viereinhalb Monate, kein Ziel aber die Suche nach einem Weg

Reisezeit: März - August 2007  |  von Tom Spitze

Kambodscha: tolles Land, ueble Vergangenheit

Kambodscha, mal wieder ein gebeuteltes Land (wenn nicht sogar das am meisten Gebeutelte), dass wir auf unserer Reise besuchen. Es ist wieder eines dieser Länder, die zwei Gesichter haben: Das "schöne" mit den atemberaubenden Landschaften, unglaublichen Kulturgütern sowie freundlichen, aufgeschlossenen Menschen und das "hässliche", hier (wie meistens) das Erbe seiner Geschichte.
Ein bekannter Reiseführer teilt die Geschichte Kambodschas passenderweise in drei Teile: The Good, the Bad an the Ugly...
Die Erste zieht sich vom 1. Jahrhundert vor Christi bis 1600, in dieser Zeit gelangt das Reich der Khmer (des in Kambodscha vorherrschenden Volksstammes) zu Weltmacht, vergleichbar mit Rom dominiert es große Teile des Süd-Ost-Asiatischen Raumes. Auf dem Höhepunkt seines Glanzes entstehen die gigantischen Tempelanlagen von Angkor, der damaligen Hauptstadt des Reiches. Die "schlechte" Zeit beginnt mit dem Verfall des Reiches und mit dem Niedergang der Khmer-Kultur, ab dem 17. Jahrhundert wird das Land Spielball seiner Nachbarn und der französischen Kolonialmacht. Hässlich wird es nach der Unabhängigkeit 1953. Kambodscha wird trotz Neutralität in den Amerikanisch-Vietnamesischen Krieg gezogen, in Zuge dessen sich die vietnamesischen Kommunisten im Land verstecken und die Amerikaner es bombardieren. Der Gipfel der Grausamkeiten ist erreicht, als Phnom Penh am 17. April 1975 vor den Khmer Rouge (den Roten Khmer) kapituliert. In Folge der Machtübernahme beginnen die dunkelsten 3 Jahre, 8 Monate und 21 Tage in der Geschichte des Landes. Die Vorstellung der neuen Machthaber vom "idealen" Staat ist ein Bauernstaat nach Maoistischem Vorbild und in diesem Bewusstsein beginnen die Roten Khmer schon in den Tagen nach der Machtübernahme die gesamte geistige Elite des Landes auszurotten, die Banken zu sprengen (Geld wird verboten), sowie die Menschen umzusiedeln und Zwangsarbeit leisten zu lassen. Wer gegen einen der neuen "Grundsätze" verstößt, wird meistens sofort hingerichtet oder mit unzähligen anderen (Unschuldigen) in Konzentrationslager gebracht. In der Zeit bis zu ihrer Vertreibung im Januar 1979 bringen die Khmer Rouge direkt und indirekt (etwa durch Hungersnöte) zwischen einer und drei Millionen Menschen um, also über ein Viertel der Gesamtbevölkerung.
Anstatt die Mörder für ihren Genozid verantwortlich zu machen, werden sie in den Folgejahren beliebte Koalitionspartner verschiedenster Kräfte im Land, so dass bis zum heutigen Tag kein ehemaliges Führungsmitglied seiner gerechten Strafe zugeführt wurde. Pol Pot, der Führer der Khmer Rouge (auch Bruder Nr. 1 genannt), starb 1998 als freier Mann. Verwirrende politische Zustände, wechselnde Kräfte (und Besatzungsmächte), eine weite Verminung des Landes durch die Vietnamesen und Khmer Rouge-Splittergruppen, sowie mehrere Hungersnöte führten Kambodscha in den letzten Jahrzehnten dazu, dass das Land das ärmste und unterentwickeltste der gesamten Region ist. Eine UN-Mission (Untac) brachte neben vermeintlicher politischer Stabilität auch eines der derzeitigen größten Probleme (neben Korruption) mit sich: Prostitution und AIDS, Kambodscha liegt in der Top-3 der weltweiten (prozentualen) HIV-Infizierten.

© Tom Spitze, 2007
Du bist hier : Startseite Asien Kambodscha Kambodscha: tolles Land, ueble Vergangenheit
Die Reise
 
Worum geht's?:
Süd-Ost-Asien... Freundliche Menschen, phantastische Landschaften, unvergleichliche Kulkturschätze und nicht zuletzt (hoffentlich) traumhaftes Wetter. Meine Erfahrungen mit all diesen Reiseprospekt-Ansagen, lassen sich jetzt mit einem einfachen *Klick* auf den folgenden Button live verfolgen.
Details:
Aufbruch: 27.03.2007
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 15.08.2007
Reiseziele: Thailand
Myanmar
Laos
Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Tom Spitze berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.