Balkanreise mit Campingbus & Fahrrad 2005

Reisezeit: September / Oktober 2005  |  von Manfred Sürig

Svidnik, Hunkovce und Snina

Freitag, den 9.September 2005:

Das Wetter könnte nicht schöner sein. Unsere Route, die eigentlich über das Slowakische Paradies führen sollte, ist weiter nach Norden verschoben. Wir fahren parallel zur slowakisch-polnischen Grenze nach Osten. Am Eingang von Svidnik entdeckt Krystof links von der Straße eine Sammlung alter russischer Panzer, Lastwagen und Flugzeuge, die er unbedingt besichtigen will. Sie gehören zu einem sowjetischen Ehrenmal aus dem zweiten Weltkrieg zum Andenken an die Schlacht am Duklapaß, der hier erbarmungslos getobt haben muß. Einzelgräber mit Personalien sind die Ausnahme, viele Grabsteine stehen für mehrere Opfer, die hier zur Befreiung der Tschechoslowakei ihr Leben lassen mußten. Die Opfer auf der Gegenseite? Sie mögen geflohen oder vertrieben sein oder - verscharrt ohne einen Gedenkstein.
In diesem Gebiet - auch nördlich davon in Polen - sind zahlreiche alte Holzkirchen der griechisch-katholischen Kirchengemeinden, die hier eine Minderheit bilden. Sie alle sind vom slowakischen Staat unter Denkmalschutz gestellt, jedes Kirchlein ist anders.

Der slowakische Staat hat alle die noch verbliebenen Holzkirchen unter Denkmalschutz gestellt, ihr Wert für den Tourismus ist erkannt und sie werden liebevoll unterhalten

Der slowakische Staat hat alle die noch verbliebenen Holzkirchen unter Denkmalschutz gestellt, ihr Wert für den Tourismus ist erkannt und sie werden liebevoll unterhalten

Gleich in der ersten Kirche in Ladomirova treffen wir den Küster, der uns das Gotteshaus sogar aufschließt. Der Pope kommt hinzu, denn in wenigen Minuten findet eine Beerdigung statt, an der wir teilnehmen können. Im nächsten Ort Hunkovce ist das Kirchlein am Rande einer Neubausiedlung fast wie ein Relikt, aber auch hier treffen wir eine Küsterin, die uns erzählt, dass die Gemeinde noch aus 21 Mitgliedern besteht. Die dritte Kirche sehen wir mitten im Dorf Bodruzal, eingezäunt und nicht zugänglich, den Schlüssel soll man bekommen, wenn man die angegebene Handynummer anruft. Wir kaufen bei einem Imker zwei 1,3kg-Gläser Honig für je 150 SKK (=3,50 €), Krystof ist begeistert von diesem Preis. Sogleich wird er bei der Brotzeit vor dem Kirchlein verkostet.
Nun steht Kultur an: Irgendwo hier in den Waldkarpaten sind die Eltern von Andy Warhol geboren und nach USA ausgewandert. Grund genug, hier ein großes Museum in Medzilaborce zu errichten, das alles zusammengetragen hat, was über Karol und Antek Warhols Familie noch auffindbar ist. Originale des Meisters selbst sind dagegen selten. Mindestens genauso interessant ist die russisch-orthodoxe Kirche oberhalb des Museums, die den Ort Medzilaborce wie eine Wallfahrtskirche überragt. Das Land hier ist fast menschenleer, keine Industrie, Landwirtschaft nur gelegentlich, auf den Waldlichtungen wird etwas Heu getrocknet. Arbeit gibt es nur in den beiden Städten Humenne und Snina, zu denen die Menschen weit fahren müssen - das erklärt die guten Busverbindungen auch in den kleinsten Dörfern. Das eigene Auto wäre hier ein Luxus. Umso mehr staunen wir bei der Einfahrt nach Snina. Hier sieht es nach Wohlstand aus, die vielen Autos stehen nicht nur auf den Parkplätzen, sondern ein findiger Blechgaragenbauer hat hier seine eigene Konstruktion verkauft, ein Mittelding zwischen Garage und enganliegender Blechhülle rund um den Kleinwagen. Snina hat sogar so etwas wie ein Vergnügungs- oder Kurviertel, auf dessen Campingplatz jedoch schon alles geschlossen ist. So schlagen wir unser Bulikzelt auf der Straße vor dem Campingplatz auf und schaffen es gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit, zu essen und auch noch abzuwaschen.

Das Wahrzeichen von Medzilaborce, eine russisch-orthodoxe Kirche. Die hier lebenden "Russinen" gehören dieser Kirche an

Das Wahrzeichen von Medzilaborce, eine russisch-orthodoxe Kirche. Die hier lebenden "Russinen" gehören dieser Kirche an

Andy Warhol und wir !

Andy Warhol und wir !

© Manfred Sürig, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein polnischer Freund stellte seinen Uralt-VW-Bus "BULIK" zur Verfügung, damit er einmal in seinem Leben nach Griechenland kam. Seine Deutschen Freunde hatten sich auf ein Abenteuer eingelassen, das am Ende aber gut ausging.
Details:
Aufbruch: 04.09.2005
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.10.2005
Reiseziele: Polen
Slowakei
Ukraine
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Griechenland
Serbien
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.