Großbritannien - querbeet
Grampian Mountans
24.05. Der Himmel ist blassblau. Die Sonne, die an den Berghängen hinunter tanzt ist noch nicht im Tal angekommen. Unsere Nacht war perfekt und nach einem letzten Blick auf das urige Panorama geht es weiter. Die Steigungen sind jetzt nicht mehr ganz so dramatisch, dafür haben die Schotten die Straße über wirklich jeden Maulwurfhügel gebaut. Es ist ein ständiges auf und ab wie auf einer Achterbahn. Außerdem besteht die Straße nur aus s-Kurven und wird so schmal, dass man nur noch auf Sicht fahren kann. Bei Gegenverkehr kommt er mitten auf der Straße, dann heißt es Bremse reinhauen, so weit wie möglich links ranfahren und versuchen irgendwie aneinander vorbeizukommen. Erstaunlicherweise klappt das. Handgeschriebene Schilder an der Straßen warnen davor, dass die Straße keinen Zaun hat und Tiere zu erwarten sind. Anscheinend ist das Gras direkt neben der Straße viel leckerer, als auf der spärlichen Weide. Schottland ist Abenteuer pur. Schafe lassen sich auch nicht wirklich von den Autos vertreiben. Sie schlendern weiter, als hätten sie alle Zeit der Welt.
Zwischen Pitlochry und Blair Atholl gibt es einige Campingplätze, doch wir wollen ja gerne auf den Platz direkt am Schloss. Donnerstag, Freitag und Sonntag wäre kein Problem, doch Samstag wären sie ausgebucht, erklärt der Rezeptionist in seinem futuristischen Prachtbau. Sie sind stur und machen auch keine Ausnahme, als ich ihnen anbiete, dass wir samstags einfach auf den Parkplatz fahren und auf Strom verzichten. Nix zu machen. Wir fahren einige Hundert Meter zurück, erhalten problemlos einen Platz, der auch noch 4 Pfund pro Nacht preiswerter ist, stellen Stühle vors Womo und genießen die Wärme.
Abends gibt's wieder leckere Steaks vom Grill. Britisches Rindfleisch ist ein Gedicht und unser neuer Grill auch. Morgen werden wir den Weg zum Castle erkunden und feststellen, wann am Samstag und Sonntag das Festival beginnt. Good life würden die Engländer sagen. Apropos Engländer. Britannien leidet an einer in meinen Augen paranoide Überwachungsstrategie. Überall gibt es Kameras und zwar nicht mal eine, sondern flächendeckend. Ob auf Autobahnen, in Städten oder Campingplätzen und Sehenswürdigkeiten. Der gläserne Mensch. Manchmal schaue ich mich sogar in Duschen um, ob einer vielleicht Lust auf alte Damen mit Wellfleisch verspürt.
Camping am Schloss Blair
25.05. Eine halbe Stunde Fußweg ist es zum Schloss. Wir erkunden die Umgebung, schicken von dem winzigen Postamt eine Postkarte an die Kids und lassen uns aufklären, wie das ist mit dem Fest. Sie machen um halb 10 auf und es wäre gut, wenn wir früh da wären, wenn wir vor der Parade noch das Castle und den Garten besichtigen wollen, denn sie rechnen mit großem Andrang. Wir werden also um 9 hier starten und dann der Dinge harren, die hoffentlich kommen. Im Tante Emma-Lädchen erstehen wir ein Brot und plaudern mit der jungen Dame, die aus Polen kommt und einen deutschen Vater hat, auch einige Jahre in Deutschland gelebt hat, aber kein Wort deutsch spricht.
Den Rest des Tages verbringen wir mit faulenzen und lesen. Abends gesellt sich eine Schottin zu uns und wir plaudern bei einem Gläschen Wein. Wir sollen unbedingt Haggis probieren, es wäre exzellent, will sie uns überzeugen.
Einige deutsche Biker mit Zelt sind eingetroffen. Sie sind aber mit sich beschäftigt. Gleich nebenan ist ein Golfplatz. Einer von tausenden von Golfplätzen in England. Golf ist Volkssport hier. Und Rasen mähen. Auf jedem Campingplatz auf dem wir waren wurde gemäht. Irgendjemand sitzt immer auf einem kleinen Traktor und düst über die Wiese. Wiesen, die so kurz sind, dass kein Millimeter mehr abgeschnitten werden kann. Wiesen, die so dicht sind, dass sich nicht mal, wenn sie nass sind, Autoreifen eindrücken. Ungeheuerlich.
Aufbruch: | Mai 2012 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | Juni 2012 |
Belgien
Frankreich