On the Road again - Weltreise Volume 2
Neuseeland: Special Report - Christchurch Earthquake
22.02.2011
Liebe Leser,
wir haben lange überlegt ob wir dieses Kapitel schreiben sollen oder nicht und sind am Ende zu dem Entschluss gekommen, dass ein ehrlicher Reisebericht nicht nur die schönen Seiten einer Reise zeigen sollte sondern auch schlimme Ereignisse wahrheitsgetreu wiedergeben sollte wenn solche - wie im vorliegenden Fall - vorkommen...
Die Fotos in diesem Kapitel entstammen alle aus der Mittwochsausgabe (23.02.) von "THE PRESS", Christchurch.
Zunächst wollen wir uns für den Zuspruch und die Sms bedanken in denen Ihr euch um unser Wohlbefinden gesorgt habt. Dies gilt im speziellen auch für unseren Webmaster Martin, der das Infomail zu unserem "Christchurch"-Kapitel mit den entsprechenden Zusatzinfos versehen hat. DANKE!
Das Beben der Stärke 6,3 nach Richter traf Christchurch um genau 12:51 Uhr mittags. Es war zwar von der Stärke her geringer als jenes vom letzten September, allerdings waren die Folgen weit verheerender, weil sich das Epizentrum nur 5 km von Christchurch entfernt und in einer sehr geringen Tiefe (ca 4 km) befand.
Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt in unserem Wohnmobil und hatten 8 Minuten davor unsere letzten Einkäufe erledigt. Auf einmal fing alles extrem zu schwanken an, sodass ich zunächst an eine starke Windböe dachte. Dass es sich um keine Windböe handelte, sahen wir 2 Sekunden später als die Straße vor uns aufbrach und aus diesen Frakturen nahezu sofort sehr viel Wasser strömte. Wasser deshalb, weil Christchurch auf Sand und Lehm gebaut ist unter dem direkt das Grundwasser steht, welches somit ungehindert austreten konnte. Ich habe das Wohnmobil relativ in der Mitte der Straße angehalten und gewartet bis das Erdbeben vorüber war. Es dauerte ca 30 Sekunden. Alle Ampeln und der restliche Strom fiel sofort in fast der ganzen Stadt aus.
Wir hatten wirklich sehr großes Glück, dass uns überhaupt nichts passiert ist außer dass wir ordentlich "durchgeschüttelt" wurden. Denn nur ca 250 Meter hinter uns ist der CTV-Tower, eines der größten Gebäude Christchurchs, komplett in sich zusammen und auf die Straße gestürzt. Auf jene Straße auf der wir 1 Minute vorher gefahren sind...
Wir haben im Rückspiegel die riesige Staubwolke gesehen und sind dann - nachdem uns ein Straßenarbeiter gesagt hatte, dass wir schnell weiter fahren sollen - aus der Stadt hinausgefahren.
Die ganzen Ausmaße des Bebens haben wir erst im Laufe des restlichen Tages bzw aus der Zeitung am nächsten Tag erfahren: In Christchurch herrscht für mindestens 5 Tage der höchste Ausnahmezustand. Es schaut dort aus wie nach einem Krieg. Der CBD, der nach wie vor komplett ohne Strom ist, ist vom Militär komplett abgeriegelt. Dort ist es nämlich am schlimmsten gewesen. Ganze Häuserfassaden sind teilweise auf Linienbusse und andere Autos gestürzt. Die Menschen flohen so schnell wie möglich aus der Stadt. Der Flughafen wurde geschlossen. Selbst als wir schon über 150 km aus Christchurch draußen waren, kamen uns noch immer Krankenwagen und Feuerwehr mit Blaulicht entgegen, die aus der ganzen Umgebung nach Christchurch beordert wurden.
Besonders schlimm für uns war, dass wir uns an sämtlichen Orten, die es besonders hart erwischt hat, in den 3 Tagen davor regelmäßig aufgehalten haben: Am Cathedral Square, wo unter anderem der Kirchturm der Kathedrale eingestürzt ist; in der Cashel Mall, der kleinen Fußgängerzone, wo besonders viel eingestürzt ist; in der belebten Colombo Street, wo sich die meisten Supermärkte befinden; in den Port Hills, wo massive Steinschläge die Straße unter sich begraben haben; ...
Wir hatten somit wirklich, wirklich Glück, dass es erst genau dann passierte als wir der Stadt schon unseren Rücken zugewendet hatten...
Abschließend möchte ich erwähnen, dass hier in Neuseeland von der größten Katastrophe aller Zeiten gesprochen wird, die dem Land neben all dem menschlichen Leid auch wirtschaftlich enormen Schaden zufügen könnte. Wir können nur sagen, dass ab einem Radius von ca 50 km außerhalb von Christchurch nichts passiert ist und alles beim alten ist. Es spricht somit nichts dagegen in dieses wunderschöne Land zu reisen. Allerdings wird die Stadt wohl einige Zeit brauchen um sich von diesem Schlag zu erholen und somit leider unser letztes Foto des vorigen Kapitels jetzt wirklich historischen Charakter...
Aufbruch: | Februar 2011 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Februar 2012 |
Neuseeland
Australien
Vereinigte Staaten
Kanada
Mexiko
Ecuador
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Spanien
Portugal
Österreich