Italien - Slowenien - Österreich - 2015
Teil 3/4 - Umbrien - Lago Trasimeno - Toskana: 44. Tag - 12.10.2015 - Teil 2
44. Tag - 12.10.2015 - Teil 2
Dann verlassen wir Pienza. Uns hat der Ort sehr gut gefallen. Schön war auch, dass nicht zu viele Touristen dort unterwegs waren.
Wir fahren durch das wunderschöne Val d’Orcia, welches ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Anneken wird sich über die Bilder für die UNESCO-Gruppe freien.
Die Landschaft des Val d’Orcia (Orciatal) liegt im südlichen Teil der Provinz Siena in der Toskana, Italien. Der Name ist vom Fluss Orcia abgeleitet. Das Tal ist Teil des landwirtschaftlichen Hinterlandes von Siena, welches bei seiner Besiedlung durch den Stadtstaat im 14. und 15. Jh. umgestaltet und entwickelt wurde, um das idealisierte Modell einer guten Regierung widerzu-spiegeln und ein ästhetisch ansprechendes Landschaftsbild zu erzeugen.
Die auffällige Ästhetik der Landschaft mit ihren flachen Ebenen, aus denen sich fast schon kegelförmige Hügel erheben, inspirierte viele Künstler. In der Renaissance lieferte die Gegend insbesondere den Künstlern der Schule von Siena zahlreiche Motive für ihre Landschaftsbilder. Ihre Gemälde befassen sich mit der Schönheit landwirtschaftlich bewirtschafteter Gegenden und der Harmonie von Mensch und Natur. Die Landschaft ähnelt den Crete Senesi, auch hier dominieren Biancane (weiße Gesteinsart) und Calanchi (Erosionsrinnen).
Das Val d’Orcia setzt sich aus den fünf Gemeinden Castiglione d’Orcia, Pienza, Radicofani und San Quirico d’Orcia zusammen. Es liegt an den nördlichen Ausläufern des Berges Monte Amiata. Im Talgebiet fließen unter anderem die Flüsse Asso, Fromone, Orcia, Vellora und Vivo. Das Gebiet hat eine Fläche von 61.188 Hektar. Die Gegend wird durchquert von der historischen Via Francigena und der römischen Via Cassia, die teilweise streickengleich sind. Im Nordwesten grenzt die Landschaft an die Crete Senesi, im Nordosten an das Val di Chiana, auch Valdichiana.
Großen Einfluss auf das Gebiet hatte bis zum frühen Spätmittelalter die Familie der Aldobrandeschi, die in Rocca d’Orcia bis zum Jahr 1250 Statthalter hatten. Danach übernahmen zunehmend Familien aus Siena die Kontrolle über das Tal, wie zuerst die Salimbeni, die in der Gegend um Castiglione d’Orcia und Radicofani stärker wurden. Nach deren Niederlage gegen die Republik Siena 1418 übernahmen dann weitere Familien aus Siena die Herrschaft über das Territorium, wobei die Familie der Piccolomini und besonders deren berühmtester Papst, Pius II., hervorragten. Unter ihm und seinem Architekten Bernardo Rossellino wurde aus dem kleinen Ort Corsignano die heutige Gemeinde Pienza.
Weitere Bauprojekte, wie der Staudamm am Fluss Orcia zur Versorgung von Pienza, scheiterten am Tod Pius II. im Jahr 1464. Im Konflikt zwischen Siena und dem Florenz der Medici spielte Montalcino eine wichtige Rolle, als die Regierung von Siena nach der Belagerung der Stadt von 1555 bis 1559 in Montalcino residierte, dann aber nach dem Frieden von Cateau-Cambresis aufgab. Danach wurde das Val d’Orcia Teil des Großherzogtum Toskana. Es erlebte unter den Medici Verbesserungen der Infrastruktur an der Via Francigena / Via Cassia.
Im Zweiten Weltkrieg hatte das Orciatal eine strategische Position als Vorposten der Gotenstellung, bei der mehrere Kriegsverbrechen begangen wurden.
Gotenstellung war im Zweiten Weltkrieg in Italien der deutsche Name jener befestigten Linie (Gothic Line/ Linea Gotica), die die italienische Halbinsel auf der Höhe von Massa-Carrara und Pesaro abschnitt. Sie erstreckte sich über eine Länge von 320 Kilometern und erreichte eine Tiefe von bis zu 30 Kilometern. Nördlich dieser Linie standen deutsche Truppen, während vom Süden die britischen und US-amerikanischen Truppen mit ihren Verbündeten die Stellungen zu durchbrechen versuchten.
Als die Gotenstellung Ende April 1945 durchbrochen wurde, hatte sie ihren Zweck, den Vormarsch der Alliierten möglichst lange hinzuhalten, erfüllt. Es wird geschätzt, dass die Zahl der Opfer der Kämpfe ungefähr 75.000 Mann auf der Seite der Deutschen (darin sind Gefallene, Verwundete und Vermisste enthalten) und rund 65.000 Mann auf der Seite der Alliierten betrug.
Schon bald sind wir in San Quirico d’Orcia.
San Quirico d’Orcia ist ein Ort mit ca. 2.700 Einwohnern in der Provinz Siena in der Toskana. Er ist bekannt für seine ungewöhnlichen Portalanlagen.
Es ist Mittagszeit und der Ort wirkt wie ausgestorben. Uns ist das sehr lieb und wir machen uns auf, über die Via Dante di Alighieri in das Centro Storico des Ortes. Zunächst kommen wir an der alten romanischen Kirche Santa Maria Assunta (12. Jh.) vorbei. Am Portal steht eine Info-Tafel, Italienisch und Englisch, wirklich toll.
Die Kirche ist auch bekannt als Santa Maria ad Hortos, da sie von Gärten umgeben waren, die man Horti Leonini nennt. Die Kirche befindet sich auf der Via Frandigena in der Nähe der Porta Ferrea. Der einfache, aber eindrucksvolle Bau aus Travertin stammt wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 11. Jh.. Bedeutend ist das Portal der Kirche auf der Via Francigena, welches viele Ähnlichkeiten mit dem der Abtei von Sant Atimo aufweist.
Gegenüber der Kirche ist das Ospedale della Scala. Es wurde im 13. Jh. als Zuflucht für die Pilger und Reisenden auf der Via Francigena gebaut. Dort in der Nähe befindet sich ein schöner alter Brunnen.
Dann entdecke ich den Eingang in den Rosengarten, der zu den Horti Leonini gehört. Gelbe Blumen bedecken dort den Boden.
Die Horti Leonini sind öffentliche Gärten an der alten Stadtmauer des Ortes. Sie wurden 1581 von Fernando I. dei Medici anlegt und Diomede Leoni geschenkt. Die Horti Leonini haben bis heute ihre ursprüngliche Struktur erhalten, sie sind ein gutes Beispiel für einen klassischen italienischen Garten. Seit 1975 sind die Gärten im Besitz der Stadt und für Besucher geöffnet. Ich bin natürlich mal wieder begeistert, was man so alles unterwegs entdeckt. Inmitten der Gärten steht das Monumento Cosimo III. dei Medici.
Rolf ist schon mal wieder voraus geeilt. Er meint immer, ich fotografiere zu viel. Aber mich interessieren all diese Dinge und mit den Fotos vergesse ich sie nicht.
Am Piazza Centrale in der Bar Centrale bei den Resten der alten Festungsmauer machen wir eine Pause und trinken etwas, denn es ist ganz schön warm heute.
Mir gefällt dort auch die Chiesa San Francesco, auch Chiesa della Madonna genannt. Das Gebäude ist im Laufe der Jahre oft umgestaltet worden, doch die Fassade weist noch gotische Elemente auf.
Wir wandern weiter, kommen zur Chiesa Collegiata. 1080 wurde mit dem Bau begonnen, auf den Ruinen eines Baptisteriums. Das Gebäude besteht aus weißem Travertin und Sandstein.
Travertin ist ein mehr oder weniger poröser Kalkstein von heller, meist gelblicher und brauner oder seltener beiger oder roter Farbe, der aus kalten, warmen oder heißen Süßwasserquellen als Quellkalk chemisch ausgefällt wurde. Die Quellen enthalten Calcium- und HydrogencarbonatIonen sowie Kohlenstoffdioxid. Der Travertin selbst besteht fast ausschließlich aus Calciumcarbonat. Es handelt sich um einen Süßwasserkalk.
Bekannt sind die Travertinterrassen von Mammoth Hot Springs, im Yellowstone National Park, Wyoming. USA.
Beachtenswert ist das große Seitenportal aus der Werkstatt Giovanni Pisanos, des ausgehenden 13., beginnenden 14. Jh.:
Auf Löwen stehende Atlanten tragen eine kurze Vorhalle. Hier ist zu spüren, dass Giovanni in den französischen Kronlanden zur Zeit der Hochgotik künstlerisch erzogen wurde und dass er diese Prinzipien offenbar wirkungsvoll an seine Schüler weiter-vermittelt hat. Eine Ahnung des gotischen Faltenwurfs ist auch hier spürbar. Der ganze Aufbau des Portals ist gotisch. Das ist auch am typisch gotischen Dekorationsband zu erkennen, das sich an den französischen Kathedralfassaden in der Höhe der Kapitelle der Ecksäulen über die ganze Portalzone zu beiden Seiten hinzieht.
Wesentlich älter ist das Westportal aus dem 12. Jh., das sichtbar stark restauriert wurde. Die beiden Knotensäulen rechts und links außen haben, wie immer in solchen Fällen, die Funktion, Unheil abzuwehren. Besonders interessant ist der Türsturz, auf dem zwei geflügelte Fabelwesen sich kämpfend gegenüberstehen. Hier wurden Elemente verschiedener Tiere zusammengezogen, und zwar die eines Drachen, einer Schlange, eines Krokodils, die Schuppen eines Fisches und die Flügel eines Vogels. Solche Mischwesen gehören eigentlich nicht in die italienische Kunst. Warum sie sich ausgerechnet hier finden, kann damit zusammenhängen, dass der Ort im Mittelalter an der Via Francigena lag und im 12. Jh. Sitz eines staufischen Vikars gewesen ist.
Auf dem Platz vor der Kirche befindet sich auch wieder mal ein schöner alter Brunnen. Meine Brunnenbildersammlung wächst beständig.
In dem nahen, denkmalgeschützten Palazzo Chigi Zondadari sind heute das Rathaus und die Touristeninformation untergebracht. 1680 baute Kardinal Flavio Chigi diesen imposanten Barock-Palast. Die Arbeiten wurden von dem berühmten Architek-ten Carlo Fontana ausgeführt, der viele Bauten für die bekannte Familie Chigi aus Siena errichtete.
Auf unserem Spaziergang durch die Altstadt sind wir an zahlreichen schön restaurierten Häusern vorbei gekommen. Einige bieten Zimmer zum Übernachten an. Doch sehr viele Häuser stehen auch zum Verkauf. Das ist sehr schade, wenn die Menschen wegziehen, dann verfallen die herrlichen Gebäude.
Gegen 13.45 Uhr verlassen wir den geschichtsträchtigen Ort, der uns auch sehr gut gefallen hat. Hier waren so gut wie keine Touristen unterwegs, was für den Ort natürlich nicht gut ist. Die Menschen leben hier u. a. vom Tourismus.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2015 |