Italien - Slowenien - Österreich - 2015
Teil 3/4 - Umbrien - Lago Trasimeno - Toskana: 43. Tag - 11.10.2016
43. Tag - 11.10.2016
11. Oktober 2015 – Sonntag 43. Tag
Ossaia / Cortona / Montecchio / Castiglion Fiorentino / Rigutino
Arezzo – Bastioni di Santo Spirito - Chiesa Sant’Agostino - Chiesa di SS Michele e Adriano - Piazza Grande –- Chiesa Santa Maria della Pieve – Palazzo delle Logge (Loggia del Vasari) – Palazzo della Fraternita dei Laici mit Uhrturm – Palazzo Tribunale – Torre dei Lappoli – Torre Faggiolana – Palazzo Pretorio - Passeggio Il Prato – Monumento Fran-cesco Petrarca – Piazza del Duomo - Duomo San Donato – Statue Fernando I. dei Medici - Piazza della Liberta - Palazzo Comunale mit Turm (Palazzo dei Priori) - Teatro Comunale Pietro Aretino – Chiesa Santa Maria della Pieve
Montecchio - Burg Castro Monticoli
Fahrzeit: 5 Std. – 68 Meilen – 110 km
Heute Morgen ist es zunächst bedeckt, doch dann setzt sich der blaue Himmel durch. Unser Weg sollte uns heute eigentlich nach Citta del Pieve führen. Doch wegen der Wettervorhersage ändert Rolf mal schnell unsere Pläne.
Gegen 11 Uhr starten wir, SR 71 Richtung Arezzo. Das ist unser heutiges Ziel. Ich war vor Jahren schon mal da und es hat mir sehr gut gefallen. Zwar ist der Himmel bedeckt, doch das stört uns nicht. Viel wichtiger ist, dass die Straßen hier viel besser sind als die gestern gefahrenen. Mein Rücken dankt es ihnen.
Wir kommen durch viele kleine nette Orte. Überall finden Feste statt. Leider können wir nicht überall anhalten und zuschauen.
Gegen 12 Uhr erreichen wir Arezzo.
In Arezzo hat sich enorm viel seit meinem letzten Besuch verändert.
Das Centro Storico ist für den Verkehr gesperrt.
An den Bastioni di Santo Spirito finden wir einen Parkplatz, der uns einigermaßen sicher erscheint.
Dieses alte Gebäude war einst ein Teil der Stadtmauern Arezzos. Im 16. Jh. von den Medici errichtet, um Arezzo besser zu verteidigen. Im Gegensatz zu den mittelalterlichen Türmen, die viel höher waren, waren die Stadtmauern, Bastioni genannt, viel größer. Von außen war nicht erkennbar, wie viele Soldaten sich dort aufhielten.
Die Bastioni sind heute Sitz des Quartiere di Santo Spirito, die an dem Ritterturnier Giostra del Saracino von Arezzo teilnehmen. Dieses Turnier gehört zu den spektakulärsten Wettkämpfen der Toskana. Zweimal im Jahr treten die Stadtteile im Lanzenstechen auf der Piazza Grande gegeneinander an.
Über den Corso Italia machen wir uns auf die Stadt. Es ist wirklich angenehm, dass hier keine Auto fahren dürfen.
Wir kommen zur Querstraße Via Roma. Die ist gesperrt. Heute findet hier ein Marathonlauf mitten durch die Altstadt statt. Wir schauen zu und warten, bis alle Läufer eingetroffen sind. Es gibt viel Beifall, an dem wir uns auch beteiligen, denn einige der Teilnehmer haben ein stattliches Alter.
Durch die Via Garibaldi zur Piazza di Sant’ Agostino, dort ist die schöne Chiesa Sant’Agostino (1257) zu sehen. Der Bettelorden der Eremiten des Hl. Augustinus wurde 1256 durch Papst Alexander IV. genehmigt und im folgenden Jahr fingen die Augustinermönche mit dem Bau der Kirche an.
Wir kommen an einer weiteren Kirche vorbei, Chiesa di SS Michele e Adriano. Die Kirche hat ein wundervolles Portal. 1095 wurde hier erstmalig ein Gebäude erwähnt, wahrscheinlich langobardischen Ursprungs.
Seit 1095 wurde die Kirche als Kamaldulenser Kloster bezeichnet. Im Laufe der Jahre erfolgten viele bauliche Veränderungen. Die Kamaldulenser sind ein katholischer Eremiten-Orden, der auf den Hl. Romuald von Camaldoli zurück geht.
Und weiter geht der Spaziergang. An einigen Häusern sind Heiligenmalereien zu sehen. Manche alte Palazzi weisen herrliche Portale und schmiedeiserne Balkone auf. Man kann sich gar nicht satt sehen.
Bald ist die Piazza Grande erreicht. Auf der Piazza Grande finden alljährlich die Sarazenenkämpfe – Giostra del Saracino – statt, bei denen acht Reiter in historischen Kostümen auf eine Attrappe los gehen.
Der Platz zeichnet sich durch einen trapezförmigen Grundriss und eine schiefe Fläche aus. Früher diente er dem Handelsaustausch zwischen der Stadt und den umliegenden Ländereien. Zu Zeiten der Medici war er Sitz der Verwaltung des Ortes.
Die Piazza Grande erhält ihre charakteristische Note durch ihre unregelmäßige Form: trapezförmiger Grundriss und schiefe Fläche.
Zur Linken erblickt man die Apsis der prächtigen Chiesa Santa Maria della Pieve, ein Meisterwerk der Romanik, welches zwischen 1140 und 1300 errichtet wurde. Die Fassade gliedert sich in drei Arkaden.
Santa Maria della Pieve geht – ungewöhnlich für eine italienische Platzgestaltung – nicht mit der Fassade, sondern mit der Apsis auf die abschüssige Piazza Grande, auf der an jedem ersten Sonntag im Monat ein regional bekannter Antiquitätenmarkt stattfindet. Die Kirche ist das älteste Gebäude an dem stilistisch heterogenen, trapezförmigen Platz.
Die Gestaltung der Apsis mit einer Blendarkaden-Reihe Reihe im Sockelgeschoss und zwei offenen Galeriengängen im Mittel- und Obergeschoss greift architektonische Ideen aus Lucca und Pisa auf.
Hinter der Chiesa Santa Maria della Pieve liegt die schöne Piazza Grande, gesäumt von Häusern und Palästen aus dem Mittelalter und der Renaissance, darunter der Palazzo delle Logge von Vasari (16. Jh.).
Der Palast steht am Ende eines langen Laubenganges, unter dem sich zahlreiche Kunsthandwerksgeschäfte, Läden und Restaurants befinden. In den 1990er Jahren gehörten diese zu den besten in der Toskana. Wenn ich mir allerdings die Speisenkarten heute ansehe, würde ich nicht unbedingt dort essen wollen. Alles zu sehr auf Touristen abgestimmt.
Schön ist auch der Palazzo della Fraternita dei Laici (Laienbruderschaft), mit gotischer und Renaissance Fassade. 1375 wurde mit dem Bau begonnen, 1460 wurde der Palazzo fertig gestellt. Im 15. Jh. wurde auch ein kleiner Glockenturm mit Uhr hinzugefügt.
Links daneben findet sich der Palazzo Tribunale (17./18. Jh.) mit eleganter, halbkreisförmiger Treppe.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes sieht man viele Häuser, die sich ihr mittelalterliches Aussehen bewahrt haben – Häuser mit schönen Holzgalerien und zinnenbewehrten Türmen.
Besonders schön sind der Palazzo Cofani-Brizzolari und der Torre Faggiolana (13. Jh.), lange im Besitz des berühmten Capitano Ghibellino Uguccione della Faggiola.
Der Torre dei Lappoli aus dem 13. Jh. ist auch sehr beeindruckend, ebenso die öffentlichen Brunnen auf dem Platz.
Egal wie oft ich auch Arezzo besuche, der Ort und besonders die Piazza Grande gefallen mir immer wieder sehr. Doch wir müssen weiter. Durch die Via Giorgio Vasari, Via dei Pileati steigen wir hinauf zur auf den Hügel San Donato.
Wir kommen am Palazzo Pretorio vorbei. Mit dem Bau wurde 1290 begonnen. Seit 1404 war hier der Sitz des obersten Richters. Zeitweise wurde der schöne Palazzo als Gefängnis benutzt. Heute ist hier die Stadtbibliothek wertvollen Handschriften und Miniaturen. untergebracht.
Unterwegs in einem kleinen Park sind hübsche Tierskulpturen zu sehen.
Auf der Höhe des Hügels San Donata von Arezzo, zwischen der Kathedrale und der Medici-Festung befindet sich Passeggio del Prato, auch kurz Il Prato genannt, ein großer grüner Park, geeignet für Spaziergänge, Spiele für Kinder, Entspannung für Erwachsene. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und die umliegende Landschaft. Im Sommer finden in dem Park Konzerte, Sportveranstaltungen und Antiquitätenmessen statt, wenn die Piazza Grande durch die Reiterspiele belegt ist.
In der Mitte des Parks befindet sich das Monumento Francesco Petrarca. Das Denkmal ehrt den berühmten Dichter der Stadt.
Francesco Petrarca (1204 bis 1374) war ein italienischer Dichter und Geschichtsschreiber. Er gilt als Mitbegründer des Renaissance-Humanismus (moderne Bezeichnung für eine machtvolle geistige Strömung in der Zeit der Renaissance) und zusammen mit Dante Alighieri und Boccaccio als einer der wichtigsten Vertreter der frühen italienischen Literatur. Sein Name liegt dem Begriff Petrarkismus zugrunde, der eine bis ins 17. Jh. verbreitete Richtung europäischer Liebeslyrik bezeichnet.
Sein Vater, ein Notar, wurde als Papstanhänger aus Florenz verbannt. Mit sieben Jahren folgte Petrarca ihm nach Avignon. Petrarca studierte Jura in Montpellier und Bologna. Er kehrte 1326 nach Avignon zurück. Das rechtswissenschaftliche Studium brach er ab, erhielt die niederen Weihen und hatte sein neues Domizil in einem Haus in Vaucluse. Petrarca wählte sich den Kirchenvater Augustinus zu seinem Vorbild und versuchte, dessen Lebenswandel nachzueifern.
1336 bestieg er mit seinem Bruder den Mont Ventoux in der Provence. Dabei gewann Petrarca eine neue Natur- und Landschaftserfahrung. Einige Gelehrte sehen daher in der Besteigung des Mont Ventoux einen kulturhistorischen Schlüsselmoment an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit. Petrarca gilt aufgrund dieser ersten touristischen Bergbesteigung als Vater der Bergsteiger und als Begründer des Alpinismus.
1928 wurde das Denkmal mit den Skulpturen von Alessandro Lazzerini di Carrara geschaffen. Die Figur des Gelehrten Petrarca beherrscht das Denkmal, mit Blick auf die Zukunft. Dann gibt es eine Mutter, die ihren Sohn umarmt, ehe er in den Krieg zieht. Es sind Triumpfzeichen zu sehen, das Bild einer Jungfrau, der Gott Amor, Zeichen des Todes. Kritiker bezeichneten das Kunstwerk als mittelmäßig. Es sei zu viel Marmor für zu viele Figuren verschwendet worden, Verwirrung pur.
Nun, mir gefällt das Denkmal. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Der Piazza del Duomo liegt am höchsten Punkt der Stadt. Im Duomo San Donato findet eine Hochzeit statt, man verwehrt uns den Eintritt. Ich habe die Kirche vor Jahren von innen anschauen können und bin daher nicht traurig, doch es ärgert mich für Rolf. Einige Bilder werden von außen gemacht.
Das Grab des zweiten Bischofs von Arezzo und Märtyrers Donato befand sich auf dem Hügel Colle del Pionta außerhalb der Stadtmauern. Dort entstanden die frühesten christlichen Kultstätten von Arezzo und auch der erste Dom. Im Jahr 1203 ordnete Papst Innozenz III. die Verlegung der Kathedrale in die Stadt an. Baubeginn der imposanten, gotischen Kathedrale war 1278, nach den Bauplänen von Margaritone. Die Fertigstellung dauerte bis 1511. Die heutige Fassade wurde erst 1900–1914 nach Plänen von Dante Viviano geschaffen.
Im Dekor der Kirche spiegeln sich die unterschiedlichen Stile der langen Bauzeit. Der von verschiedenartigen Säulen in drei Schiffe geteilte Innenraum bewahrt zahlreiche Kunstschätze, deren wichtigstes das Fresko der Heiligen Magdalena ist, welches 1465 von Piero della Francesca geschaffen wurde.
Am 10. Januar 1276 starb Papst Gregor X. auf der Rückreise vom Zweiten Konzil in Lyon in Arezzo. Er stiftete auf dem Totenbett eine beträchtliche Summe für die neue Kathedrale und wurde in ihr bestattet.
Im Frühjahr 1796 wurde Mittelitalien von einer Reihe von Erdstößen erschüttert. Deren Ende schrieb das Volk von Arezzo der Fürsprache der Muttergottes zu, deren rußgeschwärztes Keramikbild in einem Gasthaus am 15. Februar 1796 vor den Augen mehrerer Beter leuchtend weiß geworden sei. Das Gnadenbild wurde zur Kathedrale gebracht, und in den folgenden Jahren entstand am nördlichen Seitenschiff die Cappella della Madonna del Conforto, bis heute eine vielbesuchte Pilger- und Gebetsstätte.
Auf der Piazza del Duomo, unten an der Treppe, die zum Dom hinauf führt, steht die Statue Fernando I. dei Medici. Sie sieht sehr beeindruckend aus.
Ferdinand I. (1549 – 1609) war ab 1587 Großherzog der Toskana. Er war der vierte Sohn Cosimos I.
Ferdinando Medici war achtunddreißig, als er seinem Bruder Francesco auf den Thron nachfolgte. Ferdinando war zwar 1562 im Alter von vierzehn Jahren Kardinal geworden, hatte aber nie das Sakrament der Priesterweihe empfangen. In Rom erwarb er sich durch seine Verwaltung der Kirchenangelegenheiten einen Ruf. Er gründete die Villa Medici in Rom.
In vielerlei Hinsicht war er das Gegenteil seines Bruders. Umgänglich in seinem Auftreten und großzügig mit seiner Geldbörse, wählte er sich ein Wappen, das der Milde der Herrschaft entsprach, die er sich vornahm: ein Bienenschwarm mit dem Motto Majestate tantum. Er stellte die Justizverwaltung wieder her und sorgte sich gewissenhaft um die Staatsgeschäfte und das Wohlergehen seiner Untertanen. Entsprechend lebte die Toskana unter seiner Regierung auf und errang wieder die Unabhängigkeit, die sein Bruder aufgegeben hatte. Er belebte den Handel und erwarb sich selbst große Reichtümer dadurch und durch die Banca dei Medici in vielen europäischen Städten. Mit einem Edikt zur Tolerierung von Juden und Häretikern sorgte er für ein Erblühen von Livorno, wo sich viele Fremde, darunter spanische und portugiesische Juden, niederließen. Er verbesserte den Hafen und förderte den Verkehr mit Pisa mittels des Naviglio, eines Kanals, dem ein Teil des Wassers des Arno zugeführt wurde. Er ließ das Entwässerungsprojekt im Val di Chiana ausführen, die Ebenen um Pisa, Fucecchio und im Val di Nievole kultivieren.
In der Außenpolitik versuchte er sich von der spanischen Herrschaft zu emanzipieren. Nach der Ermordung Heinrichs III. von Frankreich 1589 unterstützte Ferdinando den Anspruch des Königs von Navarra, unbeirrt von der Opposition durch Spanien und die Katholische Liga, die von der Aussicht auf einen Hugenotten auf dem französischen Thron bestürzt waren. Er lieh Heinrich IV. Geld und drängte ihn, zum Katholizismus zu konvertieren. Er half dabei, den Papst zu überzeugen, Heinrichs Entsagung zu akzeptieren. Heinrich IV. zeigte sich wenig dankbar für die ihm entgegengebrachte Unterstützung, woraufhin Ferdinando die Beziehungen mit Frankreich erlahmen ließ und zeigte, dass er seine Unabhängigkeit mit anderen Verbündeten schützen konnte. Er gewährte Philipp III. freigiebig Unterstützung bei dessen Algerienfeldzug und dem Kaiser bei dessen Krieg mit dem Osmanischen Reich. Auf diese Weise war er allerdings gezwungen, sein Volk mit erheblichen Steuern zu belasten. Schließlich erreichte er auch die formale Investitur Sienas, das bis dahin von Spanien als eigenes Lehen betrachtet wurde.
Während der Herrschaft des Großherzogs wurde die toskanische Flotte verstärkt. Die Galeeren des Ritterordens Santo Stefano wurden 1607 an die Berberküste geschickt, um Bona einzunehmen, das Hauptquartier der Korsaren. Im folgenden Jahr errangen dieselben Schiffe einen brillanten Sieg gegen eine stärkere Flotte der Osmanen.
Ferdinando heiratete 1589 Christine von Lothringen. 9 Kinder entsprangen dieser Verbindung:
Cosimo II, Großherzog der Toskana,
verheiratet mit Maria Magdalena von Österreich
Eleonora
Caterina, verheiratet mit Ferdinando Gonzaga, Herzog von Mantua
Francesco
Carlo, Kardinal
Filippo
Lorenzo
Maria Maddalena
Claudia, verheiratet mit 1. Federico Ubaldo della Rovere, Fürst von Urbino,
2. mit Leopold V., Erzherzog von Österreich
Wunderschön ist auch der Palazzo Comunale mit Turm, an der Piazza della Liberta. Der Palast wurde 1333 errichtet und beherbergt heute das Rathaus. Früher diente das Gebäude als Palazzo dei Priori den Vorstehern der Zünfte als Sitz. Heute wird von hier aus die Stadt verwaltet – Rathaus.
Schön ist der charakteristische quadratische Turm mit Uhr aus dem Jahr 1337. Das Gebäude erlebte im 15./16. und 17. Jh. zahlreiche Renovierungen und Restaurierungen. Die letzte Renovierung stammt aus dem Jahr 1930 und hat tiefe Spuren hinterlassen, sowohl im Aussehen (Zinnen der Fassade, die den Turm krönt) als auch im Innern des Gebäudes.
Wir wandern nun die Via Andrea Cesalpino entlang, biegen in die Via Bicchieraia ein, wo wir ein schönes Hotel in einem alten Palazzo entdecken. Auch das Teatro Comunale Pietro Aretino von Alessandro Mendini, geboren aus der Asche des historischen Bicchieraia Teatro Comunale, befindet sich in dem ehemaligen Klostergebäude. Sehr schön ist der Innenhof, in den wir hinein sehen können.
Leider verschandeln hier einige große Mülltüten das ansonsten schöne Straßenbild. Keine Ahnung, wie das hier mit der Müllabfuhr geregelt wird.
Bald sind wir zurück am Corso Italia, an der Chiesa Santa Maria della Pieve, die geöffnet hat und die wir uns nun anschauen.
Die Kirche Santa Maria della Pieve (Pieve di Santa Maria Assunta) ist die älteste und nach San Francesco die zweitbedeutendste Kirche der Stadt.
Ein Vorgängerbau, von dem noch Spuren am Südportal zur Via Seteria nachvollziehbar sind, ist bereits für das Jahr 1008 belegt. Der heutige romanische Bau aus Sandstein wurde vermutlich um die Mitte des 12. Jh. begonnen, und seine Bauzeit zog sich bis ins 14. Jh. hin.
Im 13. Jh. entstand die Fassade, und 1330 wurde der Campanile vollendet, der im Volksmund „Turm der 100 Löcher“ genannt wird; gemeint sind seine 40 Biforen (gekuppelte Bauteile - in Wirklichkeit nur 80 Löcher), die sich in 5 Geschossen auf allen 4 Seiten des 59 m hohen quadratischen Turms anordnen. Restaurierungen haben im 16. und 19. Jh. stattgefunden.
Die Entstehung der Pieve war an den Aufstieg Arezzos als freie Kommune gebunden. Die autarken Bürger bauten sie im Zentrum der Stadt in Konkurrenz zum Dom, wo der Bischof als Feudalherr auf dem Hügel von Pionta außerhalb der Stadtmauern residierte. Die Errichtung einer Pieve in einem Stadtstaat ist in Nord- und Mittelitalien sehr selten.
Unter einer Pieve (Pfarrei/Pfarrhaus) - der Begriff hat sich in zahlreichen italienischen Ortsnamen erhalten – war eine Kirche mit besonderen Rechten zu verstehen, wie beispielsweise dem Recht zur Taufe und Bestattung. Nur eine Pieve besaß ein Taufbecken und einen Friedhof. Die Bezeichnung Pieve ist abgeleitet von den vulgärlateinischen plebs, d. h., den christlichen Gemeinden auf dem Lande, über die die Pfarrei auch die Rechtsprechung besaß und von denen sie den Zehnten einnahm.
Die Gestaltung der Apsis mit einer Blendarkaden-Reihe im Sockelgeschoss und zwei offenen Galeriengängen im Mittel- und Obergeschoss greift architektonische Ideen aus Luca und Pisa auf. Die Fassade wiederholt und erweitert dieses Prinzip pisanischer und lucchesischer Romanik: Unten Blendarkaden, darüber drei Reihen offene Arkaden.
Die Fassade weist reichen Skulpturenschmuck an den drei Portalen auf. In der Lünette (halbkreisförmige oder kreissegmentförmig gerahmte Wandfelder, die sich über Türen und Fenstern befinden) über dem Mittelportal ist Maria Himmelfahrt dargestellt (1216), und die Archivolte (Rund- oder Spitzbogen) schmücken Basreliefs (Flachrelief) der 12 allegorischen Monatsfiguren.
Das Relief in der Lünette über dem rechten Seitenportal stellt die Taufe Christi dar (datiert 1221/1227); das linke Portal hat im Tympanon nur Weinranken. Der unbekannte Künstler des Portalschmucks steht in der stilistischen Tradition Benedetto Antelamis und kannte mutmaßlich französische Kathedralplastik. Es gibt keine Giebelkonstruktion; vielmehr gestaltet sich die Schaufront fast in reiner Rechteckform.
Die Kirche steht auf nach Süden leicht verzogenem Grundriss, was auf die Schwierigkeiten mit dem unebenen Gelände zurück-zuführen ist. Die 3-schiffige Basilika mit zweizonigem Innenwand-Aufriss (spitzbogige Arkaden und Biforen als Obergaden) wirkt auf Grund der ungewöhnlich hohen Bogenöffnungen zu den Seitenschiffen, die als solche kaum wahrgenommen werden, eher wie eine Hallenkirche als wie eine Basilika.
Wegen der wenigen und kleinen Obergadenfenster wirkt der Raum dunkel und kühl, - eine Stimmung, die man in heißen Ländern häufig bewusst herbeigeführt hat. Querhaus und Vierung sind von außen nicht zu sehen.
Der Innenraum der Chorapsis sowie die Krypta unter dem Presbyterium wurden im 19. Jh. umgestaltet und erneuert.
Die phantasiereich gestalteten Säulenkapitelle gehören unterschiedlichen stilistischen Traditionen an; einerseits kommen antike Formen vor, andererseits romanisch-gotische Masken- und Tierplastiken.
Im dreischiffigen Innenraum der Kirche kann man zahlreiche Kunstwerke bestaunen; besonders erwähnenswert ist ein herrliches Polyptychon aus dem Jahre 1320 von Piero Lorenzetti.
Als Polyptychon werden mehrfach geteilte Gemälde oder mehrteilige Relieftafeln bezeichnet, die mit Scharnieren zum Aufklappen verbunden sein können und sich insbesondere als Andachts- oder Altarbild finden.
Auftraggeber war der aretinische Bischof Guido Tarlati. Dargestellt sind Maria mit Kind zwischen den Heiligen Johannes dem Evangelisten, Donato, Johannes dem Täufer und Matthäus. In der Reihe über dem Hauptfeld erscheinen unter Blendbögen die 12 Apostel um eine Verkündigungsszene.
Das Polyptychon wird gekrönt durch Maria Himmelfahrt.
Es handelt sich um ein Frühwerk des sienesischen Künstlers, der ikonografisch und stilistisch in der Tradition Duccio di Buoninsegnas steht und somit noch sehr traditionell dem Mittelalter zuzurechnen ist; anders als in Florenz ist hier von den Vorboten der Renaissance noch nichts zu erkennen. Dennoch ist die Bewegung der Figuren lebendiger als bei Duccio.
Von Giovanni d’Agostino, einem sienesischen Bildhauer des 14. Jh., stammt das Taufbecken mit drei Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers.
Nachdem wir uns alles in Ruhe angeschaut haben, machen wir uns langsam über den Corso Italia zurück zum Motorrad. Im Caffe Pasticceria Stefano machen wir eine Pause. Wir sind müde vom Anschauen und Laufen durch die Stadt. Wunderschön ist das Cafe von innen eingerichtet und es gibt so viele hervorragende Süßigkeiten, dass ich gleich mal einiges zum Mitnehmen einkaufe. Der Inhaber und alle Personen dort sind überaus freundlich. Solche Orte sind doch viel schöner als die modernen Bistros, wo man als Nummer behandelt wird. Ich kann mal wieder in dem Cafe Zeitung lesen und mich mit dem alten Herrn an der Kasse unterhalten. Er sagt, dass viele alte Lokale in Arezzo schließen müssen, zu wenig Kundschaft. Es war im übrigen ein schlechter Sommer für die Stadt. Schade, wenn solche Traditionshäuser zu machen müssen.
Nach 14 Uhr verlassen wir die Altstadt von Arezzo und kaufen, ehe wir den Ort ganz verlassen, noch einiges in einem Supermarkt ein.
Dann geht es nach Hause, die gleiche Strecke, wie wir gekommen sind. Bei Montecchio sehen wir auf einem Hügel eine Burg liegen. Einfach herrlich. 1165 entstand die Burg Castro Monticoli, die von der Familie der Chiaravalle errichtet wurde.
Um 16 Uhr sind wir auf dem Campingplatz, nach 68 Meilen = 110 km. Wir laden ab, alle Einkäufe werden verstaut. Dann Duschen, Schreiben und Relaxen.
Zum Abendessen gibt es Schweinefilet, Pilze, Trauben, Brot, Bananen und Wein. Das Brot, welches wir in Arezzo gekauft ha-ben, ist besonders lecker.
Wir sind nun in unserer Ecke des Campingplatzes wieder ganz allein und genießen den Ausklang eines schönen Tages.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Bei Montecchio sehen wir auf einem Hügel eine Burg liegen. Einfach herrlich. 1165 entstand die Burg Castro Monticoli, die von der Familie der Chiaravalle errichtet wurde.
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2015 |