Italien - Slowenien - Österreich - 2015
Teil 2 - Umbrien - Monti Sibillini - Marken: 25. Tag - 23.09.2015
25. Tag - 23.09.2015
23. September 2015 – Mittwoch 25. Tag
Preci / Piedivalle / Campi / Forca Ancarano / Norcia / Serravalle / Cascia – Chiesa San Francesco- Palazzo Frenfanelle – Basilica e Santuario di Santa Rita – Collegiata di Santa Maria della Visitazione / Monteleone di Spoleto / Serravalle / Triponzo / Pontechiusita / Preci
Fahrzeit: 3 ½ Stunden – 57 Meilen – 92 km
Abfahrt um 10 Uhr. Unsere heutige Route SP 476 Piedivalle, Campi, Forca Ancarano, 1.008 m, Norcia, SS 685 Serravalle, Sant’Anatolia bis Cascia. Es ist sehr schönes sonniges Wetter, 20 Grad. Doch für heute Mittag und Nachmittag sind Regen und Sturm vorher gesagt. Daher fahren wir nur die 23 Meilen = 37 km bis Cascia.
Dort treffen wir um 10.45 Uhr ein, finden gleich einen guten Parkplatz und machen uns auf zur Stadtbesichtigung. Heute ist Markttag und viele Menschen sind unterwegs. Cascia ist ein Wallfahrtsort. Hierher kommen viele Pilger, denn hier lebte und wirkte die Heilige Rita von Cascia.
Die heilige Rita von Cascia (1381-1447) war eine italienische Nonne. Ihr Geburtsname lautete Margherita Lotti. Als junge Frau wollte sie bei den Augustinerinnen eintreten, wurde aber gegen ihren Willen verheiratet. Erst nachdem ihr gewalttätiger Gatte ermordet worden und ihre beiden Söhne an der Pest gestorben waren, konnte sie, ihrem ursprünglichen Wunsch folgend, 1407 in das Kloster der Augustinerinnen in Cascia eintreten, wo sie ein Leben in strengster Entsagung und Buße führte. Später erhielt sie als Stigma die Dornenkrone. Ritas unverwester Leichnam ruht in der Basilica di Santa Rita in Cascia. Ihre Attribute sind das Kreuz, Stigmata auf der Stirn und die Rose. Sie ist Patronin der Metzger, für aussichtslose Anliegen, bei Examensnöten und Pocken.
Zunächst steigen wir eine steile Treppe hinauf und schauen uns die Chiesa San Francesco an. Sie liegt an der Piazza Garibaldi, stammt aus dem 13. Jh., wurde 1339 und 1424 erweitert. Die Fassade wurde im 18. Jh. vollendet und enthält ein Portal mit dem Fresko Madonna con Bambino zwischen San Francesco und Santa Chiara aus dem 15. Jh.. Die Rosette über dem Portal (mit Madonna con Bambino) ist aus dem Jahr 1424. Die Glocke des Campanile stammt aus dem Jahr 1280 und wird Giovanni Pisano zugeschrieben. Die Innenräume wurden im 17. Jh. nach einem Erdbeben und 1738 verändert und enthalten das Fresko San Benedetto von Bartolomeo di Tommaso sowie das letzte nachweisbare Werk von Niccolo Circignani, Il Pomarancio (Ascensione). In der Kirche sind noch viele Schäden eines Erdbebens zu erkennen. Wahrscheinlich fehlt das Geld, sie zu beheben.
Und weiter geht es. Der Palazzo Frenfanelle, 16. Jh., ist heute Sitz der Kommunalverwaltung (Rathaus). Wie immer prächtig mit Fahnen geschmückt.
In Cascia muss man gut zu Fuß sein. Enge kleine Gassen, die steil hinauf führen. Allerdings gibt es einige Rolltreppen, die es Behinderten erleichtern, zur Basilica und Santuario di Santa Rita zu gelangen.
Basilica e Santuario di Santa Rita – Baubeginn war der 20. Juni 1937, geweiht und zur Basilica ernannt wurde sie am 1. Au-gust 1955 durch Papst Pius XII. Das Gebäude entstand auf dem Gelände der alten Augustinerkirche, die selbst bereits 1577 renoviert wurde und älterem Ursprungs ist.
Chiesa di Sant’Agostino, bereits 1380 umgebaute Kirche älteren Ursprungs, befindet sich am höchsten Punkt des Ortes. Unter der Kirche befinden sich Reste einer Kirche aus dem 11. Jh.
Zum Gebäudekomplex der Basiclia di Santa Rita gehören das Monastero, das Oratorio del Crocifisso, die Cappella di Santa Rita (Teil der Basilika), die Cella di Santa Rita (Teil des Monasteriums) und die Chiesa della Beata Rita (Teil der Basilika). Im Mo-nasterium, dessen ältester Teil am Ende des 13. Jh. entstand und der Maria Magdalena gewidmet ist, lebte die Heilige Rita vierzig Jahre und verstarb auch hier. Es wird auch heute noch als Kloster genutzt. Im Coro antico befinden sich die sieben 1595 entstandenen Werke eines unbekannten lokalen Künstlers.
Überall in den Gassen sind viele Menschen unterwegs, das stört uns ein bisschen. Doch wir schauen uns die moderne Basilica von außen und innen an, ehe wir uns auf den abenteuerlichen steilen Abstieg begeben. In der Kirche findet gerade ein Trauergottesdienst statt, so dass wir nicht viel fotografieren können.
In den engen Gassen ist man seines Lebens als Fußgänger nicht sicher, weil dort Autos fahren. Oft muss man sich schnell in einen Laden retten, denn die Autofahrer sind recht flott unterwegs.
In den kleinen Geschäften werden z. T. recht hübsche Sachen, auch handgearbeitet, angeboten, aber es ist auch viel China-Ramsch und Kitsch zu sehen. Jeder Laden, sogar die Metzger oder Bäcker, verkauft Bilder und Statuen der Hl. Rita von Cascia. Da meine Freundin Giovanna aus Figline Valdarno auch eine Verehrerin der Hl. Rita ist, erstehe ich einige kleine Bilder, die ich später an Giovann senden werde oder ihr bei einem Besuch mitbringe.
Unterwegs begegnen uns eine große Zahl von Katzen, die z. T. arg zerzaust aussehen. Auch Hunde streunen umher, auf der Suche nach Futter. Solche Bilder mögen wir nicht so sehr. Wir entdecken schöne alte Portale mit prächtigen Klopfern. Allerdings gibt es auch hier dem Verfall preisgegebene Häuser mit Schildern „Vende“ – zu verkaufen.
Unten angelangt kommen wir zur Collegiata di Santa Maria della Visitazione, Kirche aus dem 12. Jh., die mehrfach aufgrund von Erdbebenschäden erneuert und verändert wurde (14. bis 18. Jh.). Der Legende nach soll 1381 die Hl. Rita von Cascia in dem Taufbecken der Kapelle getauft worden sein.
Auf dem Platz vor der Kirche befindet sich ein schöner Löwen-Brunnen. Bilder für die Brunnengruppe werden gemacht. Eine junge Frau spricht mich an. Sie hat auf ihrem Smartphone diverse Nachrichten auf Englisch, von einem Pakistani, der angeblich in Deutschland lebt und in der Textilbranche tätig ist. Auf merkwürdige Weise ist er über eine Freundin zu ihr gelangt. Ich tippe für sie ihre Nachrichten an den Mann auf Englisch, warne sie aber, zu oft entpuppen sich solche Menschen als Gauner.
Dann entdecke ich einen Friseur, frage nach Termin und habe Glück. Ich kann gleich da bleiben. Da es nicht lange dauern wird, macht Rolf es sich inzwischen auf einer Bank bequem und schaut den vorbei eilenden Menschen zu. Beim Friseur geht es wirk-lich schnell, 20 Minuten und ich bin fertig. Ich mache mich auf die Suche nach Rolf, unterwegs kaufe ich noch Nudeln und Wildschweinragout für unser Abendessen ein. Rolf sitzt auf einer Bank in der Nähe des Rathauses und schaut Nachrichten im Internet an. Hier funktioniert es alles ohne Probleme. Dann genehmigen wir uns ein leckeres Eis. Die Toilette der Eisdiele ist ausnahmsweise sehr schön, modern und sauber. Viel zu selten in Italien. Schlimm ist auch der Müll in den Gassen und am Straßenrand. Jeder wirft hier alles auf den Boden, obwohl es überall Mülleimer gibt. Die Italiener müssen da wirklich mal umdenken.
Wir wandern langsam zurück zu unserem Motorrad. Dort steigt eine junge Mutter mit ihrem zweijährigen Sohn aus einem Auto. Der Kleine bestaunt das Motorrad und meint, come è bello. Er kann sich gar nicht trennen und die Mutter erzählt uns, dass er total besessen sei von Motorrädern. Doch bietet ihm an, einmal auf dem Motorrad zu sitzen. Doch das mag er nicht, davor hat er Angst. Wir verabschieden uns von den beiden und verlassen Cascia. Es ist nach 13 Uhr.
Cascia ist eine Gemeinde mit 3.255 Einwohnern in der Provinz Perugia in der Region Umbrien.Von den 3.255 Einwohnern leben heute ca. 3.000 im historischen Ortskern. Cascia selbst liegt in dem Valnerina zugehörigen Tal, welches Il Casciano genannt und vom Fluss Corno durchquert wird. Nachbargemeinden sind Cerreto di Spoleto, Cittareale, Leonessa, Monteleone di Spoleto, Norcia und Poggiodomo.
Der Ort liegt in einem seimologisch gefährdeten Gebiet, größere Erdbeben fanden in den Jahren 1300, 1599, 1703 und 1979 statt. Im Ortsteil Roccaporena zerstörte ein Erdbeben 1962 mehrere Gebäude.
Die Gegend um den heutigen Ort wurde schon von den Italikern bewohnt, wie verschiedene Fundstücke, die sich heute im Museo Civico befinden, zeigen. Als Italiker werden die nach Italien eingewanderten Indogermanischen bzw. indogermanisierten antiken Völker und Stämme bezeichnet.
Danach lebten die Sabiner im Ort, bis sie ca. um 300 v. Chr. von den Römern unterworfen wurden. Erstmal schriftlich wird der Ort im Jahr 553 erwähnt, während des Krieges der Byzantiner mit den Goten. Danach herrschten die Langobarden bis 789 und die Franken bis 962, dem Jahr, als Otto der Große dem Papst den Ort schenkte. Im 11. Jh. entstand die Burg Castrum Cassiae auf der Hügelspitze, durch den Bevölkerungszuzug entstand bald darauf die Stadtmauer mit sieben Stadttoren um das heutige Stadtzentrum.
Nach kurzer Zeit unter der Herrschaft von Spoleto unterwarf sich der Ort 1198 erneut einem Papst, Innozenz III., der dem Ort und den Orten in der Umgebung gewisse Freiheiten zugestand, aber Tributzahlungen verlangte. 1213 erlangten die Trinci die Herrschaft über die Gegend. 1310 griffen Einwohner des Ortes den König von Neapel, Robert von Anjou, der sich auf der Durchreise befand, an. Daraufhin wurde der Ort vom Grafen Roberto Acquaviva angegriffen und fast vollständig zerstört.
Die Zeit danach wurde von den Kämpfen der Ghibellinen und Guelfen dominiert, wobei der Ort auf Seiten der letztgenannten und papsttreuen Fraktion stand. Papst Paul II. ließ zur Verteidigung des Ortes 1465 die Burg Rocca di Cascia durch Battista da Castiglione errichten. Nach der Rebellion gegen Papst Leo X. 1513 ließ dieser die Burg am 6. April 1517 angreifen und zerstören.
Nach dem Sacco di Roma 1527 übernahmen die Ghibellinen die Herrschaft im Ort. Der Sacco di Roma war die Plünderung Roms und des Kirchenstaats ab dem 6. Mai 1527 durch deutsche Landsknechte und spanische und italienische Söldner. Der Sacco di Roma gilt als ein Höhepunkt der Gewaltexzesse im Krieg durch von ihrer Führung nicht kontrollierbare Söldnerheere.
1540 brach der Salzkrieg (Guerra del Sale) zwischen dem Kirchenstaat und Perugia um die vom Papst Paul III. eingesetzte Salzsteuer aus, an dem Cascia auf Seiten des Papstes teilnahm. 1596 erhielt der Cascia von Papst Clemens VIII. das Stadtrecht. In der Zeit der napoleonischen Besetzung wurde das Gemeindegebiet 1809 in die bis heute existierenden Gemeinden Cascia und Poggiodomo aufgeteilt. 1860 wurde der Ort ins Königreich Italien integriert.
Wir fahren zunächst über die SR 471, Richtung Monteleone di Spoleto, doch unterwegs drehen wir um. Der Himmel sieht schwarz aus und es macht keinen Spass bei Regen im Gebirge auf schlechten Straßen unterwegs zu sein. Es ist zudem auch noch gefährlich.
Also geht es zurück nach Cascia, dann SR 320 bis Serravalle, SR 320 / SS 685 Richtung Borgo Cerretto, SP 209 Triponzo bis Pontechiusita, SP 476 bis Preci.
Kurz nach 13.30 Uhr sind wir auf dem Campingplatz, nach 57 Meilen = 92 km. Wir haben nur ein paar Tropfen Regen mitbekommen. Schnell abladen, alles verstauen. Rolf trinkt Cappuccino dazu Anis-Plätzchen, sehr lecker.
Zum Abendessen haben wir Nudeln mit Wildschweinragout, Tomatensalat, Brot, Schinken und Wein. Heute verziehen wir uns früher in den Bus. Es wird kühl.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2015 |