Weltreise 2006 von Anke und Lars

Reisezeit: April - November 2006  |  von Lars Ormandy

Indien: Indien ein Fazit

Nach gut einer Woche Abstand von Indien wird es Zeit fuer ein Fazit.
In der Zeit vom 18.04. - 22.05.06 sind wir viel rumgekommen in Indien. Wir haben fast 5000 km zurueckgelegt und uns dabei ueberwiegend mit den einfachen Transportmitteln fortbewegt. Dabei sind wir mit den lokalen Bussen sowie in der Sleeper Class mit der Bahn gut gefahren. Das groesste sparpotential bietet aber immer noch eine guenstige Unterkunft. Mit im Mittel 250 Rs/Doppelzimmer waren wir dabei deutlich unter unserem Plan geblieben. Die Qualitaet schwankte von einer Bambushuette mit Seeblick ueber ein Stundenhotel mit Kondomen in Schrank, bis hin zu sehr sauberen Zimmern mit TV. Handeln hat sich immer ausgezahlt, besonders wenn wir fuer mehrere Naechte blieben.
soweit wir uns mit der indischen Kueche vertraut gemacht hatten, wurden auch die Mahlzeiten spottbillig. Am Tag haben wir zu zweit fuer Fruehstueck und Abendessen im Restaurant 500 Rs bezahlt. Das war immer ausreichend, selbst fuer ein Nimmersatt wie Lars. Den Tag ueber haben wir uns in der Regel mit Essen (Fruechten,Snaks) am Strassenrand versorgt.
Insgesamt haben uns die fuenf Wochen Indien ca. 500 Eur/p.P. gekostet, wir hatten mit maximal 1000 Eur/p.P. gerechnet. Ein Faktor war sicherlich das mangelnde Freizeitangebot abseits der Touristenpfade, es gibt schlichtweg keine Moeglichkeit fuer Konsum .

Wuerden wir es wieder tun?
Glaubt man den Worten, der letzte Eindruck bleibt, dann sicher nicht. Am Abreisetag wurden wir in Delhi auf dreisteste Weise noch einmal offensichtlich abgezockt. Nachdem wir von Ramnagar nach Delhi (250 km/350 Rs)gefahren sind, dass uebliche Bild am Busbahnhof. Die Rickshawfahrer stuerzen sich auf ihre potenzielle Fracht, uns. Von wegen es faehrt kein Bus in die Stadt etc.. Im richtigen Bus ueberredet einer der abgewiesenen Rickshawfahrer den Ticketverkaeufer den doppelten Fahrpreis von uns zu verlangen. Wir diskutieren kurz, druecken ihm aber schliesslich genervt die verlangten 100 Rs in die Hand, die er anschliessend mit dem Rickshawfahrer teilt. Letztlich sind wir nur froh, dass wir auf dem Weg zum Flughafen sind und uns nach Thailand begeben.

Zugeben war dies das einzige mal, wo wir in einem oeffentlichen Verkehrsmittel, bewusst uebers Ohr gehauen wurden. Die schoenen Seiten waren die, in denen wir mit der normalen Bevoelkerung, ohne jeden kommerziellen Hintergrund, in Kontakt gekommen sind. In den Zuegen, auf Busfahrten oder mitten in Sehenswuerdigkeiten entstanden Kontakte und Gespraeche der anderen Art. Kulturaustausch auf direkter Ebene, sicher unvergessene Momente. Andere Inder riefen uns einfach nur " Welcome to India " zu.
Wir haben die Inder als sehr friedfertige Menschen wahrgenommen. Trotz aller Gegensaetze sind wir nicht ein Mal Zeuge irgendeiner Aggression geworden. Ebenso wurde auch nie der Versuch unternommen uns zu bestehlen.
Uns beeindruckte auch sehr der Umgang mit Kindern in Indien. Wir haben nie mitbekommen, dass ein Kind geschlagen oder angeschrien wurde. Im Zug liefen sie laut spielend umher, ohne das sich jemand beschwerte. Kinder scheinen als wahrer Reichtum in Indien zu gelten.

Auf der anderen Seite die anderen Inder, alle diejenigen, die scharf auf dein Geld sind. Da macht es keinen Unterschied ob das der Rickshawfahrer, Gemuesehaendler oder Hotelje ist, alle versuchen einen abzuziehen. Keine Frage wir Reden hier von kleinen Betraege aber dennoch fuehlt man sich staendig verarscht, wenn wieder einer versucht dir den 2 - 5 fachen Preis abzunehmen. Das ist so lange kein Problem, wie du den echten Preis nicht einschaetzen kannst aber spaetesten beim 10 Rickshawfahrer der den doppelten Fahrpreis verlangt gibst du genervt auf und ziehst das Laufen vor. Lebenphilosophie hin oder her, dieses Handeln ist mal lustig, wird auf die Dauer aber zur Qual, wenn es gar keine Fixpreise gibt und jeder dich fuer unwissendes Frischfleisch haelt.

Indien ist schoen, leider musss man sagen, haeufig nur dort , wo Tourismus herrscht. Der Tourismus fuehrt dazu, dass die Straende sauber gehalten werden. Ueberall sonst herrscht die reine Willkuer. Die religioesen Hindus tuen alles fuer ein gutes Karma, vergessen dabei leider nur die Umwelt. Muell wird mit einer Selbstverstaendlichkeit ueberall hingeworfen und verbrannt, dass es einem dem Atem verschlaegt. Unsere liebe Oekosteuer zum Steuerloecher stopfen ist da einfach nur laecherlich, die wahren Probleme liegen da sicher nicht in Europa.

Wir sind uns sicher so bald nicht wieder nach Indien zu reisen. Wir waren uns klar, dass dies sicher das schwierigste Land auf unsere Reise werden wird. Letzlich war es eine interessante Erfahrung die wir nicht miessen wollen. In Zukunft werden wir aufmerksam beobachten, wie sich die Dinge entwickeln werden.

Lars sieht da eher etwas Duesteres auf uns zukommen: " Es bleibt abzuwarten, wie sich das Land mit der zweitgroessten Bevoelkerung seinen Problemen stellt. Hilfreich ist dabei sicher nicht, das die Hindufuehrer sich gegen eine Regulierung der Bevoelkerungsentwicklung stellen. Ebenso die aktuellen Proteste von Medizinern/Studenten gegen eine Oeffnung des Berufes auch fuer Mitglieder niedriger Kasten ist eine "ueble" Geschichte. Mit Besorgnis bleibt abzuwarten, wie lange die Religion noch ein Auseinanderklaffen der sozialen Schichten unterm Deckel haelt. Die Selbstverstaendlichkeit, mit der ein Mittelklassewagen mit mobiltelefonierendem Fahrer und Klimaanlage an einer hungernden Familien auf dem Fahrbahnmittelstreifen vorbeifaehrt ist pervers.
Wir wuenschen uns, dass es ein gutes Ende nimmt und die Verantwortlichen sowie die Bevoelkerung die richtigen Entscheidungen treffen moegen, um diesem reizvollen Land eine Perspektive zu geben."

© Lars Ormandy, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Vor uns liegen vier Monate Asien, sechs Wochen Australien, drei Wochen Fidschi und drei Wochen USA. Wer Lust hat kann uns hier begleiten.
Details:
Aufbruch: 17.04.2006
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 05.11.2006
Reiseziele: Indien
Thailand
Kambodscha
Laos
Malaysia
Singapur
Australien
Nadi
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Lars Ormandy berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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