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Peru: Paracas
Die Region von Paracas und Pisco wurde im August 2007 von einem schweren Erdbeben der Stärke 8 heimgesucht. Der Taxifahrer Augusto erinnert sich noch genau, es war der 15. August um 18.45 Uhr. Auf das Beben folgte ein Tsunami, der den Küstenbewohnern alles wegschwemmte, was sie besassen.
Die zweifache Mutter Isabel hat auf diese Weise alles verloren, was sie sich aufgebaut hatte. Ihr gehörte eine Cevicheria (Fischrestaurant) direkt am Strand, wo sie mit ihrer Familie auch wohnte. Zuerst stürzte alles ein und dann kam die Flutwelle, welche die ganze Wohnungs- und Restauranteinrichtung mit sich riss. Stühle, Tische, Geschirr, Spielsachen und Fotos der Kinder; einfach alles. Die ersten 3 Monate nach dem Beben hat sie mit ihren Kindern geholfen, die Strassen der Stadt aufzuräumen. Als Gegenleistung durften alle in einer Notunterkunft schlafen und wurden verköstigt. Reis mit Ei und Zwiebeln habe es 3 Mal täglich gegeben, erinnert sie sich. Eine kleine Entschädigung für ihre Fronarbeit hat nur sie erhalten, da ihre beiden Söhne noch nicht volljährig waren.
Wir essen heute bei Isabel Ceviche. Ihr Onkel und ihr Cousin haben ihr geholfen, auf dem Basketballplatz der Stadt eine Blockhütte aus Holz zu errichten, worin sie heute ca. 10 verschiedene Gerichte zubereitet. Vier Plastiktische mit Stühlen stehen vor dem Holzverschlag. Der Basketballplatz beherbergt aber auch noch 6 andere kleine Restaurants mit Küchen in Holzhütten. Alle hatten sie ihren Platz am Strand, alle haben alles verloren und sind heute zusammengerückt und bilden einen kleinen Essensmarkt. Isabel setzt sich mit ein paar Tallarines zu uns an den Tisch. Auf die Frage, was denn die Gemeinde bis jetzt unternommen habe, zeigt sie auf ein längliches Gebäude gegenüber, welches von der Grösse an eine Reihengarage erinnert. "Dort sollen wir alle ein Lokal erhalten. Noch fehlen aber Wasser-, Gas- und Elektroanschlüsse." Wir schütteln den Kopf, vier Tische haben da keinen Platz, auch nicht vor der "Garage". Aber Isabel beklagt sich nicht über ihre Situation. Sie wirft dem Staat nur vor, dass die Zahl der Todesopfer zu tief gehalten wurde. Von den 80 000 Bewohnern der Region sollen nur 300 gestorben sein, Isabel hingegen weiss von mindestens 800 Toten. Allein in einer Kirche in Pisco seien 300 Personen umgekommen, in einem Geschäftshaus in Pisco habe es 100 Todesopfer gegeben. Auch ihre Freundin sei verschüttet worden. Um sie im Trümmerhaufen des eingestürzten Hauses orten zu können, hat sie der Ehemann der Freundin auf dem Handy angerufen. Zusammen mit seinen 3 Brüdern konnten sie die Frau bis zur Hüfte aus den Trümmern befreien. Bis sie aber in ein Spital in Lima gebracht werden konnte, mussten schwere Baumaschinen her, was zwei weitere Tage gedauert hat.
Die Anteilnahme der gesamten peruanischen Bevölkerung sei sehr gross gewesen. Isabel erzählt uns, dass ihre Freundin im Spital jeden Morgen mit Geld in der Hand erwacht sei. Die Frau musste das Gehen neu erlernen, aber sie hat gekämpft und heute geht es ihr zum Glück wieder blendend. Trotzdem gibt es immer noch sehr viele Leute, die auf Hilfe angewiesen sind.
Auch wir haben die Rot-Kreuz-Fahrzeuge in den Strassen von Paracas gesehen. Gespannt haben wir Isabels Geschichten gelauscht, ihre Tallarines sind inzwischen kalt geworden. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und verabschieden uns bis zum nächsten Tag.
Wir haben in den letzten Tagen sowohl in Huacachina als auch in Paracas beobachtet, dass nach wie vor viele Menschen in kleinen Holzplattenhütten leben, welche eigentlich als Notunterkünfte dienen. In Paracas sind bestimmt noch zwei Drittel aller Häuser aus Holz.
Sowohl der Taxifahrer Augusto als auch Isabel behaupten, dass alle wiederaufgebauten Häuser von Spendengeldern stammen. Wir erinnern uns, auch in Europa wurde fleissig gespendet. Der Staat Peru hat allerdings noch kaum einen Sol locker gemacht und die Leute warten immer noch auf die versprochenen Entschädigungszahlungen von 13 000 Soles (ca. 3200 Euro). Viel ist das nicht, für ein Haus mit stabilen Eckpfeilern aus Beton reicht es bestimmt nicht, aber immerhin.
Wir bleiben 4 Tage in Paracas, erholen uns am Strand und tanken Energie für unsere weitere Reise.
Die meisten Einwohner in Paracas leben nach wie vor in Notunterkünften.
Es wird auch gebaut, die meisten lokalen Hotels sind bereits fertig oder kurz vor ihrer Fertigstellung.
Foodmarkt auf dem Basketballplatz. Das provisorische Restaurant von Isabel mit den grünen Tischtüchern.
Ceviche - Perus Nationalgericht
Uferpromenade von Paracas. Die weissen Bogen verdecken die Bauruinen und Holzhütten im Hintergrund.
Felix links will mir zeigen, wie er Jorge rechts kleine Fische zuwerfen kann, und wie Jorge diese in der Luft fängt. Doch wie so oft macht ihm der Vorführeffekt, respektive eine schlaue Seemöve, einen Strich durch die Rechnung
Pelikane am Sonnenbaden
Strand von Paracas
Wir machen einen Tagesausflug in den Nationalpark von Paracas. An diesem einsamen Sandstrand verbringen wir einen gemütlichen Nachmittag. Leider ist das Wasser etwas kalt für lange Schwimmtouren.
Aufbruch: | 29.12.2008 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 03.05.2009 |
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