Italien - Slowenien - Österreich - 2015

Reisezeit: August - Oktober 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 1- Friaul (Italien) - Slowenien - Österreich: 11. Tag - 09.09.2015 - 2. Teil

Kobarid - Slowenien

Kobarid - Slowenien

Zum Beinhaus und Kirche führt ein geteerter schmaler Weg mit Kreuzwegstationen, die hinter dem Portal am Hauptplatz von Kobarid beginnen. Die Stationen erinnern stark an die ästhetisierende Kunstform totalitärer Zeiten.

Zum Beinhaus und Kirche führt ein geteerter schmaler Weg mit Kreuzwegstationen, die hinter dem Portal am Hauptplatz von Kobarid beginnen. Die Stationen erinnern stark an die ästhetisierende Kunstform totalitärer Zeiten.

Kobarid - St. Antoniuskirche mit Beinhaus

Kobarid - St. Antoniuskirche mit Beinhaus

11. Tag - 9.09.2015 - 2. Teil

Über die SP 19, SP 45, SP 11 fahren wir nach Slowenien bis Kobarid.

Das ist ein historisch sehr interes-santer Ort. Zuerst machen wir einen Rundgang in der kleinen Stadt. Eine Statue des Hl. Antonius sticht einem sofort ins Auge. Auch die große Glocke vor der Kirche, erbaut im Jahr 1848, durch die Gelder der Bürger der Stadt, erregt meine Aufmerksamkeit. Und vor einem Haus ist außen in Schaukästen ein kleines Museum mit Fundstücken aus der Gegend zu sehen. So etwas haben wir noch nie gesehen. Wir machen eine kleine Pause, Cappuccino und 1 Glas Rotwein 2 Euro.

Kobarid ist eine Gemeinde im oberen Soca-Tal (Valle dell'Isonzo) in Slowenien. Sie ist vor allem als teilweiser Schauplatz und Namensgeber der Zwölften Isono-Schlacht von 1917 in Erinnerung, die in den meisten Sprachen „Schlacht von Caporetto“ genannt wird. Kobarid hat ca. 4.400 Einwohner und liegt am Schnittpunkt zweier Täler auf 234 m. Gegen Westen erstreckt sich das Tal der Nadiza und gegen Südosten, in Richtung Tolmin, öffnet sich das Soca-Tal, das im Norden, in Richtung Bovec, Predilpass von den hohen Gipfeln der Julischen Alpen eingeengt wird.

Kobarid wurde schon in der Hallstattzeit besiedelt. Die Blütezeit erlebte der Ort zu Zeiten der Römer. Interessant ist in der Nähe die spätantike Höhensiedlung Tonocov Grad. Das Kobarid-Museum und der Wanderlehrpfad – Weg des Friedens – erinnern an die blutigen Schlachten im Ersten Weltkrieg.

Traurige Berühmtheit erfuhr Kobarid durch die 12. Isonzo-Schlacht 1917. 1918 kam Kobarid zum Königreich Italien. Während des Zweiten Weltkrieges war Kobarid von Sept. bis Nov. 1943 unter der Kontrolle von Tito-Partisanen, ebenso ab Mai 1945. 1946 kam Kobarid an Jugoslawien, seit 1991 zu Slowenien.

Ein Historischer Lehrpfad verbindet die Umgebung Kobarids mit wichtigen historischen, kulturellen und Naturdenkmälern.

Nach der Stärkung fahren wir zur Kirche des Hl. Antonius von Padua (1669). Sie liegt auf dem Hügel oberhalb von Kobarid. Von der Anhöhe hat man einen herrlichen Blick über die Landschaft und den Ort Kobarid.

Hier befindet sich auch das größte Beinhaus italienischer Soldaten, die während des I. Weltkrieges auf slowenischem Gebiet gefallen sind. Zum Beinhaus und Kirche führt ein geteerter schmaler Weg mit Kreuzwegstationen, die hinter dem Portal am Hauptplatz von Kobarid beginnen. Die Stationen erinnern stark an die ästhetisierende Kunstform totalitärer Zeiten. Kobarid war zentraler Schauplatz der Isonzoschlacht 1917. Mit unfassbarer Grausamkeit metzelten sich Soldaten aus Italien und Österreich-Ungarn in zwölf Schlachten zwischen Juni 1915 und Oktober 1917 gegenseitig nieder. Die Eingänge der Untergrundschächte, die in den Berg gehauen wurden, um den Feind zu überlisten, sind stumme Zeugen des Irrsinns.

Auf dem Hügel liegt sich ein kleines Plateau, von dem zwischen Steinarkaden Treppen zu einzelnen Terrassen führen, die im Achteck angeordnet sind und nach oben pyramidenförmig zulaufen. Auf zwei Terrassen ruhen in einzelnen Nischen die sterblichen Überreste der gefallenen italienischen Soldaten. Sie sind mit Steinplatten aus grünem Marmor geschlossen, in denen Name, Rang und eventuelle Verdienstorden eines jeden gefallenen Soldaten eingemeißelt sind.

Das Beinhaus entstand im Zuge einer systematischen Einrichtung von Soldatenfriedhöfen durch die Italiener und ist das einzige in Slowenien, da die sonstigen sterblichen Überreste der italienischen Soldaten nach Italien, in die beiden Beinhäuser in Redipuglia und Oslavia, überführt wurden. Das Beinhaus wurde vom Architekten Giovanni Greppi geplant, die Statuen stammen vom Bildhauer Giannino Castiglioni. An der pompösen Eröffnung am 18. September 1938 nahm Benito Mussolini teil.

Im Beinhaus liegen die sterblichen Überreste von 7.760 Soldaten (7014 – Inschrift auf der linken Seite des Parkplatzes), davon 2748 unbekannt. Die Gebeine wurden von den Soldatenfriedhöfen im oberen Soča-Tal (Drežnica, Drežniške Ravne, Gabrje, Kamno, Smast, Bovec) hierher gebracht. Die sterblichen Überreste der unbekannten Soldaten sind in Gruppen zu je 500 vereint und unter den Bögen auf beiden Seiten der Mitteltreppe begraben. Das Beinhaus und der Leidensweg stehen unter der Verwaltung Italiens.

Nachdem wir uns alles angeschaut haben – ich muss gestehen, solche Orte bedrücken mich doch immer sehr – machen wir uns auf, ein nahes privates Museum anzuschauen – Muzejska zbirka. Hier hat Ivo Krajnik der Ältere seit 1968 in mühsamer Kleinarbeit viele Fundstücke aus den verschiedenen Schlachten zusammengetragen. Unterstützt wird er dabei von seinem Sohn. Der Eintritt ist kostenlos, aber wir spenden etwas. Schließlich kostet der Erhalt eines solchen Hauses Geld. Wir sind von dem kleinen Museum sehr beeindruckt.

Wir verlassen den geschichtsträchtigen Ort, fahren über die 203 nach Bovec. Dort wird zunächst einmal getankt, ehe wir zur Kluze fahren.
Dort machen wir auf einer Bank eine kurze Pause. Rolf isst sein mitge-nommenes Brot mit Mortadella, dazu gibt es alkoholfreies Bier.

Nach der Pause fahren wir weiter, über den Predil-Pass, 1.156 m, SS 54 über Sella Nevea, 1.190 m, SP 76.

Wir sind unterwegs in einer herrlichen Berglandschaft. Bei einem kleinen Fotostopp entdecken eine urige Almhütte. Das Wetter ist wunderbar und eigentlich könnten wir die schöne Strecke mit vielen Kurven genießen, doch heute sind viel zu viele ungeübte Motorradfahrer unterwegs, die zudem noch reichlich arrogant sind. Wir verstehen, kapieren das nicht, aber man kann eben nicht alles verstehen. Über Chiusaforte, SS 13 Richtung Venzone. Dort machen wir einen weiteren Halt. Rolf setzt sich auf den großen Platz, während ich mich aufmache, noch einige Lavendelartikel einzukaufen, Lavendel-Creme für meine Freundin Giovanna und Lavendel-Duftsteine. Nach erfolgtem Einkauf weiter, auf dieser Strecke kann man überall in den Bergen noch die Eingänge in die alten Bunker entdecken.

SP 36, Bordano, SR 512, Interneppo. Dort kann ich einige Fotos von den herrlich bemalten Häusern machen. Gegen 16.30 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz. Heute ist wieder Servicetag für Rolf. Doch er hat das super im Griff und ist immer sehr schnell mit diesen Arbeiten fertig.

Unser Abendessen heute: Geschnetzeltes Roastbeef, Zucchini, Brot, Salat, Pfirsiche und Wein. Heute sind wir richtige Nachteulen, schauen uns Filme an bis 23.30 Uhr.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf Facebook - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien

Bordano - Interneppo

Bordano - Interneppo

Bordano - Interneppo

Bordano - Interneppo

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7 Wochen unterwegs - Kultur und Landschaft - Italien (Friaul, Monti Sibillini, Marken, Umbrien, Toskana) - Slowenien - Österreich
Details:
Aufbruch: 30.08.2015
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 17.10.2015
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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