Italien - Slowenien - Österreich - 2015
Teil 2 - Umbrien - Monti Sibillini - Marken: 20. Tag - 18.09.2015
Tolentino - An der Piazza della Liberta sticht uns sofort der Torre dei tre orologi (3-Uhrenturm) ins Auge
20. Tag - 18.09.2015
18. September 2015 – Freitag 20. Tag
Marken / Visso / Maddalena / Tolentino – Ponte del Diavolo - Torre di Sant Catervo – Cattedrale San Catervo - Basilica San Nicola mit Kreuzgang – Piazza della Liberta – Palazzo Sangallo – Torre dei tre orologi (3-Uhrenturm) / San Severino Marche / Castelraimondo / Camerino / Muccia / Maddalena / Visso / Preci
Fahrzeit: 5 ½ Stunden – 89 Meilen – 143 km
Der Sturm hat sich gelegt. Rolf fegt unser Vorzelt aus, welches voller Blätter war und wir genießen einen weiteren schönen Morgen.
Abfahrt 9.30 Uhr, SP 476, SP 209 nach Visso. Dort muss ich geschwind eine Bar aufsuchen, zur Toilette gehen – das Ei am Morgen war wohl verdorben. Nach einem Espresso geht es mir besser. Beim Metzger kaufe ich das gute Brot, ehe wir weiterfahren bis Maddalena. Ab dort SS 77 bis Tolentino.
Über die Ponte del Diavolo, entlang der Festungsmauer mit dem Torre di Sant Catervo, fahren wir in den Wallfahrtsort. Vorbei an der Cattedrale San Catervo.
Die Teufels-Brücke, im Jahr 1268 entworfen und gebaut von Maestro Bentivegna ist in ihrer Form einzigartig im Chienti – sie hat fünf Bogenarkaden, die von massiven Säulen getragen werden und einen viereckigen Turm.
Natürlich findet sich auch hier die Legende vom Teufel, der überlistet wurde:
Der Baumeister ging mit dem Teufel einen Pakt ein, dieser sollte beim Bau der Brücke helfen. Im Gegenzug sollte der Teufel die Seele des ersten Menschen bekommen, der über die Brücke lief.
Als der Hl. Nicola davon erfuhr, rollte er ganze Käseräder über die Brücke, so dass die Hunde hinterher sprangen und somit als erste über die Brücke liefen. Der wütende Teufel verschwand daraufhin.
Gegen 10.30 Uhr sind wir im historischen Zentrum von Tolentino. Mir geht es immer noch nicht optimal, ich muss wieder schnell eine Toilette einer nahen Bar aufsuchen. Hier findet sich mal wieder eine witzige Malerei auf der Toilettentür, die ich gleich fotografieren muss.
Tolentino ist eine kleine Stadt in Italien mit ca. 20.450 Einwohnern, die Tolentinati genannt werden. Die Stadt befindet sich in der Macerata in der Region Marken. Hier unterzeichneten Napoleon und Papst Pius VI. im Jahre 1797 den Vertrag von Tolentino, der die Rückkehr Avignons zu Frankreich besiegelte. Die Stadt befindet sich auf einer natürlichen Erhebung (256 Meter hoch) mitten im Tal des Chienti.
Tolentino ist jedoch vor allem wegen der Basilica di San Nicola bekannt, beliebtes Ziel für Pilgerfahrten. Dem Augustinermönch, der 1305 in Tolentino starb, werden einige Wunder zugeschrieben. Die Gebeine des Hl. Nicola werden in der Krypta der Basilica aufbewahrt.
Nicola von Tolentino (* um 1245 in Sant Angelo in Pontano in den Marken; † 10. September 1305 in Tolentino) war ein Mönch und Prediger der Augustiner-Eremiten. 1275 kam er nach Tolentino, wo er bis zu seinem Lebensende wirkte und bald von der Bevölkerung wegen ihm zugeschriebener Wunder wie ein Heiliger verehrt wurde. Nicola führte ein asketisches Leben. Rhetorisch begabt, fand er mit seinen Predigten großen Zulauf. Er widmete sich aber vor allem den Armen und Kranken. Zwischen dem 16. und 18. Jh. gehörte er zu den populärsten Heiligen in Europa.
Nach der Legende folgte Nicola ein strahlender Stern, der seine Gestalt beleuchtete. Nicola ernährte sich vegetarisch. Als ihm eines Tages ein gebratenes Hühnchen vorgesetzt wurde, schlug er das Kreuz über dem Braten und der Vogel erhob sich in die Luft und flog davon. Nikolaus pflegte auf sein Brot zu verzichten und trug es stattdessen – gegen den Willen seiner Oberen – in ein Tuch geschlagen zu den Armen. Als er entdeckt wurde, schlug er das Tuch auf, und das Brot hatte sich in Rosen verwandelt. Dieses Rosenwunder, eine Wanderlegende, wird auch von den heiligen Elisabeth von Thüringen und Elisabeth von Portugal erzählt.
Nicola ist der Patron von Tolentino, Mitpatron von Bayern, Venedig, Rom, Genua, Antwerpen, Córdoba und Lima; der Schiffbrüchigen, Gefangenen, der Freiheit; für das tägliche Brot.
Nicola wird dargestellt in der schwarzen Kutte der Augustiner-Eremiten mit einem Stern auf seiner Brust oder über ihm, einer Lilie, einem Beutel mit Geld oder Brot, einem Kreuz oder einem Buch in der Hand.
Als erstes machen wir uns auf zur Basilica di San Nicola, die wir besichtigen wollen. Sie hat geöffnet bis 12 Uhr und der Eintritt ist kostenlos.
Das Äußere der Kirche spiegelt die verschiedenen Bauphasen wider, von 1305 bis ins 18. Jh.. Die Fassade wurde im 17. Jh. im Barockstil erneuert, das elegante Portal, das Nino di Bartolo im spätgotischen Stil 1432 schuf, blieb jedoch erhalten. Über dem Portal sieht man ein Relief mit dem strahlenden Stern des Hl. Nicola.
Das weite Kirchenschiff auf rechteckigem Grundriss beeindruckt durch seinen strengen Aufbau. Renaissance-Dekor aus Marmor, Stuck und Goldverzierungen und die herrliche Kassettendecke (1628) gleichen einem Festsaal, nicht einer Kirche. In den Seitenkapellen sind zahlreiche Kunstwerke zu bewundern.
Rechts vom Chor findet sich die Capella delle Santissimi Braccia. Bemerkenswert sind hier der Hochaltar und die Stufen aus fein ziseliertem Silber.
Die Capella del Cappellone – Nicola-Kapelle – dient als rechtes Querschiff und ist der berühmteste Teil der Basilika, dank der Fresken aus dem 14. Jh.. Einst waren die Seitenwände und das Gewölbe ganz mit Fresken bedeckt. Im unteren Zyklus wird das Leben des Hl. Nicola von Tolentino geschildert, am Gewölbe sind Szenen aus dem Leben Christi dargestellt.
Die Krypta ist von der Cappella del Cappellone aus zu erreichen. Sie wurde erst 1932 fertig gestellt und birgt in einem Saal die Reliquien des Hl. Nicola.
Der Große Kreuzgang stammt aus dem 13./14. Jh.. Die Galerien und das Oratorium sind mit Fresken aus der Barockzeit geschmückt, die das Leben des Hl. Nicola zeigen (17. Jh.).
In den Museen finden sich eine Abteilung mit Votivtafeln, ein Saal mit Keramiken und Skulpturenfragmenten sowie Tonwaren und römische Gebrauchsgegenstände.
Wir sind sehr beeindruckt, machen viele Bilder. Nachdem wir uns alles angesehen haben, sind wir müde und laufen zurück zur Piazza della Liberta. Dort genehmigen wir uns in einer Bar 2 Wasser (2 Euro). In einer alten Apotheke kaufe ich ein paar Tem-potücher, denn die Toiletten in Italien sind meist ohne Toilettenpapier ausgestattet. Heute habe ich alle meine Vorräte ver-braucht. Vor der Apotheke entdecke ich eine schöne Metallskulptur, die ich fotografiere. Das gefällt dem Inhaber, einem freundlichen älteren Herrn. Er kommt heraus, bedankt sich, schüttelt uns die Hände und bewundert unsere Harley.
An der Piazza della Liberta sticht uns sofort der Torre dei tre orologi (3-Uhrenturm) ins Auge. Mir gefällt auch ein etwas ungewöhnlicher Brunnen. Sehenswert ist auch der Palazzo Sangallo vor dem Rathaus, der für den Kardinal Ascanio Parisani Tolentino gebaut wurde. Baubeginn um 1540, fertig gestellt erst 1932!
Gegen 13 Uhr verlassen wir Tolentino über die schöne Brücke Ponte del Diavolo, kurzer Halt, um noch einige Fotos zu mache. Nun suchen wir erst einmal einen Laden, wir müssen einkaufen: Papierrollen, Kaffee, Cappuccino, Pril, Wein, Lachs, Merluzzo, Butter, Pfirsiche.
Die Pfirsiche wie auch das andere Obst und Gemüse aus der Region sind nur um ein Weniges teurer, aber viel schmackhafter als das abgepackte Zeug von wo weiß her.
Es ist sehr heiß geworden. Über SP 361 / SP 127 vorbei an San Severino Marche. Dort herrscht viel Verkehr und die Straße weist ein Schlagloch nach dem anderen auf. Mein Knie und meine kaputte Hüfte leiden. Wir kommen nach Castelraimondo. SP 361 / SP 256 vorbei an Camerino.
All diese Orte wollen wir noch besuchen und anschauen, aber nicht heute. Heute ist es einfach zu heiß. Mir bekommt die extreme Hitze nicht besonders und ich mache mir auch Sorgen um Rolf.
Vorbei an Muccia, SS 77 bis Maddalena, SP 209 Richtung Visso, SP 476 bis zum Campingplatz. Ankunft gegen 15 Uhr, nach 89 Meilen = 143 km. Ich bin fix und alle. Erst einmal ausladen und Fisch in Wein und Öl einlegen, alles verstauen.
Danach gibt es ein kühles Bier bzw. Weißwein.
Nachdem wir uns etwas ausgeruht haben, hat Rolf Service-Tag, d. h., Wasser und Toilette leeren, Frischwasser auffüllen. Um 16 Uhr können wir relaxen.
Zum Abendessen gibt es Merluzzo, Auberginen, Salat, Pfirsiche, Brot und Wein.
Heute Abend sitzen wir lange draußen und genießen die herrliche Landschaft. Es ist nicht mehr ganz so schwül wie gestern.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Aufbruch: | 30.08.2015 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 17.10.2015 |