Balkanreise mit Campingbus & Fahrrad 2005
Von Ulic über die Grenze nach Polonya
Sonntag, 11.September 2005:
Eigentlich stünde nun die siebenstündige Besteigung des Kremenec, des Dreiländerecks Polen-Slowakei-Ukraine an. Aber Krystof hat schon gejammert, dass er höchstens 3 km laufen könnte. Da brauche ich meinen Ischias nicht erst herauszufordern. Aber bergab Radfahren, das lassen wir uns nicht entgehen, auch wenn der Rest des Vormittags dabei draufgeht. In Ulic scheuen wir auch keine Mühe, auf die ukrainische Grenze zuzufahren bis die Straße an einem Erdrutsch endet - man käme hier mit dem Rad auf slowakischer Seite nach 12 km wieder auf befahrbares Gelände dicht vor dem Grenzübergang U'bla. Aber dann müßte Horst mit dem Bulik allein die 44 km Umweg zurück über Staczin nach U'bla fahren, das wäre für ihn ein zu riskantes Abenteuer, und so schnallen wir die Räder wieder auf den Bulik, 83 km stehen auf den Fahrradtachos, endlich.
Nicht die grüne Grenze zur Ukraine, sondern eine deutliche Abgrenzung von Privateigentum, das es jetzt wieder geben darf
Über eine Stunde rollen wir den Umweg bis nach U'bla und reihen uns in die Warteschlange vor der Grenze. Sonntag scheint ein schlechter Tag zu sein, da fahren zu viele "Tanktouristen" in die Ukraine. Und die Kontrolle ist auch ohne den Visumzwang gründlich, umständlich und lange. In der Ukraine ist es eine Stunde später, Osteuropäische Zeit. Drüben angekommen, bleibt uns nicht viel Zeit, um vor Einbruch der Dunkelheit noch bis Polonya zu kommen, der Ort, von dem aus wir voriges Jahr unsere Radtour durch die ukrainischen Karpaten begonnen hatten. Ohne einen einzigen Griwna in der Tasche fahren wir eine Abkürzung von Perecin nach Osten. Zunächst ist auch die Nebenstraße gut, wir kommen flott voran und gönnen uns sogar noch eine Picknickpause am Rande eines Naturparks. Doch dann geht es aufwärts über einen kleinen Paß. Hier bekommen wir die Schlaglöcher der letzten zehn Jahre zu spüren und sind schon nicht mehr ganz sicher, ob wir durchkommen. Doch ein Lastwagen vor uns schafft es ja auch, wenn auch mit schwarzer Rauchwolke. Erstaunt sind wir hinter dem Paß: Ein fast schon mondäner Kurort mit vielen neuen Hotels und Pensionen und Sanatorien, sogar mit einem Kurpark: Ploske, wir haben noch nie von diesem Ort gehört. Auch die Einfahrt nach Polonya ist freundlich, wir entdecken die Pension Fortuna wieder und fragen nach dem Preis für ein Dreibettzimmer. Erst werden uns 120 Griwna (22 Euro) genannt, dann 300 Griwna (=50 Euro), nachdem man wohl gemerkt hat, dass zu dem Polen zwei Deutsche gehören. Krystof versucht hart zu verhandeln, erntet aber nur Kopfschütteln. Viel Zeit bleibt nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit, aber Krystof ist zuversichtlich, eine sichere Stelle zum Campen zu finden. Spontan biegt er rechts in einen Nebenweg auf einen Zuweg zu einem kleinen Bauernhof ein, geht ins Haus und kommt kopfnickend zurück. Der Bulik wird unter einem Apfelbaum so eingeparkt, dass er von der Hauptstraße nicht eingesehen werden kann, der Rest ist Routine: Zelt aufbauen, Luftmatrazen aufpumpen, Essen machen. Dann erklärt uns Krystof, dass die endgültige Erlaubnis zum Campen aber noch nicht erteilt sei, der Schwiegersohn der Oma hätte nichts dagegen, aber Oma muß es genehmigen, und die ist im Moment noch nicht da. Inzwischen ist es stockdunkel, die Enkeltochter lugt ab und zu am Hofhund vorbei zu uns und der Schwiegersohn fährt mit seinem Auto vom Hof. Nach einiger Zeit kehrt er zurück, grüßt uns aus dem Auto wie alte Bekannte und verschwindet mit Oma im Haus. Wir genießen eine ruhige, warme Nacht, denn es sind Wolken aufgezogen.
Camping auf dem Bauerhof - noch ohne Erlaubnis
.....doch jetzt mit herzlichem Abschied
Aufbruch: | 04.09.2005 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 09.10.2005 |
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