Chile und Patagonien - Wohin der Wind uns weht

Das Bett bei Paulette war so einladend, dass wir uns erst einmal darauf fallen und die letzten Tage Revue passieren liessen.

Diese Tage im Torres del Paine Nationalpark waren DER Grund für unsere Reise hier nach Chile bzw. Patagonien gewesen. Und nun war es vorbei, zu Ende, Mission erfüllt. Und als wir da so lagen, waren wir so richtig stolz auf uns. Denn wir hatten die "Mission" nicht nur erfüllt, sie war für uns einfach perfekt gelaufen, und zwar vom ersten bis zum letzten Tag.

Perfektion definierte sich für uns so:

1. Wir hätten nie gedacht, dass wir fähig sein könnten 140km völlig autark am Stück zu laufen. Und das hatten wir geschafft, ja geschafft!!!!! WOW, der Stolz trieb uns ein Grinsen von einem Ohr bis zum anderen in die Gesichter.

2. Unsere Wettererwartungen waren alle wahr geworden. Wir hatten fast jeden Tag alle Jahreszeiten gehabt. Aber die schönen hatten wir einfach genossen und auf die weniger schönen wie Kälte oder Regen waren wir entweder perfekt vorbereitet gewesen, so dass sie uns nichts ausmachten. Oder wir liessen uns halt darauf ein und sassen es aus. Und dieses wiederum hatte dazu geführt, dass alle unsere Sachen nach wie vor trocken und für die Länge des Treks auch sauber waren.

3. "You have to learn to eat little!" ("Du musst lernen wenig zu essen.") Das waren die Worte von Shirley gewesen, als wir uns auf unserem ersten Trek im NP Huerquehue mit ihr unterhalten hatten. Damals, obwohl das noch gar nicht so lange her gewesen war, dachten wir noch: "Boa, Hunger wollen wir aber nicht haben. Nach langen Wandertagen haben wir uns doch wohl richtige Portionen verdient." Aber wenn du dann die Kilos an Essen in der Hand hälst, die du eigentlich hattest mitnehmen wollen, kommt die Idee mit dem "wenig zu Essen lernen" wieder in den Sinn und du fängst an löffelweise das Milchpulver, den Kakao, den Kaffee, das Studentenfutter und das Müsli in die Tüten zu zählen, die Anzahl Kekse, MÜsliriegel, Wurststücke für Mittag- und Abendessen, Teebeutel, Nudel- und Polentaportionen, einfach alles festzulegen. Die Mengen, die wir am Ende zur Verfügung gehabt hatten, waren - nun - ausreichend gewesen, nicht weniger aber auch nicht mehr. Aber es hatte alles, aber auch restlos alles ganz genau gepasst. Wir hätten die Schokoriegel nicht kaufen müssen, wir waren auch nicht darauf angewiesen gewesen, dass Silvesterbuffet mitzumachen. Es hätte tatsächlich alles ganz genau gepasst. Auch wenn wir Hunger hatten und dann und wann gegenseitig unsere Mägen hatten knurren hören. (Insbesondere für Reinhard wäre aber beim nächsten Mal höherer Komfort in diesem Punkt mehr als nur wünschenswert!)

4. Und auch die Ausrüstung war auf den Punkt genau dosiert gewesen. Wir hatten alle notwendigen Klamotten für alle Wetter dabei gehabt, ohne dass irgendetwas zu viel gewesen wäre (ausser dem Geruch, der am Ende darin steckte). Die einzigen Sachen, die wir nicht gebraucht hatten, waren Werkzeuge und Ersatzteile gewesen. Klar, dass wir glücklich waren, die eben nicht gebraucht haben zu müssen. Aber vielleicht sparen wir hier ja beim nächsten Trek dieser Art ein und nehmen dafür ein bischen mehr Essen mit.

5. Der Teil unseres Urlaubs war genau so beeindruckend und mit so vielen Erlebnissen gespickt gewesen, dass alle weiteren Erlebnisse in diesem Urlaub wirklich "nur" noch ein Zubrot sein können. Diese insgesamt 11 Tage werden uns garantiert nachhaltig begleiten und uns für viele weitere Dinge - die wohl mehr als nur das Trekking betreffen - Rückenwind geben.