Frühstück mit Kängurus

Reisezeit: Februar - August 2007  |  von Jens Stolper

Queensland: Outbackerfahrungen

Der 24.06. war ein Sonntag (ausserdem Franks Geburtstag - Gruesse und der Tag, an dem der Mitsu mitten im Outback und fast auch mitten in Australien, 90 Kilometer vor Tennant Creek einfach nicht mehr weiterfahren wollte. Motorschaden!
Nachdem Jensi ein wenig selbst herumgedoktert hatte und wir einsehen mussten, dass da nix zu machen war, warteten wir auf vorbeikommende Autos. Die sind in der Gegend natuerlich selten und noch seltener mit Abschleppseil aber alle sehr hilfsbereit. Abschleppen musste sein und zwei nette Queenslander auf dem weg nach Darwin versprachen uns in Tennant Creek jemanden aufzutreiben, der uns da draussen helfen sollte. Handy funktionierte natuerlich nicht...Gesagt getan. Wir warteten noch ca. 3 Stunden und als es schon Dunkel war wurden wir von einem Typen aus Tennant Creek abgeschleppt ca. 100 Kilometer.

Damit uns die Roadtrains nicht ueberollen haben wir den Mitsu an den Rand geschoben und gewartet, gewartet, gewartet...

Damit uns die Roadtrains nicht ueberollen haben wir den Mitsu an den Rand geschoben und gewartet, gewartet, gewartet...

Der Typ namens Brian schleppte uns zu sich nach Hause auf seinen Hof, einige Kilometer hinter Tennant Creek. Dort begruesste uns seine halbnackte super dicke Frau im schlampigen Haus und schwatzte uns eine Versicherung a la ADAC auf, im Northern heisst es AANT. Ohne die Versicherung haetten wir 400 AUD nur fuer das Abschleppen cash bezahlen muesse. Mit der Versicherung mussten wir 200 AUD cash an den Typen und seine Frau zahlen und 210 AUD fuer die Versicherung. Das soll einer verstehen. Wir zahlten was blieb uns auch uebrig und soetwas wie Kassenzettel oder Quittungen gibt es hier nicht, auf die Frage danach gabs nur ein muedes Laecheln. Die Nacht verbrachten wir auf dem Hof im Mitsu...Dauerregen! - da wo es sonst nie regnet. Brian wollte uns gleich morgens um 7-7:30 Uhr zurueck nach Tennant Creek schleppen zur Werkstatt.

Bilder vom Hof auf die Schnelle geknippst.

Bilder vom Hof auf die Schnelle geknippst.

Puenktlich halb sieben morgens waren wir wach...der Hof stand voellig unter Wasser. Schlamm ueberall, Tiere ueberall - ein Hund der sabbert und gern mehrmals jeden anspringt - yippie! Bis dato haben uns die kaputten Autowracks noch nicht unbedingt beunruhigt Um neun - endlich - hat sich Brian bemueht uns wieder in sein Haus zu bitten. Am hellichten Tag wurde der Eindruck leider nicht besser. Das Haus war eher eine riesige Garage (angesichts der eigentlichen Trockenheit und der Hitze nicht unbedingt das Problem) in der man(n) und auch Frau plus die beiden Kinder mit den Strassenschuhen laufen, auch auf der Couch. Schmuddelig, dreckig, ekelig...die Gerueche mal aussen vor war das Zentrum der Wohngarage ein riesiger, neuer Flachbildfernseher aha? Davor sass ein behinderter Junge im Rollstuhl der Selbstgespraeche hielt, viel zu dick war und scheinbar immer allein und ohne Aufmerksamkeit. Brian meinte sein Sohn liebt Sport und daher laeuft den ganzen Tag Sport logisch. Nicht nur wir waren zu Gast es kam auch noch eine Freundin, die der aelteren Tochter von Brian Nachhilfeunterricht gibt. Die Freundin brachte auch noch ihr Baby und den vielleicht 4-jaehrigen Sohn mit...alle wurden auf den einzigen Teppich im Haus, natuerlich vor dem Fernseher plaziert und sich selbst ueberlassen. Brian meinte sein Kumpel waere auch Mechaniker und er koenne ihn ja mal anrufen. Das Gespraech haben wir belauscht und verlief ungefaehr so: "Hi habe hier einen Mitsu Starwagon, sieht gut aus. Bist du interessiert?" Zehn Minuten spaeter war der Kumpel und super Mechaniker (uebrigens der Mann von der Nachhilfelehrerin) auf dem Hof und begutachtete den Mitsu. Jensi gesellte sich zu Brian + Kumpel und Fraenzi beschaeftigte derweil die Kinder im Haus, denn sonst stoerte scheinbar niemand das schreiende Baby. der Super-Mechaniker tat etwas technisch, und meinte dann nur "Big Job" ne grosse Sache, das wird teuer so 1600-1800 AUD..er schlug auch vor, darueber nachzudenken das Auto nicht gleich zu verkaufen, so ne riesen Reparatur waere es wohl nicht wert, aha?

Wir waren dann schon langsam etwas genervt...die Uhr zeigte fast Mittag und wir meinten zu Brian eine zweite Meinung waere uns lieb. Jensi schaetzte den Schaden am Mitsu naemlich anders ein und das sollte sich spaeter auch als richtig erweisen. Gesagt getan....Mitsu wieder auf den Abschlepper gehieft und auf gings ins kleine Outback-Kaff Tennant Creek (3500 Einwohner). Wir bestimmten diesmal eine Werkstatt, im uebrigen auch die einzige, die serioes aussah. Brian konnte es aber nicht lassen, dackelte uns in die Werkstatt hinterher...ergriff das Wort, von wegen die zwei hier wollen eine zweite Meinung. Mein Kumpel der Super-Mechaniker hat denen schon gesagt was kaputt ist und und und. Da im Outback-Kaff ja alle in einem Boot sitzen..und zu deutsch keiner dem anderen ans Bein pisst, schaute der serioes wirkende Werkstattinhaber in seinen Kalender und meinte ungefaehr:" Oh vor Mittwoch (es war Montag) kann ich mir den Mitsu nicht ansehen, und sollte der Schaden reparabel sein dann hoechstens in zwei Wochen." - aha?
Zurueck zum Super-Mechaniker...wir liessen uns darauf ein ihm eine Chance zu geben, was hatten wir auch fuer ne Wahl. Mitsu wieder aufgepackt und los zum Kumpel von Brian. Dort sah es dann aus wie auf dem Autofriedhof - Schock. Unser Mitsu wurde schnell abgeladen und sollte gerade auf den Hof vom Kumpel geschoben werden, da traute sich Jensi zu fragen ob er bei der Reparatur nicht zur Hand gehen koenne? Das fand der Super-Mechaniker gar nicht lustig und meinte wir sollen dann besser verschwinden, aha?
Gut. Mitsu wieder auf den Schlepper geladen und da Brian uns zu einer Werkstatt bringen musste, redeten wir ihm ein wir gehen zu der serioes wirkenden Werkstatt und bis dato soll er uns auf dem Caravanpark gleich neben der Werkstatt abstellen.

Hier sollte unser Mitsu vom Super-Mechaniker repariert werden.

Hier sollte unser Mitsu vom Super-Mechaniker repariert werden.

Fassen wir zusammen, wir waren in einem Outback-Kaff in dem sich alle einig waren...jede Werkstatt (insgesamt 3) zu der wir fuhren sagte uns sie waere ausgebucht bei 3500 Einwohnern...nur ausgerechnet Brians Kumpel und super Mechaniker hatte Zeit. Alice Springs eine Stadt mit 25 000 Einwohnern lag 535 Kilometer von Tennant Creek entfernt...Irgendwie erreichten wir Enni u. Josi, die schon auf dem Weg von Alice Springs zum Uluru waren. Da sich Geschwister und auch Freunde nun mal nicht gegenseitig haengen lassen, hatten wir folgenden Plan. Enni u. Josi starteten gegen sieben abends in Alice Springs zurueck nach Tennant Creek. Fuer die 535 Kilometer brauchten sie 5h und waren gegen Mitternacht in Tennant Creek. Wir besorgten in der Zwischenzeit ein Abschleppseil und erkundigten uns nach einer Mitsu-Werkstatt in Alice Springs...holten Rat bei Tony und wollten nur noch weg aus Tennant Creek. Zu diesem Zeitpunkt glaubten wir noch das in allen Bundesstaaten Australiens Abschleppen mit Seil (Towing) verboten waere, da wir das von einer Werkstatt in Bundaberg so erfahren hatten. Und auch all die Autos die wir anhielten kein Abschleppseil hatten. Komischer- u. gluecklicherweise gab es im Outback-Kaff Tennant Creek in einem Laden jede Menge Abschleppseile made in China...UND TUV-geprueft in Thueringen. Kein Witz! Wir bereiteten uns jedenfalls auf eine Nacht- u. Nebelabschleppaktion von 535 Kilometer Laenge vor. Gegen Mitternacht hing der Mitsu dann auch am Ford und bei Nebel ging es auf ins Outback. Es war irre kalt eingepackt in unsere Fleecedecken hatten wir die Fenster offen da sie sonst angelaufen waeren. Jensi hatte immer den Fuss auf der Bremse denn Kaengurus und Rinder scheren sich nicht um abschleppende Backpacker. Sehen konnte weder Enni etwas mit nur einem funktionierenden Scheibenwischer, noch Jens da der Ford zu hoch war Fraenzi teilte Jens mit was auf der Strasse vorn so ablief, das einzige Licht war das vom Ford..wir mussten ja die Batterie schonen. Ach und haben wir schon erwaehnt das Ennis Bremslichter am Ford nicht funktionierten? Kein Witz...keine Uebertreibung...so sind wir 535 Kilometer bis zum Morgen durch die Nacht von Enni u. Josi abgeschleppt worden. Gegen halb um acht morgens erreichten wir Alice Springs

Impressionen...Sonnenaufgang kurz vor Alice Springs

Impressionen...Sonnenaufgang kurz vor Alice Springs

In Alice Springs wurde alles viel besser...die Mitsu-Vertragswerkstatt hatte auch hier wenig Zeit, verwies aber auf weitere zuverlaessige Leute. Bei H&B Mechanical trafen wir auf den Mechaniker Weliem, ein Suedafrikaner. Er schaute den Mitsu an, nannte uns verschiedene Ursachen und erlaubte Jens sogar ganz von allein ihm auf die Finger zu schauen. Weliem und sein Chef Tony waren super nett und kompetent. Noch am selben Tag bekamen wir den Mitsu gesund und munter zurueck fuer 400 AUD - zur Erinnerung in Tennant Creek waren es 1600-1800 AUD. Weliem kuemmerte sich auch um die Kinderkrankheiten beim Ford von Enni u. Josi...bzw. ermoeglichte die Do It Yourself Billigvariante. Ausserdem haben wir E-mail Adressen getauscht, denn Weliem hat noch einen Bruder in Suedafrika...tja die naechste Fussball WM kommt bestimmt, wer weiss Weliem hat auch einen Freund in Deutschland und wir wuerden uns freuen ihn irgendwann mal wiederzusehen. Da wir so viel Zeit verloren hatten, machten wir uns abends nach einen warmen BBQ wieder On The road zum Uluru.

Mitsu on the road - Impressionen
Greyhound ist uebrigens die Busgesellschaft im Aussieland die ueberall hinfaehrt.

Mitsu on the road - Impressionen
Greyhound ist uebrigens die Busgesellschaft im Aussieland die ueberall hinfaehrt.

Aus der Ferne - Uluru  oder auch nicht... Diese Felsformation wird oft mit selbigen verwechselt...

Aus der Ferne - Uluru oder auch nicht... Diese Felsformation wird oft mit selbigen verwechselt...

© Jens Stolper, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Trip von Februar bis August mit Working-Holiday-Visum durch das einzigste Land, was gleichzeitig ein Kontinent ist... Abschliessend ein 7-Tage-Stopover in Singapore.
Details:
Aufbruch: 23.02.2007
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 11.08.2007
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Jens Stolper berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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