cool runnings ...

Reisezeit: März 2009 - November 2010  |  von Stephanie Wiesmüller

Bangkok - Scheideweg

Und dann sind auf einmal zwei Wochen vergangen und ich muß Freund Alex zum Bus bringen. Abschiede fallen noch immer nicht leichter als vor 20 Monaten. Und mit dem Verlust des vertrauten Menschen kommt auch das Heimweh zurück. Ich verkrieche mich einen Tag in meinem schneeweißen Hostelbett und bin depremiert. Ich weiß nichts recht mit mir anzufangen. Dumpf grüble ich vor mich hin, wie soll es nur weitergehen?

Mein "offenes" Rückflugticket muß jetzt dann engültig Mal verschoben werden, da der vorläufige Termin immer näher rückt und ich diesen Termin ja nur ins Blaue vergeben hatte, damit ich nach Asien einreisen kann, mit der Option das Datum dann zu verlängern.....und was, wenn ich jetzt dann heimgehen würde? Pfui, ich mag jetzt nicht überlegen, wie Scarlet O'Hara verschiebe ich diesen Gedanken auf morgen.

Apropos morgen: ganz Bangkok ist aufgeregt, da morgen Loi Krathong stattfindet, das Lichterfest. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, aber alleine?? Ich zieh mir die Decke über'n Kopf, bin totunglücklich und einsam.

Aber lange halt ich's da unter meiner Decke nicht aus, zieh mich an und wander durch die Straßen Bangkok's. Und wie's so ist, bekomm ich schon bei meinem ersten Cocktail Gesellschaft und eh ich zählen kann sitzen 6 Leute beinander und ratschen, trinken und feiern zusammen. Es wird eine lange Nacht und wir verabreden uns für morgen, um gemeinsam ein Blütenschifferl zu Wasser zu lassen.

Wir treffen uns also am nächsten Tag und kaufen auf dem Weg zum Fluß unser Boot. Es herrscht eine Stimmung wie an Silvester und Jung und Alt zwängen sich durch die engen sois zum Fluß runter. Wir verlieren die Hälfte der Truppe im Gewühl und es ist auch kein Durchkommen mit dem Handy, also sind wir nur noch zu zweit und nehmen's gelassen, denn wir sind auch so umringt von Tausenden von Menschen, lassen uns treiben und finden dann den idealen Platz um unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen, die schlechten Erinnerungen und schlimmen Erfahrungen in unserem Booterl auf Reise zu schicken, genau an der Rama VIII-Brücke.

Verzückt sehe ich, daß nicht nur Blütenschifferl zu Wasser gelassen werden, sondern auch Laternen in den Himmel steigen und der Himmel Bangkok's übersäht ist mit kleinen Lichtern, bunt geschmückte und leuchtende Boote auf dem Fluß die Luft beschallen ... eine unfaßbare Szenerie, unvergeßlich schön und mit nichts, was ich von daheim kenn, zu vergleichen.

Laternen am Himmel wie kleine Sternderl

Laternen am Himmel wie kleine Sternderl

Was für eine wunderschöne Nacht und erst spät kommen alle wieder zur Ruhe und strömen zurück in die Wohngegenden. Die Khao San bebt heute und ist ein häßliches Bild nach all der Ruhe und Schönheit der Lichter am Fluß. Ich verziehe mich in eine der Seitenstraßen, noch immer am Überlegen, wie es weitergehen soll. Da sitz ich nun, in meinem Lieblingslokal und beschließe aus dem Bauch heraus, nach Hause zu gehen. Ich buche mein Ticket um, nicht wie erwartet später, sondern früher und buche gleichzeitig noch für (schon) morgen mein Ticket nach Laos.

Die letzten Tage vor'm Heimflug will ich nicht hier in Bangkok verbringen. Selber erschrocken von meiner Spontanität hoffe ich, daß ich es nicht schon morgen bereuen werde und gehe mit mulmigem Gefühl schlafen.
Aber auch am nächsten Morgen halte ich es für eine gute Idee, mein Heimflug wird mich in einer Woche am Morgen von meinem Geburtstag nach Hause bringen und meinen Eltern werde ich auch nichts davon sagen....ich mach mir und Ihnen eine Geburtstagsüberraschung und bisl mir fast in die Hosen vor Aufregung

Einen Tag verplemper ich noch in Bangkok, um fünf Uhr will ich wie geheißen mein Ticket im Reisebüro abholen, schließlich geht mein Zug schon in einer Stunde......der Typ kramt in seiner Schublade, wird puterrot, ich ahne Schreckliches. Halb deutsch-, halb englisch-Kauderwelsch erklärt er mir, das Ticket sei noch nicht da. "Immer nett Lächeln und Winken", ermahne ich mich und erkläre ihm, daß ich in seinem Reisebüro übernachten werde, wenn er nicht SOFORT mein Ticket herzaubert, und er wird tatsächlich noch dunkler im Gesicht: "You sleep in mein home, if ticket nicht hier! I promise!" Da hast Du recht, kleiner Mann, also lauf, lauf schnell! Er telefoniert hastig und bestellt mich eine halbe Stunde später wieder her. Thailand! Grmpfffffff!

Ich mußte nicht bei ihm übernachten, ich schwing mich und meine Tasche nun echt unter Zeitdruck ins TukTuk, auf geht's nach Laos.....Mann, ich weiß gar nix über Laos, wo ist denn nur mein Lonely Planet? Ach, weißt was, morgen ist auch noch ein Tag, was soll mir schon passieren, ich fahr einfach drauf los. Am Bahnhof suche ich meinen Zug und bin verwirrt, fühle mich ein wenig wie Harry Potter auf seiner Suche nach Gleis 9 3/4 im Hogwarts Express

ahhh!!!!

ahhh!!!!

hä??????

hä??????

Noch schnell die Eltern anrufen, daß ich Thailand verlasse und nicht mehr unter meiner Thai-Nummer erreichbar bin. Und bloß nicht verquatschen, daß ich quasi schon auf'm Heimweg bin. Wild plapper ich drauf los, daß ich anschließend Pläne habe nach Indonesien zu gehen (blödsinn) ich noch genügend Geld habe (blödsinn) und noch gar nicht heim will (halber blödsinn).

So, das ist erledigt, der Zug ruckelt los und der nette Mann macht mein Bett im Schlafwagen. Ob ich da schlafen kann? 12 Stunden hab ich vor mir, die große Fahrt ins Unbekannte, zack, schon bin ich eingeschlafen

Schlafwagen im overnighter von Bangkok nach Nong Khai

Schlafwagen im overnighter von Bangkok nach Nong Khai

© Stephanie Wiesmüller, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Für alle, die sich zwischendrin Mal fragen, wo ich mich rum treibe. 12 Monate down under, in meinem Fall open end im Anschluss, als Reisepartnerin a Bratwürstl und vorab mit mächtig Schiss, ob mir nicht doch meine Mami fehlen wird ;-)
Details:
Aufbruch: 15.03.2009
Dauer: 21 Monate
Heimkehr: 30.11.2010
Reiseziele: Australien
Indonesien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Stephanie Wiesmüller berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.