Italien - Slowenien - Österreich - 2015

Reisezeit: August - Oktober 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 3/4 - Umbrien - Lago Trasimeno - Toskana: 38. Tag - 06.10.2015

Auf der Hauptstraße der Isola Maggiore

Auf der Hauptstraße der Isola Maggiore

Pieve di San Michele Arcangelo - Isola Maggiore

Pieve di San Michele Arcangelo - Isola Maggiore

Pieve di San Michele Arcangelo - Isola Maggiore

Pieve di San Michele Arcangelo - Isola Maggiore

Friedhof Isola Maggiore

Friedhof Isola Maggiore

38. Tag - 06.10.2015

6. Oktober 2015 – Dienstag 38. Tag
Fahrt auf die Isola Maggiore – Pieve di San Michele Arcangelo – Strada Panoramica – Torre Romanico – Chiesa San Salvador – Casa del Capitano – Torre Orologio – Chiesa di Buon Gesu
(Kloster San Francesco – Castello Villa Isabella in Privatbesitz, leider nicht zu besichtigen)

Heute Morgen ist es diesig und bedeckt. Wir beschließen, heute unseren Ausflug auf die Isola Maggiore zu unternehmen. Doch zunächst haben wir ein Gespräch mit einem Bikerpaar. Ein Motorrad der beiden funktioniert nicht.

Nach dem Frühstück laufen wir nach Passignano zu der Ablegestelle der Fähren. Das Schiff fährt um 11.50 Uhr los. Die Überfahrt macht viel Freude, wir haben einen herrlichen Blick auf die anderen Inseln und den See.

12.10 Uhr erreichen wir die Insel. Am Info-Punkt versorgen wir uns mit dem nötigsten Wissen über die Insel.

Die Isola Maggiore wird von Tuoro, Passignano sowie Castiglione del Lago mit regelmäßig verkehrenden Schiffen erreicht.

Wir machen uns auf den steilen Aufstieg zur Pieve di San Michel Arcangelo.

Denn am höchsten Punkt der Insel steht die dem Erzengel Michael geweihte gotische Kirche San Michele Arcangelo. Nachgewiesen ist sie erstmals 1136; der heutige Bau stammt aus dem 13. Jh.. Die zahlreichen wunderschönenFresken entstanden zwischen dem Ende des 13. und Anfang des 16. Jh.. Das bemalte Kruzifix stammt von Bartolomeo Caporali und entstand um 1460. Die Kirche wird immer noch für Hochzeiten genutzt. Der Eintritt kostet nur 1 Euro. Wir finden, dass das zu wenig ist, um die alte Kirche zu erhalten.

Leider ist uns der Weg zur Villa Isabella versperrt. Die nette Dame in der Touristeninformation sagte mir, dass man keine Möglichkeit habe, die Villa anzuschauen. Also verzichten wir darauf, den steinigen steilen Pfad bergab zu erkunden.

Schon in der ersten Biografie des Hl. Franziskus aus dem Jahr 1229 wird sein Aufenthalt auf der Isola Maggiore erwähnt. 1211 soll Franziskus die Fastenzeit auf der Insel verbracht haben. Eine kleine Kapelle auf der Ostseite und eine Bronzestatue aus dem Jahr 1982 erinnern daran. Die früheste Erwähnung von Franziskanermönchen auf der Insel stammt aus dem Ende des 13. Jh.. 1328 wurde mit dem Bau der Kirche und des Klosters begonnen; die Gelder dazu wurden von der Stadt Perugia gestiftet. Um 1500 wurde die Kirche erweitert. Nach der Auflösung der religiösen Bruderschaften während der Vereinigung Italiens im Jahr 1861 verließen die Mönche die Insel.

1865 kamen die Gebäude des Komplexes mit der Einrichtung in den Besitz der Gemeinde Castiglione del Lago. 1866 richtete Castiglione im Gebäude ein Spital ein. 1875 ging die Insel an die Gemeinde Tuoro über. 1883 entschied der Gemeinderat von Tuoro, das ehemalige Franziskanerkloster und die Kirche zu verkaufen.

1887 erstand der Marchese Giacinto Guglielmi aus Civitavecchia (1847–1911) das Kloster für 8.000 Lire, 1891 kaufte er für 1.000 Lire noch die Kirche aus dem 14. Jh.. Er ließ beide Gebäude restaurieren und mit großem Aufwand zu einem zinnenbekrönten neugotischen Castello umbauen, das er nach seiner Gattin Isabella benannte, einer Tochter des römischen Markgrafen Filippo Berardi.

Inspiriert wurde Guglielmi durch Erzherzog Ferdinand Maximilians von Österreich Schloss Miramare in Triest. Am 6. Oktober 1891 wurde die Villa Isabella prunkvoll eingeweiht.

Die luxuriöse Villa mit rund 200 Räumen, Theatersaal, Gemäldekollektionen, chinesischen Vasen, Rüstungen, Waffen und antiken Fundgegenständen aus der Region wurde für viele Jahre Treffpunkt der eleganten Welt und Teil des gesellschaftlichen Lebens jener Epoche. Auf dem See verkehrte eine eigens zur Überfahrt angeschaffte kleine Flotte mit drei Raddampfern, der Fähre „Trasimeno“ und dem Motorboot „Bufalo“. Nach dem Tod Giacinto Guglielmis im Januar 1911 führte sein Sohn Giorgio, auch er Senator im Königreich Italien, das Werk seines Vaters fort.

Mit dem Zweiten Weltkrieg endete die Ära der Familie Guglielmi, die sich 1941 letztmals auf der Insel aufhielt. 1944 waren in der Villa politische Gefangene untergebracht.

Das Schloss blieb bis 1975 im Besitz der Familie Guglielmi. Zwischen 1960 und 1970 wurde es verlassen und die Inneneinrichtung entfernt; es zerfiel und verkam zur pittoresken Ruine. Zwischen 2007 und 2009 wurde das Gebäude restauriert. Heute ist die Anlage in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Der letzte Verkaufspreis lag bei 11 Millionen Euro.

Ich muss mich etwas ausruhen und mache es mir auf einer Bank bequem, während Rolf einen Weg erkunden will. Doch er kommt bald zurück und wir begeben uns auf die Strada Panoramica del mulino, die um die Insel herum führt. Hier ist alles sehr verwildert und ungepflegt, eigentlich schade um die schöne Landschaft. Aber wahrscheinlich fehlt auch hier mal wieder das Geld, um alles instand zu halten. Mir gefallen besonders die alten großen Olivenbäume. Und dann bekommen wir auf unserem Spaziergang Besuch. Ein weiblicher und ein männlicher Fasan begleiten uns. Sie sind gar nicht scheu und kommen relativ nah an uns heran. So etwas haben wir ja noch nie erlebt.

Vorbei an dem Torre Romanico führt der Weg nun bergab. Hin und wieder haben wir durch die Bäume einen schönen Blick auf den See.

Begleitet von den Fasanen kommen wir zur Chiesa San Salvatore. Die romanische Kirche steht auf einem Hügel im Norden der Insel. Sie stammt aus dem 12. Jh. und wird 1238 erstmalig erwähnt. Das in Stein gehauene Portal zeigt Figuren und Dekorationen aus der zweiten Hälfte des 12. Jh.. Der Innenraum ist einschiffig mit einem Querschiff und halbkreisförmiger Apsis. Von den Malereien an den Innenwänden haben sich nur noch Spuren erhalten. Leider ist die Kirche geschlossen, so dass wir sie nur von Außen ansehen können.

Auf dem Weg zurück auf die Hauptstraße der Insel kommen wir an einigen sehr schönen Häusern, direkt am Ufer gelegen, vorbei. Durch dicke Matten umzäunt wird den neugierigen Touristen der Einblick in die herrlichen Grundstücke verwehrt. Ich kann eh manche Touristen nicht verstehen. Einige, die vor uns den Weg laufen, werfen einfach Papier und Zettel in Landschaft. Dabei gibt es immer wieder mal einen Papierkorb, wo man etwas wegwerfen kann. Ich verstehe diese Menschen einfach nicht.

Wir machen eine weitere Pause auf einer Bank und beobachten die Fasane, die auf den Dächern der altern Häuser herum stolzieren. Das sieht wirklich witzig aus.

Als nächstes sehen wir das Casa Capitano del Popolo. Es steht neben der Kirche Buon Gesù. Die gotischen Spitzbogenfenster lassen auf eine Erbauung im 14. Jh. schließen. Die große Uhr wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jh. eingebaut. Das renovierte Gebäude beherbergt heute das historische Dokumentationszentrum der Insel. Leider hat das Gebäude geschlossen, so dass uns auch hier eine Besichtigung nicht möglich ist.

Direkt daneben befindet sich die Chiesa Buon Gesù. Die Kirche steht an der Via Guglielmini und wurde im 14. Jh. als Oratorium von der Laienbrüderschaft Confraternita di Santa Maria errichtet. Das Innere und die Fassade wurden im 17. und 18. Jh. umgestaltet. Der Hochaltar stammt aus der Zeit des Spätbarocks, das Altarbild wurde 1736 vom Anton Maria Garbi aus Tuoro geschaffen, der in Perugia und um den Trasimenischen See aktiv war. Das Bild Himmelfahrt der Jungfrau Maria mit Heiligen an der linken Seite des Schiffes stammt von Giacomo Giorgetti aus Assisi und entstand zwischen 1630 und 1640.

Die Kirche hat geöffnet und die Gelegenheit nutzen wir, uns alles anzusehen. Eine kleine grauweiß getigerte Katze begleitet uns dann später ein Stück des Weges.

Leider hat auch das Museo del Merletto geschlossen, so dass wir es uns nicht ansehen können.

Das Museum für handgearbeitete Spitzen ist im ehemaligen Sitz der Laienbrüderschaft Confraternita di Santa Maria gegenüber dem Schiffsteg untergebracht. Gezeigt werden aufwendig gearbeitete Häkelarbeiten wie Decken, Kragen, Handschuhe oder Taschentücher, die auf der Insel mit einer sehr feinen Nadel und hauchdünnen Baumwollfäden hergestellt wurden.

Elena Guglielmi, die Tochter des Marchese Giacinto Guglielmi, gründete zu Beginn des 19. Jh. eine Schule für handgearbeitete Spitzen, um den Frauen und jungen Mädchen der Insel eine Verdienstmöglichkeit zu schaffen. Eine Lehrerin aus Turin, Fachfrau für irische Häkelspitzen, unterrichtete 1907 rund 30 Frauen. Auch heute noch sitzen häkelnde Frauen vor ihren Häusern an der Via Guglielmini und verkaufen ihre Arbeiten an Touristen.

Wir kommen zurück zum Schiffsanlegesteg und warten auf unsere Fähre, die uns zurück nach Passignano bringen soll.

Auf dem Weg zurück zum Campingplatz sehen wir eine schöne smaragdfarbene Eidechse und einige kleine grüne Schlangen. Leider zu schnell für ein Foto.

Gegen 15.30 Uhr sind wir Zuhause. Es ist sehr warm. Rolf stärkt sich mit Cappuccino und Apfelkuchen.

Rolf hat Servicetag. Wir entdecken auch am Campingplatz unter dem Motorrad so eine grüne Schlange, leider verschwindet sie unter unserem Vorzelt, so dass wir auch hier kein Bild machen können. Ich hätte halt gerne gewusst, was das für Schlangen sind. Ich bin jetzt aber ganz schön vorsichtig und schaue genau, wo ich hintrete. Schlangen gehören nur hinter Glas zu meinen Lieblingstieren.

Zum Abendessen gibt es geräucherten Lachs, Salat, Brot, Trauben, Pfirsiche und Wein. Auch heute sitzen wir lange draußen und genießen die herrliche Gegend am See.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien

Torre Romanico - Isola Maggiore

Torre Romanico - Isola Maggiore

Chiesa San Salvador - Isola Maggiore

Chiesa San Salvador - Isola Maggiore

Auf dem Dach    Isola Maggiore

Auf dem Dach Isola Maggiore

Chiesa di Buon Gesu - Isola Maggiore

Chiesa di Buon Gesu - Isola Maggiore

Abendstimmung am Lago di Trasimeno

Abendstimmung am Lago di Trasimeno

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7 Wochen unterwegs - Kultur und Landschaft - Italien (Friaul, Monti Sibillini, Marken, Umbrien, Toskana) - Slowenien - Österreich
Details:
Aufbruch: 30.08.2015
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 17.10.2015
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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