24 Monate |
Heimkehr: | Juni 2013 |
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