Italien - Slowenien - Österreich - 2015
Teil 3/4 - Umbrien - Lago Trasimeno - Toskana: Informationen über Orvieto
Informationen über Orvieto
Orvieto ist eine Stadt mit ca. 21.000 Einwohnern im Südwesten Umbriens in der Provinz Terni.
Orvieto gehört mit seinen herrlichen Baudenkmälern zu den interessantesten Städten Mittelitaliens. Seine Lage hoch auf einem vulkanischen Tuff-Felsen ist einzigartig.
Die gesamte Altstadt ist auf einem Felsplateau aus Tuffgestein errichtet. Dieser Stadtfelsen ist von einem Labyrinth von Kellern, Gängen und riesigen Zisternen durchzogen, von dem ein kleiner Teil wieder für die Besichtigung erschlossen wurde. Zahlreiche in Straßenzeilen angeordnete etruskische Gräber finden sich direkt unterhalb des Stadtfelsens, und auf den Hängen gegenüber der Stadt gab es Grabstätten mit Ausmalung.
Die ersten menschlichen Ansiedlungen in Orvieto gehen auf bis in die Bronze- und Eisenzeit zurück. Archäologische Funde belegen die Anwesenheit der etruskischen Kultur.
Es wird vermutet, dass Orvieto (Urbs Vetus = alte Stadt) der mittelalterliche Name und Standort der etruskischen Stadt Velzna (römisch Volsinii) ist, einer der zwölf Bundeshauptstädte des etruskischen Reiches.
Velzna wurde nach einem Sklavenaufstand 264 v. Chr. durch Marcus Fulvius Flaccus erobert. Die Römer zwangen die Überlebenden, sich in einer weniger zu befestigenden Lage in Volsinii Novi am Bolsenasee anzusiedeln, dem heutigen Bolsena.
Im Zweiten Weltkrieg befand sich bei Orvieto ein Militärflugplatz, auf dem der Ingenieur Pier Luigi Nervi einen für die damalige Zeit außergewöhnlichen Hangar baute, der jedoch im Krieg zerstört wurde.
In der Gegend wächst der Orvieto, ein frischer und bukettreicher Weißwein.
Orvieto war zeitweise Residenz der Päpste des Mittelalters. Clemens VII. (bürgerlich Giulio de Medici) musste 1527 hierher fliehen, nachdem Rom im Sacco di Roma geplündert worden war.
Der Sacco di Roma (sacco, veralteter Ausdruck für Plünderung) war die Plünderung Roms und des Kirchenstaates ab dem 6. Mai 1527 durch deutsche Landsknechte und italienische Söldner. Über die Italienischen Kriege hinaus gilt der Sacco di Roma als ein Höhepunkt der Gewaltexzesse im Krieg durch von ihrer Führung nicht kontrollierbare Söldnerheere.
Das von Karl V. regierte Spanien und das von Franz I. regierte Frankreich kämpften seit 1521 um die Vorherrschaft in Oberitalien. Mit der Einwilligung Franz I. trat Clemens VII. aus der Allianz Karls V. aus und klagte diesen an, einen „ungerechtfertigten Krieg gegen einen christlichen Mitbruder“ zu führen, dessen einziger Zweck es sei, sein eigenes Reich zu vergrößern. Diese öffentliche Anklage erschwerte Karl V. das Agieren gegen Frankreich.
Im August 1524 belagerten Truppen Karls V. erfolglos Marseille. Bei ihrem Rückzug wurden sie durch französische Truppen angegriffen und bis nach Pavia zurückgedrängt. Dort kam es im Februar 1525 zur Schlacht, bei der Franz I. gefangengenommen und die französischen Truppen vernichtend geschlagen wurden. Während seiner Gefangenschaft unterzeichnete Franz I. den Friedenvertrag von Madrid, in dem er alle Ansprüche auf die Fürstentümer Oberitaliens fallen ließ. Karl V. appellierte an die ritterliche Ehre von Franz, sich an den Vertrag zu halten und entließ ihn – gegen den Ratschlag seiner Berater – aus der Gefangenschaft.
Kaum frei, verkündete Franz I., dass der Vertrag von Madrid ungültig sei, da er ihn nur unter größter Angst um sein eigenes Leben unterzeichnet habe. Papst Clemens VII. erteilte ihm daraufhin öffentlich die Absolution, so dass der Friede von Madrid als nichtig anerkannt wurde. Da Karl V. aus Sicht vieler anderer Herrscher zu mächtig wurde, formierten sich diese 1526 in der profranzösischen Heiligen Liga von Cognac. Ihr gehörten neben Papst Clemens VII. und Franz I. noch der Herzog von Mailand Francesco II. Sforza, die Republik Venedig und einige kleinere oberitalienische Herrscher an.
Die wegen des ungültig gewordenen Vertrages von Madrid nicht erlangten Herzogtümer Oberitaliens, deren Reichtum zur Finanzierung der Söldnerarmee nötig gewesen wäre, der Wechsel des englischen Königs Heinrich VIII. von Karls Allianz zur Heiligen Liga von Cognac, der religiöse Konflikt innerhalb Deutschlands zwischen Lutheranern und Katholiken (Reichstag zu Worms) sowie der jahrelange, indirekte Kampf der deutschen Landsknechte unter Karl V. gegen einen Papst, den sie niemals direkt attackieren durften, sorgte für großen Unmut bei den Truppen Karls V. in Norditalien. Sie waren seit der Schlacht von Pavia nicht mehr regelmäßig bezahlt worden, hatten keinerlei Verstärkung erhalten und mussten sich selbst versorgen.
Die brisante Lage entlud sich in einem Söldneraufstand, bei dem der Anführer der deutschen Landsknechte, Georg von Frundsberg, beim Versuch, seine Truppe zu beschwichtigen, einen Schlaganfall erlitt.
Die nun von Charles III., Herzog von Bourbon, angeführten, aber in keiner Weise gezügelten Truppen marschierten zuerst auf Florenz, um sich dort für ihre Anstrengungen zu entlohnen und zu versorgen. Am 16. März 1527 verweigerten die Söldner ihren Truppenführern jeglichen Gehorsam und beschlossen, sich direkt an Papst Clemens VII. zu rächen, den sie für ihre Lage verantwortlich machten. Sie ließen das schwere Belagerungsgerät vor den Toren von Florenz zurück und marschierten auf Rom.
Rom, eine der reichsten Städte der Renaissance, war auf den Angriff des 24.000 Mann starken Heeres mit deutschen Landsknechten, spanischen Söldnern und papstfeindlichen italienischen Condottieri schlecht vorbereitet, da der Papst kurz zuvor, um Geld zu sparen, große Teile seiner Truppen entlassen hatte. Am 6. Mai wurde zuerst das Borgo, begünstigt durch dichten Nebel, eingenommen, wobei der Herzog von Bourbon fiel. Eine Schwäche in der Mauer wurde von spanischen Truppen ausgenutzt, um in die Stadt einzudringen, worauf der Widerstand der Verteidiger des Borgo zusammenbrach
Ein Großteil der Schweizer Garde (147 von insgesamt 189 Mann) hatte sich auf dem Petersplatz in Stellung gebracht, um den Papst und den Heiligen Stuhl zu schützen. Bei der Verteidigung fielen alle. Papst Clemens VII. war in der Zwischenzeit vom Petersdom durch den Passetto di Borgo mit 42 Schweizern in die Engelsburg geflohen, wo sie von den Angreifern belagert wurden. Am folgenden Tag - nachdem Versuche von Verhandlungen gescheitert waren - wurden zuerst die Brücken und dann das restliche Rom eingenommen.
Ohne einen von allen Truppen anerkannten Anführer geriet die kriegsübliche dreitägige Plünderung außer Kontrolle und die Truppen raubten, vergewaltigten, folterten und töteten nach Belieben. Es wurden Kirchen, Paläste und Krankenhäuser sowie der Vatikan geplündert und in Brand gesetzt. Viele, besonders Edelleute und Kleriker, wurden gezwungen, enorme Lösegeldsummen zu zahlen, um sich freizukaufen. Einfachere Bürger wurden durch Folter gezwungen, ihre Wertgegenstände herauszugeben. Landsknechte lutheranischer Gesinnung taten sich besonders durch die Demütigung kirchlicher Würdenträger und Symbole hervor. Die Gewinne der jeweils anderen stachelten spanische, deutsche und italienische Truppen zu weiteren Plünderungen und Erpressungen an, vereinzelt kam es um die Beute zu Kämpfen zwischen den eigentlich Verbündeten. Durch die unkontrollierte Situation angelockt, strömten aus dem Umland zudem weitere „kaisertreue“ italienische Verbände in die Stadt, um an der Beute teilzuhaben. Über neunzig Prozent der Kunstschätze in Rom, darunter die Goldschmiedearbeiten der Kirchen, wurden während der Plünderungen geraubt. Der Wert der Beute wird auf rund 10 Millionen Dukaten geschätzt.
Nach einer mehrwöchigen Belagerung der Engelsburg kapitulierte Papst Clemens VII. am 7. Juni 1527. Er musste die Festungen Ostia, Civitavecchia und Civita Castellana übergeben, auf die Städte Modena, Parma und Piacenza verzichten und 400.000 Dukaten sowie Lösegeld für die Befreiung der Gefangenen zahlen. Am 6. Dezember wurde die belagerte Engelsburg freigegeben und Clemens VII. zog nach Orvieto.
Karl V. geriet wegen des Sacco di Roma in heftige Kritik. Ihm wurde vorgeworfen, die Plünderungen angeordnet oder zumindest toleriert zu haben.
Die Plünderung Roms kam Karl V. sehr gelegen. Die Heilige Liga von Cognac war nun ohne die Unterstützung des Papstes, der als Gefangener Karls V. dessen Bedingungen akzeptieren musste. Karl V. strebte nicht nur nach der Kaiserwürde, sondern wollte sie sich auch durch die höchste geistliche Autorität legitimieren lassen. Dieses Ziel rückte durch die Niederlage des Papstes in unmittelbare Nähe. Zwischen 1528 und 1529 behauptete sich Karl V. weiter gegen die Liga von Cognac. Am 29. Juni 1529 ging er mit Clemens VII. den Frieden von Barcelona ein. Der Papst erhielt viele Provinzen für den Kirchenstaat. Im Rahmen dieses Friedensvertrags wurde die Schweizergarde aufgelöst. Sie wurde 1548 durch Paul III. wiederhergestellt. Am 5. August 1529 wurde der Damenfriede ausgehandelt, der den Kampf zwischen Karl V. und Franz I. beendete.
Von Karl V. politisch besiegt und mit dem Frieden von Barcelona wieder in sein Amt eingesetzt, durch Schenkungen und Ver-träge wohlwollend gestimmt und durch die neue äußere Gefahr durch die Türken bedrängt, krönte Clemens VII. Karl V. zu dessen 30. Geburtstag am 24. Februar 1530 in Bologna zum Kaiser.
Die kaiserliche Armee verblieb in Rom, zusammengehalten auch durch die Armee der Liga im Norden. Mehrfache Aufforderungen, sich in die Lombardei zurückzuziehen, wurden nicht befolgt. In den Sommermonaten von 1527 reduzierten Seuchen sowohl die Bevölkerung Roms als auch die Besatzer ungefähr um die Hälfte. Durch neue Führer und Soldzahlung wieder unter Kontrolle gebracht, zogen die verbliebenen etwa 12.000 Mann am 17. Februar 1528 weiter nach Neapel, dem Heer der Liga hinterher.
Noch heute gedenkt die Schweizergarde am 6. Mai der Toten beim Sacco di Roma mit der Vereidigungszeremonie neuer Rekruten in Rom.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2015 |