Italien - Slowenien - Österreich - 2015
Teil 1- Friaul (Italien) - Slowenien - Österreich: 12. Tag - 10.09.2015
12. Tag - 10.09.2015
10. September 2015 – Donnerstag 12. Tag
Tolmezzo / Ampezzo / Forni di Sotto / Forni di Sopra / Passao di Mauria / Lorenzago di Cadore / Lago di Pieve / Pieve di Cadore / Longarone / Erto / Passo di Osvaldo / Arcola / Barcis / Bosplans / Forcella di Pala Barzana / Maniago / Colle Sequals / Pinzano al Tagliamento / Ragogna / San Daniele del Friuli – Duomo San Michele Arcangelo
Fahrzeit: 7 ½ Stunden – 140 Meilen – 225 km
Auch heute haben wir wieder einen sehr schönen Tag, windig, aber Sonne am frühen Morgen. Es sind auch 4 neue durchreisende Camper eingetroffen. Schade eigentlich, denn der Campingplatz liegt inmitten einer wunderbaren Landschaft, ideal zum Wandern.
Nach dem Frühstück starten wir, SR 512, SS 52 über Tolmezzo bis Ampezzo. Am Ringang des Ortes steht ein Schild „Republica Libera di Carnica“. Leider gelingt es mir nicht, ein Foto zu machen und Rolf will nicht halten, da man nicht alles fotografieren könne. Weiter Forni di Sotto, Forni di Sopra, mal wieder über den Passo di Mauria, 1.295 m. Es ist heute doch recht frisch, so bin ich froh, dass ich meine Handschuhe anhabe. Wir passieren Lorenzo di Cadore, wechseln auf die SS 51b, haben einen wunderschönen Blick auf einen See.
Der Ort Pieve di Cadore ist berühmt für sein Brillenmuseum, denn im Cadore hat die Herstellung von Bril-len seit Ende des 19 Jh. Tradition. In dem Museum sind 2000 Brillen aus aller Welt, vom Mittelalter bis in die Neuzeit, zusammengetragen. Ferner wird behauptet, dass ein steinernes Haus aus dem 15. Jh. das Ge-burtshaus Tizians sei, ohne dass es einen letzten Beweis dafür gibt. Doch in dem Haus ist ein kleines Museum mit Erinnerungstücken untergebracht. Leider können wir nicht alles ansehen.
In Pieve di Cadore, SS 51, beginnt ein Wahnsinnsverkehr und ein stinkender Tunnel nach dem anderen. Das geht so bis Longarone. Uns nervt das sehr, so biegen wir ab in die Berge, SP 251 Richtung Erto. Das ist eine schöne Straße durch eine wunderschöne Berglandschaft. In Erto machen wir Halt, Cappuccino und Rotwein, 2,90 Euro. Die kleine Bar, die wir besuchen, hat für italienische Verhältnisse wunderschöne und saubere Toiletten, so dass ich gleich ein Bild gemacht habe.
Der kleine Ort Erto (390 Einwohner) ist Talort für Besteigungen des Monte Duranno (2.652 m) und der Cima dei Preti (2.706 m).
Am späten Abend des 9. Oktober 1963 wurde durch die Katastrophe von Vajont der Ort Longarone vollständig zerstört, nahezu die gesamte dortige Bevölkerung kam zu Tode. Durch den Rückstau der in den Stausee abgerutschen Bergmassen – die Staumauer blieb intakt – wurden auch zahlreiche Menschen im Erto-Tal getötet. Ein modernes Besucherzentrum in Erto dokumentiert diese Katastrophe.
Der in Italien hoch geschätzte Alpinist, Holzbildhauer und Schriftsteller Mauro Corona (geboren in Erto) hat in seinen autobiographisch geprägten Kurzgeschichten u. a. die Katastrophe von Vajont verarbeitet. Das Aufstauen des Stausees Vajont führte damals zu einem Bergrutsch vom Monte Toc in den See. Dieser verursachte eine riesige Flutwelle, die sich über die Mauerkrone in das enge Tal ergoss und Longarone vollständig zerstörte. Es starben mehr als 2.000 Menschen. Ein Gerichtsverfahren 1969 führte zur Verurteilung aller noch am Verfahren beteiligten Angeklagten. Die Staumauer ist noch heute vorhanden, der See wurde al-lerdings nicht wieder aufgestaut.
Wir verlassen den kleinen Ort, der wie ausgestorben wirkt. An einer Straßenwand ist der Leidensweg Christi malerisch dargestellt. Wie zu erfahren war, wird seit 400 Jahren zu Ostern in Erto das Passionsspiel aufgeführt.
Am Straßenrand stehen Schilder, dass das Pilze Sammeln hier durch strenge Vorschriften geregelt ist.
Unser Weg führt uns über den Passo di Osvaldo, 827 m, über Arcola nach Barcis. Der Fluß Cellina wird hier zum schönen Lago Lago di Barcis gestaut. Der See ist besonders sehenswert wegen der Farbe des Wassers, die von Grün bis Blau reicht. Weiter SP 20 nach Bosplans.
Ab dort SP 63. Das ist eigentlich zunächst ein Weg nur für Fahrräder, dann eine Straße mit mehr als 40 Haarnadelkurven. Rolf ist begeistert. Über Forcella di Pala Barzana, 840 m, durch mehrere Geisterorte, nur 2 – 3 Häuser sind noch bewohnt. Hier ist niemand unterwegs, nur die 3 Familien, die dort in der Wildnis leben. SP 26 - irgendwann erreichen wir wieder die Zivilisation, Maniago. Dort tanken wir, denn wir haben kaum noch Benzin. Es war eine wunderschöne Fahrt durch eine völlig naturbelassene Landschaft, eben Wildnis. Rolf hat mit der Wahl dieser Strecke viele Tunnel vermieden. Wir mögen die stinkenden Tunnel gar nicht.
Weiter über SR 464, über den Colle Sequals, durch wunderschöne kleine Ortschaften, SP 34, SP 1 bis Pin-zano al Tagliamento. Eine Festung überblickt den Fluß.
An der Ponte di Pinzano halten wir. Auf der Brücke ist ein weißer künstlicher Rosenstrauch befestigt, zur Erinnerung an einen tödlich Verunglückten.
Die Brücke verbindet die Gemeinden Ragogna und Pinzano al Tagliamento. Am Eingang der Brücke ist ein Schild gut sichtbar, das Capitano Teodoro Moggio und seinen Männern der Brigata Bologna gewidmet ist. Diese Brigade zeichnete sich durch die zähe Verteidigung des Brückenkopfs von San Pietro aus und harrte auch dann noch weiter als, als das ital. Oberkommando die Zerstörung aller Übergänge über den Fluß Tagliamento angeordnet hatte. Am 1. Nov. 1917 wurde die Ponte di Pinzano von den Italienern gesprengt, während sich die Männer der Brigade Bologna noch auf der linken Uferseite befanden.
Von allen Seiten eingekesselt, wurden sie von den deutsch-österreichischen Truppen gefangen genommen.
An diese mutige Verteidigung, die von dem deutschen General Otto von Below als sehr bemerkenswert angesehen wurde, so dass er den Gefangenen die militärischen Ehren verlieh, wird hier auf diesem Stein erinnert, der 1989 von der Luftwaffe und Infanterie von Bologna angebracht wurde.
Das Schild trägt folgenden Wortlaut:
"Onoriamo il Generale di c.da Teodoro Moggio ed i suoi valorosi fanti che il 1 novembre 1917 con grande sacrificio di vite umane impedirono all'avversario di attraversare per molte ore questo ponte salvando la retroguardia / Ragogna 15 ottobre 1989 / gli azzurri ed i fanti bolognesi posero".
Wir ehren den General Teodoro Moggio und seine mutigen Infanteristen, die am 1. November 1917 mit großem Opfer an Menschenleben den Gegner viele Stunden lang daran hinderten, diese Brücke zu überqueren, und dadurch die Nachhut retteten / Ragogna 15. Oktober 1989 / angebracht von der Luftwaffe und der Infanterie von Bologna.
Nachdem wir schon in Kobarid auf Spuren des 1. Weltkrieges stießen, beeindruckt uns auch dieser Ort sehr.
Wir fahren weiter, SP 5 nach San Daniele del Friuli. Dort kommen wir um 15 Uhr an, fahren auf den Colle Massimo. Auf dieser Anhöhe liegt das Zentrum von San Daniele.
Wir entdecken schnell einen guten Parkplatz in der Nähe des Domes und des Palazzo Comunale und machen uns auf einen Rundgang durch den Ort. Gut, dass wir mit dem Motorrad unterwegs sind und nicht mit dem Auto, denn dann wäre kein Parkplatz zu finden. Es sind am heutigen Tag viele Touristen hier unterwegs. Hinzu kommt, dass im Duomo gerade eine Trauerfeier stattfindet, so dass der Verkehr durch Polizei geregelt wird. Wir werden den Dom nach unserem Spaziergang besichtigen. Es gibt viele schöne Häuser zu bewundern, nette kleine Läden. Wir schauen uns die Chiesa San Antonio Abate (1308) an, da sie – oh Wunder – offen ist. Die Kirche ist mit herrlichen Fresken aus der Zeit der Renaissance reich geschmückt.
Wir treffen die netten Engländer vom Campingplatz, sie geben uns den Tipp, im Cafe Moderno Eis zu essen. Das machen wir und haben es nicht bereut, super lecker. Rolf kann ins Internet und ich kann mal wieder einige Bilder auf Facebook hochladen. Danach schauen wir uns noch den Dom von Innen an, ehe wir Richtung Heimat fahren.
San Daniele del Friuli ist eine kleine Stadt, ca. 8.000 Einwohner, in der Provinz Udine, auf 252 m Höhe. Der Ort weist viele historische Bauwerke aus dem 16. – 18. Jh. auf. Der Duomo San Michele Arcangelo am zentralen Platz wurde von 1707 bis 1725 erbaut. Mit dem Bau des Campanile wurde bereits 1531 begonnen.
1976 wurde San Daniele durch ein Erdbeben weitgehend zerstört. Der Ort ist Mitglied er Cittaslow, einer 1999 in Italien gegründeten Bewegung zur Entschleunigung und Erhöhung der Lebensqualität in Städten.
Außerdem ist die Stadt Herkunftsort des weltberühmten San Daniele Schinkens. Der Prosciutto di San Daniele ist ein luftgetrockneter Schinken, mit rosabräunlicher Farbe, einer schmalen weißen Fettschicht, im Geschmack aromatisch-süßlich. Das Zusammentreffen von trockener Luft aus den Alpen und feuchtwar-mer Luft von der Adria schafft ein besonders günstiges Klima für die Reifung des Schinkens.
SP 84, SP 41 Richtung Trasaghis. Um 17 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz. Abladen, Duschen. Unsere netten Nachbarn, zwei ältere Engländer kommen kurz nach uns.
Zum Abendessen haben wir Kalbschnitzel, Zucchini, Brot, Salat, Käse, Wein. Wir geniessen die himmlische Ruhe hier am See. Später kommen noch zwei Wiener, die sich direkt den Engländern vor die Nase stellen, obwohl der ganze Platz leer ist. Uns sind diese rücksichtslosen Menschen nicht zu begreifen.
Gestern haben wir übrigens 2 Motorradfahrer beobachtet, die mitten in einem Ort unter einer Brücke pinkelten. Wie unmöglich ist das denn. Es gibt überall Bars, wo man für 0,80 Euro einen Kaffee trinken und pinkeln kann. Ich bin immer total entsetzt, wenn ich so etwas sehe.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf Facebook - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2015 |