Einmal um die ganze Welt, Teil II: Südamerika
...und gleich im Anschluss: Bolivien: Potosi, früher die "reichste" Stadt.....
Spuren von Silber....
26.10.2013
Potosi macht mir arg zu schaffen, denn auf 4070m Höhe bekomme ich kaum noch Luft. Warum eigentlich immer ich? Naja, ich lass mich nicht schon wieder von irgendwelchen Krankheiten ärgern, muss ich halt langsam tun.
Am Fuße des mächtigen Berges "Cerro Rito" (reicher Berg) gelegen wurde die Stadt 1546 gegründet. Schon damals spielten riesige Silbervorkommen eine große Rolle, jedoch erst im 17.Jahrhundert gelangte die Stadt dadurch Weltruhm und wurde zu einer der reichsten Städte auf diesem Planeten. Noch heute zeugen die Kirchen und sehr gut erhaltenen Kolonialbauten von dieser Zeit.
Gelegen im Altiplano (karge Steppenlandschaft) wird die Stadt von kalttropischen Klima beherrscht ( Temperaturen tagsüber mit 25°C und nachts um den Gefrierpunkt)
Noch heute lebt die Stadt vom Bergbau, allerdings wird heute mehr Zinn und Kupfer abgebaut, denn die Silbervorkommen schwinden rapid.
Beim Schlendern durch die Gassen bemerken wir hier zum ersten Mal in Bolivien den krassen Unterschied zwischen arm und reich. Während die Landleute auf den Märkten hart ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, lassen Stadt- Teenager, in trendigen Klamotten, in den Restaurants ihr Essen stehen.
Wie auch in anderen armen Ländern der Welt müssen hier die Kinder mitarbeiten und zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Somit können sie nicht zur Schule gehen. Die Analphabetisierungsrate lag bei der letzten Volkszählung 2001 bei 13,4% wobei starke Gefälle zwischen Stadt und Land bestehen. Naja, wir können uns da mit einreihen, denn uns kommt so vieles spanisch vor, grins.....
Nebenbei bemerkt:
Der Haupteinkommenszweig von Potosí ist weiterhin der Bergbau am Cerro Rico. Abgebaut werden hauptsächlich Zinn, Kupfer und Silber. Berüchtigt sind nach wie vor die Arbeitsbedingungen in den Minen, die sich auf einem niedrigen Technologie- und Sicherheitsniveau befinden und nicht selten zu schweren Gesundheitsschäden (z. B. Staublunge) bei den Arbeitern führen. Noch heute sterben viele Bergarbeiter (span. Minero) an Staublunge und Unfällen, zum Beispiel durch Explosionen. Nur die wenigsten Arbeiter besitzen eine Gasmaske oder sonst irgendeine Art von Schutzkleidung. Die Bergarbeiter und Führer durch die Minen berichten davon, dass sehr wenige Mineros mehr als 10 Jahre regelmäßig in den Minen arbeiten können und deren Lebenserwartung in etwa 45-50 Jahre beträgt.
Obwohl Kinderarbeit in Bolivien offiziell verboten ist, arbeiten in der Mine noch heute angeblich Kinder. Die Notwendigkeit der Kinderarbeit habe hier Priorität vor dem Gesetz. Auch vor Touristen wird die Kinderarbeit in keiner Weise vertuscht, im Gegenteil.
Für Touristen werden geführte Touren in den Stollen angeboten, die etwa 3 Stunden dauern können. Vor Tourbeginn unterschreibt man, dass man auf eigene Verantwortung die schlecht gesicherten Stollen besucht. Den Bergarbeitern im Stollen werden von den Touristen Getränke und Dynamit mitgebracht, letzteres ist in Potosi frei verkäuflich.
Auch Walter wird morgen einmal einsteigen in die Mine und ich bin gespannt was er erzählt.....
27.10.2013
Nach dem ich mich nun mal für dieses Abenteuer angemeldet habe, gab es natürlich kein zurück mehr !
Ein wenig nervös warte ich nach dem Frühstück auf den Fahrer, der mich zur Mine bringen soll. Im Frühstücksraum stelle ich fest, daß noch vier Personen mit mir in die Mine gehen. Ein Pärchen aus der USA und ein Pärchen aus Paraguay. Auf der Fahrt zur Mine kommt noch Robyn aus Kanada zu uns.
Wir sind am Anfang unserer Tour und es ist üblich, den Arbeitern Geschenke mitzubringen. Wir kaufen einen Beutel mit Dynamit, Alkohol und Tüten voller Kokablätter. Halt alles, was die mörderische Arbeit in dem Stollen erleichtert.
Ein Tropfen ist für "Pachamama", für Mutter Erde, erklärt uns der einheimische Guide und lässt den Becher mit 96% Alkohol herumgehen, nachdem er einen kleinen Spritzer als Opfergabe vergiesst. Mit zusammengekniffenen Augen trinken wir den Alkohol hinunter.
An der Mine angekommen, frage ich unsere Gruppe nach ihren jetzigen Empfindungen und stellte fest, daß ich nicht alleine mit meiner Nervosität bin.
Der Einstieg ist noch eine ganz normale, jedoch schon etwas beklemmende Angelegenheit. Danach werden die Schächte und Stollen immer enger und wir müssen uns auf allen "Vieren" fortbewegen.
Immer wieder kommt das Gefühl auf was wäre, wenn nun im Stollen etwas passiert.
Als wir noch tiefer in den Stollen gehen, verabschiedet sich das Pärchen aus der USA. Sie werden mit einem Minenarbeiter aus der Mine begleitet.
Die allzu dünne Luft und die negativen Gedanken verstärkten ihre Angst.
Es ist aber auch wirklich sehr warm hier in ca. 80 m tiefe, die Luft ist voller Mineralstaub und der Sauerstoffgehalt nicht gerade hoch.
Wir gehen nochmals einen Stock tiefer bis wir dann bei den ersten Arbeitern ankommen. Drei Stollenarbeiter schaufeln täglich 25t grobes Gestein in Gummiwannen, die aus alten Lastwagenreifen hergestellt werden.
Eine Seilwinde zieht die Wannen dann einen Stollen höher, wo sie mit den Loren abtransportiert werden.
Es sind wirklich keine guten Arbeitsbedingungen für das Leben der Mineros. Ich könnte es nicht tun, doch die Armut und das Traditionsbewußtsein in der Familie läßt ihnen keine andere Chance.
Es ist wirklich eine harte Knochenarbeit und nur mit den Cocablätter können die Mineros ihre harte Arbeit besser tollerieren. So auch eine Ausage im Cocamuseum in La Paz.
Am Ende unseres Abenteuer bringt uns unser Guide zu einer Nische in einem Stollen wo der "Tio" sitzt. Für die Völker der Anden ist "Pachamama" oder "Mama Pacha", die als weibliche Gottheit verehrte, personifizierte Mutter Erde (Quechua, auch "Mutter Welt"). So haben auch die Minenarbeiter einen Gott. Düster und mystisch thront er da, der "Tio", eine Teufelsfigur mit haemischen Gesichtszuegen und mächtigem Penis, umgeben von Opfergaben: Koka, Zigaretten und Konfetti, ein grausiger Anblick. Dem Gott der Unterwelt stattet jeder Minero vor seiner Arbeit einen Besuch ab, um seinen Groll nicht heraufzubeschwören, wenn er ihm seine Schätze entreisst.
Die Mineros leben in der Hoffnung, vielleicht doch dem Berg einmal ein kleines Vermögen entlocken zu können. Bezahlt wird nach Ertrag, der Abraum wird analysiert und je nach Gehalt an Silber, Zinn oder Blei die Fuhre bezahlt: Pro Monat zwischen 1000 und 5000 Bolivianos (100-500 Euro)
Wir sind froh, wieder das Tageslicht zu sehen.
Über acht Millionen Menschen Indios, Afrikaner und andere liessen als Sklaven ihr Leben im "Cerro Rico", dem reichen Berg.
Kleine Teile des Silbers liegen nach vielen Arbeitsgängen, Schweiß und vielen Cocablätter auf meiner Hand.
mineralstoffhaltige, warme Luft macht das Atmen schwer und es wird einem bewusst, was diese Arbeiter unter Tage leisten
Aufbruch: | 01.10.2013 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 08.04.2014 |
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