Balkanreise mit Campingbus & Fahrrad 2005
Schöneres Wetter und es geht weiter
Sonntag, 25.September 2005:
Schon morgens um 7 Uhr sehe ich durch die Gardinen ein Stück blauen Himmel. Eine Stunde später scheint die Sonne in den Hotelhof, da macht das Einräumen nach einem guten Frühstück richtig Spaß. Wenn das Wetter so gut wird, dann müssen wir ja nicht den direkten Weg nach Griechenland nehmen, sondern können wenigstens noch einen 45 km weiten Abstecher zum Kloster Rilski machen. Die Hauptstraße nach Süden wird noch ausgebaut, je weiter wir vorankommen, desto besser wird sie. Vom Regen sind nur noch die vollen Wasserläufe zu sehen, aber von oben kommt nichts mehr nach. Als wir ins Seitental nach Rilski einbiegen, kommen wir uns wie an einem Sonnentag in Österreich vor. Gut ausgebaute, aber enge Straße und ein lebhafter Autoverkehr. Alles will zum bulgarischen Nationalheiligtum, dem Kloster Rilski (Rilski Manastir).
Plötzlich mündet die Straße auf einen Parkplatz, hinter dem mitten auf dem Weg ein gewaltiger Steinbau steht, den man durch ein Torgewölbe betritt. Dahinter ein großer Klosterhof mit einer Kathedrale und rundherum Bogengänge in mehreren Stockwerken. Hier ist Horst schon mal gewesen, erinnert er sich, vor ein paar Jahren auf einer Rotel-Tour, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Bulgarien und Rumänien mitgenommen hatte. In der Tat, dieses Kloster muß man gesehen haben! Allein schon die Größe ist beeindruckend, obwohl offenbar nur wenige Mönche noch hier wohnen. Die touristische Vermarktung ist in vollem Gange, aber noch zu moderaten Preisen und das angebotene Kunsthandwerk scheint nicht aus Fernost, sondern wirklich aus Bulgarien zu stammen.
Das bessere Wetter könnte sogar wieder Camping zulassen, doch eigentlich neigen wir wieder zu einer Unterkunft. So begeben wir uns auf die Suche und finden beides: Einen Hang mit ziemlich heruntergekommenen Ferienhütten mitten in schönster Natur. Krystof trifft auf den Vermieter der Hütten, handelt ihn sofort von 20 Lewa auf 10 Lewa für uns vier herunter - dafür brauchen wir unser Zelt nicht aufzubauen. Warmes Wasser gibt es 100 Meter tiefer in einem unbewohnten Haus, eine kalte Quelle sprudelt direkt hinter unserem Quartier. Im Innern der Hütte hat der Zahn der Zeit genagt und es ist ein Wunder, dass der Herd und das Licht funktioniert. Eine primitivere Unterkunft haben wir noch nicht gesehen, nichts ist heizbar, dennoch dienen diese Hütten auch im Winter als Quartiere beim Skilauf. Aber wir können beim selbst zubereiteten "Meyer", unserem Lieblingsgericht, sogar an einem Tisch auf der Veranda sitzen und oberhalb beobachten, wie unser Vermieter unsere 10 Lewa in Schnaps umgesetzt hat und einen Stuhl hinter seiner Frau her wirft.
Krystof betätigt sich sportlich und fährt mit seinem Fahrrad die Straße noch 5 km weiter bergauf. Als er zurückkommt, ist mir die Kühle schon so in die Knochen gestiegen, dass ich es Krystof nachmache und auch noch einmal gut 80 Minuten bergauf strampele, um warm zu werden. Leider erwischt mich auf dem Rückweg wieder Regen, der Fahrtwind tut ein übriges und bibbernd komme ich zurück. Dort berichtet Krystof von einem Tier, das aus der Hütte zum Mülleimer gelaufen sein soll und sich nur mühsam hat verjagen lassen, seine Beschreibung ist ziemlich klar: eine Ratte muß es gewesen sein. Die bekommt in der Nebensaison zu wenig zu fressen, also müssen unsere Vorräte im verschlossenen Bulik verstaut werden. Mutig gehe ich durch den Regen zur warmen Dusche und danach sofort in den doppelten Schlafsack. Horst versucht, sitzend im Bulik warm zu werden, Toni zieht alles an, was er an Klamotten mitgebracht hat, sogar seine Handschuhe. Der letzte muß dann aufstehen und den Lichtschalter ausmachen. Das erfordert bei dieser Art der Installation eine gehörige Portion an Mut. Nachts klart es auf und wird richtig kalt. 4,2 Grad verkündet Krystof gegen 6 Uhr morgens. Da kann keiner mehr schlafen, im übrigen ist die reine Bergluft auch ein Genuß, der bei uns nur nicht so richtig ankommt.
Aufbruch: | 04.09.2005 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 09.10.2005 |
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