Italien - Slowenien - Österreich - 2015
Teil 2 - Umbrien - Monti Sibillini - Marken: 19. Tag - 17.9.2015
19. Tag - 17.09.2015
17. September 2015 – Donnerstag 19. Tag
Grande Via del Parco Monti Sibillini / Preci - Abbazia di Sant Eutizio / Valle Castoriana / Campi / Forca di Santa Croce / Piano Grande / Castelluccio - Chiesa Santa Maria Assunta / Visso
Fahrzeit: 4 ½ Stunden – 57 Meilen – 92 km
Für heute sind 31 Grad vorher gesagt. Schon am Morgen ist es sehr warm, herrliches Wetter. Wir wollen über die Hochebene Piano Grande nach Castelluccio und Visso fahren.
Abfahrt gegen 9 Uhr. SP 476 Preci.
Zunächst machen wir einen kleinen Abstecher zu der Abbazia di San Eutizio. Die Abtei von Sant Eutizio erhebt sich nicht weit weg von Preci über einem hohen Abgrund, der das Valle Castoriana beherrscht. Valle Castoriana ist ein landschaftlich sehr schönes Hochtal mit einigen kleinen Orten.
Die Abtei San Eutizio ist eines der ältesten Klöster in Italien. Sie wurde im 5. Jh. von syrischen Mönchen und Eremiten (Väter der Wüste) gegründet und war die Wiege des westlichen Mönchstums. Der syrische Eremit San Spes baute zunächst ein Orato-rium zu Ehren der Jungfrau Maria und gründete eine kleine Gruppe von Mönchen. In den Anfangsjahren lebten die Mönche nicht in festen Behausungen, sondern in den Grotten, die sie hier vorfanden.
Auf den syrischen Eremiten folgte Eutizio, der über dem Oratorium die ursprüngliche Kirche errichtete, wo die Spolien von Spes aufbewahrt wurden. Im 8. Jahrhundert folgten auf die syrischen Eremiten die Benediktinermönche, die ein Kloster erbauten und das ursprüngliche Oratorium erweiterten.
Eingebettet in die grüne und beeindruckende Landschaft der Valnerina, stellt das Kloster eines der ersten Beispiele eremitischer Ansiedlung in Umbrien dar, das in der Folge zu einer mächtigen Benediktinerabtei wurde. Der Hl. Benedikt aus Norcia war oft hier zu Besuch, die Mönche waren seine spirituellen Väter.
Um das Jahr 1000 wurde die Abtei zu einem wichtigen kulturellen Zentrum. Sie wurde mit einer reichhaltigen Bibliothek sowie einer Miniaturschule ausgestattet. Aus dieser Bibliothek stammt die Beichtformel aus dem Jahr 1095, einer der ältesten Texte in Vulgärsprache. Der Abt Giacomo Crescenzi verschenkte im Jahr 1605 einen Teil der Bücher an San Filippo Neri, der sie in die Biblioteca Vallicelliana in Roma übertrug.
Vom 10. bis 13. Jahrhundert nahm der Einfluss der Abtei zu (u. a. durch große Geldspenden), wobei sie viele Gebiete den eige-nen Besitztümern einverleibte und zur Förderin einer bedeutenden chirurgischen Schule wurde. Der gesamte Klosterkomplex wurde 1236 restauriert.
Die weltberühmte Chirurgieschule in Preci (Pulchra Sabina Preces Prisca Chirurgis Patria) gründet ihre Wurzeln in den medizinischen Kenntnissen der syrischen Mönche, die sich einst im Castoriana-Tal niederließen. Die Abtei von Sant Eutizio, die mit einer Krankenstation und einer umfangreichen Bibliothek ausgestattet war, war Jahrhunderte lang das wichtigste Zentrum für diese Tätigkeit. Die Mönche, die nicht nur theologisches Wissen und Geisteswissenschaften studierten, befassten sich u. a. auch mit der Medizin. Hier brachten sie die Erfahrungen im täglichen Leben ein und beschäftigten sich mit dem Studium der Heilpflanzen, wie es die Lehren der Benediktiner in der Pflege der Kranken verlangte.
Die Precianer Ärzte waren Experten auf dem Gebiet der Augenheilkunde und der chirurgischen Entfernung von Gallensteinen, deren Arbeit durch die Tradition und die Handfertigkeit bei der Verarbeitung von Schweinefleisch erleichtert wurde.
Sie sahen in den Mönchen eine Art Konkurrenz. So wurde ein Gesetz von den Großen Räten geschaffen, welches den Mönchen untersagte, als Ärzte tätig zu sein. Doch die Mönche der Abtei gaben ihr Wissen an ihre Mitbrüder und Menschen in der Umgebung weiter.
Die Kirche hat eine Giebelfassade mit einem schönen romanischen Portal, auf dessen Lünette das Jahr 1190 zu lesen ist, das Jahr des Baubeginns. Die Fassade wird von einer großen Rosette geprägt, mit doppelter Säulenreihe, umrahmt von einer Tafel mit Symbolen der vier Evangelisten.
Im 17. Jahrhundert wurde der Glockenturm erbaut, ein Werk des Architekten Crescenzi.
Das einschiffige Kircheninnere mit erhöhtem Presbyterium erfuhr in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts eine auf die Wiederherstellung der ursprünglichen Form zielgerichtete Restaurierung. Über den Fenstern sind einige Fragmente der ursprünglichen Freskodekoration zu finden.
Hinter dem Hochaltar mit einem von Nicola da Siena gemalten Kruzifix ist ein elegantes Grabmal von Sant'Eutizio zu sehen, das Rocco di Tommaso (1514) zugeschrieben wird. Der kostbare Holzchor aus dem 16. Jahrhundert stammt aus der Werkstatt von Seneca di Piedivalle.
Unter dem Presbyterium öffnet sich die Krypta mit zwei Säulen aus dem 14. Jahrhundert.
Rolf und ich schauen uns alles in Ruhe an, hierher verirren sich nur selten Touristen. Auf einem Schild ist zu lesen, dass man in 8 EZ mit Bad wohnen kann, um Ruhe zu finden, sich zu besinnen. Eine schöne Sache in einer so wunderschönen Umgebung.
Weiter geht es. In Campi gibt es einen kleinen Laden, da bekommt man alles! Da ich diese regionalen Läden liebe, versuche ich so oft es geht, dort einzukaufen. Die Waren sind immer besonders frisch und gut.
Weiter SP 476 bis Norcia. Dann SS 685 über Forca di Santa Croce. SS 477 – Parco Monti Sibillini.
Nach einer kurvenreichen Strecke erreicht man eine Passhöhe, die den Blick auf eine von kahlen Bergen eingerahmte Hochebene öffnet - Piano Grande. Die Hochebene erscheint wie eine Mondlandschaft, sie ist aus einem eiszeitlichen See hervorgegangen. Es gibt hier nur weitläufige Wiesen und Felder. Die traumhafte Hochebene mit ihren sanften Hügeln bietet außerdem ein ideales Gelände für Gleitschirmflieger.
Und natürlich gibt es hier auch Geschichten:
Es gibt ein sagenumwobenes Wandergebiet, denn, so die Legende, die Zauberin Sibilla Apeninica soll den Sibillinischen Berg bewohnt haben.
Man findet eine Höllenklamm mit dem Namen „Gola Infernacio“ – Höllenschlund.
Und der Sage nach soll Pontius Pilatus in den Pilatus-See gestürzt sein.
Am heutigen Tag sind einige Wanderer unterwegs und auf unserem Weg nach Castelluccio begegnen uns Schafherden, Pferde und natürlich auch große Rinder. Das Grassland ist besonders ideal für die Schafhaltung.
Schon bald erblicken wir das Dorf Castelluccio oben auf dem Hügel.
Castelluccio, 1.452 m, das höchstgelegene Dorf Italiens im Apennin, mit nur 152 Einwohnern. Der Ort entstand im 13. Jh, die Gegend war jedoch schon früher von dem Römer bewohnt.
Das Dorf lebt von der traditionellen Landwirtschaft und mittlerweile auch vom Ski- und Wandertourismus. Die Bewohner Castelluccios haben leider auch die negative Seite des Tourismus angenommen, völlig überteuerte Preise, für alles.
Die Linsen von Castelluccio gelten als die besten Italien. Sie werden seit jeher biologisch angebaut und haben eine feine Schale, weswegen sie nur eine gering Kochzeit haben und nicht eingeweicht werden müssen.
Die Gegend um Castelluccio ist Teil des Nationalparks "Monti Sibillini". Sie wird von hohen Bergen umringt, die teilweise bis auf eine Höhe von 2.500 m aufragen. Im Frühjahr leuchten die Felder, roter Mohn und gelber Raps. Ein herrlicher Anblick. Die Landschaft ist unwirklich schön.
In diesem Jahr nehmen wir uns die Zeit und machen einen langen Spaziergang durch den alten Ort. Der Anstieg ist ziemlich steil. Alle Zugänge und Treppen zu den Häusern sind schräg und auch sehr steil. Zum Teil sieht das alles recht abenteuerlich aus. Uns gefällt der Ort jedoch sehr gut. Und wir haben Glück, die Chiesa Santa Maria Assunta, 16. Jh., ist geöffnet, so dass wir hinein schauen können. Es ist sehr warm heute, wir kommen ganz schön ins Schwitzen. Doch der Rundgang durch den Ort hat sich gelohnt.
Bevor wir weiterfahren, kaufe ich noch einige schöne Karten, die die roten Mohnfelder zeigen. Die Karten werden gerahmt und kommen als Bilder Zuhause an die Italienwand.
SP 134 über Castelsantgangelo sul Nera nach Visso. Dort genehmigen wir uns ein Eis, wir müssen uns von der Hitze erholen. Außerdem kaufe ich noch in einem kleinen Laden – der Besitzer kennt mich schon und ist ausgesprochen höflich und nett – Olivenöl und Salat.
Weiter über SP 209, SP 476 zurück auf den Campingplatz. Dort kommen wir gegen 13.30 Uhr an, nach 57 Meilen = 92 km.
Zunächst Duschen. Rolf wäscht sein Motorrad und die Fenster des Zeltes von außen. Bei einem kühlen Bier und Weißwein machen wir es uns dann gemütlich und genießen die schöne Aussicht. Es ist sehr stürmisch geworden. Doch so ist die Hitze besser zu ertragen.
Zum Abendessen haben wir Schinken, Käse, Brot, Salat, Pfirsiche und Wein.
Heute sitzen wir bis spät in der Nacht draußen. Es ist einfach zu warm zum schlafen.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2015 |