Fahrradtour durch Indochina 2006

55. Tag 5.9. 43 km Haiphong - Cat Ba

Eine einstündige Fahrt mit der schnellen Hydrofoil Fähre (100.000d + 30.000d fürs Fahrrad) brachte uns nach Cat Ba. Als wir in den Hafen einfuhren traute ich zunächst meinen Augen kaum. Die Stadt sieht von weitem ein wenig aus wie eine Miniaturversion von Hongkong mit Dutzenden von vielstöckigen, schmalen Gebäuden, die direkt an den steilen, grünen Hängen stehen. Ein reichlich beeindruckender Anblick, wenn auch nicht sehr ästhetisch. Standen in 2000 hier lediglich eine Handvoll neugebauter Hotels, so ist Cat Ba Town nun ein veritables Ferienresort mit Kapazität für den Massentourismus. Die Lage des Ortes ist aber auch wirklich fantastisch und der Hafen wahnsinnig pittoresk.

Im Moment wirkt Cat Ba allerdings eher wie ein Mittelmeeresort im Winter, es ist fast schon erschreckend wenig los nachdem die Ferien letzte Woche zu Ende gegangen sind. Die Restaurants und Cafes sind leer, Hotelzimmer gibt es zum Liegen und auch an den Stränden Cat Co 1-3 waren nur eine Handvoll Touristen aus dem Westen. In diesem Zustand ist die berüchtigte Karaoke-Hölle Cat Ba Town sehr angenehm und gut zu ertragen.

Die Insel ist wirklich traumhaft schön, und außerhalb der Stadt noch sehr ursprünglich, auch Cat Co 2, der schönste der drei, durch einen spektakulären Plankenweg entlang schroffer Felsen verbundenen Strände, ist noch fast unentwickelt, lediglich zwei einfache Strandbars mit Hütten stehen hier, ein wunderbarer Platz zum Baden. Cat Co 1 ist weniger attraktiv und sehr verbaut, am winzigen Cat Co 3 steht ein neues, sehr schönes und dezent gebautes Luxusresort mit traumhafter Strandbar, wo man auch als Nicht-Gast zu überraschend günstigen Preisen etwas trinken und die Atmosphäre genießen kann. Nachdem wir die Strände abgeklappert hatten, kehrten wir wieder an die ausgestorbene Hafenpromenade zurück und aßen leckere, hausgemachte springrolls im Noble House, dem gemütlichsten Restaurant der Gegend, eher ein Travelercafe und damit eine Rarität in der doch sehr auf einheimischen Tourismus ausgerichteten Szene von Cat Ba.

Da ich mehr von der Insel sehen wollte, es gab in Cat Ba Town ohnehin nichts zu tun, setzte ich mich nachmittags noch für ein paar Stündchen aus Fahrrad und fuhr einen gut 30 Kilometer langen Loop, zunächst entlang der Westküste, dann über einen kleinen Pass ins Inselinnere und zurück auf der Inselhauptstraße. Cat Ba ist trotz seiner zerklüfteten Topografie und zahlreichen Hügeln zum Fahrradfahren wunderbar geeignet. Die Hauptstraßen sind in gutem Zustand und kaum befahren, und was landschaftliche Schönheit angeht wurden bei mir Erinnerungen an Hawaii und Fiji wach als ich die spektakuläre Küstenstraße entlang fuhr.

Zu Abend aßen wir in edlem Ambiente im Vosu Restaurant des Sunrise Resorts am Cat Co 3. Die Ausblicke von hier sind unbezahlbar und während das Essen nicht ganz so spektakulär war, so war es doch zumindest lecker und bezahlbar. Die Pasta Alamer (70.000d) schmeckte wie in Italien mit dem Unterschied, dass hier mindestens die dreifache Menge an Meeresfrüchten drin war, überhaupt war die Qualität und die Menge des gebotenen Seafoods vorzüglich, sowohl beim Salat (65.000d), aus dem Wok mit Gemüse (75.000d), als auch bei den frittierten Kalamari (75.000d). Auch die Zubereitung (eher mediterranen beeinflusst) war sehr ordentlich.

Wir übernachteten im Van Anh Hotel, in zentralster Promenadenlage in der ersten Reihe. Hätte ich gewusst, dass hier nichts los ist, hätte ich nicht gleich das erstbeste Zimmer genommen, aber hier gab es einen Lift und einen fantastischen Meerblick, der allein schon 12 $ wert war. Das Zimmer selber war ordentlich, hell und geräumig, aber die Klimaanlage schwächelte und die Badewanne war unbenutzbar.