viereinhalb Monate, kein Ziel aber die Suche nach einem Weg
Vietnam, ein gespaltenes Erlebnis: Hanoi - mehr als nur Motorroller
Nach der Busfahrt mit unerfreulichen Begegnungen mit den mitreisenden Vietnamesen haben wir uns einfach in ein Hotel fahren lassen und sind ins Bett gefallen.
Samstag sind wir schon gegen 4 Uhr aufgestanden um unsere Verabredung pünktlich einzuhalten, wegen der wir so hastig aus Laos aufbrechen mussten. Da unsere Lieblingseltern nämlich ihren Jahresurlaub in Vietnam verbringen, hatten wir beschlossen sie vom Flughafen abzuholen. Als wir jedoch an Selbigem ankamen, mussten wir feststellen, dass der Flug 2 Stunden Verspätung hatte. Irgendwann kamen sie jedoch an und die Überraschung war groß.
Den Rest des Tages haben wir mit Geschichten austauschen (mein Bruderherz hatte sie seit mehr als 8 Monaten nicht mehr gesehen) und Old Quarter (der Altstadt Hanois) erkunden verbracht.
Da unsere Ellis eine Tour mit eigenem Tourguide und Fahrer gebucht hatten, waren wir am Sonntag Vormittag alleine unterwegs und haben auch hier die Walking Tour (des bekannten Reiseführers) gemacht. Erst am Nachmittag haben wir uns wieder getroffen und zusammen zu Abend gegessen.
Aus gegebenen Anlass möchte ich mich an dieser Stelle mal über Hanoi auslassen. Die Hauptstadt Vietnams ist viel kompakter als zum Beispiel Bangkok und auch mindestens genauso farbenfroh und quirlig. Aber genau hier liegt das Hauptproblem der Stadt (wenn nicht des ganzen Landes): der Verkehr. In Hanoi soll es eine halbe Million mehr Motorräder als Einwohner geben und genauso sehen die Straßen aus. Es herrscht Anarchie, in deren "Nahrungskette" der gemeine Fußgänger ganz unten steht, weshalb es in Vietnam auch die meisten prozentualen Verkehrstoten ganz Asiens gibt. Man kommt nicht über die Straßen, Ampelfarben werden ignoriert, die Fußwege sind mit Mopets vollgestellt und das vorherrschende "Geräusch" ist penetrantes Dauerhupen. Außerdem praktizieren die Einheimischen hier einen unglaublich aggressiven Fahrstil, in Folge dessen mein Mütterchen (im Park!!!) auch schon von einem rasenden Motorroller angefahren wurde, es ist glücklicherweise aber nichts Dramatisches passiert.
Montag wollten wir einige noch fehlende Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigen, wie etwa das Mausoleum Ho Chi Minhs, den Regierungspalast und das entsprechende Museum, doch mussten wir leider feststellen, dass bis auf zwei Tempel alle öffentlichen Einrichtungen Montags geschlossen haben.
Doch da einen (neben dem Verkehrschaos) auch die Stadtplanung mit ihren furchtbaren Straßennamen und sinnlos angelegten Häuserblocks in den Wahnsinn treibt, waren wir stundenlang damit beschäftigt von A nach B zu kommen, so dass gar nicht auffiel, dass wir nur die Hälfte unserer Ziele besichtigt hatten.
Dienstag war ich bis zum Mittag (auch weil es meinen Gefährten nicht gut ging) damit beschäftigt meinen Reisebericht zu Laos zu vollenden und hochzuladen, doch dank der langsamen Internetverbindung und eines gemeinen Absturzes mussten sich die Leser wohl noch eine Weile gedulden. Nachmittags verpassten wir mal die wichtigsten Museumsöffnungszeiten und besichtigten daher nur ein Museum: das Militärmuseum.
Dort hat man einen tollen Ausblick vom Fahnenturm und außerdem kann man sich im Museum selbst einen recht umfassenden Eindruck vom "objektiven" Geschichtsbild der Vietnamesen verschaffen.
Natürlich kann man auch eine Menge an Militärgut betrachten, das im ersten und zweiten Indochinakrieg eingesetzt, abgeschossen oder erbeutet wurde. Alles in Allem war die Besichtigung (auch für Nichtmilitaristen) interessant, weil man Geschichte mal live erleben konnte.
Nach dem Bildungsschock wurden wir von einem Vietnamesen zu einem nachmittäglichen Badmintonmatch eingeladen ( ...natürlich haben wir gewonnen!).
Am Folgetag haben wir wieder eine Museumstour gemacht (ja, wir haben's mal relativ zeitig aus dem Bett geschafft). Diesmal waren das Museum of Ethnology und das Hoa Lo Prison Museum dran. Eine detaillierte Beschreibung beider Häuser erspar ich mir mal, es kann sich bestimmt jeder anhand der Namen vorstellen um was es geht.
Donnerstag hat mich eine fiese 48-Stunden-Grippe erwischt, die mich mit 39,5 Grad Fieber ans Bett fesselte. Aus diesem Grund ist auch nicht viel zu berichten, außer dass ich ein wenig gelesen, viel fern gesehen und noch mehr geschlafen hab. Dafür ist mein Brüderchen mal zeitig aus dem Bett gekommen und Nat und er haben es doch tatsächlich geschafft Bruder Ho zu besichtigen.
Am nächsten Tag haben wir uns (trotz unserer negativen Erfahrungen) in den vietnamesischen Straßenverkehr gewagt. Richtig, wir haben uns Motorräder ausgeliehen. Diesmal aber keine Roller, sondern Maschinen mit dem bezeichnenden Namen "Minsk", ohne Tacho, Tankanzeiger oder Kilometerzähler, dafür aber mit manueller Schaltung, Gemischtbenzin und Retroflair.
Wir haben uns die Maschinen ausgeliehen um zu sehen, wie es sich anfühlt ein Teil des kranken Verkehrssystems zu sein. Um es vorweg zu nehmen, es fühlt sich (gerade im Dunkeln und in der Rushhour) nicht besonders gut an, vor allem wenn man die Maschine beim Anfahren immer abwürgt. Unser Ziel waren eigentlich zwei Pagoden ungefähr 30 km vor der Stadt, doch brauchten wir schon gut 2 Stunden, um aus Hanoi herauszukommen. Anschließend sind wir unserer "Straßenkarte" mit den großen Bildchen (und ohne die vielen verwirrenden Straßen) gefolgt, um uns nach einer Zeit der Verzweiflung von Kreuzung zu Kreuzung zum gewünschten Ziel durchzufragen. Der Tempel (wir wissen nicht mal, ob's der richtige war) war an sich ganz nett, schön ruhig und es gab Tee (leider ohne Plätzchen). Die Rückfahrt war weitaus weniger schön, da es zu dunkeln begann und der Feierabendverkehr noch in vollen Zügen lag. Nach einer unendlich scheinenden "Heimfahrt" kamen wir aber doch noch sicher im Hotel an.
Aufbruch: | 27.03.2007 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 15.08.2007 |
Myanmar
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