Chile und Patagonien - Wohin der Wind uns weht

Reisezeit: Dezember 2006 - Februar 2007  |  von Reinhard & Christina Vogt

Provincia de Tierra del Fuego: Ushuaia

Nach unserer Rückkehr von Park hatten wir zum Glück schon eine Anlaufstelle. Denn da die Stadt so voll war, hatten wir schon kurz nach unserer Ankunft hier ein Zimmer reserviert und angezahlt. Auf dem Weg dorthin gingen wir noch am Hafen vorbei, um eine Bootsfahrt auf dem Beaglekanal zu buchen. Dabei besucht man eine Seelöwenkolonie sowie die Isla de los Pajaros - die Insel der Vögel - und kann die Tiere in freier Wildbahn beobachten. Von der Zahl der Anbieter, die diese Tour offerieren, wurden wir fast erschlagen. Schliesslich entschieden wir uns für ein kleines Boot für maximal 17 Personen mit Führer (und nicht nur Lautsprecherdurchsagen wie bei den grossen Katamaranen) und einem etwas erweiterten Angebot.

Seelöwenkolonie und Isla de los Pajaros

Am nächsten Morgen standen wir pünktlich um 8.30 am Bootsanleger. Die Fahrt begann zwar erst um 9.00 Uhr, aber da wir durch den abgesperrten Bereich des Hafens durch mussten, um zu dem Boot zu kommen, waren erst noch einige Formalitäten zu erledigen. Diese bestanden hauptsächlich in der Aufnahme unserer persönlichen Daten inkl. Passnummer (die braucht man hier in Südamerika sogar um aufs Klo zu gehen! Spässle g'macht) und Security Checks wie am Flughafen.

Auf der Fahrt selbst dann erklärte uns unsere Führerin erst einmal die genaue Route, die wir nehmen würden sowie einige interessante Fakten zu Feuerland. So verläuft nur hier auf den Inseln Feuerlands der Gebirgszug der Anden von Ost nach West. Das Gebirge setzt sich dann unter Wasser quasi als Trennlinie zwischen Atlantik und Pazifik fort, um dann in der Antarktis wieder zu Tage zu treten.

Unser Guide beim Erklären der Route

Unser Guide beim Erklären der Route

Nach etwa einer halben Stunde hier auf dem Beaglekanal, an dessen tiefster Stelle die Grenze zwischen Argentinien und Chile verläuft, erreichten wir die erste Insel unseres Ausfluges. Diese teilen sich Seelöwen und Komorane gleichermassen. Das Alfamännchen der Seelöwenkolonie ist dabei den ganzen Tag mit dem Vertreiben von Nebenbuhlern - er hat die Ansprüche auf diverse Weibchen zu verteidigen - und natürlich Balzerei beschäftigt.

Hier bin ich der Chef!

Hier bin ich der Chef!

Den jüngeren Männchen, wenn sie denn des Nebenbuhlens müde geworden sind, bleibt nur noch sich auf das faule Fell zu legen.

UUUaaaahhhhhhh ist das bequem hier!

UUUaaaahhhhhhh ist das bequem hier!

Weniger faul als die Seelöwen erschienen uns die Kormorane, die hier auf engem Raum zusammenleben. Aber trotz der Enge starten und landen diese Vögel noch immer mühelos und punktgenau.

Wie auch schon die Pinguine in Punta Arenas waren auch die Kormorane mit der Aufzucht ihres mittlerweile fast flugfähigen Nachwuchses beschäftigt.

kormoranische Familienidylle

kormoranische Familienidylle

Mami, wann kommst du? Ich habe Hunger!

Mami, wann kommst du? Ich habe Hunger!

Die nächste Insel, die wir ansteuerten ist bekannt für ihre Seeelefantenkolonie. Diese konnten wir dann ebenfalls beim ausgiebigen Faulenzen beobachten.

Irgendwann musste sich dann einer doch mal erfrischen, streckte aber zunächst einmal die Nase in den Wind, ob sich das auch wirklich lohnt.

Danach folgte die Isla de los Pajaros, auf der eine wirklich riesige Kolonie eines weiteren Typs Kormorane lebt. Als Nicht-Biologen mag man uns verzeihen, dass wir die beiden Arten weder zu unterscheiden wussten noch uns die Namen merken konnten. Aber es hatte auf jeden Fall irgend etwas mit den Augen zu tun!

Zu guter letzt folgte dann der Bonusteil unseres Tripps. Denn anders als bei den grossen Katamaranen hatten wir auch noch die Möglichkeit zu einem kleinen Landgang auf einer der Inseln, um Überbleibsel der yamanaischen Kultur gezeigt zu bekommen. Dieses Indianervolk lebte als Nomaden in Kanus. Wenn sie an Land waren wohnten sie in ganzen Familienverbänden in einer einzigen Hütte aus Reisig und Laub. Essenabfälle wurden bereits während der Mahlzeit entsorgt, indem man sie einfach hinauswarf, so dass sich um die Hütte Abfallwälle bildeten. Diese sind - wie uns dann an einem ehemaligen Platz einer solchen Hütte erklärt wurde - dann auch die bis heute erhaltenen "Funde" in Form von Erdwällen.

Bel - unser Guide - bei den Erklärungen zur Yamana-Kultur

Bel - unser Guide - bei den Erklärungen zur Yamana-Kultur

Dieser Vormittag war wirklich kurzweilig und interessant gewesen. Vor allen Dingen bescherte er uns viele weitere schöne Eindrücke, Erinnerungen und Bilder, die wir erst einmal verarbeiten mussten. Und was eignete sich dazu besser als ein gemütliches Mittagessen? Die Gegend hier ganz im Süden des amerikanischen Kontinents ist bekannt für eine besondere Meeresfrucht: die Königskrabbe oder Centolla - wie es hier heisst. Allerdings wussten wir nicht so genau, ob wir uns wirklich da ran wagen sollten. Denn hier ist auch eine Algenart, die sogenannte marea roja sehr verbreitet, deren Toxine schon in kleinsten Mengen für den Menschen tödlich sind. Also hatten wir zunächst einmal bei unserem Hostalbetreiber nachgefragt, ob es überhaupt empfehlenswert sei Meeresfrüchte zu essen. "Klar!" meinte der, "sämtliche Meeresfrüchte, die verkauft oder in Restaurants verarbeitet werden, werden zuvor getestet. Das ist sicher. Und für Centolla geht ihr am besten in die Cantina de Freddy, zwei Blocks die Strasse runter und einen halben nach rechts." Da (mindestens) hier in Patagonien so ziemlich alle Orte schachbrettartig angelegt sind und wir nun solche Wegbeschreibungen auch schon reichlich gehört hatten, fanden wir das Lokal mühelos. Und die Centolla haben wir genossen. In vollen Zügen und folgenlos. Das war echt lecker!

Als wir das Restaurant verliessen, merkten wir schon, dass da mal wieder was in der Luft lag. Reiseluft war das. Und hier - fast ganz am Ende der Welt - fing die nun von Süden her zu blasen an. So kam es, dass uns nun der Wind erstmals seit Reisebeginn am nächsten Morgen wieder nach Norden wehte.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
10 Wochen Chile intensiv erleben ist der Plan. Und auf viel mehr möchten wir uns auch gar nicht festlegen. Termindruck hat man sonst ja schon genug! Wir wollen zu Fuss, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und wenn möglich auch mit dem Kanu Land und Leute kennen lernen. Besonders gespannt sind wir auf: - den Torres del Paine Circuito, u. a. - die Osterinsel - das Seengebiet - Weihnachten im Sommer Tipps von Chile-Bewanderten und anderen sind herzlich willkommen!!!
Details:
Aufbruch: 01.12.2006
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 09.02.2007
Reiseziele: Chile
Spanien
Deutschland
Argentinien
Der Autor