Italien - Slowenien - Österreich - 2015
Teil 3/4 - Umbrien - Lago Trasimeno - Toskana: 44. Tag - 12.10.2015 - Teil 1
44. Tag - 12.10.2015 - Teil 1
12. Oktober 2015 – Montag 44. Tag
Castiglione del Lago / Gioella / Chianciano / Sant’ Albino / Totona / Val d’Orcia (UNESCO)
Pienza (UNESCO) – Porta al Prato oder Porta al Murello – Corso Rossellino - Chiesa San Francesco – Kreuzgang – Pi-azza Pio II. (Piazza Comunale) - Duomo Santa Maria Assunta – Palazzo Piccolomini – Pozzo dei Cani - Pozzo esterno Piccolomini - Pozzo del CanonicoPozzo - Via del Casello (Belvedere di Pienza) – Porta al Santo – Porta del Ciglio - Pa-lazzo Borgia - Pozzo del Conservatorio
Val d’Orcia
San Quirico d’Orcia – Centro Storico – Chiesa Santa Maria Assunta – Santa Maria ad Hortas – Ospedale della Scala - Horti Leonini mit Monumento Cosimo III. dei Medici – Chiesa della Madonna (Chiesa San Francesco) – Chiesa Collega-ta San Quirico d’Orcia – Palazzo Chigi Zondadari
Montalcino (UNESCO) - Fortezza – Chiesa Sant’ Agostino – Torre Civica – Duomo di Montalcino (Concattedrale del Santissimo Salvatore)
Torrenieri – Chiesa Santa Maria Maddalena / San Giovanni d’Asso / Fornace / Montisi / Trequanda / Sinalunga / Castiglione del Lago
Es ist ein herrlicher Morgen, kalt, 11 Grad, aber schon scheint die Sonne. Gestern Abend sind noch zwei Wanderer mit Zelt gekommen, sehr junge Leute. Auch sie unfreundlich, unhöflich. Rolf und ich verstehen diese Menschen einfach nicht.
Heute fahren wir von Umbrien mal wieder in die Toskana. In der Toskana sind die Straßen einfach besser, das gefällt meinem Rücken mehr als die Schlaglochpisten in Umbrien.
Gegen 11 Uhr erreichen wir Pienza. Wir waren schon einmal hier, hatten damals aber keine Möglichkeit, die historische Altstadt zu besichtigen. Das wollen wir heute nachholen. Mit dem Motorrad finden wir schnell einen Parkplatz außerhalb des alten Stadtzentrums und machen uns dann auf zur Stadtbesichtigung.
Pienza ist eine Stadt mit 2.125 Einwohnern im Val d’Orcia gelegen zwischen den Städten Montepulciano und Montalcino.
1996 erklärte die UNESCO das historische Zentrum Pienzas zum Weltkulturerbe. 2004 wurde zudem das ganze Orcia-Tal in die Liste aufgenommen
Ursprünglich hieß der Ort Corsignano. Er war Geburtsort von Aeneas Silvius Piccolomini, Spross einer verbannten sieneser Familie und später Papst unter dem Namen Pius II. Als Pontifex Maximus begann Pius, der sich in der Tradition antiker Stadtgründer sah, mit dem Ausbau des Ortes zu einer idealen Stadt. Der Ort hieß fortan nach seinem Bauherrn Pienza. Er gilt als ein erstes Beispiel einer so genannten humanistischen Stadtplanung – eine Anregung, die andere italienische Städte aufnahmen und die sich schließlich über ganz Europa verbreitete.
Die Umgestaltung wurde vom Florentiner Architekten Bernardo Rossellino 1459 begonnen. Innerhalb von drei Jahren wurden die Hauptbauten fertig gestellt. Durch den Tod Pius' II. im Jahre 1464 wurde die Gesamtplanung nicht vollkommen verwirk-licht.
Weiterhin sind der Ammannati Palast, der Gonzaga Palast und der Palazzo del Cardinale Atrebatense erwähnenswert, die alle aus dem 15. Jh. stammen.
Die südwestlich gelegene Lokalität Terrapille dient Fotografen aus aller Welt als toskana-typisches Postkartenmotiv. 1999 war sie zudem einer der Drehorte für den Film Gladiator.
Der Domplatz sowie der Palazzo Piccolomini dienten 1968 als Drehorte der 1969 mit zwei Oscar ausgezeichneten Verfilmung von Shakespears Romeo und Julia. Regie führte Franco Zeffirelli. Hauptdarsteller waren Leonard Whiting und Olivia Hussey.
Pienza ist Sitz von Bottega Verde, der größten Kosmetikkette Italiens.
Durch die Porta al Prato oder Porta al Murello betreten wir die Altstadt.
Die ursprüngliche Porta wurde von Rossellino im 14. Jh. errichtet. Sie wurde 1944 im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das aktuelle Tor ist eine Rekonstruktion, sie wurde im Jahr 1955 eingeweiht.
Wir kommen auf den prächtigen, stimmungsvollen Corso Bernardo Rossellino. Hier finden sich herrliche Keramik- und andere kunsthandwerkliche Geschäfte. Lebensmittelläden dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die Preise sind normal, d. h. keine überhöhten Touristenpreise, zumindest in den meisten Fällen.
Als erstes schauen wir uns die Chiesa San Francesco an. Die Kirche mit Giebelfassade und gotischem Portal (13. Jh.), ist eines der wenigen Gebäude, das noch aus der Zeit des alten Corsignano stammt. Die gotische Fassade weist ein Fenster auf, welches Teufelsauge genannt wird. San Francesco ist auf den Grundmauern einer Kirche des 8. Jh. errichtet.
Im Inneren befinden sich Fresken aus dem 14. Jh., von Künstlern der Sieneser Schule, die das Leben des Hl. Franziskus zeigen. Diese wurden im 16. Jh. übertüncht, als das Gebäude als Hospital diente.
Das wertvolle alte Kircheninventar – etwa das mit Tempera gemalte Tafelkreuz von Segna di Bonaventura – ist inzwischen im Diözesan-Museum untergebracht.
Das angrenzende Kloster mit Kreuzgang (15. Jh.) ist heute stilvolles Ambiente des 4-Sterne Hotels „Il Chiostro“. Wir können den schönen Kreuzgang anschauen.
In einem kleinen Lädchen kaufe ich Nudeln, Saucen und Brot ein. Rolf erbarmt sich und trägt die Einkäufe. Nun kommen wir zur Piazza Pio II. – Piazza Comunale.
Rossellino entwarf den neuen Stadtplatz, die Piazza Comunale – Piazza Pio II. und die sie flankierenden vier Hauptbauten: den Duomo Santa Maria Assunta, das Rathaus (Palazzo Pubblico, auch Palazzo Comunale genannt) sowie die beiden Palazzi Vescovile und Piccolomini.
Palazzo Vescovile wurde Wohnsitz von Kardinal Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI.
Der Palazzo Piccolomini war Wohnsitz der Familie von Pius II., ein vom Florentiner Palazzo Rucellai inspiriertes Gebäude und zugleich das größte und wohl schönste am Platz. Dieser Bau Rossellinos ist sicher sein Meisterwerk.
Vor dem Palazzo steht ein anmutiger Travertin-Brunnen, Pozzo dei Cani, der das Familien-Wappen der Piccolominis trägt. Der Brunnen wurde in den folgenden Jahrhunderten Vorbild vieler toskanischer Brunnen.
Auch der Pozzo esterno Piccolomini und Pozzo del Canonico befinden sich hier in der Nähe.
Von allen Seiten führen Straßen auf die Piazza Comunale, wobei jeder Standort wechselvolle, harmonische Perspektiven auf die Gebäude bietet und weite Ausblicke in die Szenerie des umliegenden Orcia-Tals gewährt.
Beherrschendes Gebäude auf der Piazza Pio II. ist der Dom, den wir allerdings nur von außen anschauen. Im Dom befinden sich einige laute Reisegruppen und das mögen wir gar nicht.
Der Duomo Santa Maria Assunta ist eine Konkathedrale aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. Wegen der Vermischung von Elementen der Renaissance und gotischer Bauelemente gilt sie als etwas eigenartig. Den neuen Dom hat Pius II. am 29. August 1462 geweiht.
Der Dom wurde von Rossellino zwischen 1459 und 1462 als dreischiffige Hallenkirche mit Umgangschor errichtet. Trotz seiner Renaissance-Fassade ist das Gotteshaus an typischen Bauten der nordalpinen Gotik orientiert, was den zahlreichen Reisen des späteren Papstes Pius II. unter anderem auch in deutsche Länder zu danken ist.
Im dreischiffigen Inneren belegen Bündelsäulen und toskanische Kapitelle, wie die Übersetzung eines gotischen Raumkonzepts in die Formensprache der Frührenaissance gelungen ist. Das einer Krypta ähnliche Baptisterium findet sich unter der Apsis; in Teilen entstammt es noch seinem ursprünglich romanischen Vorgängerbau.
Wir biegen nun vom Corso Rossellino ab in die Via del Casello. Das ist der Belverdere di Pienza. Von hier aus haben wir einen wundervollen Blick über das gesamte Val d’Orcia bis hin zum Monta Amiata.
Von der schönen Panoramastraße erblicken wir auch das alte Tor – Porta al Santo. Und man hat einen herrlichen Blick zurück auf den Campanile des Doms.
Eine Gedenktafel erinnert an den Dichter Mario Luzi. Luzi war Ehrenbürger der Stadt Pienza.
Mario Luzi (1914-2005) war ein italienischer Lyriker und Essayist.
Luzi studierte französische Literatur und arbeitete zunächst als Gymnasiallehrer und ab 1955 als Professor für romanische Lite-ratur. 1935 veröffentlichte er seinen ersten Lyrikband „La barca“. Im deutschsprachigen Raum ist er vor allem für seinen Gedichtband „Wein und Ocker“ bekannt.
Er ist Träger des Premio internazionale di poesia ›Gabriele d'Annunzio‹. 1987 wurde er mit einem Antonio-Feltrinelli-Preis ausgezeichnet.
2004 wurde Luzi vom italienischen Staatspräsidenten Carlo Ciampi zum Senator auf Lebenszeit ernannt.
Ein Senator auf Lebenszeit in Italien (senatore a vita) ist ein Mitglied des Italienischen Senats. Der Senat ist die zweite Kammer des Parlaments in Italien und besteht aus 315 gewählten Senatoren und den Senatoren auf Lebenszeit.
In der Via del Casello gibt es sehr schöne alte restaurierte Häuser, in einigen wird B&B angeboten. Herrlich hier zu wohnen, wenn denn keine Touristen umher wandern. Ich bin immer wieder erstaunt, dass einige von ihnen die Privatsphäre der Hauseigentümer missachten, überall hinein gehen, schauen, fotografieren. Entsetzlich ist das für mich.
Wir gelangen zurück zum Corso Rossellino, hier am Ende befindet sich die Porta del Ciglio, auch eine Arbeit des Architekten Rossellino aus dem 14. Jh.
Die Häuser an der Hauptstraße des historischen Zentrums sind oftmals mit Blumen geschmückt, das sieht sehr schön aus.
In einer kleinen Seitengasse entdecke ich eine Katze am offenen Fenster. Hier ist allerdings ein Gitter angebracht, damit sie sich nicht zu weit hinaus lehnt. Die Katze entdeckt mich und macht die verrücktesten Verrenkungen dort oben. Wahrscheinlich wür
de sie gerne herunter springen und mich beschnuppern.
Immer wieder bestaune ich die schönen Geschäfte mit ihren prächtigen Schaufenstern. Hin und wieder muss ich doch in einen der vielen Läden hinein schauen. Allerdings darf ich nichts mehr kaufen, Rolf ist bepackt genug.
Wir kommen zum Palazzo Borgia. In dem schönen Innenhof sehen wir den Pozzo del Conservatorio, auch ein hübscher alter Brunnen.
Langsam wandern wir zurück zum Motorrad. Rolf meint, wir hätten nicht genug Brot gekauft. Also frage ich eine ältere Dame nach einem guten Bäcker. Sie zeigt mir den Weg und so kaufe ich noch Brot und ein süßes Teilchen für Rolf.
Dann verlassen wir Pienza. Uns hat der Ort sehr gut gefallen. Schön war auch, dass nicht zu viele Touristen dort unterwegs waren.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2015 |