Italien - Slowenien - Österreich - 2015

Reisezeit: August - Oktober 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 1- Friaul (Italien) - Slowenien - Österreich: 3. Tag - 01.09.2015

Kluze

Kluze

1. September 2015 – Dienstag 3. Tag
Alesso / Trasaghis / Artegna / Tarcento / Musi / Passo Tanmea / Slowenien / Uccea / Zaga/ Bovec / Kluze / Passo de Predil / Soca-Tal / Tarvisio / Pontebba /Aupa / Sella di Cereschiatis / Val d’Aupa / karnische Alpen / Venzone / Pioverno / Bordano
Fahrzeit: 5 Stunden – 102 Meilen – 165 km

Schon am Morgen ist es sehr warm. Unsere Route: Alesso / Trasaghis / Artegna / Tarcento / Musi / Passo Tanmea, 851 m / Slowenien / Uccea / Zaga/ Bovec / Kluze / Passo de Predil, 1.156 m / Soca-Tal / Tarvisio / Pontebba /Aupa / Sella di Cereschiatis, 1.066 m / Val d’Aupa / Karnische Alpen / Venzone / Pioverno / Bordano.

Um 10.30 Uhr erreichen wir Slowenien. Weiter über Bovec zum Passo de Predil. Der Predilpass, 1.156 m, führt durch eine wunderbare Landschaft, ist fahrerisch sehr abwechslungsreich (einige enge Kehren) und meist nur wenig befahren. Die umliegende Bergwelt der Julischen Alpen und das türkise Wasser des Flusses sind ein Genuss. Sehenswert sind die Festungen kurz hinter dem Predilpass.

Der 1.156 m hohe Predilpass verbindet Tarvis bzw. Raibl in Italien mit Bovec (Flitsch) in Slowenien. In der Römerzeit verlief durch das Tal eine befestigte Römerstraße, die über den Predelpass führte. Sie ver-band die Provinzen Noricum im Norden und Venetia et Histria im Süden und war ein wichtiger Handels- und Heeresweg. Die Passstraße führt von Tarvis aus am Abzweig zum Neveasattel und am Raibler See (Lago del Predil) vorbei, bis dort entlang des Gebirgsflusses Gailitz, dann über einige Kehren zur Passhöhe, wo die Staatsgrenze verläuft. Etwa 1 km östlich zweigt die Mangartstraße ab, Sloweniens höchste Straße. Im weiteren Verlauf erreicht die Straße Bovec. In unmittelbarer Nähe der Passstraße liegen drei ehemalige österreichische Festungswerke: Wenige hundert Meter westlich der Passhöhe liegt die Batterie Predilsattel. Am südlichen Ende kurz vor Bovec liegt direkt an der Straße die Flitscher Klause und auf einem Felsen gegenüber das Fort Hermann.

Wir halten an wie immer an der Kluze, einer Festung, die im 15. Jahrhundert erbaut wurde, um die Raubzüge der Türken bis nach Kärnten zu verhindern. Im Jahr 1797 wurde die Festung gegen die vorrückende französische Armee unter Führung Napoleon Bonapartes, die zuvor die österreichische Armee in Nordita-lien besiegt hatte, verteidigt. Die Festung wurde jedoch nach erbitterten Kämpfen von den Franzosen völlig zerstört. Ein 2007 aufgestelltes Mahnmal erinnert an die Opfer der Gräueltaten der Franzosen: sie vergewaltigen und töteten viele Frauen und Kinder.

Kluze - Die gewaltige Festung über der Koritnica-Schlucht, eine der meistbesuchten Kultursehenswürdig-keiten im Soča-Tal, ist ein bedeutendes Denkmal der Abwehr der türkischen Einfälle, der Armee Napoleons und der Angriffe im 1. Weltkrieg.

Geschichte der Festung Kluže:
Im 15. Jahrhundert verhinderte die Festung Kluže, damals eine Holzfestung, türkische Plünderereinfälle auf Kärnten;
Im 17. Jahrhundert errichtet der Hauptmann von Bovec, Georg Philipp von Gera, die Steinfestung und sorgt für die Wasserversorgung;
Im 18. Jahrhundert verteidigt die österreichische Besatzung die Festung vor der Armee von General Napo-leon Bonaparte; diese beseitigt die Brücke über der Koritnica-Schlucht, in welche daraufhin der Großteil der französischen Kriegsgegner hinabfällt;
Im 19. Jahrhundert erhält die Festung das heutige Aussehen;
Im 20. Jahrhundert spielt die Festung die maßgebliche Verteidigungsrolle an der Isonzo-Front.

An der Kluze beginnt einer der Friedenswege. Friedenswege (Le vie della pace) bezeichnet ein Wegesystem aus wieder instandgesetzten Frontwegen zwischen Ortler und Isonzo auf den Spuren des Ersten Welt-kriegs. Dieses gewaltige Wegenetz aus ehemaligen Frontsteige aus dem Gebirgskrieg 1915–1918 und eini-ge besonders markante Höhenstellungen auf dem Monte Piano und im Bereich des Plöckenpasses wurden von den Dolomitenfreunden und freiwilligen Mitarbeitern aus mehr als 20 Nationen wieder begehbar ge-macht, damit sie als „Wege, die einst Fronten trennten, … heute verbinden.“ Initiator und langjähriger Promotor war Walther Schaumann.

Und weiter geht es. Im Vorbeifahren mache ich ein Bild von dem Denkmal zu Ehren des Johann Hermann von Hermansdorf und der mit ihm Gefallenen.

Die Fahrt durch das Soca-Tal ist immer wieder ein Erlebnis. Herrlich die Berge, im Wald ist es angenehm kühl. Leider hat die Kneippe an der Grenze Slowenien / Italien (11.30 Uhr) geschlossen, darum fahren wir weiter, Richtung Tarvisio. Überall sind Schilder zu sehen „Bikers welcome“. Alles wegen des Harley-Treffens in Faak. Um 12 Uhr machen wir Rast im Cafe Corni, Wasser und Saft, ziemlich teuer und die Toiletten mal wieder ein Graus. Hier machen wir auch unseren Großeinkauf: Kalbschnitzel, Hühnchen, Thunfisch, Lachs, Wein, div. Sorten Radicchio, Pfirsiche, Zucchini, div. Käsesorten.

Danach geht es weiter durch das Val d’Aupa und die Karnischen Alpen. Dies ist eine Gebirgsgruppe der südlichen Kalkalpen auf der Grenze zwischen Österreich und Italien. Eine herrliche Berglandschaft mit grünen Bergwiesen, schönen blumengeschmückten Häusern. Nirgendwo begegnet einem jemand mit Smartphone – Wlan, das scheint hier keiner zu kennen. Wir sind vom Rest der Welt abgeschnitten.

In Interneppo sehen wir herrlich bemalte Häuser und die mythologische Mauer, dem italienischen Radsport gewidmet, an der Verbindungsstraße nach Interneppo. Sie wurde aufgrund des Abkommens vom 25. Januar 2001 von der Provinz Udine ins Leben gerufen. Ausführende Maler waren Giuseppe Brombin und Flo-reano „Jan“ Franzil. Auf der Straßenmauer gleich nach einer Straßenkehre sind die berühmten italienischen Radrennfahrer Bottecchia, Binda, Girardengo, Coppi, Adorni, Magni, Guerra, Bartali, Nencini, Gimondi, Moser und Pantani malerisch dargestellt. Antonio Lot mit seinem Mikrofon in der Hand präsentiert die bergwärts pedalierenden Rennfahrer. Bei deren Anstieg werden sie von Duilio Chiaradia, einem bekannten Kameramann des RAI-TV, verkehrt auf einem mitfahrenden Motorrad sitzend, von der Spitze des Feldes aus gefilmt. Leider gelingt es mir nicht, das während der Fahrt zu fotografieren.

Oberhalb des Lago di Cavazzo bei Bordano befindet sich eine Gedenktafel mit einem Verzeichnis der Erdbeben im Friaul von 1279 bis 1976 und ein Denkmal für die Opfer des Erdbebens von 1976. So etwas stimmt immer sehr nachdenklich.

Vom Seeufer aus bietet sich ein herrlicher Blick über den See und eine Kirche auf einem gegenüberliegenden Berg. Es ist nun nicht mehr weit bis zu unserem Campingplatz. Um 14.30 Uhr sind wir Zuhause. Alle anderen Camper sind verschwunden, wir haben den Platz für uns allein.
Abladen, Lebensmittel verstauen, Duschen, Schreiben.

Nach 17 Uhr essen wir: Lachs, Thunfisch, gemischter Salat, Baguette, Pfirsiche, dazu ein trockener Sekt.

Unser Platz ist wirklich wunderschön, einfach traumhaft der Blick auf die Berge und den See.

Später fängt es an, leicht zu tröpfeln, der Regen wird von der Bevölkerung sehnlichst erwartet. In der Gegend sind fast alle Flüsse ausgetrocknet, was irgendwie unheimlich ausschaut. Es kommt ein heftiges Gewitter. Wir verziehen uns in unser Wohnzimmer (Vorzelt), sitzen im Trockenen und haben doch weiter die schöne Aussicht. Es sind wieder drei neue Camper eingetroffen, alle auf der Durchfahrt weiter in den Süden oder auf dem Weg nach Hause. Schade eigentlich. Der Campingplatz ist ideal für Erholungssuchende, Wanderer, Radfahrer, Bader.

Uns gefällt die ganze Gegend sehr gut, kleine Dörfer ähnlich wie in Frankreich. Blumengeschmückte Häuser, schön gepflegte Gärten. Die Menschen leben hier „entschleunigt“, man hat Zeit, egal wo. Wie schon erwähnt sieht man selbst bei den jungen Leuten keine Smartphones, nur normale Handys hin und wieder. Die Menschen sprechen und diskutieren miteinander. Erinnert mich an meine Zeit in Italien, die lange zurück liegt.

Erst spät hört der Regen auf. Wir verziehen uns in den Bus, schauen noch einen Film an über einen Klette-rer in USA, der in den Canyonlands in eine Spalte stürzte und dessen rechter Arm durch Felsbrocken eingeklemmt wurde. Nach 5 Tagen Gefangenschaft schnitt er sich den Unterarm ab, befreite sich und wurde später von anderen Wanderern gefunden, die einen Hubschrauber alarmierten, der ihn ins Krankenhaus brachte. Inzwischen verheiratet, mit einem Sohn, geht er wieder klettern, Bergsteigen, Schwimmen. Allerdings hinterlässt er immer Nachricht, wo er unterwegs ist. Ein bemerkenswerter mutiger Mann, den der Film „127 Hours“ gut darstellt.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf Facebook - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7 Wochen unterwegs - Kultur und Landschaft - Italien (Friaul, Monti Sibillini, Marken, Umbrien, Toskana) - Slowenien - Österreich
Details:
Aufbruch: 30.08.2015
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 17.10.2015
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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