Großbritannien - querbeet

23.05. Das Bedürfnis unserem Enkelsohn noch vor Beginn des Kindergartens zu seinem 5. Geburtstag zu gratulieren, treibt uns früh aus dem Bett. Heute steht der Malt Whisky Trail auf dem Plan. In Elgin biegen wir ab auf die A 941. Elgin errang eine gewisse fragwürdige Bekanntheit, weil Macbeth, Heerführer des schottischen Königs Duncan I. diesen am 14. August 1040 in der Schlacht bei Elgin. tötete Im Gegensatz zu der Darstellung in William Shakespeares Drama Macbeth führte dieser Machtwechsel zu einer Verbesserung der Lage Schottlands. Seine Regierungszeit war gekennzeichnet von relativem Wohlstand, von Ruhe und Frieden im Inneren sowie nach außen. Er vereinigte die streitbaren schottischen Landesteile und sicherte Gesetz und Ordnung.
Wie sicher Schottland war, zeigt zum Beispiel die Tatsache, dass Macbeth 1050 eine mehrmonatige Pilgerreise nach Rom unternahm und bei seiner Rückkehr das Land noch immer friedlich vorfand. Das war zu jener Zeit in Schottland nicht selbstverständlich.
Dann besichtigen wir eine Küferei für 2,80 p.P. - dafür bekommen wir auch noch gratis ein Schlückchen Met zu trinken -. Ein Spezialist macht ein Fass in 2 Minuten. Wir schauen einem zu. Es geht wies Katzenmachen. Jeder Handgriff sitzt. Sie benutzen hauptsächlich alte Fassdauben, höchsten zwei oder drei sind neu, bzw. aus neuem Holz gefertigt.

Glenfiddich

Anschließend besuchen wir die größte Destille Schottland: Glenfiddich. Sie geben alles. Kostenloser Eintritt, ein interessantes Video mit deutscher Übersetzung und eine Führung mit einer Dame, die unverkennbar aus Hannover stammt, so perfekt wird sonst nirgends deutsch gesprochen. Die Führung ist sehr aufschlussreich, wir dürfen nicht nur an verschiedenen Fässern schnuppern, wir bekommen anschließend auch Proben von 12 - 15 und 18 Jahre altem Glenfiddisch. Glenfiddisch heißt auf gällisch Tal des Hirschs, deshalb haben sie auch einen Hirsch als Wappentier.

Wir haben hier einiges gelernt:
1. Nur "Whisky" ist schottischer Whisky
Whiskey (mit "e") kommt aus Irland, Amerika oder dem Rest der Welt und schmeckt nicht unbedingt schlechter, aber anders. Und zwar deshalb, weil er aus anderen Grundzutaten besteht, eine andere Destilliermethode durchläuft oder in anderem Klima reift.
2. Nur wo "Single Malt" drauf steht, ist auch Single Malt drin
Ein Single Malt ist immer als solcher beschriftet und trägt eine Altersangabe, die entweder die Reifezeit angibt ("12 Years Old") oder die Jahreszahlen von Destillation und Abfüllung ("Destilled 1990, Bottled 2008"). Fehlt eines von beiden, ist Vorsicht angebracht. Das Alter sollte in der Regel mindestens 10 Jahre betragen - je älter desto besser (und teurer).
Der 18 Jahre alte Glenfiddich kostet 40 Pfund die Flasche.

Es ist genau diese Art der Lagerung, die dem Whisky seinen Geschmack verleiht. Der klare Brand wird in Holzfässern gelagert. Ein nicht unerheblicher Teil des Alkohols, der Anteil der Engel, entweicht durch das Holz der Fässer. In der Folge kommen die enthaltenen Eigen-Geschmacksstoffe deutlicher zum Tragen, werden weniger stark durch den Alkohol zurückgedrängt. Daneben werden aber auch Geschmacksstoffe, die im Holz des Fasses gebunden waren, herausgelöst. Anders als beim amerikanischen Whiskey, für dessen Lagerung nur jeweils neue Eichenfässer verwendet werden dürfen, kommen beim schottischen Whisky Fässer zum Einsatz, in denen vorher andere hochwertige Flüssigkeiten (Alkoholika) gelagert worden waren: Mal war es spanischer Sherry oder ein Portwein, mal französischer Rotwein oder ein amerikanischer Bourbon. Sie alle haben Spuren im Fass hinterlassen, die sich nun mit dem Eigengeschmack des Whiskys mischen.

Dann setzen wir unseren Weg fort Richtung Balmoral Castel. Wir kommen an einem Hochmoor vorbei, wo auch noch Torf abgebaut wird. Einige Kilometer der Straße sind single track road. Es kommen uns dutzende Motorräder entgegen und immer halten wir in einer Ausweichstelle und lassen sie passieren. Das ist Abenteuer pur. Wir überqueren auf diesen winzigen Straßen die Grampian Mountains. 20 % Steigung und natürlich auch 20 % Gefälle. Vorbei geht es an vielen Skilifts und riesigen leeren Parkplätzen. Der Pass Devil's Ellbow ist 665 m hoch. Wir erklimmen ihn und bedauern Kupplung und Bremse. Atemberaubende Blicke auf die Berge, darunter der Ben Macdhui mit 1309 m, natürlich mit einer Schneehaube. Balmoral ist geschützt wie eine Festung. Nicht mal ein Blick ist uns vergönnt und 8,50 für den Garten und die Eingangshalle, das brauche ich nicht. Weiter geht es nach Braemar Castle. Es ist geschlossen, doch man darf in den Park und Bilder machen. Am Ortsausgang ist ein Campingplatz. Sie wollen 27 Pfund, wir nicht. Also weiter. Irgendwo ist neben der Straße ein großer Parkplatz, den nehmen wir für die Nacht. Traumhafte Aussicht, urig. Eine Quelle stützt sich todesmutig ins Tal, wird zu einem Rinnsal, dann zu einem Bach, bevor sie anschwillt und in einem großen Becken gestaut wird. Das Wetter ist wunderbar, sehr warm, doch der Wind pfeift hier ordentlich durchs Tal.

Theodor Fontane schrieb in seinen "Wanderungen durch England und Schottland":
Die schottischen Hochlande bilden die tausendfach ausgezackte Felsenkrone, die das aufrecht und majestätisch im Weltmeer dastehende England auf seinem königlichen Haupte trägt. Den Mittelpunkt dieses Hochlandes bilden die Grampians, eine granitne Felsmasse, die sich von Norden her in südöstlicher Richtung durchs Land zieht und von ihren höchsten Punkten aus die Brandung zweier Meere überblickt, der Nordsee im Osten und des Atlantischen Ozeans im Westen.