Italien - Slowenien - Österreich - 2015
Teil 3/4 - Umbrien - Lago Trasimeno - Toskana: 40. Tag - 08.10.2015 - Teil 2
40. Tag - 08.10.2015 - Teil 2
Schnell finden wir an der Piazza 40 Martiri, in der Nähe der Chiesa di San Francesco, einen Parkplatz. Die Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jh. von der Spadalonga Familie erbaut. Sie hatten den Hl. Franzikus predigen hören und bauten daher zu seinen Ehren die Kirche.
Nach einigen Fotos machen wir uns auf in die Altstadt, mittelalterlich, geprägt durch enge Gassen und gotische Bauten. Seit unserem letzten Besuch in Gubbio hat sich auch hier viel zum Positiven verändert. Es finden sich überall gute Info-Tafeln und Wegweiser. So muss man nicht herum irren, wenn man keinen Stadtplan dabei hat. Vorbei an schönen kleinen Geschäften, die sehr schöne handwerkliche Gegenstände verkaufen, steigen wir steil hinauf zur Piazza Grande.
Herausragendes Bauwerk ist hier der Palazzo dei Consoli (Priorenpalast), in dem die Iguvinischen Tafeln aufbewahrt sind. Die sind die einzigen erhaltenen Gesetzestafeln der alten Umbrer. Die 7 Bronzetafeln stammen aus dem 1. oder 2. Jh. v. Chr.. Sie sind umbrisch-etruskisch und lateinisch beschriftet, teilweise in Spiegelschrift und das wichtigste Zeugnis der umbrischen Sprache. Die Texte berichten von Kulten und Verordnungen der Stadt.
Die meisten Städte Umbriens liegen auf Berghängen und die damaligen Architekten haben die dadurch entstehenden Probleme hervorragend gelöst. Gubbio bietet hier Außergewöhnliches. Der Priorenpalast liegt auf halber Höhe des Berges und man sieht von weitem kaum, in welch extremer Hanglage er errichtet wurde. Er ist buchstäblich zum größten Teil „in die Luft hinein“ gebaut worden. Er zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kommunalpalästen und gilt als eine der kühnsten städtebaulichen Unternehmungen des italienischen Mittelalters. Man nimmt an, dass er im Jahr 1332 von dem Stadtarchitekten Matteo di Giovannello, Gattapone genannt, erbaut wurde.
Heute haben wir Glück, es sind kaum Touristen in der Stadt und so kann man ungestört fotografieren.
Der Palazzo Pretorio an der Piazza della Signoria, bekannt eher als Piazza Grande, liegt direkt gegenüber dem Palazzo dei Consoli. Sein Bau begann in 1349. Bis ins 17. Jh. wurde weitergebaut, ohne jemals zur Vollendung zu gelangen. Heute ist das Rathaus in dem Palast untergebracht.
Über die Via dei Consoli verlassen wir die Piazza Grande, vorbei an prächtigen alten Palazzi, in denen hübsche kleine Geschäfte untergebracht sind.
In einer der engen Gassen stoßen wir auf einen kleinen Platz mit dem Fontana del Bargello – auch Fontana dei Matti, aus dem 16. Jh., umgebaut 1862. Wenn man den Brunnen dreimal umrundet und dabei den Brunnenrand berührt, bekommt man ein Zertifikat, dass man Staatsbürger von Gubbio ist. Und außerdem erhält man die Auszeichnung, dass man zu den „Matti onorario di Gubbio” gehört.
Ich habe dieses Zeremoniell beim letzten Besuch durchgeführt, ich tue es heute wieder und auch Rolf muss dran glauben. Das passende Patento da Matto für uns beide habe ich natürlich auch erstanden. Wir werden es Zuhause einrahmen und an der ital. Wand aufhängen.
Die Einwohner Gubbios nennen sich ironisch selbst „Matti“ (Verrückte). Hier bedeutet “matto” jedoch nicht gestört oder dement, sondern es erinnert an die sprichwörtliche Unberechenbarkeit der Einwohner Gubbios, die einen Hang zu bizzarren Scherzen haben, also verrückt sind.
An diesem kleinen Platz befindet sich auch der Palazzo Bargello. Der Name stammt von Bargello, damit ist der Polizeichef der lokalen Polizei gemeint. Der Palast ist ein gutes Beispiel für die gotische Architektur in der rein mittelalterlichen Stadt Gubbio. Das Gebäude mit drei Stockwerken aus dem frühen 13. Jh. ist noch perfekt erhalten. In dem alten Palast befindet sich u. a. das Armbrust-Museum.
Immer wieder muss ich feststellen, dass man hier in diesen Städten gut zu Fuß sein muss. Es geht steil bergauf, bergab.
Am Ende der Via dei Consoli erblicken wir die von außen schwer mitgenommene Chiesa di San Domenico, die geöffnet hat und darum natürlich von uns besichtigt wird.
Die Kirche, manchmal auch San Martino genannt, ist eine mittelalterliche römisch-katholische Kirche in der Unterstadt von Gubbio. Die Kirche wurde damals San Martino von Tour gewidmet. Im 11. Jh. wurde auf dem Gelände erstmalig eine Kirche dokumentiert, doch die heutige Kirche wurde erstmalig im 13. Jh. erwähnt, sie wurde den Dominikanern zugeordnet. Im 14. und 15. Jh. wurde die Kirche umgebaut. Nur das Äußere der Kirche – Backstein - blieb unvollendet.
Das Innere der Kirche wurde im 18. Jh. umgewandelt, aber viele der alten Fresken blieben erhalten. In der Mitte des Chores steht ein imposantes Rednerpult, mit schönen Schnitzereien und Intarsien, welches Mariotto di Paolo Sensi, genannt Il Terzuolo, zugeschrieben wird.
Nach vielen Bildern geht es weiter durch die Via Camillo Benso Conte di Cavour. Unterwegs kommen wir an dem alten Palazzo Beni, 15. Jh. vorbei. Und in den Gassen sehe ich so viele schöne Geschäfte, auch mit Lebensmitteln. Leider alle geschlossen, so dass ich nichts einkaufen kann.
Oben auf einem winzigen Balkon erspähe ich einen braunen Hund, der anscheinend das Wohnzimmer auseinander nimmt. Er schleppt alles Mögliche, u. a. Kissen, auf den Balkon und fetzt damit herum. Leider ist es sehr weit weg, doch ich kann einige Bilder machen.
Wir kommen zurück zur Piazza 40 Martiri und zur Logge dei Tiratori. Das lange Gebäude, komplett mit Portico und von der Chiesa Santa Maria dei Laici begrenzt, war ursprünglich der Sitz des Krankenhauses Santa Maria, im Jahr 1326 auf Initiative einer Bruderschaft erbaut. An der Fassade ist ein Fresko der Madonna zwischen den Heiligen Peter und Paul zu sehen (1473).
Bereits Mitte des 15. Jh. forderte man, auf dem Krankenhaus eine überdachte Vorrichtung zu bauen, wo man Gewebe, Stoffe trocknen konnte bzw. sie in eine bestimmte Breite oder Länge ziehen konnte. Diese Vorrichtung – Il Tiratoio – wurde nach langen Streitigkeiten erst Anfang des 17. Jh. verwirklicht. Daher rührt der Name der Logge (tirare = ziehen).
Rolf und ich sind vom vielen Anschauen und umher laufen müde und machen Pause in der Bar delle Logge. Wir genehmigen uns etwas zu trinken und zu essen, Kosten 4,80 Euro. Da kann man nicht meckern.
Gegen 15 Uhr verlassen wir Gubbio, Richtung Perugia, SR 298 über Ponte d’Assi bis Piccione. SP 246 Ramazzano, SS 75 bis über Corciano, nach Magione.
Endlich gelingt es mir, vom Motorrad aus ein Bild des Torre dei Lambardi zu machen. Dieser ca. 30 m hohe Turm wurde Ende des 12. Jh. von den Johannitern erbaut. Er war während des 14. Jh. Zentrum heftigster Kämpfe.
Leider ist die Straße auch hier sehr holprig, so dass die Bilder etwas unscharf geworden sind.
Gegen 16.30 Uhr erreichen wir Passignano, nach 104 Meilen = 168 km. Es ist herrliches Wetter geworden.
Leider waren wir heute auf sehr schlechten Straßen unterwegs, so dass ich von den schönen Landschaften kaum etwas fotografieren konnte, was ich immer sehr bedaure. Wir fuhren durch große Olivenhaine, Tabakfelder und Weinberge. Landschaftlich wunderschöne Strecken. Auf den Hügeln kleine Festungen, Burgen – man verlangte früher hier überall Wegezoll von den Reisenden.
Zum Abendessen gibt es Fisch (Merluzzo), Zucchini, Salat, Brot, Trauben und Wein. Wir erleben wieder ein prachtvolles Farbenspiel am Abendhimmel. Darum verziehen wir uns erst, als es sehr kalt wird, in den Bus.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2015 |